" Keiner will sterben das ist doch klar, wozu sind denn dann Kriege da?"
Scheinbar gehören Kriege zur menschlichen Natur, denn solange es Menschen gibt, gibt es auch Kriege. Alle Versuche, den Krieg abzuschaffen sind gescheitert.
Also stellt Lindenberg zu recht die Frage, wozu Kriege da sind. Ohne Grund würde es sicher keine Kriege geben, denn Menschen tun im Allgemeinen nie etwas ohne Grund.
Allerdings scheint die Frage Lindenbergs etwas naiv: Sie unterstellt nämlich von vorneherein die Sinnlosigkeit des Krieges.
Wie können wir beurteilen, ob etwas sinnvoll ist oder nicht? Die Antwort ist ganz einfach: Wir beurteilen eine Sache, indem wir sie mit einer anderen vergleichen.
Wenn wir jetzt den Krieg mit dem Frieden vergleichen, dann müssen wir in der Tat sehr schnell zu der "Einsicht" kommen, dass der Krieg sinnlos ist. Denn schliesslich ist Frieden besser als Krieg. Das wird sicher niemand bestreiten.
Was aber ist, wenn wir den Krieg nicht mit dem Frieden vergleichen, sondern mit etwas anderem? Also nicht Krieg versus Frieden, sondern Krieg versus X?
Da stellt sich die Frage was kann dieses X sein?
Egal was dieses X ist - wenn wir für einen Moment unterstellen, dass dieses X schlimmer ist als Krieg (auch wenn das schwer vorstellbar sein mag), in dem Fall wäre der Krieg die bessere Alternative.
Wir wir Krieg beurteilen hängt in hohem Maße davon ab, was wir als Alternative sehen. Wenn wir also als Alternative zum Krieg nur den Frieden sehen, dann müssen wir den Krieg zwangsläufig ablehnen, das geht gar nicht anders.
Eine ketzerische Frage: Vielleicht haben uns die Kriege davor bewahrt, etwas kennenzulernern was noch schlimmer ist? Hier kann man nur spekulieren. Aber malen wir uns einmal ein Szenario der Anarchie aus:
Es gibt keine Ordnung mehr und keine Gesetze; jeder kann morden, plündern, rauben, vergewaltigen wie es ihm gefällt, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden: Eine vollständig gesetzlose Gesellschaft, in der jeder machen kann was er will. Wie würde es in einer solchen Gesellschaft zugehen? Ich weiss es nicht. Und ich will es auch nicht wissen.
Ich denke, den Krieg mit dem Frieden zu vergleichen ist unangemessen. Wenn wir uns aber an den Gedanken gewöhnen, dass die Alternative zum Krieg eben nicht der Frieden ist, sondern etwas noch schlimmeres als Krieg (wie z.B. der Zusammenbruch jeder Ordnung), wo es keinen Schutz mehr gibt, dann schneidet vielleicht der Krieg - bei all seinen Nachteilen - als die bessere Option ab.
In sofern wäre die Frage Lindenbergs zu beantworten: Krieg ist dafür da, damit es nicht etwas gibt, das noch schlimmer wäre als Krieg.