älter werden

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  • älter werden

    Als Mensch in der Lebensmitte (46 Jahre) beschäftigt mich seit einigen Jahren die Frage des Älterwerdens.
    Ständig begegnen mir im Alltag Fragestellungen, Probleme und Hinweise, wie Überalterung am Arbeitsplatz, Krankheit und Tod im persönlichen Umfeld, Nachlassen der eigenen Leistungsfähigkeit u.a.

    Im Moment habe ich eigentlich keine Angst vor dem Alter!
    Ich sage einfach: Wer nicht alt werden möchte, muss jung sterben! Und wer will das schon?

    Aber ganz hinten in einer versteckten Nische meines Kopfes scheint doch auch ein ungutes Gefühl beim Gedanken an die Endlichkeit des Lebens zu stecken.
    Es tauchen Fragen auf. Was kommt noch? Wozu das Ganze? Habe ich mein Leben gut genutzt?

    Wie geht es anderen mit dem Thema?
  • booklover schrieb:

    [..]die Endlichkeit des Lebens[...]

    Schön erkannt: Das Leben ist endlich, auch wenn – immer noch – viele Jenseitsfanatiker Angst vor dieser Wahrheit haben und deshalb in ihren Wahn flüchten.

    booklover schrieb:

    [...]Wie geht es anderen mit dem Thema?

    Wie es mein Vater schon machte: Die Dinge ordnen.

    Er wusste, dass ihm nicht viel Zeit blieb (er starb mit 52 Jahren). Seine Jahre in Oświęcim , Stätte deutsch-christlicher Kultur in Polen, hatten ihn sehr geprägt, die Angst vor dem Tod für alle Zeit genommen.
    Angst vor dem Tod? Ich kann wohl aufrichtig behaupten: Nein (was nicht zuletzt auch auf Kriegserfahrungen beruht)! Höchstens die Sorge, „die Dinge“ nicht mehr ordnen zu können.

    Meine Frau ist 36 Jahre jünger als ich. Nicht zuletzt für sie (und für meine zwei Jahre ältere Tochter) versuche ich zu „ordnen“:

    Seit ein paar Jahren schreibe ich an unserer Familiengeschichte. Ich hoffe sie bis zur Gegenwart fertigzubringen (und zum Abzeichnen meinen polnischen Namen wieder zu erlangen). Ferner bin ich gerade seit einigen Wochen dabei, meine umfangreiche Büchersammlung zu katalogisieren, und – last but not least – baue ich allmählich Nachfolger für meine Sportschule auf (meine Schüler sollen nach Möglichkeit mein Fehlen gar nicht wahrnehmen).

    Also (auf gut deutsch): Business as usual.

    Trotzdem: Ich werde 126 Jahre* alt (wenn ich nicht vorher sterbe).

    _______________
    * Ich weiß nicht, wann diese Zahl in meinem Kopf auftauchte
  • Ich halte das Altern weder für irgend etwas erhellendes noch für irgend etwas ermutigendes. Ich halte es nicht für sonderlich angenehm.

    Jedes Kilo zu viel muss man sich mühsam wieder abtrainieren. Wenn man einen zu viel trinkt, hat man Schädelreissen ohne Ende.

    Und ich habe auch noch narrische Angst vor dem Tod.

    Jahre vergehen immer schneller und ich bin mittlerweile so alt, ich hätte mit mir selbst damals nix zu tun haben wollen.

    Tragischerweise gehört das langsame Sterben (Haar für Haar, Zelle für Zelle) zum Leben genauso wie unsere Geburt.

    Nehmen wir es also hin, so gut es geht, und sagen uns: wie geht es all denen die überhaupt nie geboren wurden...
  • Hallo StaryWojownik!

    Es geht mir nicht vorrangig um die Angst vor dem Tod (Derzeit verspüre ich noch keine, auch wenn ich keinen "Jenseitsglauben" habe), sondern eher um das Altern!

    Wir leben in einer Gesellschaft, die Jugendlichkeit anbetet, dabei aber zunehmend älter wird. Viele Freunde und Bekannte in meiner Generation führen einen betont jugendlichen Lebensstil, manche scheinen gar nicht "erwachsen" werden zu wollen, was manchmal lächerlich oder auch traurig wirkt.

    Auch ich selbst fühle mich innerlich nicht so, wie ich es mir früher für mein jetziges Alter vorgestellt habe, tief innen steckt noch ein Zwanzigjähriger. Andererseits meldet sich der Körper schon und legt mir Beschränkungen auf.

    Für mich reichen schon 80 Jahre, wenn ich bis dahin noch gesund und selbständig bin.
  • Erstmal danke für das Thema, booklover ;)

    Es ist interessant und wahrscheinlich machen sich Menschen über 50 mehr Gedanken darüber als die unter 30 :D

    Ich halte das Altern weder für irgend etwas erhellendes noch für irgend etwas ermutigendes. Ich halte es nicht für sonderlich angenehm.


    Vielleicht hängt das eher von einer allgemeinen Lebenseinstellung ab, als vom Alter.
    Jede Lebensphase hat ihre lustvollen Momente und ihre Schlaglöcher;
    bisher ist Altern (bin Ende 50) für mich kein Problem.
    Ich muss mich schon ein bisschen mehr anstrengen, wenn ich meine Laufzeiten so einigermaßen halten will, nach etwas mehr Sport tun mir morgens auch die Knochen weh und ich brauch ein bisschen, bis ich mich fit fühle, das ruft aber bei mir keine Sehnsüchte nach früheren Zeiten hervor.
    Ich akzeptiere den Status Quo und arrangiere mich damit.

    Was natürlich schon nervig sein kann, das sind die Sichtverhältnisse: Ganz klein und nah ist kritisch ohne Brille, genauso weit weg ...
    Für ne Gleitsichtbrille noch zu wenig, aber so ne Lesebrille muss schon mal sein. Ok, ist halt so, wird auch bestimmt noch weiter degenerieren, finde ich aber auch nicht belastend.

    Die Gelassenheit hängt zum Teil damit zusammen, dass wir viel Zeit mit jungen Leuten verbringen - einmal über unsere beiden Töchter, mit denen wir immer mal was zusammen machen, zum anderen weil wir beide beruflich täglich mit Kids zu tun haben - da hat man wenig Chancen, auf "Opa" zu machen.

    Was allerdings wirklich deutlich zunimmt und immer wieder nachdenklich macht ist die Teilnahme an Beerdigungen :(
    Nachbarn, Kollegen, Freunde, Vater, Mutter ...
    Bis ca. 30 Jahre kann ich mich kaum an solche Events erinnern, in den letzten Jahren passiert's 1 - 3 mal im Jahr:
    Angst macht mir das nicht, aber ich denke schon darüber nach, was dann wohl mit mir passiert, was meine Familie macht usw.
    Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit! (Erich Kästner)
  • littleprof schrieb:

    Jede Lebensphase hat ihre lustvollen Momente und ihre Schlaglöcher; bisher ist Altern (bin Ende 50) für mich kein Problem.
    ...Ich akzeptiere den Status Quo und arrangiere mich damit.


    Es geht wohl auch um Akzeptanz. Hat der Eine halt mehr und der Andere weniger. Ich wohl weniger.
    Was mich jung hält sind meine Kinder, die erst in den letzten 15 Jahren aufgeschlagen sind. Nun allerdings reichlich. Wir planen sogar Nummer sechs. Das mag natürlich auch eine kleine Flucht sein.

    littleprof schrieb:

    Was allerdings wirklich deutlich zunimmt und immer wieder nachdenklich macht ist die Teilnahme an Beerdigungen


    Gerade vor einer Woche hat sich einer meiner engsten Freunde verabschiedet. Lungenembolie. Zack, weg ist er. Die Einschläge kommen näher. Das macht mir schon Angst.
  • Es geht wohl auch um Akzeptanz. Hat der Eine halt mehr und der Andere weniger.

    Ich glaube, da irrst du, frank;
    nicht das sich Menschen nicht unterschiedlicher Akzeptanz erfreuen ;)
    Natürlich ist das so und hat selbstverständlich auch Auswirkungen auf die eigene Befindlichkeit.
    Aber für die Einstellung zum eigenen Älterwerden
    ist auch in erster Linie die eigene Akzeptanz bedeutsam,
    d.h. akzeptiere ich selbst mein graues Mützchen, meine degenerative körperliche Belastbarkeit,
    Beeinträchtigung meines Seh- und Hörvermögens usw.
    Das wiederum beeinflusst meine Ausstrahlung uns sicher auch meine Akzeptanz im personalen Umfeld.

    Ich hab nochmal meinen ersten Beitrag überdacht ...
    Leute, die schon wieder 10 Jahre weiter sind
    oder mit ihrem Körper schon mehr zu Hadern haben mögen vielleicht sagen
    "Der hat gut reden" :D
    Recht haben sie!
    Ich fühle mich noch nicht alt, weder körperlich noch geistig.
    Kann sich natürlich schnell mal ändern => Oberschenkelhalsbruch :D :D

    Also die Schauspielerin Bette Davis hat mal im höheren Alter gesagt:
    Old age ain't no place for sissies
    heißt soviel wie "Das Alter ist kein Platz für Weicheier"

    Ich denke, man muss sich (mehr als in jüngeren Jahren) aufraffen und aktiv sein.
    Je größer die Beeinträchtigungen werden, desto schwerer fällt das.
    Ich habe in den letzten Jahren mit Leuten zu tun gehabt,
    die mehr oder weniger kurz vor dem Tod richtig lebensmüde waren (und sich auch dergestalt geäußert haben).
    Ich kann mir vorstellen, dass man dahin kommt -
    aber ich mach mir für mein eigenes Leben zur Zeit keinerlei Gedanken darum.
    Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit! (Erich Kästner)
  • Wenn ich mein Herz und meinen Bauch ausblende, dann sehe ich ganz rational den Kreislauf des Lebens. Ein Werden und Gehen. Jahreszeiten des Lebens.
    Ich bin wohl grade der Spätsommer. Vielleicht auch noch der Hochsommer. Obwohl ich mich oft wie der Herbst fühle:D

    Für mich galt schon immer der Spruch: Alles über 30 ist eine Baustelle! - und in Wirklichkeit beginnt das Altern wahrhaftig schon mit 18 Jahren.. die Veränderungen
    im Körper - in den Zellen - der Alterungsprozess beginnt ...

    Bis 32 habe ich mir nie Gedanken um mein Alter gemacht - leider - ich habe zuwenig bewusst gelebt, zuwenig genossen - war einfach nur anwensend, meine Pflicht - eher
    die Rolle die Gesellschaft von mir verlangt hat - erfüllt. Im tiefsten Inneren wollte ich für immer jung bleiben....
    Dann kam eine schwere Erkrankung und mein größter Wunsch war es nun auf einmal: Bitte liebes Leben, lass mich alt werden - Ich will Falten bekommen - graue Haare -
    Gerne hängende Haut und notfalls kann ich auch mit ein bisschen Tattrigkeit leben - aber bitte, bitte, lass mich alt werden - ganz, ganz alt ...

    So verändert sich Bewusstsein manchmal schleichend, manchmal schlagartig ... Noch heute, mit 43 Jahren wünsche ich mir nichts sehnlicher, als alt zu werden ... ganz alt...
    Und wenn ich mein Herz und meinen Bauch dazuschalte, dann weiß ich, wie wichtig es ist, dass der Tod mich begleitet - er immer neben mir steht und mir bewusst macht,
    was es heißt zu leben - ich meine, Leben gibt nur einen wirklichen Sinn, wenn es den Tod gibt.

    Da meine größte Angst, die Angst vor der Angst ist - vermeide ich Ängste vor dem Älterwerden oder dem Tod und zwar genauso lange wie es nötig ist. Ängste lähmen so
    ungemein und nehmen mir einfach zuviel wertvolle Lebensqualität. Da gebe ich mir einfach eine Runde Verdrängung. Auch nicht wirklich gesund, aber für mich aktuell
    besser zu handhaben :)
  • ....zuweilen ist mein Eindruck, was es uns auch schwermacht (me, 47) ist mangelndes Vorhandensein von vordefinierten "Normalitäten".

    Gesellschaftlich vorgeprägt scheint mir: älter werden dann ok, wenn man nicht altert.

    Man bleibt sportlich, leistungsfähig, attraktiv, man bleibt, sagen wir Mitte 30. (Maximal?`)

    Einschränkungen die mit normalem älter werden des Organismus zu tun haben, oder sagen wir auch nur: Veränderungen:
    in manchem ein anderes (langsameres) Tempo, körperliche "Gebrechen" und auch anderes Aussehen, DAS wiederum ist nicht ok.
    Und den Eindruck hab ich ganz klar nach wie vor.

    Eine 60-jährige Frau ist DANN attraktiv, wenn sie nicht wie 60 aussieht.

    Mit der Endlichkeit von Zeit umgehen zu können, ist eine echte Kunst.
    Ich war mal sehr sehr krank, und die Endlichkeit der zeit bewegte sich damals im Bereich von Tagen.
    Einerseits macht es das einfacher. Eimfacher, prioritäten zu setzen. Fand und finde ich.

    Und ja, mich beschäftigen auch immer wieder Fragen.
    Wenn ich weg bin, bin ich dann jemals da gewesen?

    Nicht für mich selbst, da ich - auch auf der Basis der damaligen Erfahrung - sehr sicher bin, dass ich weiter existieren werde, der Tod selbst also ein Übergang sein wird. Aber älter werden, sterben dann, irgendwann, morgen oder in 40 Jahren, was werde ich denken, werde ich ruhig und zufrieden sein mit meinen Entscheidungen und Prioritäten, die ich gesetzt habe?

    Alle 5 bis 10 Jahre frage ich mich, was wäre, wenn du morgen stirbst.
    Wo hast du das gefühl, mit dem oder dem willst Du noch etwas klären?
    Wenn mir dann etwas einfällt, dann tu ich das. Das war schon 2 oder 3 mal so.
    Ich hab mich dann mit demjenigen in Verbindung gesetzt und entweder getroffen und einen brief (Mail) geschrieben.

    Interessanterweise GIBT es auch Dinge, die ich offen stehen lassen kann. Nicht alles bedarf einer offiziellen" Abrundung. Manches ist auch offen gut genug.

    Besonders schwierig ist für mich, die Veränderung der eigenen Belastbarkeit zu sehen, bei Dingen, die ich nicht ändern kann, aber offenbar immer noch nicht akzeptieren kann (spezifische private Situationen)

    Oder auch zu sehen, wie der eigene Körper anders reagiert als vor einigen jahren.

    ich weiß nicht , wie alt ich werden möchte. Ich glaube, das kommt darauf an, wie sehr ich in der lage bin, Kontakte zu knüpfen (neue) und wieviel vertrautes evtl auch "weg" ist.

    @Alexa:
    Verdrängung ist nicht grundsätzlich immer falsch. Es gibt durchaus Verdrängungen im Dienste des ich.
    ME/CFS # Ever tried, ever failed, no matter. Try again, fail again, fail better. (Beckett) # You are only given one little spark of madness. You mustn't lose it. (R.Williams) # Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.(Clarke)
  • Vielleicht machen auch die negativen Assoziationen zum Alter das Älterwerden so schwierig.
    Wie in einigen Beiträgen festzustellen ist, wird Altern eher mit Verlust in Verbindung gebracht. Auch weitere negative Begriffe wie Nachlassen von Fähigkeiten, Krankheit, Altersarmut, Pflegebedürftigkeit, Einsamkeit und Tod fallen mir dazu ein.

    Positive Aspekte wie Erfahrung, Wissen, Gelassenheit, Weisheit und andere Dinge scheinen nebensächlich zu sein.

    Wo ist der Gewinn im Alter?

    In den Medien findet man eher negative Berichte und Beispiele. Derzeit läuft gerade in der ARD die Themenwoche "Leben mit dem Tod". Auch nicht immer ermutugend.
  • Positive Aspekte wie Erfahrung, Wissen, Gelassenheit, Weisheit
    sind schon wichtig und ein Gewinn, booklover, aber ich nehme sie nicht so bewusst und unmittelbar wahr wie das vielleicht meine Mitmenschen tun, oder wie ich selbst meine zunehmenden Unzulänglichkeiten spüre.

    von sorei
    Mit der Endlichkeit von Zeit umgehen zu können, ist eine echte Kunst.


    Ich glaube, das ist ein Satz von zentraler Bedeutung.
    Wenn ich versuche, das Altern nüchtern zu betrachten, dann fallen mir im Wesentlichen 3 Aspekte ein, die diesen Prozess begleiten und prägen:
    - Gesundheit (sowohl psychisch als auch physisch)
    - Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
    - finanzielles Auskommen
    Alle drei Faktoren sind kurzfristig weniger leicht zu beeinflussen, aber wer sie grundsätzlich in seiner Lebensphilosophie mit eingepreist hat ist sicher auf nem guten Weg.
    Zwischen den 3 Faktoren gibt es natürlich jede Menge Interdependenzen, und die Gesundheit z.B. ist leider nur in begrenztem Maße zu beeinflussen.

    Eine ganz wesentliche Rolle spielt aber bei allem, wie wir mit dem jeweiligen Status Quo umgehen.
    Je nachdem, ob ich genügsam oder anspruchsvoll, sozial oder egoistisch, agil oder lahma****ig bin kann ich mit allen Situationen, eben auch mit dem Altern, unterschiedlich gut umgehen.
    Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit! (Erich Kästner)
  • Ich glaube auch das Thema "Selbstzufriedenheit" und "in sich Ruhen" in jungen und mittleren Jahren,
    kann ein Maßstab für das Alter sein.
    Wenn ich mich als Persönlichkeit nicht aktiv, bei Unzufriedenheit, verändere, dann zieht sich dieser
    Aspekt durch alle Altersstufen, die ich erreiche.
    Zu einem großten Teil kann ich entscheiden, wie ich mich im Alter fühlen möchte, bzw. welche
    Perspektive ich einnehme. Ob ich meinen Focus auf die Beschwerden lege, die sich nun einmal
    beim Altern ergeben, oder ob ich wirklich die guten Dinge für mich herausziehe.

    Damit es allerdings auch gute Dinge für mich zu sehen gibt, muss ich schon zeitig eine Entwicklung
    in diese Richtung machen. Ich muss mich während meines Lebens versuchen Objektiv zu betrachten
    und mich entsprechend mir und meiner Umwelt gegenüber verhalten. Wenn ich die Achtung
    mir gegenüber erreicht habe, ist auch die Achtung meiner Umwelt möglich und wirkiche und
    elementare Werte werden erkennbar. Das bringt mir im Alter entsprechend Güte und Weisheit,
    innere Ruhe und Gelassenheit.

    Wenn ich dazu mein Leben noch intensiv erfahren habe, also bei mir war, als ich es lebte und mich
    nicht in der Vergangenheit oder Zukunft aufgehalten habe - die ja nie in der Gegenwart existent sind,
    dann kann ich die Vorzüge des Alters und alterns genießen und mit Gelassenheit den ein oder anderen
    schmerzenden Knochen ertragen.

    Wenn wir das alle so könnten, dann wären wir sicher erleuchtet und würden nicht auf Erden wandeln :)
    So denke ich, müssen wir da als Menschen einfach durch den Kreislauf gehen und leider Gottes auch
    sterben.
  • alexa schrieb:



    Wenn wir das alle so könnten, dann wären wir sicher erleuchtet und würden nicht auf Erden wandeln :)


    stimmt. und da wir das nicht sind, freut sich die Industrie, mit unseren Ängsten ein bißchen spielen zu können mit Anti-Aging Mitteln, Vitaminpräparaten, face- bis body liftings und allem möglichen anderen....

    Das gemeine ist ja, selbst wenn ich weiß, dass ich zum Teil selbst entschiede wie ich damit umgehe, kann ich mich dem "Druck" der Gesellschaft/der Medien nicht wirklich entziehn, da ich Teil davon bin.

    Ich kämpfe in einem minimalen Teilbereich dieses Themas zb seit Jahren dagegen an, das jemand nicht TROTZ seines Alters "gut aussieht".
    Sonder WEGEN seines Alters.
    ;)

    Gegen Strömungen zu schwimmen kostet bedauerlicherweise imme mehr Energie als mit der Strömung zu schwimmen.
    Egal wie überzeugt mans elbst von etwas ist.


    Was mich vor allem anspricht ist das Thema, mit sichs elbst zufrieden sein zu können.

    Das halte ich in der tat für ein weiteres zentrales Element.
    Ich nehme oft wahr, dass es eine systematische Tendenz zur Unzufriedenheit gibt, was Leben/Umstände und auch sichs elbst betrifft. man könnte immer noch besser sein (Leistungsgesellschaft)...
    und dieser fast zwanghafte Wunsch, immer noch besser sein zu können, steht auch oft einer Zufriedenheit im Weg.
    ME/CFS # Ever tried, ever failed, no matter. Try again, fail again, fail better. (Beckett) # You are only given one little spark of madness. You mustn't lose it. (R.Williams) # Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.(Clarke)
  • sorei schrieb:

    (Leistungsgesellschaft)...
    und dieser fast zwanghafte Wunsch, immer noch besser sein zu können, steht auch oft einer Zufriedenheit im Weg.



    Ja, vor allem weil der Mensch der Sucht des Beliebtseins oder schlicht und einfach beachtet zu werden, verfallen ist....

    Von der Geburt an, sogar noch früher, bei der geeigneten Suche nach Samen- und Eizellenspender, befindet sich der Mensch in einer Bewerbungssituation. Diese zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Den Eltern gefallen und entsprechen, den Lehrern und Ausbildern, sowie bei der Suche nach einer geeigneten Arbeitsstelle. Egal, ob der Mensch eine Wohnung sucht, oder ganz banal auch nur auf der Frage seine Erkundigungen nach Weg oder Uhrzeit stellt, immer ist der Suchende, Bittende in der Position „positiv“ zu erscheinen zu müssen, zu gefallen, um das von ihm gewünschte Ergebnis zu erzielen.

    Das Bedürfnis der Zugehörigkeit zu einer Gruppe erfordert ein gewisses Maß an Beliebtheit und an äußerlicher Angepasstheit, wie Kleidung, Haarschnitt etc. So auch das Bedürfnis, elementarste Dinge wie Wohnung und Arbeitsplatz zu erhalten, oder der Fortpflanzung dienende, wie den Lebenspartner zu finden. In all diesen Situationen fühlen wir uns gezwungen, uns zu bewerben, uns so gut wie möglich zu präsentieren, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Dieser Prozess begleitet uns fortlaufend, bis wir das Erdenleben hinter uns gelassen haben.
  • alexa schrieb:

    Ja, vor allem weil der Mensch der Sucht des Beliebtseins oder schlicht und einfach beachtet zu werden, verfallen ist....


    mein stichwort :cool:

    denn das Bedürfnis an sich ist ein normales, ein grundbedürfnis, wie das bedürfnis nach nahrung oder trinken, das bedürfnis nach anerkennung.

    Aber: wir sind geizig mit anerkennungen (ich erwähnte es glaub ichs honmal :D ), und lassen uns selbst und unsere mitmenschen diesbezüglich oft verdursten, was dann wiederum dazu führt, dass mancher sein leben lang fixiert darauf bleibt. immer im gedanken, wenn ich noch besser werden, dann (bekomme ich endlich die anerkennung)

    und diesen hunger zu stillen, hat immer wieder priorität ggü anderen dingen und steht der entwicklung von zufriedenheit diametral entgegen.

    nicht immer ist es so einfach, sich davon zu emanzipieren: ich muß etwas finden, was mich "satt" macht und mich nicht nur dagegen wenden im sinne eines anti-scripts, sondern mich tatsächlich davon emanzipieren können.

    wenn ich im kindheits/jugend/erwachsenenalter zuviel "hungere" ist die wahrscheinlichkeit für gelassenheit und zufriedenheit im alter nicht ganz so gegeben....
    ME/CFS # Ever tried, ever failed, no matter. Try again, fail again, fail better. (Beckett) # You are only given one little spark of madness. You mustn't lose it. (R.Williams) # Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.(Clarke)
  • sorei schrieb:

    mein stichwort :cool:

    )

    und diesen hunger zu stillen, hat immer wieder priorität ggü anderen dingen und steht der entwicklung von zufriedenheit diametral entgegen.

    nicht immer ist es so einfach, sich davon zu emanzipieren: ich muß etwas finden, was mich "satt" macht ....



    Ja - und dann sind wir (wahrscheinlich jetzt Off Topic) bei der Schokolade - dem Fressen von Kühlschrankinhalten ohne Sinn und Verstand, Alkohol und Drogen... Borderline-Persönlichkeiten (natürlich alles im Extremen gesehen)
    Wir versuchen diese Leere zu füllen ... irgendwie ... es ist wie immer Hunger haben und nie satt werden können. Wir haben ein körperliches Völlegefühl und eine seelische Leere in uns ... Der Teufelskreislauf beginnt. Eigene Unzufriedenheit und Agressionen entwickeln sich - und da die anderen ja nicht besser sein dürfen, als man selbst, wird halt jedes Gegenüber klein gemacht. Eine böse Abwärtsspirale beginnt.

    Mit ein wenig Lob und Liebe für andere, kann man eigentlich nur wachsen - und mit jeder guten Tat, die man anderen Menschen zufügt, hilft man sich ein Stück weit selbst. Eigentlich wächst man nur am Geben ... nicht am nehmen... - und dazu gehört auch Anerkennung und Lob für Andere, auch wenn diese es nicht in dem Maße erkennen oder wiedergeben können.
  • ...und auch Lob und Anerkennung von uns selbst für UNS, als grundlage für die Fähigkeit mit uns auch zufrieden sein können.
    Wenn ich mich kritisieren darf, dann muß ich mich auch anerkennen dürfen, und das nicht nur für den Nobelpreis, denn kritisieren darf ich mich auch wegen Kleinigkeiten, also muß ich mich auch für Kleinigkeiten anerkennen dürfen.
    Sonst fehlt Balance.

    Wenn ich das "darf" hab ich denke ich eine größere Chance, im späteren Lebensverlauf auch unabhängiger von den Meinungen anderer zus ein und auch einen besseren Bezug zu Lebenszufriedenheit zu entwickeln.

    "Selbstzufriedenheit" im Extrem ist sicher ungünstig, wie ALLES im extrem ungünstig ist, prinzipiell ist es eine elementare Fähigkeit.
    ME/CFS # Ever tried, ever failed, no matter. Try again, fail again, fail better. (Beckett) # You are only given one little spark of madness. You mustn't lose it. (R.Williams) # Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.(Clarke)
  • Nachdem ich im Teenie-Alter meinen geliebten Opa verloren hatte, hatte ich damals in der Bibel das Buch "Prediger" gelesen. Der Schreiber betrachtet sein ganzes Leben und bezeichnet alles als nichtig und vergänglich. Ich fand es sehr zum Denken anregend.
    Auch habe ich in der Zeit den Film "Into the wild" gesehen - sehr geiler Film - auch über das Thema, was wirklich im Leben zählt.

    Aber Gesellschaftlich ist alt werden nicht mehr wirklich akzeptiert.
    Brecht schrieb noch "Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: "Sie haben sich gar nicht verändert." "Oh!" sagte Herr K. und erbleichte."
    Damals war es schlecht, wenn man sich nicht weiter entwickelte... Wenn man nicht erwachsen wurde... Heute versucht man das Erwachsenwerden so lange wie möglich heraus zu zögern...
  • Zitat von therbium
    Heute versucht man das Erwachsenwerden so lange wie möglich heraus zu zögern...

    Ich glaube, das hat weniger mit dem Älterwerden zu tun;
    es ist vielmehr die trotzige, aufmüpfige Antwort auf den blöden Satz:
    "Werd' du doch erstmal erwachsen."

    Erwachsen = etabliert, behäbig, satt, angepasst, ohne Träume
    das ist das Schreckgespenst für viel Jugendliche.

    Ansonsten ändert sich die Beziehung zum Älterwerden häufiger:
    Als Kind wollte ich schon älter werden, mehr dürfen, mehr können ...
    ab ~ 18, wenn man das meiste darf, könnte es eigentlich so bleiben, trotzdem ist es noch schick, wenn man als gerade 18-jähriger für 26 gehalten wird.
    Spätestens ab 30 dreht sich das Ganze wieder: Wir wollen gerne jünger aussehen; dieser Wunsch verstärkt sich bei den meisten Menschen mit zunehmendem Alter.

    Frauen kommen bei diesem Prozess unglücklicherweise auch noch deutlich schlechter weg.
    Grundsätzlich schon hinterlässt das Altern an ihrem Körper deutlichere Spuren, als beim Mann, erst recht wenn sie Kinder geboren haben.

    Hinzu kommt, das Falten beim Mann interessant sind, bei einer Frau werden sie als Makel angesehen. Ebenso sieht es mit dem Bauch aus: Bei Männern wird er akzeptiert (in meinem Bekanntenkreis existiert sogar der liebevolle Kosename "mein Schmusebauch" dafür), bei Frauen bestenfalls toleriert.

    Ich beneide euch nicht, meine Damen!
    Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit! (Erich Kästner)
  • littleprof schrieb:

    Ich glaube, das hat weniger mit dem Älterwerden zu tun;
    es ist vielmehr die trotzige, aufmüpfige Antwort auf den blöden Satz:
    "Werd' du doch erstmal erwachsen."


    Ich glaube schon, dass sich in den letzten drei Jahrzehnten der Blick auf das Altern verändert hat. Viele Menschen scheinen sich an die Jugend zu klammern, erkennbar am betont jugendlichen Aussehen, dem Mitmachen bei allen neuen Moden, die Tendenz, sich nicht festlegen zu wollen (sowohl beruflich als auch privat).

    Unsere Elterngeneration kam mir in meinem damaligen jugendlichen Blick viel erwachsener vor als unsere oder auch nachfolgende Generationen.
    Wie läßt es sich sonst erklären, dass eher Erwachsene Käufer von Hello-Kitty-Produkten oder den Drei ??? sind?
  • Es gibt sicherlich weniger (ältere) Menschen,booklover, die ihr Alter auch in Aussehen und Verhalten offenbaren, als solche, die es mit kleinen Maßnahmen (Haare färben, Schminken, Kleidung) kaschieren.
    Das ist auch ok so.

    Selten trifft man auf Menschen, die übertreiben und wie von dir beschrieben erkennbar am betont jugendlichen Aussehen, dem Mitmachen bei allen neuen Moden, die Tendenz, sich nicht festlegen zu wollen (sowohl beruflich als auch privat).
    Das wirkt dann eher verkrampft und aufgesetzt.

    Das Festhalten an Aussehen und bestimmten Konsumgütern kann neben der Angst vorm Älterwerden auch andere Ursachen haben:
    Festhalten an Bewährtem, Berechenbarem, Bekanntem in einer immer schnellerlebigen Zeit, in der sich die materielle und prsonelle Umwelt rasant verändert und entwickelt.
    Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit! (Erich Kästner)
  • littleprof schrieb:


    Selten trifft man auf Menschen, die übertreiben und wie von dir beschrieben


    naja, ganz so selten find ich die jetzt nicht...

    (insbesondere allerdings im bereich der "Promis")

    Festhalten an Bewährtem, Berechenbarem, Bekanntem in einer immer schnellerlebigen Zeit, in der sich die materielle und personelle Umwelt rasant verändert und entwickelt.


    jaja, dabei ertappe ich mich auch schon immer mal...
    ME/CFS # Ever tried, ever failed, no matter. Try again, fail again, fail better. (Beckett) # You are only given one little spark of madness. You mustn't lose it. (R.Williams) # Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.(Clarke)
  • littleprof schrieb:

    Erstmal danke für das Thema, booklover ;)

    ...Was allerdings wirklich deutlich zunimmt und immer wieder nachdenklich macht ist die Teilnahme an Beerdigungen ...


    Das finde ich allerdings auch - oder wie ich es mal auf einer Beerdigung von einem Schulkameraden des Verstorbenen zu einem anderen hörte: "Die Einschüsse liegen immer näher".

    Jetzt komme ich selbst in ein Alter, wo die Einschüsse nicht mehr nur sehr weit weg liegen...
  • Abseits des Lamentos über das unvermeidliche Altern und dem damit ebenfalls zusammenhängenden unvermeidlichen Tod, …
    … wurde von den hier Diskutierenden schon einmal jemand des Alters wegen „angemacht“, beleidigt etc.?

    Wen ja: Wie habt ihr darauf reagiert?

    Von mir ausgehend kann ich sagen, dass ich – trotz meines nicht ganz jugendlichen Alters – erst einmal aufgrund meiner Jahre beleidigt wurde (der „Flirt“ entwickelte sich für meinen Kontrahenten zum Desaster); ansonsten habe ich den Eindruck, dass ich – im Sinne des Wortes – respektiert werde (ob trotz oder wegen meines Alters?).

    Wie sind eure diesbezüglichen Erfahrungen, habt ihr welche?
  • frank110159 schrieb:

    Es geht wohl auch um Akzeptanz. Hat der Eine halt mehr und der Andere weniger.


    littleprof schrieb:

    Ich glaube, da irrst du, frank;
    nicht das sich Menschen nicht unterschiedlicher Akzeptanz erfreuen ;)
    Natürlich ist das so und hat selbstverständlich auch Auswirkungen auf die eigene Befindlichkeit.
    Aber für die Einstellung zum eigenen Älterwerden
    ist auch in erster Linie die eigene Akzeptanz bedeutsam,


    Wo reden wir denn da unterschiedlich?