Einmal mehr wurden die Untertanen der BRD durch das Mitteilungs- und Lügenblatt der BRD-Regierung schamlos belogen!
Bei der Beurteilung der „Hilfe“ für Griechenland muss ein wenig weiter – auch in Zeiträumen – ausgeholt werden, als es die Beschränktheit des „Bild“-Lesers zulässt. Hätte z. B. die BRD die Griechen für die Morde und Verwüstungen, die deutsche Christenhorden in ihrem Land angerichtet haben, entschädigt, statt sie nun auf ihre Herrenmenschenart Mores zu lehren, wäre wohl kaum „Hilfe“ notwendig geworden (so aber erleben die Deutschen in jenem Land gerade den Anfang vom Ende ihres dritten Griffs nach der Weltmacht).
Nach Verdun und Stalingrad hatte es die deutsche Bourgeoisie beim dritten Mal klüger anstellen wollen. Mit dem Euro, einer Fortsetzung der D-Mark mit anderen Mitteln – man nennt diesen Plan die Maastricht-Kriterien – sollten die übrigen, wirtschaftlich schwächeren, weniger tüchtigen, weniger sekundärtugendhaften Nachbarn durch pure Ökonomie in die Rolle jener „Hilfs-“ oder „Randvölker“ gezwungen werden, denen schon Hans Kehrl, der Präsident der Reichswirtschaftskammer, die Dreckarbeit hatte überlassen wollen.
Lange Jahre schien alles bestens zu laufen. Die Deutschen wurden „Exportweltmeister“. 2007 betrug das Exportvolumen 969 Milliarden Euro, 85 Prozent davon gehen in Länder der Europäischen Union. Der Überschuss der deutschen Handelsbilanz stieg von 65 Milliarden Euro im Jahr 1999 auf 199 Milliarden in 2007 und addierte sich in dieser Zeit auf 1.130 Milliarden (1,13 Billionen) Euro, die Deutschland seinen Nachbarn aufs friedlichste abknöpfte. Woher sollten die das Geld nehmen, wenn nicht aus Staatsanleihen oder – natürlich staatlich verbürgten – Krediten, die bei entsprechend hohen Zinsen von deutschen Banken gern übernommen wurden?
Jeder „Bild“-lesende Depp hätte sich ausrechnen können, wohin das führen musste, wäre er von Leuten wie dem sozialdemokratischen Finanzminister Hans Apel und seinen Nachfolgern nicht mit der Parole, Deutschland sei, weil es als Preis für die Ausplünderung des Kontinents einen etwas höheren Beitrag zum EU-Haushalt (2008: knapp neun Milliarden) leiste, der „Zahlmeister Europas“, in die chauvinistische Irre geführt worden.
Guido Westerwelle – der sprachgewaltige Außenvertreter der deutschen Industrie – besuchte im Auftrag von Angela Merkel Anfang des Jahres Athen, um den Griechen klarzumachen, dass Deutschland nur dann europäische Kredite gewähren werde, wenn Griechenland sechzig Eurofighter für 4,9 Milliarden Euro beim deutschfranzösischen Rüstungskonzern EADS und, zu den vier bereits bestellten, für eine Milliarde mehr zwei weitere deutsche U-Boote kaufe. Präsident Sarkozy, so erzählte der griechische Premier Papandreou seinem Freund Cohn-Bendit, habe von den Griechen für seine Zustimmung zum „Hilfspaket für Griechenland“ verlangt, sechs Fregatten im Wert von 2,5 Milliarden Euro in Frankreich zu kaufen.
Zur selben Zeit, da sie das Land nötigen, Waffen zu bestellen, die das griechische Militär nur für einen Krieg gegen den Nato-Nachbarn Türkei brauchen könnte, warnen Deutsche und Franzosen die Griechen dringlich, nicht länger „über ihre Verhältnisse zu leben“. Mit der gleichen infamen Parole hatte Gerhard Schröder 2002 begonnen, Deutschlands „kleine Leute“, zu welchen die SPD die Arbeiterklasse heruntergewirtschaftet hat, zu enteignen. Unter seiner Nachfolgerin Merkel wird die Agenda 2010 nun Exportmodell, ihre Schmarotzer sind nun die faulenzenden Südländer.
Natürlich ist das alles so wahr wie ein Bericht der „Bild“-Zeitung oder eine Rede von Thilo Sarrazin:
- Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit in Griechenland liegt mit 41,6 Stunden deutlich über dem EU-Durchschnitt von 37,4 Stunden
- Das mittlere Renteneintrittsalter liegt mit 61,4 Jahren im EU-Durchschnitt
- Das Lohnniveau liegt bei 73 Prozent des EU-Durchschnitts.
- Die Renten liegen bei 55 Prozent des EU-Durchschnitts.
Um den ob der staatlichen Garantien von mehr als zwanzig Milliarden Euro murrenden Wähler zu besänftigen, fügten die deutschen Politiker ihren Verwarnungen der Griechen immer auch den Hinweis an, die Hilfe sei „in unserem eigenen Interesse“, was nur zu wahr ist, wenn man als „unser eigenes Interesse“ das der Rüstungsindustrie und der deutschen Banken versteht, die bei einer Entwertung der griechischen Staatsanleihen auf einen Schlag 28 Milliarden Euro verlören (allein die verstaatlichte Hypo Real Estate ist mit griechischen Anleihen über 7,9 Milliarden dabei). Dramatischer noch die Lage der Franzosen, die griechische Staatspapiere im Wert von fünfzig Milliarden Euro halten. Sarkozys Eifer für ein Hilfspaket verhielt sich zu dem Merkelschen denn auch wie 50 zu 28.
Griechenland also wird nun sparen und fällt, bis auf die bestellten Rüstungsgüter, für den Absatz deutscher Waren aus. Solche Zukunft droht auch den anderen Staaten, denen eine zartfühlende Presse (mit Griechenland) den Familiennamen PIGS verpasst hat: Portugal, Irland und/oder Italien, Spanien. Allein der deutsche Export nach Italien und Spanien übertrifft den Export in die USA um jährlich vierzig Milliarden. Man kennt die Panik, die an der Börse und im Wirtschaftsteil ausbricht, wenn der Export von Porsche und Mercedes in die USA um zehn Prozent einbricht.
Würde darum nun ein Euroland nach dem andern, wenn nicht heute, dann morgen, zahlungsunfähig und kriegte, wie die Griechen, den Gürtel enggeschnallt, blieben die Deutschen – so gerecht ist der Herr – auf ihrem Pofel sitzen, und auch der dritte Griff nach der Weltmacht wäre einer ins Klo gewesen.
Man könnte freilich auch – einen weiteren – Krieg anfangen. Das martialische Vokabular, mit dem Politiker und Journalisten „den Angriff auf“ beziehungsweise „den Krieg gegen“ den Euro belegen, gilt vorläufig noch den „Spekulanten“ auf den „internationalen Finanzmärkten“, die freilich nichts zu spekulieren hätten, hätten die Exporteure nicht Staaten genötigt, faule Papiere auszustellen. Was aber geschieht, wenn der Fall, der in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai unter Einsatz von 750 Milliarden Euro, die keiner hat, noch abgewendet wurde, in zwei oder drei Jahren tatsächlich eintritt?