Verwendung des Wortes "Unterschicht"

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  • Panzerfaust
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  • Verwendung des Wortes "Unterschicht"

    Hallo Leute
    sicherlich habt ihr schon des öfteren gehört wie bei irgendwelchen Debatten in der Politik der Begriff "Unteschicht" gefallen ist.

    Mit Fastfood vor dem Fernseher
    In Deutschland ist der Begriff "Unterschicht" bereits salonfähig
    Sie sitzen den ganzen Tag auf der Couch, trinken Bier, mampfen McDonalds und sehen Gerichtsshows auf den Privatkanälen. Sie kassieren ungeniert Hartz IV, ihre Kinder heißen Marcel, Kevin und Jaqueline - so sieht Deutschland seine "Unterschicht", seit TV-Zyniker Harald Schmid vor eineinhalb Jahren den Begriff vom "Unterschichtenfernsehen" prägte. Lange Zeit verpönt, ist das Wort mittlerweile in der Politik angekommen. Es gebe zunehmend ein "Unterschichten-Problem", erklärte SPD-Chef Kurt Beck gerade, wofür ihn Arbeitsminister Franz Müntefering (SPD) rügt: "Der Begriff ist von lebensfremden Soziologen."

    "Wir verwenden ihn aber nicht abwertend", sagt Soziologe Stefan Hradil (Universität Mainz) dem Standard. Die Unterschicht, das seien wissenschaftlich "nicht nur Menschen, mit geringer Perspektive, sondern auch große Teile der Arbeiterschaft." Hradil: "Soziologen geht es darum, die Lage und Mentalität dieser Menschen zu erforschen und nicht darum, sie moralisch zu beurteilen."


    Quelle: derStandard.at

    Ist auch interessant was bei Wiki dazu steht man beachte auch die Links da unten:
    Neue Unterschicht - Wikipedia

    Na jedenfalls stellt sich für mich die Frage welche Folgen die Benutzung dieses Wortes hat/ haben kann. Ich sehe da einen gewissen moralischen bzw. sozialen Konflikt nämlich dass die Unterschicht als Menschen 2. Klasse gesehen wird (obwohl es ja nicht so gemeint sein muss). Man könnte auch folgendes dazu sagen: Wer mit dem Wort Unterschicht Probleme hat, weil er z.B. beleidigt wird, muss sich notwendigerweise mit ihr identifizieren. wenn er sich mit ihr identifizieren kann, kann er gar nicht damit nicht einverstanden sein, weil er sich selbst so sieht. Also dürfte keiner ein Problem damit haben, weil nur die, die es betrifft, berechtigt sind sich darüber aufzuregen.
    Das Problem ist vielleicht nur, dass es falsch verstanden wird.
    Wat maint ia dazu?
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  • Ich persönlich habe keine Probleme damit das Wort zu benutzen, natürlich, es kommt "Unter" vor, aber darin sehe ich nichts schlimmes, schließlich stehen diese Leute im Einkommen (was heutzutage für die meisten das wichtigste ist) unter anderem.

    Da gibt es sicherlich andere Wörter für diese Schicht, die viel mehr in Veruf geraten sind, wenn auch sicherlich nur noch wenige, die es nicht sind. ;)

    mfg
    neo
  • Da wir in einer Zeit der (selbstverständlich von Amerika [USA] kommenden und von uns Altweltlern gierig und wie besinnungslos aufgeschnappten und förmlich -geschleckten) politischen "Korrektheit" und Hysterie leben, finde ich es mehr als nur erfrischend, wenn endlich mal ein Begriff verwendet wird ohne Schönfärberei. Denn was hat denn der Unterschichtler davon, wenn er "Prekariat" genannt wird? Dasselbe wie die von wohlmeinenden Frauenverstehern zu "Frisörin" umgetaufte Friseuse, nämlich gar nichts.
  • Es gibt eine Oberschicht, da regt sich niemand auf, es gibt sogar eine Mittelschicht!!!
    Sobald man dies logisch fortführt und eine Unterschicht draus macht, regen sich die Leute auf? Naja,....
    Ich habe kein Problem damit das Wort zu benutzen, und würde auch nicht verstehen wenn sich wer drüber aufregt.
    Reichtum verteilt sich nun mal wie eine Pyramide, wenig superreiche, viele ärmere und dazwischen die Mittleren,...und das ergibt nun mal wie gesagt eine Pyramide und unten ist die UNTERschicht,.....

    Die andere Seite ist dunkel, sehr dunkel!
    Halt die Klappe Yoda und iss deinen Toast!

  • Wie ich sehe haben wir bisher alle festgestellt, dass es eigentlich keine Probleme macht, wenn man darüber nachdenkt. Nun ist es aber nicht so ,dass jeder nachdenkt ("das Volk ist dumm" sagen manche und irgendwo stimmt es auch), für mich stellt sich ja deshalb die Frage ob die Verwendung negative Auswirkungen bringt/bringen kann und welche das sind. Diese Fragestellung möchte ich damit verbinden, weil es mir interessant erscheint.
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  • Ich glaube weniger, das die Bezeichnung von Unterschicht sich ändern wird oder Folgen hätte. Wenn wir mal einen Blick in die Geschichte und Gegenwart werfen, werden wir sehen dass es überall diese Schichten gab/gibt. Damals gab es Stände ( 1=Geistliche 2=Adlige 3=Bürger ) und in Indien zum Beispiel das Kasten-System.
    Richtige Veränderungen werden nicht durch die Bezeichnung kommen sondern durch den Zustand in der sich diese Schicht befindet, um es so auszudrücken "Zu wenig zum Leben, zu Viel zum Sterben"
    Wenn du dich mit den Teufel anlegst, veränderst du nicht den Teufel sondern der Teufel verändert dich.

    Pech ist die Summe falscher Entscheidungen
  • zum Beispiel?

    Assis, Hartz4-Schmarotzer, so genau kenn ich mich da leider nicht aus. ;)

    "Zu wenig zum Leben, zu Viel zum Sterben"

    Das gilt heute schon lange nicht mehr in Deutschland, sollte eher sowas heißen wie
    Zu viel zum Leben, zu viel zum nachdenken.

    mfg
    neo
  • Das gilt heute schon lange nicht mehr in Deutschland, sollte eher sowas heißen wie
    Zu viel zum Leben, zu viel zum nachdenken.


    Naja scheinst wohl recht zu haben, vielleicht liegt es aber auch daran wie es iner der Zeit der Aufklärung war: Die menschheit ist zu Faul um sich gegen ihre Misstände zu erheben. Naja hier liegt es mal wieder an den Bürgern selbst und ich muss leider auch bekennen mir geht es noch gut.
    Wenn du dich mit den Teufel anlegst, veränderst du nicht den Teufel sondern der Teufel verändert dich.

    Pech ist die Summe falscher Entscheidungen
  • habe noch einen Interessanten Text gefunden

    "Die Kerle wissen ja, dass Vater Staat für uns sorgt", sagt Manuela Reimann, die beste Freundin von Heike Benziane. Die 35-Jährige ist im Meerkamp aufgewachsen und lebt noch immer hier. Genau wie ihre beiden Brüder und ihre Eltern. "In dieser Umgebung kann man kein Kind großziehen", sagt sie. Sie ist schwanger. Manuela Reimann zündet sich eine Marlboro an und sagt entschuldigend: "Wegen dem Kind muss ich ja schon auf die Tabletten verzichten."

    An einem Freitagabend im August hat sie ihrem Freund berichtet, dass der Schwangerschaftstest diesmal positiv war. Samstagmorgen war er weg. Sie nimmt es ihm nicht übel. "Welcher Mann zieht denn hier noch seine Kinder mit groß? Also, ich kenne keinen", sagt sie. Trennung und Scheidung sind das größte Armutsrisiko in unserer Gesellschaft. Und Unterschichtsbeziehungen haben eine besonders kurze Haltbarkeit. Manuela Reimann wird nie wieder arbeiten, das ist heute schon sicher. "Schulden", sagt sie. Würde sie arbeiten, müsste sie ihre Schulden zurückzahlen.

    Reimanns Bruder Udo Hupa ist 44 Jahre alt und wohnt auf demselben Stockwerk wie seine Eltern. Er ist klein und wiegt um die 130 Kilo. Im Sommer hat er sich ein Piercing in die linke Augenbraue bohren lassen. Als junger Mann hat Hupa Metzger gelernt. An seine letzte Arbeitsstelle kann er sich nicht mehr erinnern. Arbeit ist in Katernberg einfach kein Thema. Hupa lebt von Arbeitslosenhilfe und davon, DVDs zu brennen. "Was die Leute hier halt so gucken." Pornos. Dafür hat er sich einen leistungsfähigen Computer angeschafft. Obwohl Udo Hupa Diabetiker ist, stehen regelmäßig Süßigkeiten auf dem Speiseplan. "Ich versuch' ja, es zu lassen", sagt er. "Aber ich muss einfach laufend zum Büdchen und mir eine Ladung Weingummis reinziehen." Hupa findet sich nicht zu dick. Jedenfalls nicht im Vergleich zu seinem Bruder. Der ist 38 Jahre alt, wohnt noch bei den Eltern und ist "der fetteste Mensch, den ich je gesehen habe. Viel fetter als Calmund. Der wiegt über 250 Kilo, ehrlich, und hat die Wohnung schon seit Jahren nicht mehr verlassen können", berichtet Hupa.

    "Die Unterschicht ist von allen chronischen Krankheiten überdurchschnittlich stark betroffen", sagt Andreas Mielck vom Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit in München. Das Krankheitsrisiko ist etwa doppelt so hoch, auch bei der angeblichen Managerkrankheit Herzinfarkt. Sind Angehörige der Unterschicht einmal erkrankt, verläuft ihr Heilungsprozess erheblich schlechter. Früher waren mangelnde ärztliche Versorgung und krankmachende Arbeitsbedingungen die Gründe dafür. Heute nicht mehr. Es gibt nur einen Grund: falsches Verhalten.

    Mielck hat die Beweise zusammengetragen: Ehemalige Hauptschüler rauchen fast doppelt so oft wie ehemalige Gymnasiasten. Schon 12- bis 13-jährige Hauptschüler trinken annähernd doppelt so viel Alkohol wie gleichaltrige Gymnasiasten. Fast ein Drittel der Unterschichtsfrauen haben starkes Übergewicht (32 Prozent), viermal so viel wie Oberschichtsfrauen (8 Prozent). Fast Food ist die Nahrung der Unterschicht. Und 25- bis 39-jährige Angehörige der Unterschicht haben dreimal so oft Bewegungsmangel wie Angehörige der Oberschicht. Mit Geld hat das alles nichts zu tun. Im Gegenteil: Einen Monat rauchen ist teurer als der Monatsbeitrag in einem exklusiven Fitness-Studio. Fast Food ist teurer als Selberkochen. Alkohol ist teurer als selbst gepresster Obstsaft, die Presse mitgerechnet. Ungesundes Verhalten ist insgesamt teurer als gesundes.

    Armut macht also nicht krank. Der schlechte Gesundheitszustand der Unterschicht ist keine Folge des Geldmangels, sondern des Mangels an Disziplin. Disziplinlosigkeit ist eines der Merkmale der neuen Unterschichtskultur. Es gibt noch mehr: Konsumforscher haben ermittelt, dass die Unterschicht zu "demonstrativem Konsum" neigt, die angesagtesten Klamotten, das neueste Handy, das Auto mit dem fettesten Auspuffrohr. Und wenn das Geld ausgegeben ist, werden Schulden gemacht. Wofür? Vor allem für Unterhaltungselektronik, sagen Verbraucherschützer. Die Unterschicht lebt im Hier und Heute und kümmert sich nicht um die Zukunft. Weder um die eigene noch um die der Gesellschaft. Die Unterschicht geht der Demokratie verloren. Wahlforscher beobachten seit Jahren: Je geringer die Bildung, desto geringer die Wahlbeteiligung. In Katernberg gingen in diesem Jahr nur 40 Prozent zu den Kommunalwahlen und ganze 28,8 Prozent zu den Europawahlen.

    Der Freizeitforscher Horst Opaschowski hat herausgefunden: In der Freizeit ist die Unterschicht vor allem passiv. Und wer von Stütze lebt, hat viel freie Zeit. Freunde treffen, im Internet surfen, etwas lernen, lesen? Alles Fehlanzeige. Unterschichtler verbringen ihre Freizeit vor allem mit Glotzen. Sie sind die Zuschauer des Lebens. Und sie glotzen vor allem mehr Nachmittagsgeplapper, mehr Gewalt, mehr Trash. "Mediale Verwahrlosung", nennt das Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts in Hannover. Du bist, was du glotzt.

    Im Herbst hat Elke Zepig den ersten Buchladen in Essen-Katernberg eröffnet. Davor gab es in einem Stadtteil, in dem fast 24 000 Menschen leben, keine Bücher zu kaufen. Zepigs Buchladen ist eigentlich ein Schreibwarenladen mit drei zusätzlichen Billy-Regalen, in denen lose ein paar Bücher stehen. "Die Leute hier lesen einfach nicht", sagt Elke Zepig. An den Buchpreisen kann es nicht liegen. Denn die Katernberger haben genug Geld zum Spielen. Allein in der Hauptstraße gibt es auf eineinhalb Kilometern sieben Spielhöllen. Die Geschäfte laufen gut.

    Die Unterschicht verliert die Kontrolle, beim Geld, beim Essen, beim Rauchen, in den Partnerschaften, bei der Erziehung, in der gesamten Lebensführung. Nirgendwo wird der Disziplinverlust so deutlich wie beim Sport. Über Generationen war Sport der große Freizeitspaß der Unterschicht. Nach Schulschluss wurde in den Arbeitervierteln gekickt. Früher. Ob Jung oder Alt: Für die Unterschicht findet Sport heute im Wesentlichen im Fernsehen statt. "Hauptschulabsolventen treiben nur noch zu 21,5 Prozent Sport, Gymnasialabsolventen jedoch zu 52,3 Prozent", sagt Opaschowski.


    Quelle: Unterschicht: Das wahre Elend - stern.de

    Da ist schon was wahres dran, dass ungesund teurer als gesund ist.
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  • Wir sollten uns von den Politikern nicht die Wörter aus dem Mund nehmen lassen. Die Dinge sollen heißen, wie sie nun mal heißen. Die Sprachverhunzung hat ohnehin schon weite Kreise gezogen. So heißt Sozialabbau schon länger "Reform" oder "Agenda", nur um die wirkliche Bedeutung dieser Aktionen zu Verschleiern. "Senioren" sind Alte oder alte Leute, weil die Jungen ja auch niemand "Junioren" nennt. Und was in Nah Ost oder Afghanistan stattfindet, sind eben keine "Kampfhandlungen", sondern Krieg. Und eine Unterschicht ist eben genau das, was das Wort bedeutet, und bleibt es auch, wenn man es anders nennt.
    Seit es Internet gibt, äußern sich Legastheniker besonders gern schriftlich.
  • sasch.chem schrieb:

    So heißt Sozialabbau schon länger "Reform" oder "Agenda", nur um die wirkliche Bedeutung dieser Aktionen zu Verschleiern.


    Es stimmt schon das einige Wörter so verschleiert werden , dass nicht gleich jeder ihre wahre Bedeutung versteht, wie wir wissen hat ja alles seinen amtlichen Namen und es ist schwer für den normalen Bürger da noch durchzublicken. Aber ich muss sagen , dass das Wort Unterschicht vielleicht diskriminierend auf die Leute wirk die wirklich am Rande der Existenzgrenze Leben und dieses Wort nicht gerne gebrauchen oder sogar hören. Wie ich schonmal geschrieben habe, würde ich das Wort nicht gleich als Unwort bezeichnen, aber es wäre auch nicht Falsch wenn man für Unterschicht ein anderes "neutraleres" Wort finden könnte. Jetzt fragt mich aber ja nicht welhes das sein könnte, denn wenn ich es wüsste hätten die Politiker und die Typen die Wörter erfinden keinen Job mehr!
    Wenn du dich mit den Teufel anlegst, veränderst du nicht den Teufel sondern der Teufel verändert dich.

    Pech ist die Summe falscher Entscheidungen
  • Grundschicht wäre doch nicht schlecht, einerseits sagt es aus, dass es die niedrigste Schicht ist und andererseits, dass das die "Basis" der Deutschen ist, zumindest hätte es eine eher positive Wirkung dadurch. Und das mit dem Verschleiern stimmt auch irgendwo, denn es total positiv zu nennen wäre doch falsch, da die wahre Bedeutung dahinter, was es eigentlich ist in den Hintergrund gerät und damit auch die Menschen.
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  • Es gibt Wortveränderungen, die sinnvoll sind, weil sie etwas bewirken /verändern können.
    Ein Beispiel dafür ist für mich die Umwandlung der "3.Welt-Läden" in "Eine-Welt-Läden"; das öffnet vielleicht nochmal den Blick für Zusammenhänge, kann Einstellungen von Menschen verändern.
    Andere Beispiele sind für mich total albern :D
    Man darf jetzt z.B. net mehr "brainstorming" sagen, weil's wohl mittlerweile auch ein Symptom bei nem bestimmten neurologischen Krankheitsbild bezeichnet. Stattdessen soll's thought-showering heißen - prima! :depp:
    Genauso isses mit der Unterschicht. Hat wohl irgendein Sesselpuper wieder zu viel Zeit zum Nachdenken gehabt :D
    Ich als Mitglied der Unterschicht fühl mich subjektiv mieser als jemand aus der Mittel- oder Oberschicht; das hängt aber weniger mit der Bezeichnung zusammen als vielmehr mit ökonomischen Aspekten :(
    Meine Gefühle würden sich durch erhöhte monatliche pekunäre Zuwendungen deutlich verbessern, nicht jedoch durch die Verwendung einer anderen Bezeichnung für meine Klasse.
    Abgesehen davon stell ich mich ja sowie so net mit meiner Klassenzugehörigkeit vor (Hi, ich bin littleprof ause Unterschicht), so reden ja nur die anderen über mich und was die sagen ist mir eh schnuppe :öm:
    Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit! (Erich Kästner)
  • Panzerfaust schrieb:

    Grundschicht wäre doch nicht schlecht, einerseits sagt es aus, dass es die niedrigste Schicht ist und andererseits, dass das die "Basis" der Deutschen ist,


    Tja, da ist ein kleines Problem.

    Grundschicht ist halt mehr die Schicht, die wie du selbst gesagt hast, die Basis der Deutschen ist. DAs ist die Masse der arbeitenden 'Bevölkerung mit normalem Einkommen.

    Und darunter ist die Unterschicht angesiedelt.

    Und dieser Ausdruck fasst eigentlich wieder 2 Bevölkerungsgruppen zusammen. Denn zum Einen kann man unter Unterschicht die Leute verstehen, die ein geringes Einkommen haben - da gehören halt dann auch viele der Hartz 4-Empfänger dazu. In diesem Sinne gebraucht muss Unterschicht nicht unbedingt was Negatives bedeuten. Nur leider gehören dieser Schicht eben eine Menge Leutz an, die das negative Image der Unterschicht hervorrufen. Das sind z.B. die Sozialschmarotzer. Das sind die Eltern, die mit der Ausrede "geringes Einkommen" ihre Kinder verwahrlosen lassen.
  • Aber es leben ja nicht nur Leute in der Unterschicht die das Image verschlechtern, sondern dort Leben auch Leute die sich anstrengen aus dieser Schicht herauszukommen und gerade diese sehen Unterschicht negativ!
    Den sogenannten Sozialschmarotzer macht dieses Wort ja weniger aus, aber gerade die Leute die aus der Schicht herauskommen wollen Leiden dann auch unter diesen schlechten Image. Aber es gibt ja auch keine Möglichkeit zu unterscheiden wer Schmarotzer ist, wenn so wäre könnte man ja unterscheiden!
    Wenn du dich mit den Teufel anlegst, veränderst du nicht den Teufel sondern der Teufel verändert dich.

    Pech ist die Summe falscher Entscheidungen
  • Das Wort Grundschicht wäre auch wenig treffend, da es eine Art Basis sugeriert, ein Grundniveau eben. Nur leider ist bei dieser Schicht die Skala nach unten offen. Die Unterschicht umfaßt von der alleinerziehenden, arbeitslosen Mutter bis zum obdachlosen Drogenabhängigen alles.
    Ich muß sagen, daß ich in einer Gesellschaft sozialisiert wurde, in der Arbeiter oder Proletarier keine Schimpfworte waren, sondern etwas von Stärke, Zusammenhalt und ehrlicher Maloche sagten. In sofern ist, wenn man das Wort Unterschicht in diesem Sinn versteht, daran nichts auszusetzen. Die Bonzen hätten da eher Grund, sich zu schämen.
    Seit es Internet gibt, äußern sich Legastheniker besonders gern schriftlich.
  • Seit 15 Jahren wurde immer wieder vor der Verpöbelung und Verwahrlosung größerer Volksgruppen gewarnt, und erst jetzt, nach ewigen Zeiten des Leugnens und Beschwichtigens, macht man’s zum Riesenthema und findet einen Euphemismus dafür: Prekariat.

    Nackt und häßlich steht das unerfreulich deutliche Wort nun in den edlen Spalten und ruft zu Recht Unbehagen hervor. Praktisch ist allerdings, daß diejenigen, um die es geht, die vermeintlich Chancenlosen, eigentlich eher Lethargischen und Resignierten, die nicht mehr kochen und haushalten können und daher früh dick und krank werden und nicht mehr arbeiten können, gar nicht merken werden, wenn von ihnen die Rede ist, denn ihr Interesse an soziologischen Fachtermini ist traditionell gering.

    Jeder, der ernsthaft überlegt, wie man weitere Menschen davor bewahrt, diesem Prekariat anheimzufallen, wird früher oder später Gedanken haben, die er lieber nicht haben möchte. Da das Rufen nach „Bildung, Bildung, Bildung!“ nichts fruchtet, wenn es um Menschen geht, die nicht in der Lage sind, Bildung aufzunehmen, und der Kapitalismus so bald nicht abzuschaffen sein wird, bliebe noch, für eine Senkung der Geburtenrate in Prekariatskreisen zu sorgen …




  • Das Land hat eine Unterschicht.
    Ihr Hauptproblem: Es gibt sie nicht!
    Sie ist zwar da und liegt im Trend,
    doch ist sie gar nicht existent.
    Sozialbrennpunkt und Endstation:
    die pure Halluzination!
    Verlierer, Asos, Ghettokinder:
    Es gibt sie nicht, das sieht ein Blinder.

    (Stefan „NADOOLMAN“ Gärtner)

  • Wieso existiert sie deiner Meinung nach nicht?

    Soweit ich weiß ist das gar nicht möglich, schließlich gab es zuerst die Schicht,für die das Wort eingeführt wurde und nicht andersrum.

    Auch sonst sehe ich die Unterschicht als durchaus existent an.

    mfg
    neo
  • @ Neo & Panzerfaust^^
    so etwas nennt man....Poesie ;)
    Hey, Nadoolman :) fein...
    und in bester Tradition von Tucholsky, Kästner oder Brecht

    @topic
    Es ist zum :würg:
    da stimme ich einigen Vorposter vorbehaltlos zu.
    Die neuen orwellschen Wortschöpfungen lenken mehr ab, als das sie zu Veränderungen beitragen ;)
    Ob nun Plebejer, Proletariat, Prekariat oder sonstige ach so differenzierte soziologische Termini....
    Diejenigen, die darüber reden, betrifft es (zumeist) nicht, diejenigen, welche es betrifft....haben zumeist andere Sorgen :rolleyes:

    So wie schon unsere Landesverteidigung im Hindukusch oder auf dem Balkan beginnt....was schert uns da unsere Verfassung....Angriff (Prävention) ist halt die beste Verteidigung :D
    so zerredet man halt am besten Probleme mit neuartigen Begriffen....

    An der Sachlage allerdings wird sich dadurch, wie in den vorherigen Jahrhunderten auch, bestimmt nichts ändern :mad:
  • Yo muesli, das Gedicht mit Nadoolman seh ich ebenfalls als "feine Poesie" an.
    Fraglich ist aber, ob du seinen Kritikern damit weiterhilfst.
    Auch Poesie transportiert Botschaften, mal offen, mal codiert.
    Nadooman behauptet fantasievoll, dass es die Unterschicht nicht gibt!
    Oder will er nur sagen, dass nicht sein kann was nicht sein darf?
    Unterschicht = LOL = Loser ohne Lobby???
    ... die nur politisch interessant werden, wenn sie hässlicherweise auf sich aufmerksam machen, indem sie wie in Kreuzberg oder den Vororten von Paris nächtelang Krawall schlagen, unsere Sozialkassen plündern, unsere PISA-Ergebnisse versauen oder gar durch ihre bloße Existenz den ansprechende Eindruck unserer Innenstädte schmälern????
    Könnte sein ...
    Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit! (Erich Kästner)
  • Nichts gegen Poesie, aber meistens ist diese in einer Argumentation doch nicht so ganz die richtige Methode, zumindest wenn keine Begründungen angegeben sind. ;)
    Ich sehe in der Poesie eher eine Möglichkeit andere zu erheitern und ihnen neue Betrachtungsmöglichkeiten sowie Denksnatöße zu vermitteln, aber nicht unbedingt die Vor- und Nachteile eines Problemes zu erörtern.

    littleprof du darfst nicht vergessen, das diese Gruppe nicht unbedingt freiwillig, bzw besser gesagt, freien Willens alls diese Probleme verursacht, ihr die Schuld zuzuschieben ist eindeutig falsch.

    Wie sollen sie in Pisa bessere Ergebnisse haben, wenn ihre Bildung total vernachlässigt wird und sie eh keine Zukunft haben?
    Was sollen sie sonst machen außer Autos anzuzünden um auf sich aufmerksam machen?
    In die Politik gehen und Bildungsminister werden?

    Natürlich ist es falsch was sie machen, aber es ist nicht nur ihre Schuld.

    mfg
    neo
  • @ sorry, Mr, Anderson, da hab ich mich offenbar unklar ausgedrückt :(

    Meine Gedichtinterpretation sollte keineswegs ne Schuldzuweisung oder Wertung bezüglich dieser Bevölkerungsgruppe beinhalten, nur die Erkenntnis, dass die Politik sie am liebsten gar nicht wahrnimmt. Dieses Übersehen gelingt ja in der Regel auch ganz gut, wenn diese Schicht nicht hin und wieder durch meist eher unangenehme Umstände (wie die genannten Beispiele) auf sich aufmerksam macht.
    Damit ist aber weder schuldhaftes noch beabsichtigtes/zielgerichtetes Verhalten gemeint.
    Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit! (Erich Kästner)