Welche Überraschung
Unsere Grundschule hat ~ 300 Schüler, davon etwa 35 türkischer Herkunft. Davon hat mehr als die Hälfte probs mit der deutschen Sprache, sowohl beim mündlichen als auch beim schriftlichen Gebrauch. Hier wäre der wichtigste Ansatzpunkt für gezielte Maßnahmen, wie sie ja auch z.B. als vorschulischer Sprachförderunterricht (120 Stunden) und Ausländerförderunterricht während der gesamten Grundschulzeit eingerichtet worden sind.
Was nützen diese Maßnahmen, wenn z.B. 80 % der türkischen Mütter kaum ein Wort deutsch sprechen, die Kinder also zu Hause wenig Förderung erfahren. Die türkischen Eltern kommen oft weder zu Elternsprechtagen noch zu Klassenpflegschaftsabenden, Podien, wo man abgestimmte Förderkonzepte vorstellen und besprechen kann, sodass zu Hause die Arbeit der Schule unterstützt bzw. fortgeführt werden kann. Leider haben die Tugenden Pünklichkeit und Regelmäßigkeit bei vielen türkischen Familien einen anderen Stellenwert als z.B. bei sozial höherrangigen Familien - auch das steht erfolgreicher Schularbeit schon mal im Weg.
Schließlich wird das Erlernen einer Zweitsprache um so mehr erschwert, je weniger gründlich die Erstsprache gelernt worden ist. Leider ist der Erwerb der türkischen Muttersprache bei vielen türkischen Kindern holprig und unvollkommen abgelaufen, so dass sich auch hier zusätzlich Probleme ergeben.
Wie soll ein Bildungssystem diese ganzen Variablen in den Griff kriegen um die Chancen dieser Kinder zu verbessern (wobei ja immer noch nicht beachtet wurde, dass bei verschiedenen sozialen Schichten ja möglicherweise auch verschiedene Intelligenzniveaus bzw. Begrenzungen desselben vorliegen)?
Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit! (Erich Kästner)