Arbeiten für ein Almosen

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  • joungster
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  • jajetztja schrieb:

    Genau das ist der Punkt. Würden alle nicht zum Billigbäcker gehen und dort die Arbeitsplätze der 4-5 400 €-Kräfte sichern, sondern zu einem normalen Bäcker und dort 10 Cent / Brätchen mehr bezahlen und dann die Arbeitsplätze der Bäcker und der Fachverkäufer sichern, wäre diese Diskussion sinnlos. Gleiches gilt für Friseure, 1 € Shops usw...........

    Da kann ich vom Prinzip nur zustimmen.
    ABER:
    Warum gehen denn so viele in die Billigläden? Ganz einfach weil sie ihre paar Groschen zusammenhalten müssen. Wenn ich beispielsweise minatlich 200 Euro zum leben übrig habe, werde ich sicher nicht die Hälfte davon für einen Friseurbesuch ausgeben.

    Carmen schrieb:

    Lieber shadowww,
    Du bekommst nicht so viel wie Du verdienst.... das ist die Leistungsgesellschaft wie sie in Deutschland praktiziert wird.

    Dazu kommt noch, dass ich ein weiteres Handicap habe. Unser Ex-Ministerpräsident war jedenfalls auch noch stolz darauf, dass in Thüringen bundesweit die niedrigsten Löhne bezahlt werden.
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  • Shadowww schrieb:


    Ganz einfach weil sie ihre paar Groschen zusammenhalten müssen. Wenn ich beispielsweise minatlich 200 Euro zum leben übrig habe, werde ich sicher nicht die Hälfte davon für einen Friseurbesuch ausgeben.


    Ich gehe z. B. zu einem normalen Friesuer und zahle für den Trockenhaarschnitt 13,50 €. Beim Billgfriseuer kostet dieselbe Leistung 8 €. Die 5,50 €, welche ich monatlich mehr zahle, trägt aber auch dazu bei, dass 3 Azubis eine Ausbildung machen können. Soviele hat mein Friseuer nämlich.

    Einen Billigfrisuer habe ich noch nie ausbilden gesehen.

    Beim Bäcker ist es doch auch nicht anders. Diese ganzen Backshops mit 10 Brötchen für 2,00 € bekommen ihren "Schrott" aus irgendwelchen Fabriken. Das hat mit Handwerk nichts zu tun und ich will das auch nicht essen. Also zahle ich 3,50 € / 10 Brötchen.

    Da ich ca. 20 Brötchen pro Monat esse und 1 mal zum Friseur gehe, macht das bei mir 8,50 € an "Mehrkosten" im Monat aus, die das Handwerk sichern. Auf den Tag in etwa 0,30 €

    Gleiches gilt für Lebensmittel. Wenn ich im Fernsehen sehe........

    "Oh, ich würde ja gerne frisch für meine Kinder kochen, aber das Geld reicht nur für TK-Pizza!?!?!"

    Dann bekomme ich das ******. Gesund kochen ist meist sogar günstiger als Fertigprodukte, aber das kostet ja Zeit und Mühe.......... Kann jeder nachrechnen, wie die Ersparnis bei einer 4-köpfigen Familie ausfällt. TK-Pizza gegen vollwertige Nahrung, wozu natürlich auch TK-Gemüse zählt.

    Das hat nichts damit zu tun, dass das Geld nicht da ist, sonder mit dieser "Geiz ist Geil" Menatlität, die man leider immer mehr spürt in den letzten Jahren. Soagr für Werbung wurde das ja schon genutzt.
  • Ich kann deiner Argumantation durchaus folgen, nur, wenn ich die mal umkehre, dann stellt sich natürlich schon die Frage, wieviel Handwerk kann man mit 30 Cent pro Tag retten? ;)
    Davon abgesehen kostet ein Nassschnitt mit Strähnchen auch beim Billigfriseur schon an die 30 Euro. Wäre ich eine Frau mit Dauerwelle müsste ich sogar 50 bis 60 Euro dort lassen. Keine Ahnung was das beim normalen Friseur kostet. Und ich gebe zu, ich gehe auch meistens aus Bequemlichkeit zum billigen. Beim anderen brauche ich nämlich immer erst einen Termin, und muss mir schon 3 Tage vorher überlegen wann ich zum Friseur will.
    Klar, wenn mir die billigen Brötchen nicht schmecken, dann nehme ich eben andere. Wenn ich aber das selbe Produkt zum halben Preis kriege, dann ist es mir ehrlich gesagt ziemlich egal, ob ich damit einen Azubi unterstützen würde oder was auch immer. Solche Gedanken mache ich mir vielleicht, wenn ich mal richtig viel Geld besitze, aber bis dahin bleibe ich egoistisch.

    PS: Beim Thema Essen stimme ich dir voll und ganz zu. Außerdem schmeckts auch besser. ;)
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  • Faehnrich hat völlig recht. Das Problem beginnt immer zuerst bei uns selber. Solange ich chinesische Produkte kaufe (am liebsten würde ich sie völlig boykottieren), unterstütze ich das ganze Lohndumping-System. Wir alle benötigen Löhne, von denen wir leben können. Dann gibt es auch noch Mitbürger, die weit über das gesunde Mass hinaus verdienen. Hier zeigt sich das soziale Gefälle in aller Deutlichkeit. In der Schweiz stimmen wir bald über die Abzocker-Intitative ab - ich freue mich schon. Gruss freefloating
    Carpe diem - pflücke den Tag!
  • Naja Sorry aber, woher wollen wir denn wissen das unser Gute Bäcker neben an sich nicht seine Zutaten aus dem Ausland holt?

    Auch habe ich Made in Europa lange nicht mehr gelesen, denn auch unsere Leute Produzieren zum Teil im Ausland und verkaufen es dann hier zu überhöten Preisen.
    Dazu fällt mir eine Dokumentation dort ging es um Marken Jeans, dort wurden billig Jeans für den Takko und Marken Jeans (Wrangler) in der selben Schneiderei hergestellt.
    Was kaufen sich wohl die Leute? Sicherlich die billigeren.
    So könnte man immer weiter machen, denke da würde noch mehr einfallen.

    Und ja ich kauf die Brötchen dann Lieber 15 Cent billiger, würdet ihr denn Brötchen kaufen für 50 cent das Stück nur weil ihr denkt ihr sichert damit einen Arbeitsplatz?

    Aber wo sollten wir denn bei uns Anfangen, den meisten fehlt einfach auch das Geld um sich die Brötchen beim Bäcker zukaufen, da keiner weis wie es in unserem Land weiter geht, werden die Leute natürlich sehen wohin sie ihr Geld bringen.
    Und wenn möglich soviel Geld wie möglich zu sparen denn sind wir mal ehrlich sparen ist heutzutage angesagt denn ich mit meinen 27 Jahren werde sicherlich oder kaum noch ne Rente sehen

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Generale ()

  • Es ist doch ganz einfach so, das der Unternehmer auf Gewinnmaximierung bei sinkenden Ausgaben aus ist. Einfach den Hals nicht voll genug bekommen.
    Gespart wird dabei als erstes natürlich an den Personal-/Lohnkosten. Er stellt sich lieber 3-4 Hartz 4 Empfänger ein, die froh sind zu ihrem Almosen was dazuverdienen zu können, und er selbst hält sie sich wie reguläre Arbeitskräfte, mit voller Stundenzahl, Wochenendarbeit,Feiertagsarbeit, Schichtarbeit,-> natürlich ohne einen Cent an Extra Vergütung! Und derselbe Arbeitgeber wundert sich, warum seine teure "Made in Germany" -Ware nicht gekauft wird. Ja von wem denn, den Hartzern die er bis aufs Messer bluten läßt und mit Cent´s abspeist ? Kann mir einer erzählen was er will, Hartz 4 ist das beste was Arbeitgebern passieren konnte in Puncto Lohngefüge -Veränderung zu ihren Gunsten.
    Und die, -ich muß immer wieder darauf zurückkommen-,Verursacher,scheinheiligen WixXxer und Verräter am gemeinen Volk , Schröder und Fischer sitzen in russischen Öl- & Gasfirmen. Als Dank für Verträge und Vergünstigungen die sie während Ihrer Laufzeit den jeweiligen Firmen zugeschustert haben. Es ist nicht der kleine Hartzer der Volkswirtschaftlichen Schaden verursacht, so wie uns immer wieder in TV und Zeitung weisgemacht werden will, ganz oben, da sitzen die wahren Schädlinge. Es war immer so, wer als nächstes am großen Topf sitzt, der langt zu, und das mit der größten Kelle. Die Wasserbrühe, die kann dann der Rest unter sich aufteilen....
  • simon schrieb:


    Und die, -ich muß immer wieder darauf zurückkommen-,Verursacher,scheinheiligen WixXxer und Verräter am gemeinen Volk , Schröder und Fischer sitzen in russischen Öl- & Gasfirmen. Als Dank für Verträge und Vergünstigungen die sie während Ihrer Laufzeit den jeweiligen Firmen zugeschustert haben.


    Deine Worte in Gottes Ohren :D:D

    Ich sag nur NullRunde für Rentner
    Diätenerhöhung im Januar von 345€ nächste vorraussichtlich April um 414€.
    Sorry für Offtopic, aber es ist nur noch zum kot.en in unserem Land.
    Kann doch nicht sein das in so einem "Reichen" Land Leute für 3€ Arbeiten müssen.....
  • Zitat Generale: "Aber wo sollten wir denn bei uns Anfangen, den meisten fehlt einfach auch das Geld um sich die Brötchen beim Bäcker zukaufen, da keiner weis wie es in unserem Land weiter geht, werden die Leute natürlich sehen wohin sie ihr Geld bringen."

    Ich muss dir leider recht geben, es gibt schon sehr viele Leute die sich nur noch die billigen Produkte leisten können - ihr Budget lässt gar keine Alternative zu. Aber an alle anderen appelliere ich, einheimische und europäische Produkte zu bevorzugen. Dein Nachbar dankt es dir! :)

    Gruss freefloating
    Carpe diem - pflücke den Tag!
  • Generale schrieb:

    ... Und ja ich kauf die Brötchen dann Lieber 15 Cent billiger, würdet ihr denn Brötchen kaufen für 50 cent das Stück nur weil ihr denkt ihr sichert damit einen Arbeitsplatz? ...


    Zum einen kostet ein Brötchen bei einem 'normalen' Bäcker auch keine 50 Cent und zum anderen sind die Fabrikbrötchen geschmacklich oft eine Katastrophe. Wenn du wirklich wenig Geld zur Verfügung hast, solltest du dein Brot selber backen - z.B. mit einer Brotbackmaschine, die sich in kürzester Zeit amortisiert.

    Wenn jeder so denken und handeln würde, wie der Member Generale, dann hätten wir in Deutschland überhaupt keine Arbeitsplätze mehr im Produktionsbereich! Selbst der Member Shadoww führt unwidersprochen an, dass es ihm egal wäre, ob ein (Friseur-)Laden ausbildet, oder nicht.

    Schauen wir die Arbeitsplätze bei den Billigläden doch mal an: oftmals ungelernte / angelernte Hilfskräfte, die für Niedrigstlöhne malochen müssen. Und in anderen Threads wundern sich die Member dann über geringe Einkommen. Der Kreis schließt sich und die qualifizierten, ordentlich bezahlten Arbeitnehmer kommen immer weniger zum Zuge. Weshalb sollte ein SB-Billig-Backladen denn einen ausgebildeten Bäcker einstellen, wenn seine Hilfskräfte die Teiglinge aus Osteuropa auch in den Ofen schieben können?
  • Faehnrich schrieb:

    ...Und in anderen Threads wundern sich die Member dann über geringe Einkommen. Der Kreis schließt sich...


    Genau das war doch meine Rede. Wenn jeder ein vernünftiges Einkommen hätte, dann könnte sicher auch jeder etwas mehr ausgeben. Aus welchem Grund schießen die Billigläden wie Pilze aus dem Boden, während immer mehr Unternehmer Umsatzrückgänge haben? Und das in Gegenden mit niedrigen Einkommen? Man kann nun mal nicht mehr Geld ausgeben als man verdient. Das heißt, das kann man schon, aber wohin das führt zeigt uns ja unsere Regierung immer wieder recht deutlich.
    Und um es nochmal zu konkretisieren: Mein Friseur hier bildet auch nicht aus, hat aber höhere Preise, schlechte Öffnungszeiten und Terminpflicht.

    (Außerdem arbeiten beim Billigfriseur die hübscheren Friseurinnen ;) )
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  • jajetztja schrieb:

    Genau das ist der Punkt. Würden alle nicht zum Billigbäcker gehen und dort die Arbeitsplätze der 4-5 400 €-Kräfte sichern, sondern zu einem normalen Bäcker und dort 10 Cent / Brätchen mehr bezahlen und dann die Arbeitsplätze der Bäcker und der Fachverkäufer sichern, wäre diese Diskussion sinnlos. Gleiches gilt für Friseure, 1 € Shops usw...........

    Solange die Gesellschaft in solche Läden rennt, ist ein Umdenken gar nicht nötig und vor allem nicht möglich.
    So ein Quatch!!!!

    Unser kleine Dorfbäcker kann mit seinen Preisen voll zu den Billigbäckern konkurrieren. Brötchen 18 Cent, gut belegtes Brötchen, egal womit 1 €, usw.. Er sagt immer: "Ich bin nicht zu billig, die anderen sind zu Teuer!"

    Das Problem bei uns ist, das jeder meint er muss in kürzester Zeit Millionär werden, und die Geldgier wird immer größer. Vor 20 Jahren war jemand mit einer Millionen DM noch jemand, heutzutage muss man doch mindestens 10.000.000 € haben, aber besser noch 100.000.000 €. Sonst gehört man doch fast zur Unterschicht.

    In 21 der 27 europäischen Ländern, sowie die USA, Japan und Kanada gibt es bereits einen grundsätzlichen Mindestlohn. Hier erzählt man uns, das das viele Arbeitsplätze zerstören würde. So ein Quatsch, als ob der Frisör seinen Laden schließen würde, nur weil er jetzt einen halbwegs vernünftigen Lohn bezahlen müsste. Es hat auch in den anderen Ländern keine Arbeitsplätze gekostet, als der Mindestlohn eingeführt wurde.
    Aber die "Gewinne" würden etwas kleiner, und das will natürlich kein Arbeitgeber. Wie soll man sonst so schnell an die erste Millionen kommen.


    Meik :D
    Geben ist besser als nehmen!!!
  • Meik schrieb:

    So ein Quatch!!!!


    Mal locker bleiben. Musst ja nicht gleich rumschreien..........

    Meik schrieb:


    Das Problem bei uns ist, das jeder meint er muss in kürzester Zeit Millionär werden, und die Geldgier wird immer größer. Vor 20 Jahren war jemand mit einer Millionen DM noch jemand, heutzutage muss man doch mindestens 10.000.000 € haben, aber besser noch 100.000.000 €. Sonst gehört man doch fast zur Unterschicht.


    Also ich habe noch von keinem traditionellen Bäcker gehört, der an der Mio. knabbert.... Ganz im Gegensatz dazu die großen Billigketten, die mit billiger Arbeitskraft und mangelhafter Qualität (auf aufgebackenes Brötchen wird nie an ein traditionell hergestelltes drankommen) große Umsätze erzielen. Das durch die ganze Billigkonkurrenz das "echte" Handwerk zerstört wird, interessiert niemanden. Es wird erst dann ein Umdenken stattfinden, wenn es nur noch diese Billigketten gibt.

    Meik schrieb:


    So ein Quatsch, als ob der Frisör seinen Laden schließen würde, nur weil er jetzt einen halbwegs vernünftigen Lohn bezahlen müsste. Es hat auch in den anderen Ländern keine Arbeitsplätze gekostet, als der Mindestlohn eingeführt wurde.


    Es ist nie von Mindestlohn die Rede gewesen. Es ging darum, ob die Billigkonkurrenz die traditionellen Betriebe auf Dauer zerstört. So schwer zu verstehen war das aber nicht........

    Der Billigfriseur funktioniert so, dass er meist keine, oder weniges Angestellte vorhanden sind, oder über die Masse. Ausgebildet wird dort nicht. Da der Billigfriseur aber oft ein Ein-Mann Betrieb ist, muss sich der Unternehmer selber auch keinen Mindestlohn zahlen.

    Derjenige welcher ausbildet, muss aber für die Kosten des Nachwuchses aufkommen und sowas muss unterstützt werden. Würden alle die paar Euro mehr an einen "echten" Friseur zahlen, hätte sich das Problem mit den Billigläden erledigt. Gleiches gilt auch für Bäcker und dort geht es nur ct Bereich. Da das aber nicht funktioniert, wird man möglicherweise auf Dauer um einen Mindestlohn nicht herumkommen.

    Wer seit Jahren die Billigketten unterstützt, regt sich dann am lautestens auf, dass die eigenen Kinder keine Lehrstelle finden.
  • Meik schrieb:


    In 21 der 27 europäischen Ländern, sowie die USA, Japan und Kanada gibt es bereits einen grundsätzlichen Mindestlohn. Hier erzählt man uns, das das viele Arbeitsplätze zerstören würde. So ein Quatsch, als ob der Frisör seinen Laden schließen würde, nur weil er jetzt einen halbwegs vernünftigen Lohn bezahlen müsste. Es hat auch in den anderen Ländern keine Arbeitsplätze gekostet, als der Mindestlohn eingeführt wurde.


    Es gibt genügend belegte Daten, daß Mindestlöhne durchaus Arbeitsplätze vernichten können. Sei es durch tatsächlichen Abbau oder indirekt durch vermiedene Expansion. Die gestiegene Jugendarbeitslosigkeit in Frankreich zB ist auch auf die Mindestlöhne zurückzuführen.
  • Es gibt vieles, was Arbeitsplätze vernichten kann. Aber es kommt auch nicht auf die rein rechnerische Anzahl der Arbeitsplätze, sondern auf die Qualität derselben an. Ein Arbeitsplatz, der seinen Mann (oder seine Frau) nicht ernährt ist letztendlich überflüssig.

    Käme es nur auf die Anzahl der Arbeitsplätze an, dann müssten wir über Kriege, Katastrophen und Krankheiten jubeln, denn diese schaffen alle reichlich Arbeitsplätze. :D

    Von der 'Arbeit und Wohlstand für alle'-Ideologie sind wir weit entfernt. Wir wollen zwar, daß jeder arbeitet, den Wohlstand für alle verbitten wir uns aber. Ein Aufschrei geht durchs Land, wenn einer mal nicht arbeiten will. Und will er gar einen gerechten Lohn, dann hallt der Aufschrei gleich doppelt. So geht es nun wirklich nicht. Wo kämen wir hin, wenn man von seinem Arbeitslohn auch ohne staatliche Unterstützung leben könnte, dann könnte der Staat einem ja nicht mehr ins Leben hineinreden.

    Sehen wir es einmal positiv. Zumindest von Übergriffen á la Odenwaldschule ist der Nachwuchs der Billigverdiener ja einigermaßen sicher. Reicht es bei ihnen doch selten für den Besuch von Eliteschulen. Bescheidenheit ist angesagt. Erst immer weniger Bildung, dann keine Lehrstelle und irgendwann vielleicht auch keine Rente mehr.

    Nein, Mindestlöhne sind es keineswegs, die unsere Arbeitsplätze gefährden. Denn Arbeitsplätze für einen Hungerlohn sind ihr Geld nicht wert. Mal ganz abgesehen davon, daß der Steuerzahler die Differenz zumindest zum Regelsatz ohnehin aufbringen muß. Wer dabei spart, das ist der Arbeitgeber.

    Reguläre Arbeitsplätze werden (meist auf Kosten des Steuerzahlers) durch Billigjobs ersetzt, durch unbezahlte Praktika und durch Lohnsklaven (1-Euro-Jobber). Es ist oft lukrativer, Fördermittel für die zeitweilige Beschäftigung Langzeitarbeitsloser einzustreichen, die ohnehin anschließend nicht übernommen werden, weil der Nachfolger schon bereitsteht, als einen regulären Arbeitsplatz anzubieten. So etwas macht Jobs kaputt.

    Und eine Personalpolitik, in welcher der kurzfristige Profit der Aktionäre mehr bedeutet als der Erhalt von Arbeitsplätzen, spottet ohnehin jeder Beschreibung. Dies nimmt man hin, aber Mindestlöhne? Weit gefehlt. So geht es schließlich nicht.

    Heult nur, ihr werdet noch sehen, was ihr daran habt.

    Ein schönes und besinnliches Wochenende wünscht Konradin.
  • Konradin schrieb:

    Aber es kommt auch nicht auf die rein rechnerische Anzahl der Arbeitsplätze, sondern auf die Qualität derselben an. Ein Arbeitsplatz, der seinen Mann (oder seine Frau) nicht ernährt ist letztendlich überflüssig.
    ....
    Käme es nur auf die Anzahl der Arbeitsplätze an, dann müssten wir über Kriege, Katastrophen und Krankheiten jubeln, denn diese schaffen alle reichlich Arbeitsplätze. :D
    ....
    Denn Arbeitsplätze für einen Hungerlohn sind ihr Geld nicht wert.


    Sehr deutliche Formulierung, aber bei genauerem Nachdenken durchaus nachvollziehbar.

    Zusätzlich ist aber noch zu bedenken, dass die momentane Rechtslage diese prekären Beschäftigungsverhältnisse im weitesten Sinne sogar fördert.

    Die Arbeitsagentur stellt die Leute ja vor die Entscheidung. Entweder einen Job mit Hungerlohn annehmen, oder die Leistungen werden gestrichen. Die Entscheidung fällt dann nicht schwer, denke ich. So werden solche Stellen ja durch die Arbeitsagenturen gefördert, in dem man den AG´s billige Arbeitskräfte vermittelt.

    Statt Mindestlohn wäre es aus dem Gesichtspunkt noch eine Alternative, wenn man Arbeitslose nur dann zu einem Job zwingen würde, wenn dieser einen auch ernährt. Im Umkehrschluß suchen dann viele AG vergebens nach Kräften und müssten dann wieder über monetäre Anreize Leute suchen. Die Löhne würden sich von alleine einspielen. (Nur mal so ein Gedankenspiel)
  • jajetztja schrieb:

    Entweder einen Job mit Hungerlohn annehmen, oder die Leistungen werden gestrichen.

    Genau deswegen benutzte ich die Formulierung 'Lohnsklaven'.

    Ich habe übrigens keineswegs behauptet, durch einen Mindestlohn wären alle Probleme beseitigt. Ein marodes System wird auch durch kosmetische Korrekturen nicht gesunden. Solange Problemkreise lediglich umgeschichtet werden, um die bestehenden Machtverhältnisse zu zementieren, solange ist meiner Meinung nach keine annehmbare Lösung in Sicht.

    Gruß Konradin
  • Konradin schrieb:


    Nein, Mindestlöhne sind es keineswegs, die unsere Arbeitsplätze gefährden. Denn Arbeitsplätze für einen Hungerlohn sind ihr Geld nicht wert. Mal ganz abgesehen davon, daß der Steuerzahler die Differenz zumindest zum Regelsatz ohnehin aufbringen muß. Wer dabei spart, das ist der Arbeitgeber.


    Und Du meinst, Mindeslöhne, die oberhalb der bisher gezahlten Löhne liegen, werden vornehmlich vom Arbeitgeber getragen? Sollte er die Preise erhöhen können, zahlt der Kunde den Aufschlag. Höhere Preise -> Inflation -> sinkender Reallohn. Sollte er sie nicht erhöhen können und es gibt keine ausreichenden Gewinne zum Umverteilen, werden Stellen abgebaut. Auch hierfür zahlt letztendlich der Steuerzahler. Wegen meiner Tippfaulheit erspare ich Dir diverse andere Beispielsituationen, die gegen einen Mindeslohn sprechen ;)
    Mindestlöhne können funktionieren, aber eben nur unter einschränkenden Bedingungen.
  • Ach, twinky, für jedes Argument lässt sich ein treffliches Gegenargument finden. Deswegen geschieht auch nichts, weil keine Maßnahmen ergriffen werden, sondern mit Argumente und Gegenargumente auf Zeit gespielt wird. Durch Argumentieren lässt sich diese Krise aber wohl kaum lösen, sondern nur durch Handeln.

    Bei zu niedrigen Löhnen zahlt der Kunde sowieso den Aufschlag und sei es auch nur aufgrund seiner Eigenschaft als Steuerzahler. Der Wahn, daß Löhne grundsätzlich rentabel sein müssen, führt ohnehin nur in eine Sackgasse.

    Ausbildung und Verwaltung bringen zunächst einmal kein Geld ein und auch der gesamt Handel schafft abgesehen von der erhöhten Nähe der Ware zum Konsumenten keinerlei spürbaren Mehrwert. Der gesamte Pflegebereich rentiert sich nicht, da Alte und Kranke mehr Aufwendungen in Anspruch nehmen, als sie dafür bezahlen können.

    Selbst in der Produktion sind viele Jobs ihr Geld letztendlich nicht wert, weil sie im Ausland billiger verrichtet werden können oder durch maschinelle Leistungen zu ersetzen sind.

    Es ist Unsinn, angeblich staatlich nicht in die Lohnpolitik einzugreifen, um dann über die Zusatzleistungen doch eingreifen zu müssen. Mir jedenfalls ist es lieber, eine Preiserhöhung für ein Produkt oder eine Dienstleistung in Kauf zu nehmen, damit derjenige, welcher diese Arbeit verrichtet, ein angemessenes Entgelt dafür erhält, als sie stattdessen dafür in Kauf nehmen zu müssen, damit der Gewinn des Unternehmens steigt. Zumal ersteres im Grunde genommen überflüssige staatliche Aufwendungen zu reduzieren hilft.

    Stellen werden übrigens keineswegs nur abgebaut, wenn es nicht anders geht. Sobald es rentabler ist, wird es gemacht, es sei denn, man stößt dabei an moralisch nicht mehr zu vertretende Grenzen. Aber die sieht jeder anders.

    Gruß Konradin
  • Ach, Konradin,
    natürlich läßt sich nur durch Handeln etwas bewirken. Aber wer meint, Mindestlöhne hätten keine negativen Beschäftigungsauswirkungen, bedarf offensichtlich aufgeklärt.
    Und es mag sein, daß Du gerne Preiserhöhungen in Kauf nimmst, um höhere Löhne zu finanzieren. Andere jedoch können/wollen dies nicht. Auch bleibt offen, inwieweit Du eine Erhöhung akzeptieren und ausreichend dem "wohltätigen" Zweck zurechnen kannst. Sind 5% angemessen oder verdächtigst Du dann bereits den Arbeitgeber, den eigenen Gewinn ebenfalls zu steigern? Und wie verhältst Du Dich bei diesem Verdacht, vielleicht doch nicht mehr den Preis akzeptieren? Solange Du nur nach Deiner eigenen Wertschätzung handeln kannst, wirst Du nicht adäquat auf Preisänderungen reagieren können, ganz gleich, wie löblich Deine Ziele auch sein mögen.

    Ich schrieb übrigens nicht, daß man Stellen nur aus der Not heraus abbaut.
  • So ziemlich ALLES außer Krieg, Katastrophen und Krankheit hat negative Beschäftigungsauswirkungen, natürlich auch Mindestlöhne. Aber sie haben eben nicht nur Nachteile.

    Preiserhöhungen muß ich ohnehin in Kauf nehmen (natürlich nur, sofern ich auch an den dazugehörigen Produkten interessiert bin). Sei es nun direkt, weil die Löhne steigen oder der Unternehmensgewinn, sei es nun indirekt, weil ich über das Steueraufkommen Dumpinglöhne sponsoren muß oder über eine Erhöhung der Mehrwertsteuer. Direkte Erhöhungen werden vom interessierten Käufer getragen, indirekte Erhöhungen von uns allen.

    Im Gegensatz zu Unternehmen geht es den Angestellten nicht um eine Erhöhung des Gewinns, sondern einfach nur darum, ein staatlich zugebilligtes Minimum auch ohne staaliche Aufwendungen erreichen zu können, also letztendlich um Unabhängigkeit. So müssen sie nämlich zwei Herren dienen. Dem Arbeitgeber und dem Staat.

    Ebenso ist es durchaus ein Unterschied, ob ein Unternehmen rentabel ist oder ein Lohnempfänger irgendwann überschuldet. Denn im Gegensatz zum Arbeislosen fehlt dem Niedriglohnempfänger eines noch zusätzlich: die Zeit. Und die ist unserer heutigen Zeit sehr oft Geld.

    Gruß Konradin
  • @ Konradin

    Genau meine Meinung!!! Bravo!!!

    Und es ist wirklich so, Arbeitgeber haben immer ein Gegenargument.
    So lange bis ihre Geldgier gestillt ist, aber leider ist das eine Sucht, die nie gestillt wird.
    Das Dumme ist nur das viele Arbeitnehmer in Deutschland diese Dummen Argumente Glauben.

    Nun nochmal zum Mindestlohn in der EU.

    twinky schrieb:

    Es gibt genügend belegte Daten, daß Mindestlöhne durchaus Arbeitsplätze vernichten können. Sei es durch tatsächlichen Abbau oder indirekt durch vermiedene Expansion. Die gestiegene Jugendarbeitslosigkeit in Frankreich zB ist auch auf die Mindestlöhne zurückzuführen.
    Und wie kommt es das wir in Deutschland das selbe Problem mit Jugendarbeitslosigkeit haben? Wir haben doch keinen Mindestlohn?

    Meik
    Geben ist besser als nehmen!!!
  • Was habt ihr nur gegen den Mindestlohn? Der Beträgt bei uns ca 1800 euro und naja es ist halt ein Leben am Minimum, aber die Leute gehen aber nicht für lau arbeiten.

    Wir arbeiten seit Jahren erfolgreich damit.

    Ihr habt ein Mentalitätsproblem, rennt jeden Schuppen ein, der auch nur 10 Cent günstiger ist. Irgendwann fragt man sich doch, kann ein Produkt (besonders Lebensmittel) bei so wirklich niedrigen Preisen eigentlich noch eine Qualität aufweisen? Falls ja, wie schlecht werden die Arbeitnehmer bezahlt?

    Im Endeffekt ist es mir egal was in Deutschland abläuft, ich hab meinen Job aber dieses kategorisches ablehnen.. naja.
  • bei uns... darf ich mal ganz doof fragen wo das ist? :D

    Ansonsten kann ich dir nur Recht geben. Wobei 1800 Euro (brutto) hier in der Gegend eher der Durchschnitt ist, als eine Untergrenze.
    Aber hier in Deutschland muss ja immer alles künstlich verkompliziert werden, da führen einige Branchen einen Mindestlohn ein, andere einen anderen, und die meisten gar keinen. Und wenn, dann wird der noch mal aufgeteilt in Tarif Ost und West (na gut, okay, die deutsche Einheit ist ja grad mal den Winzigen Augenblick von etwas über 20 Jahren her), und am Besten streiten wir uns erst noch jahrelang über das warum, wie, wann, und ob überhaupt. Und irgendwann 2038 gibts vielleicht mal eine Lösung, oder auch nicht.
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  • hab gerade noch mal nachglesen, ich kopier das einfach mal

    Die Höhe des Mindestlohnsatz ist abhängig von zwei Bedingungen: Das Alter des Begünstigten und ihre Qualifikation.

    Mindestlohn 18 Jahre und mehr, nicht qualifiziert : 1682,76 €
    Mindestlohn 18 Jahre und qualifiziert : 2019,31 €

    Luxemburg :)
  • Jack88 schrieb:


    Ihr habt ein Mentalitätsproblem, rennt jeden Schuppen ein, der auch nur 10 Cent günstiger ist. Irgendwann fragt man sich doch, kann ein Produkt (besonders Lebensmittel) bei so wirklich niedrigen Preisen eigentlich noch eine


    Dazu noch passend der Bericht von vor einer Woche aus einer deutschen Zeitung, die eigentlich nicht zitierfähig ist, wie arm die Menschen in Nordkorea doch sind.

    Dort gibt es einen gesetzlichen Höchstpreis für Mineralwasser von umgerechnet 0,14 € / Liter. Bei uns gibt es 1,5 l für 0,19 € in jedem Supermarkt. Das wären dann 0,126 € / Liter, was noch billiger wäre als der gesrtzliche Höchstpreis in Nordkorea.

    Und wenn man mal nachdenkt, ich habe noch nirgendwo in Europa oder den USA eine 1,5 l Flasche Wasser für 0,19 € gesehen....... Das macht schon nachdenklich.

    Aber solange man diese "Ich spare an allen Ecken" Mentalität nicht aus den Köpfen bekommt, bleibt es halt so.