Immer wieder treffe ich in Zeitschriften und im Internet auf Beiträge, in welchen Halbwahrheiten verbreitet werden und der arglose Leser mehr in die Irre geführt wird, als daß man ihn tatsächlich aufklären und informieren möchte.
So z.B. bei Spiegel Online. Unter der reissereischen Überschrift Foto-Tipps: Die Wahrheit über Objektive wird ein Haufen Unsinn geschrieben. Hier der Artikel im Einzelnen:
Über eines müssen Sie sich in Bezug auf Objektive klar werden - im Internet wird viel über Objektive diskutiert und jeder hat seine eigenen Vorlieben und Abneigungen. Eine Debatte, die immer wieder geführt wird, beschäftigt sich mit Festbrennweitenobjektiven vs. Zoomobjektiven. Es gibt Leute, die darauf schwören, dass Festbrennweitenobjektive (Objektive, die sich nicht zoomen lassen, sondern eine feste Brennweite besitzen) deutlich schärfere Aufnahmen ermöglichen als Zoomobjektive. Ich glaube, dass das sicherlich irgendwann einmal der Fall war und Zoomobjektive qualitativ nicht ganz so hochwertig waren wie Festbrennweitenobjektive.
Ich persönlich denke jedoch, dass das heute nicht mehr der Fall ist, denn die aktuellen Zoomobjektive sind qualitativ sehr hochwertig (vielleicht nicht alle, aber beispielsweise eines mit f/2,8). Ich denke, es gibt nur eine Handvoll Fotografen, die mit bloßem Auge erkennen würden, ob eine Aufnahme mit einem Festbrennweiten- oder einem Zoomobjektiv aufgenommen wurde. Der Unterschied liegt vielleicht in der Wahrnehmung, aber eigentlich gibt es keinen Unterschied, nur immer wieder Diskussionen.
Ich selbst besitze zwei Objektive mit fester Brennweite. Beide sind sehr scharf. Wie auch meine guten Zoomobjektive. Das ist nichts, worüber man diskutieren müsste. Es ist nur ein Objektiv. Keine Religion.
Hier die Quelle im Original.
Das hört sich alles recht moderat an und hinterlässt den Eindruck, es sei letztendlich egal, ob man Festbrennweiten oder Zoomobjektive benutzt.
Dies ist in der Praxis aber keineswegs so und meine Intention ist es, über die tatsächlichen Gegebenheiten aufzuklären, damit sich jeder selbst ein Bild davon machen kann.
Die Behauptung, Festbrennweiten und Zoomobjektive würden sich heutzutage kaum unterscheiden (Originalzitat: Der Unterschied liegt vielleicht in der Wahrnehmung, aber eigentlich gibt es keinen Unterschied, nur immer wieder Diskussionen) ist barer Unsinn. Beide unterscheiden sich recht drastisch.
Erst einmal zu den physikalischen Gegebenheiten: Festbrennweiten haben eine feste Brennweite, sind also genau für diese Brennweite konstruiert und korrigiert. Zoomobjektive hingegen sind immer ein Kompromiss. Entweder sind sie auf das kurze Ende der Brennweite korrigiert oder auf eine feste Brennweite irgendwo in der Mitte oder ganz selten auf den oberen Brennweitenbereich. Das heisst, ihre Abbildungsleistung ist bei einer ganz bestimmten Brennweite ok (wenn auch immer noch nicht ganz mit der Abbildungsleistung einer Festbrennweite vergleichbar), doch je weiter ich aber von dieser Brennweite wegzoome, desto mehr verschlechtert sich diese.
Der erst auffällige Punkt sind die geometrischen Verzeichnungen. Gerade bei kurzen Brennweiten machen diese sich deutlich bemerkbar. Bei Landschaftsaufnahmen mag dies nicht besonders auffallen, bei Architekturaufnahmen hingegen stören sie mitunter sehr. Also wird gerade auf diesen Bereich hin gern korrigiert (und dabei das andere Ende des Brennweitenbereichs oft sträflich vernachlässigt).
Je grösser der Zoombereich ist, desto problematischer wird er. Gerade 20-fach Superzooms und mehr neigen gern dazu, bei der maximalen Brennweite einen ziemlichen Pixelmatsch zu liefern; von tatsächlicher Schärfe ist da meist keine Spur. Die Kombination zweier Zoom ist qualitativ weitaus besser als ein einziges Zomm, was den ganzen Bereich abdecken soll. Andererseits ist das 'Reisezoom' praktischer, weil es vielen Situation ohne Objektivwechsel gerecht wird, allerdings mit mitunter deutlichen Abstrichen.
Meiner Meinung ist es besser, diese Objektive nur bis zur halben maximalen Brennweite zu nutzen, dann halten sich deren Fehler noch in Grenzen.
Gute Festbrennweiten sind Zoomobjektiven auch an Schärfe deutlich überjegen. Aber Schärfe ist nicht alles. Es gibt Motive, da ist die Schärfe nicht so wichtig. Gerade weitwinklige Landschaftsstimmungsbilder wie Morgennebel und Sonnenuntergänge oder auch Bilder zur 'blauen Stunde' benötigen nicht sehr viel Schärfe. Mit dem Tele hingegen pickt man oft Motivdetails heraus und rückt sie ins rechte Licht. Ohne Schärfe mögen diese Bilder jedoch meist wenig gefallen.
Ein ganz wichtiger Unterschied zwischen Festbrennweiten und Zoomobjektiven ist deren unterschiedliche Lichtstärke. Es gibt zwar ausgesprochen lichtstarke Zoomobjektive, aber diese sind wohl eher etwas für Speizialisten. Sie kosten oft das mehrfache der kompletten Fotoausrüstung eines Amateurs und sind zudem noch recht unhandlich. Ich habe bisher noch keinen Touristen gesehen, der sich bei einer Städtetour mit solchen Teilen abgeschleppt hat.
Es gibt viele Situationen, in welchen sich ein Zoom (ohne Stativ oder entfesselten Blitz) nicht mehr vernünftig einsetzen lässt, weil es einfach zu dunkel ist (Dämmerung, Innenaufnahmen) und der Einsatz des eingebauten Blitzes ist dagegen kein Allheilmittel. Solche Bilder werden oft 'totgeblitzt'.
Anders ist es natürlich, wenn man bereit ist, ein Stativ mit sich herumzutragen. Das kann die mangelnde Lichtsschwäche vieler Zoomobjektive halbwegs kompensieren. Aber wer ein Stativ aufbaut, der kann dabei meiner Meinung nach auch gleich das Objektiv wechseln.
Ich höre oft, man benutze ein Zoomobjektiv, weil es aufgrund seines grösseren Brennweitenbereichs universeller sei. Das Gegenteil ist oft der Fall.
Brennweitenunterschiede lassen sich oftmals durch den 'Turnschuhzoom' egalisieren, fehlende Lichtstärke allerdings nicht. Denn was will ich mit Bildern, die verwackelt sind oder total verrauscht?
Ein weiterer tatsächlicher Unterschied ist die Grösse. Ist mir diese besonders wichtig, dann kann ich zu sogenannten Pancakes greifen. Flache Objektive mit akzeptabler Lichtstärke und meist ebenso akzeptabler Qualität. Der Vorteil gerade bei der Street Photography ist, daß man unauffällig ist und sich nicht jeder gleich beobachtet fühlt. Bemerkt das 'Opfer', daß man fotografiert, dann ist das Bild schon längst 'im Kasten'. Mir einem Zoom geht dies längst nicht so elegant.
'Ich denke, es gibt nur eine Handvoll Fotografen, die mit bloßem Auge erkennen würden, ob eine Aufnahme mit einem Festbrennweiten- oder einem Zoomobjektiv aufgenommen wurde.'
Gerade bei Offenblende ist dies barer Unsinn. Mit Festbrennweiten kann man Objekte meist deutlich besser freistellen als dies mit lichtsschwächeren Zoomobjektiven möglich ist. Man muss schon ausgesprochen blind sein, um diese Unterschiede nicht wahrzunehmen (ich rede jetzt nicht von einem rein hypothetischen Vergleich einer lichtschwachen Billigfestbrennweite mit einem Telezoom im Wert eines Kleinwagens). Wer diesen Unterschied nicht wahrnimmt, der bemerkt wohl auch nicht den Unterschied zwischen einer Spiegelreflex und einem Handy. Und den sehen wohl mehr Leute als 'nur eine Handvoll Fotografen'.
Letzter und nicht zu vernachlässigender Aspekt ist der grundsätzliche Unterschied bei der Bildgestaltung. Mit einem Zoomobjektiv kann ich wild drauflosknipsen und in den gewünschten Bildausschnitt hineinzoomen. Mit einer Festbrennweite eben nicht. Da muss ich mir vorher Gedanken machen und den Bildausschnitt auswählen, indem ich mich vor- und zurückbewege (der sogenannte Turnschuhzoom). Festbrennweitenbilder sind häufig 'kopflastiger'. Sie erfordern eine andere Herangehensweise als Zoomobjektive.
Ich persönlich tendiere zu Festbrennweiten, benutze aber auch durchaus Zoomobjektive. Es ist eben alles eine Frage der Situation. Das Standard-Kit-Zoom ist meist recht preiswert und eine willkommene Bereicherung. Mir dient es als 'stille Reserve' zwischen den Festbrennweiten, wenn es gute gründe für eine Brennweite gibt, welche ich gerade nicht dabeihabe (denn nicht in allen Fällen funktioniert der 'Turnschuh-Zoom').
Für den extremen Telebereich würde ich jedenfalls eine (adaptierte) Festbrennweite empfehlen. Gerade für kleinere Sensorformate bieten sich adaptierte Kleinbild-Objektive aufgrund des Crop-Faktors an. Aus einem 135mm Standard-Tele (welche man zu Tausenden preiswert bekommen kann) wird dann z.B. bei mft ein 270er Tele. Wenn man über keinen eigenen Goldesel verfügt, dann kann man auch mit deren Schärfe problemlos leben. Dies aber nur am Rande.
Wie sind eure persönlichen Vorlieben? In welchen Situationen benutzt ihr eher Festbrennweiten und in welchen eher Zoomobjektive?
Aktuell zum 70. Jahrestag:
Auschwitz war sicher nur die Folge berechtigter Ängste gegen die Juden.
Damals war es die Verjudung, heute ist es die Islamisierung, welche uns Angst macht.
Eigentlich müssten sich diese Leute bei uns dafür entschuldigen.
Auschwitz war sicher nur die Folge berechtigter Ängste gegen die Juden.
Damals war es die Verjudung, heute ist es die Islamisierung, welche uns Angst macht.
Eigentlich müssten sich diese Leute bei uns dafür entschuldigen.