Anarchie?

  • Allgemein

  • NeWsOfTzzz
  • 5756 Aufrufe 45 Antworten

Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

  • Es gibt ja sehr viele Leute, die Anarchie befürworten. In Somalia gibt es Anarchie:
    Reportage: In Somalia herrschen Gewalt und Anarchie | tagesschau.de

    Warum ist das alles dort so schlecht? Nach anarchistischer Theorie müsste das dort ein Paradies sein. Ich würde gerne von Befürwortern der Anarchie erklärt haben, warum es dort nicht klappt? Müssten gesellschaftliche Bedingungen anders sein (was aber der Theorie von Anarchie widerspricht)?

    Für mich ist es ein guter Beweis, dass Anarchie nicht funktioniert :)



    .

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von NeWsOfTzzz ()

  • Weil Anarchie nur funktionieren kann, wenn es allen mehr oder weniger gut geht, wenn die Hälfte der Bevölkerung kurz vorm Verhungern steht, und islamistische Milizen versuchen die Macht an sich zu reißen kann das ja auch nichts werden.
    Dafür muss man kein Befürworter von Anarchie sein :bä:
  • Hero schrieb:

    Weil Anarchie nur funktionieren kann, wenn es allen mehr oder weniger gut geht, wenn die Hälfte der Bevölkerung kurz vorm Verhungern steht, und islamistische Milizen versuchen die Macht an sich zu reißen kann das ja auch nichts werden.


    Ja aber die Situation kann doch auch in der Anarchie auftreten. Dann müsste man erstmal wieder ein "Rollback" zum Kapitalismus oder zum Sozialismus machen und wenn's allen wieder gut geht kann man dann wieder die Anarchie einführen? Bis es dann allen wieder schlecht geht und dann wiederholt man das unendlich???

    Neee, das is keine Argumentation für Anarchie, bitte besser anstrengen ;)
  • Wenn Anarchie halbwegs läuft, werden die Probleme wahrscheinlich nicht so verhängnisvoll, außerdem gabs ja auch Beispiele wo Anarchie funktioniert hat, aber wie gesagt ich wollte auch nicht_für_Anarchismus argumentieren.
  • Hero schrieb:

    Ich mein wenn es so ne art routine gibt und nen bisschen vertrauen in das "System" da ist.

    Also wenn die Menschen eine andere Einstellung haben. Die Einstellung kann man aber nur gesellschaftlich formen, über Medien, Erziehung, Bildung usw.
    Aber da das eine gesellschaftliche Aufgabe ist, sind wir doch schon wieder von der Anarchie weg.

    Also anders formuliert: Anarchie funktioniert nur dann, wenn man die Anarchie umgeht und über gesellschaftliche Maßnahmen die Menschen "Anarchie"-Konform erzieht?
  • News von dir hätte ich da schon eine genauere Differenzierung erwartet. ;)

    Da das gleiche Wort in einem vollkommenem unterschiedlichem Kontext benutzt wird, kann man die damit verbundenen Vorstellungen nicht einfach miteinander vergleichen.

    In dem von dir genannten Artikel drückt Anarchie eher folgendes aus: Chaos, fehlende Durchsetzungsfähigkeit des Staates, Missachtung von Gesetzen und moralischen Vorstellungen. Zusammengefasst dürfte der Begriff Kriegsgebiet es am besten treffen.

    Politisch drückt Anarchie eher folgendes aus:
    ... Insbesondere existiert in Anarchien keine lenkende Zentralgewalt, also kein Staat. Bekannte Anarchien sind dennoch von sozialen Normen und Regeln geprägt, unter anderem zur institutionalisierten Abwehr der Entstehung von Herrschaft. ...


    Und auch deine "Anarchie" wird bei Anarchie - Wikipedia genauer beschrieben:
    Landläufig wird Anarchie auch mit einem durch die Abwesenheit von Staat und institutioneller Gewalt bedingten Zustand gesellschaftlicher Unordnung, Gewaltherrschaft und Gesetzlosigkeit beschrieben und vor allem in den Medien häufig im Schlagwort „Chaos und Anarchie“ verwendet. Die exakte Bezeichnung für diesen Zustand ist Anomie.


    Nichts gegen eine kritische Einstellung gegenüber Anarchie, aber bitte beschäftige dich dann ernsthaft damit und nicht auf so einem Niveau. ;)

    mfg
    neo
  • Also ich glaub nicht, dass Anarchie "von heute auf morgen" funktionieren würde, aber wenn der Staat wegfällt wenn es allen ganz schlecht geht ist es natürlich was anderes, als wenn es allen gut geht und aufeinmal keine Herrschaft mehr da ist, wie gesagt, such mal das Video, is'n ganz nettes Video über Anarchismus in Spanien.
    youtube.com/watch?v=J7y0T3P-AZU usw.
  • Ich muss Mr.Anderson zustimmen. Das, was da herrscht, hat nur bedingt etwas mit Anarchie zutun.
    Es ist eine "gezwungene" Anarchie. Man kann Anarchie einfach nicht anständig leben, wenn man nicht aus voller Überzeugung die Entscheidung dazu getroffen hat.
    Ich habe heros Link mir nicht angeguckt, aber ich denke, ich weiß, was mich erwartet. Eine überschaubare Gruppe, die Abseits von der restlichen Gesellschaft ein anarchistisches Leben führt. Sie alle haben sich zu diesem Leben entschieden, und deswegen ist es möglcih, dass die Anarchie funktioniert.
  • Mit einer sachlichen Berichterstattung in Sachen Anarchie hat der eingangs erwähnte Link nichts zu tun. Dort wird der Begriff der Anarchie als Synonym für 'Chaos und Terror' benutzt, weiter nichts. Dies ist vollkommen unseriös und hat mit Anarchismus genausowenig zu tun wie dieser mit den Verhältnissen in Somalia. Was hat es mit angestrebter Herrschaftslosigkeit zu tun, wenn jeder Idiot selbst nach der Macht zu greifen versucht?

    Wer sich eingehender mit der Geschichte der Anarchie auseinandersetzen mag, dem empfehle ich das Studium der Machnowtischina. Immerhin hat es damals eine ganze Weile funktioniert.

    Gruß Konradin
  • Also so weit ich weiß funktioniert Anarchie nur wenn genügend Platz vorhanden ist (man sich also aus dem Weg gehen kann).
    Falls das nicht so ist, entstehen schnell Konflikte, die dann mit Gewalt gelöst werden. Anarchie würde zudem bei unserem heutigen Bildungsstand nie funktionieren, da meiner Meinung nach Anarchie zwar die natürlichste (nicht-)Staatsform ist aber nur ohne viel sozialen Kontakt erfolgreich sein kann, was einen Rückgang un Wissenschaft und Technik zufolge hat.
    Als Höhlenmenschen wären wir meiner Meinung nach also am glücklichsten;)

    MfG Schlaechter
  • Hmmm, selbst wenn es einige Beispiele gibt, denke ich dass Anarchie, genauso wie der Kommunismus, nur in der Theorie funktionieren kann.
    Auch beim Kommunismus gibt/gab es einige funktionierende Beispiele, die nach einer Weile jedoch alle wieder auseinandergebrochen sind.
    Handle so, dass die Maxime deines Handelns, jederzeit das Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung werden könnte.

    Kant
  • Schlaechter schrieb:

    Anarchie würde zudem bei unserem heutigen Bildungsstand nie funktionieren, da meiner Meinung nach Anarchie zwar die natürlichste (nicht-)Staatsform ist aber nur ohne viel sozialen Kontakt erfolgreich sein kann, was einen Rückgang un Wissenschaft und Technik zufolge hat.

    Hast du Belege für diese These? Meinst du, der heutige Bildungsstand ist zu hoch oder zu niedrig für eine anarchistische Form des Gemeinwesens? Zudem ist mir schleierhaft, was ein Rückgang der Wissenschaft und Technik damit zu tun hat.

    Wer sagt eigentlich, daß Anarchie nur abseits jeglicher Zivilisation funktionieren kann? Herrschaftslosigkeit an sich bedeutet jedenfalls nicht automatisch Unorganisiertheit oder schlimmeres.

    Gruß Konradin
  • Ich sage, z.B. auch, dass Anarchie nur Abseits jeglicher Zivilisation funktionieren kann, weil für Anarchie alle Leute nach den Grundsätzen der Ethik leben müssten. Nur dann entsteht kein aus Anarchie folgendes Chaos, weil keiner jemandem anderen Unrecht tun würde.
    Aber von diesem Sozialen Stand sind wir noch weit entfernt.
    Ich glaube sogar, wenn die Ethischen Grundsätze eingehalten werden würden, ist ein Staat auch überflüssig, weil dieser Eigentlich nur besteht um diese Regeln einzuhalten (Das Gesetz orientiert sich an der Ethik).
    Handle so, dass die Maxime deines Handelns, jederzeit das Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung werden könnte.

    Kant
  • Konradin schrieb:

    Meinst du, der heutige Bildungsstand ist zu hoch oder zu niedrig für eine anarchistische Form des Gemeinwesens?


    Ich denke Bildungsstand ist ein falsch gewähltes wort sorry, die Gesellschaft ist zu hochentwickelt wäre besser gewesen.
    Dies ist so, weil die Menschen heutzutage mehr wollen als ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen, heutzutage strebt jeder nach Luxus und bequemlichkeit.

    Konradin schrieb:

    Zudem ist mir schleierhaft, was ein Rückgang der Wissenschaft und Technik damit zu tun hat.

    Der Rückgang wäre dadurch bedingt, dass keine Kommunikation mehr stattfindet was keine Überlieferung des wissens zur folge hätte. Außerdem wäre viele erfindungen überflüssig ohne eine Gesellschaft. Des weiteren ist es schwer etwas zu entwickeln/verbessern wenn man alleine/nur in Familienclans lebt (was Teil meiner Theorie ist).

    Konradin schrieb:

    Wer sagt eigentlich, daß Anarchie nur abseits jeglicher Zivilisation funktionieren kann?

    Ich denke dass es nur möglich ist, da sich sonst alle anpöbeln würden/bei kleinsten problemen Gewalt anwenden würden, da jeder irgentwie egoistisch ist. Es gäbe ja keine Gesetze die z.B. die Menschenwürde wahren würden oder den Rassismus zurückhalten, ganz abgesehen von Gewalt.

    Konradin schrieb:

    Herrschaftslosigkeit an sich bedeutet jedenfalls nicht automatisch Unorganisiertheit oder schlimmeres.

    In größeren Gruppen bedeutet es eben genau das, da es immer irgentwelche egoisten geben, die alles tun um sich zu bereichern.

    MfG Schlaechter
  • Man kann auch mehr als seine Grundbedürfnisse befriedigen, ohne die Herrschaft über andere Menschen anzustreben. Der Preis des überzogenen Strebens nach Luxus und Bequemlichkeit führt doch nur dazu, dies einerseits kaum selbst zu erreichen, sondern nur einigen wenigen möglich zu machen und auf der anderen Seite dazu, mit der Gier nach immer mehr materiellen Gütern immer unzufriedener zu werden.

    Wie zuvor schon erwähnt hat Anarchie nichts mit Unorganisiertheit zu tun. Warum sollte in einer herrschaftslosen Gesellschaft keine Kommunikation stattfinden, das ist mir schleierhaft. Selbst in der Urgesellschaft wurde schon das Rad erfunden, allerdings hat auch keiner seinen Herrschaftsanspruch über andere darauf begründet, das Copyright an dieser Erfindung zu haben.

    Es findet übrigens immer nur die Ausbeutung durch andere Menschen statt, die man zulässt. Doch irgendwann haben sich Menschen dagegen gewehrt. Hätten sie es nicht getan, dann würden wir wohl heute noch in Leibeigenschaft leben.

    Anders ausgedrückt, der Einzelne hat nur die Möglichkeit zu Privilegien, welche ihm die Gemeinschaft lässt.

    Gruß Konradin
  • Dobby schrieb:

    (Das Gesetz orientiert sich an der Ethik).
    Dann ist unser Gesetz besoffen und komplett orientierungslos...

    Anarchie kann aus einem einfachen Grund nicht funktionieren, da eine Gruppe ab einer bestimmten Größe ein Führungs/verwaltungsorgan braucht. Das haben auch autonome Zentren ect, ohne geht nicht.
    Unser gemeinsames Leben heißt Offenheit, Herzlichkeit, Freundschaft, Mut zum Widerstand und der Glaube, dass es immer besser wird.
    Wer so offen ist, muss Fragen stellen, kann lebensverachtende Verhältnisse nicht akzeptieren sondern muss sich wehren, muss kämpfen gegen die, die das Leben verachten und die, die davon profitieren!
  • Warum ist das Gesetz schlecht wenn es sich an der Ethik orientiert?
    Würdest du einen ersten Paragraphen, wie: Die Würde der Menschen darf durch Menschen mit höherem sozialem Stand angetastet werden. Besser finden?
    Handle so, dass die Maxime deines Handelns, jederzeit das Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung werden könnte.

    Kant
  • Konradin schrieb:


    Wie zuvor schon erwähnt hat Anarchie nichts mit Unorganisiertheit zu tun.


    Ich weiß jetzt nicht, ob ich da richtig informiert bin aber Anarchie setzt doch eine Zustand ohne Anführer und Gesetze vorraus, also gibt es nichts, an dass man sich halten muss, außer vielleicht der eigenen Moralvorstellung.
    Wer sollte den dann etwas Organisieren? Und Organisation ist ja auch ne Art Regel der man sich unterwerfen muss, was dann wiederrum keine Anarchie wäre...

    Edit: zur kleinen Ethik/Gesetz diskussion: Das Gesetzt sollte sich an der Ethik orientieren, tut es aber leider nicht immer.
  • Ja, Hero hat Recht, aber selbst wenn man sich an die Regeln hält wird es früher oder später in Chaos ausarten, weil es Menschen gibt, die sich auf Kosten anderer Menschen bereichern wollen und ihr vergehen nicht durch die Herrschaft gerichtet wird.
    Handle so, dass die Maxime deines Handelns, jederzeit das Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung werden könnte.

    Kant
  • Schlaechter schrieb:

    Ich weiß jetzt nicht, ob ich da richtig informiert bin aber Anarchie setzt doch eine Zustand ohne Anführer und Gesetze vorraus, also gibt es nichts, an dass man sich halten muss, außer vielleicht der eigenen Moralvorstellung.

    Völlig falsch. Es wird - in welchem Geselschaftssystem auch immer - grundsätzlich Menschen geben, welche sich in einer bestimmten Sache durch eine höhere Sachkompetenz als andere auszeichnen, ebenso wie auch die Begabungen der Menschen recht unterschiedlich sind.

    Wo ist also das Problem, daß jemand der 'Vordenker' ist und andere bei der folgenden Umsetzung mitmachen? Anarchie heißt nicht, daß hier jeder neu das Rad erfinden muß. Es heißt auch nicht, daß man nicht von anderen Menschen lernen darf (denn sonst dürfte es in einer Anarchie weder Lehrer noch Eltern geben). Anarchie heißt in diesem Sachzusammenhang nur, daß der einzelne Mensch nicht auf Machtausübung über andere Menschen aus ist und sich Menschen freiwillig zusammenschließen.

    Du scheinst Herrschaftslosigkeit mit Regellosigkeit zu verwechseln, lieber Schlechter. Ich selbst unterwerfe mich tagtäglich freiwillig irgendwelchen Regeln und gehe mitunter Kompromisse ein. Dies mag durchaus anarchistisch sein, regellos ist es jedoch keinesfalls.

    Gruß Konradin
  • Um die Begrifflichkeiten mal sauber zu trennen:

    Somalia ist ein sogenanntes "failing state" Szenario!

    Anarchie hingegen meint die höchste Form der Ordnung!
    Sie setzt den kategorischen Imperativ(Kant) vorraus, der allen Menschen
    völlige Freiheit gewährt, solange sie mit dem daraus resultierenden Handeln nicht die Freiheit eines anderen einschränken!

    Das dieser Gesellschaftszustand nicht durch plötzliche Abwesenheit des Staates entsteht ist klar! Vielmehr setzt er sehr hohe Bildungsmaßstäbe vorraus und verlangt gleichsam nach Mechanismen, die eine gerechte Verteilung von Gütern überhaupt möglich machen!

    Noch zu Somalia und anderen failing states: Diese werden häufig künstlich durch sogenannte Spoiler daran gehindert eine friedliche Lösung herbei zuführen. Der Grund: Wirtschaftliche und teilweise auch religiöse Interessen!