Für meine Fragestellung brauche ich die Meinung einiger Leute, die eine Stellung dazu haben, ob sie denken dass China unsere Jobs "wegnimmt" oder nicht.
Ich selber denke nicht, dass unsere Jobs gefährdet sind, denn wenn wir mit China handeln können wir mit ihnen profitieren. Selbstverständlich gehen einige Jobs weg, aber dafür können wir uns spezialisieren auf High-Tech und profitieren von China's Lowtech produkte.
Ich würde mich über einige Abstimmungen sehr freuen.;)
LG
Die Integration China´s in die Weltwirtschaft
Ein unterbelichtetes Merkmal dieser Integration ist die Verdoppelung des Arbeitskräftepotentials, das in die marktwirtschaftlich organisierte Welt eingebunden sein will. China bringt 750 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter ein. Diese neue Arbeitskräfte verlangen nur einen Bruchteil der Löhne, die wir im entwickelten Westen gewohnt sind. Und solange dessen Integration in die moderne Arbeitswelt andauert, wird bei uns ein neues Prekariat geschaffen: Menschen in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen als Folge von Ausgliederung globaler Konkurrenz.
Chinas arbeitspotential ist noch längst nicht ausgeschöpft, denn im Hinterland, wo die Beschäftigung wenig produktiv und meist nur saisonal ist, gibt es noch zahlreiche Arbeitskräfte. Diese Wanderungsstrom wird ergänzt durch diejenigen, die aus den unprofitablen Staatsbetrieben entlassen werden. Dauer und Umfang dieser Wanderung werden entscheidend auf unseren Wohlstand einwirken. Das chinesische Landwirtschaftsministerium schätzt den Überschuss an unproduktiver Arbeit auf 150 Millionen Menschen; addieren wir noch die Arbeitslosen dazu, etwa weitere 100 Millionen sind wir bei 250 Millionen unproduktive Menschen in China.
Aus der Differenz des Wachstums des Sozialprodukts und der Arbeitsproduktivität (BIP) ergibt sich die grobe Schätzung, dass in China die Anzahl der im modernen Sektor Beschäftigten nur um ein Prozent pro Jahr wächst, also etwa um 8 Millionen. Somit könnte es also 30 Jahre noch brauchen, bis Chinas Arbeiterpotential absorbiert ist.
Ein duales Arbeitsmarktmodell aus den 50er Jahren, das wir dem Nobelpreisträger Arthur Lewis schulden, verduetlicht die Konsequenzen. Besonders beunruhigend: Solange der Überschuss an unproduktiver Arbeit im ländlichen Raum nicht weggeschmolzen ist, bleibt der Druck auf die Reallöhne bestehen. Dies hält die Gewinne im produktiven sektor hoch – ein Anreiz dort zu re-investieren. Entweder erschöpfen sich die Gewinnpotentiale im modernen Sektor, bevor die Überschussarbeit absorbiert wurde; oder, umgekehrt, das
rurale Arbeitsangebot wird voll in den modernen Sektor weitergeleitet; dann würden endlich wieder
Knappheitspreise für Arbeit gezahlt, die Löhne würden steigen.
Wie exportieren China, Indien und Co. den Lohndruck in unsere Breitengrade? Zunächst die gute
Nachricht: über geringere Produktpreise und höhere Kaufkraft unserer Einkommen.
Nehmen wir einmal an, der deutsche Angestellte sei produktiver als der indische oder chinesische Kollege,
egal ob er im Bereich von low-tech, medium-tech oder high-tech arbeitet. Wo globaler Wettbewerb
herrscht (z.B. im medium-tech), entsprechen die Lohnrelationen den Produktivitätsrelationen; dort sind die
Lohnstückkosten identisch. Dass heisst: Wir bleiben dort wettbewerbsfähig (high-tech), wo unser
Produktivitätsvorsprung höher ist als unser Lohnvorsprung (high-tech). Erzielen nun die Chinesen oder
Inder Produktivitätsfortschritte im low-tech Bereich (in dem wir wegen zu hoher Lohnstückkosten nicht
wettbewerbsfähig sind), kommt uns das durch fallende Verbrauchspreise zugute: Unsere Kaufkraft steigt.
Solange Chinas und Indiens terms of trade, als das Verhältnis ihrer Export- zu Importpreise, sinken,
profitieren wir davon.
Dass die Kaufkraft unserer Einkommen von der Integration Chinas und Indiens in die Weltwirtschaft
profitiert, tröstet nicht über den Lohndruck hinweg, den diese Länder nun auf einfache und mittlere Arbeit
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entfalten. Welcher Effekt überwiegt? Konsultieren wir eine einfache Produktionsfunktion, in der das
Kapital ein Drittel zum Einkommen beiträgt (der Rest wird von der ungelernten Arbeit und dem Know
How geleistet). Da die Verdoppelung des globalen Arbeitsangebots das Verhältnis von Kapital zu Arbeit
halbiert, wird die Produktivität der ungelernten Arbeit geringer - und zwar um gut 16 Prozent. (Rechnen
Sie nach, hier ist nicht der Raum für Gleichungen). Um denselben Prozentsatz sinken die
Gleichgewichtslöhne, die den Arbeitsmarkt räumen. Wo – wie etwa in den USA - der Arbeitsmarkt
flexibel ist, schlägt sich dies in Lohndruck nieder; bei uns in Europa, wo die damit einhergehende
Lohnspreizung zwischen einfacher und gutbezahlter Arbeit nicht hingenommen wird, zahlen wir mit
vermehrter Arbeitslosigkeit.
Wie lange wird der Anpassungsvorgang dauern? Konsultieren wir noch einmal unsere
Produktionsfunktion. Sie gibt uns in etwa dieselbe Antwort wie die Analyse des chinesischen
Arbeitsmarktes. Insbesondere die hohe chinesische Kapitalakkumulation wird dafür sorgen, dass das alte
Verhältnis von Kapital zu Arbeit wieder hergestellt wird – allerdings erst in etwa 30 Jahren.
Auch die Aussenhandelstheorie und ihr zentrales Globalisierungstheorem (Stolper-Samuelson) verheissen
Prekarität und Prekariat: Die Senkung der Preise für lohnintensive Güter bewirkt schmalere Löhne (für
einfache Arbeit) und fettere Profite. Dort wo China besonders präsent ist, etwa in der Produktion von
Spielzeugen, ist der Preis- und Lohndruck besonders ausgeprägt. Die Wucht von Outsourcing und
Offshoring , stärker als die sturste Gewerkschaft, sorgen hier für ein neues Prekariat.
Dennoch: das Globalisierungsrad können und sollten wir nicht zurückdrehen. Unsere Einkommen werden
nicht ins Bodenlose fallen.
• Die Integration von armen und reichen Ländern, auch wenn sie sich mit weit grösseren Friktionen
vollzieht als die Integration unter Seinesgleichen, schafft weltweite Spezialisierungsgewinne, die
sich in steigenden Einkünften niederschlagen; wie diese sich verteilen, steht auf einem anderen
Blatt.
• Wo wie bei uns die Löhne hoch sind, reflektieren diese zum guten Teil Erträge nicht nur von roher
Arbeitskraft sondern von know how, das so schnell nicht kopiert werden kann; allerdings lernen
Inder und Chinesen begierig.
• Der Konkurrenzdruck aus den Niedriglohnstaaten sollte uns in der globalen Wertschöpfungskette
nach vorne peitschen. Wer protektionistisch mit Abschottung auf die globale Konkurrenz reagiert,
hat schon verloren: Wenig empirische Evidenz ist so unumstritten wie die, dass offene Länder
rascher wachsen als abgeschottene Länder.
Unsere Volkswirte haben auf die Herausforderung der Integration der asiatischen Giganten kaum
überzeugende Antworten angeboten, da sie zur Verniedlichung der Globalisierungsfriktionen neigen. Wer
nachhaltig überzeugen möchte, der sollte nicht durch Halbwahrheiten auffallen, sondern mit
schonungsloser Analyse. Das Proletariat in Asien und das Prekariat in Europa werden keine Ruhe lassen.
EDIT//
Verlgeich zum ersten Thema möchte ich noch gerne wisse, wie ihr China sieht?