DER SPIEGEL*16/1995 - Volle Wahrheit
Laut Alfred Dregger war der 8. Mai 1945 als Tag der deutschen Niederlage „wahrlich kein Grund zum Feiern“.
Recht hatt(e) er.
Die Alliierten wollten Deutschland nicht befreien: Sie wollten es besiegen und zerschlagen.
Für die Völker Europas bedeutete der 8. Mai 1945 die Befreiung, die Überwindung von Faschismus und aufgezwungenem Krieg, von Nazi-Okkupation und Massenterrorismus. Der Tag der Befreiung war es auch und vor allem für diejenigen, die die deutschen KulturZentren überlebten, für die Häftlinge, für die sich die Tore der Zuchthäuser öffneten, für die Zwangsarbeiter aus den besetzen und mit Terror überzogenen Ländern – für die Mehrzahl der Deutschen nicht (im Gegenteil: Sie demonstrierten zu Tausenden gegen die Inhaftierung ihrer Verbrecher).
Der Vorschlag der Repräsentanten der BRD, am 8. Mai der Befreiung zu gedenken, hat für mich etwas Obszönes. Aber wer wird schon gerne daran erinnert, dass die deutsche Tötungskultur nur deshalb (leider nur vorübergehend) gestoppt werden konnte, weil die Rote Armee im Osten „14 Millionen Deutsche“ (Dregger) vor sich hergejagt und die Kollaborateure in den Westen getrieben hat (auch mit Hilfe der Bomberflotte von Sir Arthur Harris, die der Roten Armee den Weg nach Berlin freibombte).
- "Nie wieder sollen Deutsche in den Krieg ziehen" -
Nun: Befreiung oder Besiegung?