Der Pathologe weiß alles, aber zu spät
Heitere und ernsthafte Geschichten aus der Medizin
Heitere und ernsthafte Geschichten aus der Medizin

Vorurteile, Witze, Verdächtigungen -- was kann ein Pathologe gegen die ihm begegnende Abneigung tun? Hans Bankl, Wiener Pathologieprofessor und Bestsellerautor (Im Rücken steckt das Messer) wehrt sich auf seine ganz eigene Weise: mit einem Buch, in dem so ziemlich alles an üblen Bemerkungen, abgeschmackten Witzen, aber auch hübschen Anekdoten und Legenden verzeichnet ist, was innerhalb und außerhalb von Institutsmauern über Pathologen, Rechts- und andere Mediziner kursiert.
Eine solche Sammlung allein wäre interessant, aber doch wenig originell. Daher streut Bankl feinsinnige Überlegungen zu Verantwortung und Selbstsicht der Medizinerzunft als Bindemittel zwischen die Sprüche und Sprichwörter ein. Das wirkt nicht aufgesetzt oder belehrend, sondern hilft, die Motivation eines Menschen zu verstehen, der sein (Berufs-)Leben der Beschäftigung mit Verstorbenen und deren Krankheiten verschrieben hat.
Verschiedentlich überschreitet das Buch -- nicht ganz unerwartet -- die Grenzen der correctness und des guten Geschmacks. Nimmt man an, dass Bankl beim Leser genau diesen Eindruck vermeiden, das Klischee vom zynischen Leichenschneider widerlegen wollte, so ist ihm das nicht ganz gelungen. Bleibt also doch immer etwas hängen, wenn man in einem solchen Milieu arbeitet? Oder bedient sich der Autor als Österreicher, speziell als Wiener (!) einfach einer sehr subtilen Form der Selbstironie?
"Als Pathologe ist man gewohnt, dass sich keiner bedankt", vermerkt Bankl in seinem Buch. Vermutlich war es ihm schon eine diebische Freude, diese Sammlung zusammenzutragen. Die Begeisterung des Publikums und der große Erfolg des Buches sind Bankl gewiss Dank genug. Daher an dieser Stelle einen Gruß und ein Dankeschön seinen nicht schriftstellernden Kollegen aus der Pathologie. Eine Zunft mit Leuten wie Hans Bankl in ihren Reihen kann so schrecklich nicht sein.

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