Keine Schönheits-OPs für Teenies

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  • littleprof
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  • jugendamt wär vielleicht eine gute idee, rein theoretisch, nur könnten die vermutlich zusätzlich bei dem personalstand das nicht leisten, dafür bräuchte es dann doch mehr mitarbeiter...
    ME/CFS # Ever tried, ever failed, no matter. Try again, fail again, fail better. (Beckett) # You are only given one little spark of madness. You mustn't lose it. (R.Williams) # Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.(Clarke)
  • Wie gesagt, ich schreibe die ganze Zeit von der Theorie. In der Praxis hiesse dies natürlich, daß nicht immer alles reibungslos läuft, man gegebenenfalls ein Widerspruchsrecht in Anspruch nehmen muss und daß das notwendige Personal auch vorhanden ist.

    Werden mehr Eigentumsdelike begangen, dann muss eben auch die Staatsanwaltschaft aufstocken oder die Wartezeiten auf Prozesse wachsen ins Uferlose. Es wird so sein, wie es überall ist. Erst die gesetzliche Grundlage schaffen und anschliessend pegelt sich dessen Umsetzung allmählich ein.
  • ....Genau so, wie die bereut haben, die sich den A..geweih tätowiert haben, als dieses in den 90'er Mode war.

    Ich bin allgemein gegen solche OP, wenn es nicht medizinisch notwendig ist. Leider ist bei Kids der schönheitswahn so stark, dass nicht mal die Folgeschäden ernst genommen werden, zumal nicht dran gedacht wird.

    Das gleiche war doch mit den Sonnenstudios, sie haben die Risiken ignoriert bis das gesetzt die Schranken gezeigt hat, von daher finde ich solche "Verbot"gesetze zum eigenen Schutz schon angebracht.
  • Warum will niemand mehr individuell aussehen?
    Wenn ich heute - ohnehin selten - eine Illustrierte aufschlage, fällt mir auf, die Menschen sehen alle gleich aus. Gleich und gähnend langweilig ..... :mad:
  • welchen Einfluss haben wir eigentlich auf diese Entwicklung

    Sonja.Jason schrieb:

    Warum will niemand mehr individuell aussehen?

    Das ist eine Frage des Selbstwertgefühls und des Selbstvertrauens. Menschen, die bereits zu sich gefunden haben sind eher bereit ihre Individualität zu ihrem Vorteil zu nutzen, als Menschen, die noch ihr Selbst suchen. (Ausnahmen bestätigen bekanntlicherweise die Regel)
    Unsere Medien sind weit darüber hinaus nur zu informieren - es wird um Aufmerksamkeit gekämpft. Was liegt näher, als Menschen, die hilflos nach ihrem Ideal suchen eine gefällige (Trend-)Form in Illustrierten anzubieten.
    Man könnte meinen, dass nur der Verkauf zählt - nicht mehr die objektive Berichterstattung. ;)

    Schönheitsideale werden uns einmotiviert (komisches Wort, aber ich finde es trifft es gut). Sie sind Folgen kultureller und altersbestimmter Trends. Von diesen Trends leben ganze Industrien, die natürlich kein Interesse daran haben, sich reglementieren zu lassen. Profit ohne Grenzen (und vor Allem ohne Begrenzungen) - ist das der Motor des medialen Kapitalismus?

    Natürlich können wir als Eltern nicht alle Irrungen und Wirrungen unserer Liebsten auffangen, aber zumindestens sollten wir ihnen einen verständnisvollen Zuhörer bieten.

    Ich war damals glücklicherweise in der Lage meiner Tochter die Augen zu öffnen - ein Blick in die Welt ohne Zurechtweisungen ...
    Das gelingt leider nicht immer.

    Ich stamme aus einer Zeit in der das Internet sich selbst regulierte. Gesetzte zur Netzzensur oder Regulierung waren daher für mich immer ein Kennzeichen der Vertrauensarmut oder der Hilflosigkeit.
    Verhält es sich mit dem Gesetzesentwurf zur Regelung von Schönheits-OPs genauso? ... ist es auch ein Zeichen der Hilflosigkeit des Staates?

    Braucht der Staat eine Handhabe um den Folgen der konsum- und profitorientierten Projektion von Schönheitsidealen wieder Herr zu werden? Können wir den Springteufel selbst nicht mehr in die Kiste zurückdrücken?

    Wenn ich einen kritischen Blick in unser Fernsehprogramm werfe, glaube ich kaum, dass es einen schnellen Weg zurück gibt

    ... zurück in die ...

    schöne heile Welt
    (man möge mir meinen Sarkasmus verzeihen)
    IRC war gestern, ... heute haben wir den Chat

    realize your tasks, then take a deep breath and go for it!
  • Sonja.Jason schrieb:

    Warum will niemand mehr individuell aussehen?

    Wie kommst du denn darauf und heisst Individualität für dich gleich Operation?

    Wie wäre es, wenn du dir deine Rentennummer auf die Stirn tätowieren lässt, das macht dich sicher unverwechselbar. Oder du lässt dir einen Arm und ein Bein
    amputieren, auch das gestaltet dich sicher individueller als langeweilige Zeitgenossen, die über noch alle Gliedmaßen verfügen.

    Ich z.B. bin durch und durch individuell, weil ich in vieler Hinsicht anders bin als andere und dies keineswegs rein optisch. Aber nicht weil, ich den Zwang verspüre, anders sein zu müssen, sondern weil ich einfach anders bin.

    Eine Null bleibt eine Null und mag sie noch so individuell erscheinen. Wenn diese Null sich aber dadurch definiert, anders als andere Nullen wirken zu wollen, so ändert sich nicht daran, daß sie nun einmal eine Null ist. Sie täte besser daran, dies zu ändern.
    Aktuell zum 70. Jahrestag:
    Auschwitz war sicher nur die Folge berechtigter Ängste gegen die Juden.
    Damals war es die Verjudung, heute ist es die Islamisierung, welche uns Angst macht.
    Eigentlich müssten sich diese Leute bei uns dafür entschuldigen.
  • Prinzipiell finde ich das gar nicht schlecht - also jetzt nur den Grundgedanken.
    Im Bekanntenkreis war eine 14jährige, die mit ihren Brüsten (logischerweise in dem Alter..) nicht zufrieden war. Sie wollte größere.
    Sie hat ihre Eltern dann bis zur Grenze bequatscht, die haben sie zum Chirurgen gebracht, einen Scheck ausgestellt und er hat ein Gutachten geschrieben, dass es aufgrund der Psyche des Mädchens als notwendig angesehen wird.

    Das fand ich hart, denn der Körper entwickelt sich in dem Alter ja erst noch - sie war danach zwar glücklich(er) aber ob das so bleibt sei einmal in Frage gestellt - ich denke das Wachstum dieser Region wird ja nicht aufhören, nur weil da jetzt Implantate drin sind - und sicher wird das irgendwann wehtun und schief gehen.
    Wie gesagt, für solche Fälle fände ich es definitiv sinnvoll.

    Andererseits denke ich mir dann, dass wenn jemand unter Segelohren leidet und der Arzt dieses psychische Leiden dann nicht ernst nimmt (Kinder können grausam sein und Segelohren bleiben nun einmal ein Leben lang so) und die OP nicht durchführt.. das ist dann wiederrum nicht so gut.

    Eine Rauszögerung der Erlaubnis oder Prüfung durch einen 'neutralen' Arzt - das wär dann wohl eher die Richtung als ein striktes Verbot für alle
    Ist halt schwierig
  • Kinderwunsch schrieb:

    ...Kinder können grausam sein und Segelohren bleiben nun einmal ein Leben lang so...


    Gehört man der 'falschen' sozialen Schicht an, hat man einen 'ethnischen Hintergrund' oder gar die 'falsche' Hautfarbe, dann wird fleissig weitergemobbt. Ja, Kinder können grausam sein.

    Um dem zu entgehen ist natürlich jedes Mittel recht. Da wird zunächst einmal die Hautfarbe 'korrigiert', das Aussehen des Kindes nach Art der Deutschen 'arisiert' und arme Eltern gehen reiche Eltern ausgetauscht. Im Zeitalter der Markenschuhe und lebensnotweniger (Überlebens)Ausrüstungsgegenstände der Firma Apple sind Segelohren sicher unverzeihbar.

    In anderen Weltgegenden müssen Menschen ums Überleben bangen, weil sie mit dem 'falschen' Geschlecht geboren wurden oder werden durch Beschneidung verstümmelt, um dem wahnhaften Ideal Erwachsener zu genügen. Da kommen uns solche Luxusprobleme geade recht. (Nicht nur) manchmal glaube ich, daß die abstehende Ohren eines hier 'Eingeborenen' ernster genommen werden als die Überlebenschance eines Menschen aus 'der Fremde'.

    Das kommt einer aus Afrika, strandet vor Lampedusa und hat das Glück, bei den Überlebenden zu sein. Nachdem er nun alles, was er hatte, für die Reise ausgegeben hat, schickt man ihn nach Afrika zurück, irgendwo in die tiefste Provinz. Schliesslich ist er ja nur ein Wirtschaftsflüchtling. Dabei will er doch nur hierher, um seinem Sohn eine Segelohroperation bezahlen können. Denn Segelohren sind grausm und Kinder auch. Achtung, Zynismus.

    Eine Kultur, die keine ernsthafteren Probleme zu haben scheint als die Segelohren der Sprösslinge hat entweder keine Kultur oder es geht ihr einfach zu gut. Im Überlebenskampf der Evolution werden sie gnadenlos untergehen. Denn auch die Erwachsenen sind mitunter grausam (und dabei denke ich keinesfalls nur an das Judenmädchen mit den Segelohren). Haben wir es denn anders verdient?
  • Na ja,
    dass Verbote letztlich ein Ausdruck von "Hilflosigkeit" bzw. noch Schlimmeren sind, hatten wir ja schon des Öfteren, und nicht nur hier im thread angemerkt.

    Und dass die Relativität von Worten, Begriffen/Definitionen wie Idealen teils auch eine sehr variable Halbwertzeit beinhalten, sollte nicht nur bei diesem Diskussinsthema auch gut bedacht werden ;)

    Fett- oder Wohlbeleibheit galt schon öfters -auch heute noch in manchen Weltgegenden ;) - als schick, schön oder eben als Zeichen von Reichtum und Macht.
    Ähnlich sieht es doch mit manchen hierzulande als "Gebrechen" angesehene, körperliche Auffälligkeiten aus.

    MODE-Erscheinungen, die sich schon aus (kommerziellem) Selbstzweck permanent verändern muss und somit immer neuen "Klientel" generiert, dabei nicht zu vergessen.

    Und mal abgesehen davon, dass chirurgische wie auch andere (Schönheits-)Mittel all zu oft gar nicht erwünschte bzw. nachhaltige Ergebnisse zeitigen,
    zu oft auch noch mit erheblichen (gesundheitlichen wie finanziellen Folge-) Risiken verbunden sind,
    die von der einen Seite aus Gewinnstreben verharmlost,
    von anderen Seite aus (nur scheinbaren) Herdentrieb-/Mainstreamzwängen in Kauf genommen werden,
    stehen solche Mittel doch eigentlich nur sehr wenigen, sehr Privilegierten (gemessen an der gesamten Weltbevölkerung) zur Verfügung.
    Was hierzulande auch zunehmend vergessen wird.
    Warum eigentlich?

    Insofern.
    Anstatt zu Verbieten,
    sollte man eher Schönheitsbegriffe relativieren, Selbsterkenntnis, -bewußtsein und (durchaus kritische, selbst reflektierende) Liebe des eigenen Ichs in Relation zur umgebenden Umwelt mal zum Hauptthema machen ...

    Aber das ist wohl doch dann zu idealistisch gedacht, befürchte ich ;)


    Ansonsten.
    Schmuck, Piercings, Tatoos und anderes (Mode-)Gedöns interessieren mich eh gar nicht oder eher mal peripher;
    im Gegenteil :D
    z.B. manch künstliche (Klein-)Reparaturen an meiner Kauleiste nerven schon eher :panik:
    Vom Reibach der Zahnklempner dabei mal ganz abgesehen ;)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von muesli ()

  • Es stellt sich hier doch auch die Frage, ob es sich um einen "Heran wachsenden" handelt. Nur um komplexe zu mindern oder Gesellschaftliche Anerkennung zu bekommen, sollte man eine Schönheitsoperation für Teenager nicht durch führen. So wird das Durchsetzungsvermögen nicht gerade gestärkt.

    Ich denke da jetzt eher an die "schiefe Nase oder die kleinen Brüste ect. Einerseits ist der Körper ja auch noch in der Entwicklung.

    Anerkennung oder soziale Integration kann man auch mit Selbstwertgefühl schaffen, dazu braucht es kein Perfektes äußeres!
  • Zitat von Konradin
    Zitat von Sonja.Jason
    Warum will niemand mehr individuell aussehen?

    Wie kommst du denn darauf und heisst Individualität für dich gleich Operation?


    Leider hat Sonja.Jason ihre Aussage nicht mehr näher erläutert.
    Man kann sie durchaus ja auch als Argument gegen jede Schönheits-OP interpretieren, besonders im Zusammenhang mit dem folgenden Satz:
    Zitat von Sonja.Jason
    Wenn ich heute - ohnehin selten - eine Illustrierte aufschlage, fällt mir auf, die Menschen sehen alle gleich aus. Gleich und gähnend langweilig .....


    Von Natur aus sind wir alle unterschiedlich und individuell (selbst deine Nullen unterscheiden sich deutlich, Konradin, da gleicht keine der anderen, weder inn- noch auswendig ;) ). Wer vorgegebenen Schönheitsidealen nacheifert endet wie die Karosserien von PKWs - stromlinienförmig und langweilig - alle sehen dann irgendwie gleich aus.

    Ich komme auch noch mal auf meine "abstehenden Segelohren", weil's ein Beispiel ist, wo mit geringem Aufwand viel bewirkt werden kann. Das ist sicherlich im Vergleich zu den Problemen eine Lampedusa-Flüchtlings ein lächerliches Luxusproblem; aber muss man das dem 13-jährigen, der darunter leidet, vorwerfen? Entscheidet der Umgang mit diesen "Problemen" tatsächlich über unseren kulturellen Status?

    Wenn mein Internet lahmt beschwere ich mich bei der teledoof, auch wenn die Flüchtlinge in Lampedusa überhaupt kein Internet haben.

    Sorry, das ist nicht zynisch gemeint, aber jedes Problem muss doch im Kontext der eigenen Rahmenbedingungen gesehen und bewertet werden.
    Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit! (Erich Kästner)
  • Ich finde, dies ist ein gesellschaftliches Problem. Wo alles Ware ist (bzw. zu sein hat), ist auch Mensch – mit allem was dazugehört – Ware.

    Frühe Konditionierung für den Fleischmarkt (und dafür, was als „schön“ zu gelten hat):
    Kinder-Schönheitswettbewerbe in USA: Miss-Wahl für Achtjährige -Video - SPIEGEL ONLINE
    Schönheitswettbewerb für Kinder: Little Miss United States - SPIEGEL ONLINE
    "Wie wilde Bestien": Schönheitswettbewerb für Kinder - SPIEGEL ONLINE

    Allerdings: Nicht nur in Frankreich ...
    Senat in Frankreich: Verbot von Miss-Wahlen für Kinder - SPIEGEL ONLINE

    sondern auch in Russland (wo bekanntlich Schwule für ihre Vorstellung von Partnerschaft nicht öffentlich werden dürfen), bestehen Bestrebungen, diese Show für Pädophile zu verbieten.
    Russland: Politiker will Kinder-Schönheitswettbewerbe verbieten | Katholische Post

    Was den ganzen – künstlich erzeugten – „Schönheits(operations)“-Wahn angeht, fällt mir gerade ein Textteil einer Schnulze aus den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts ein:
    „Nimm mich so, wie ich bin“ (irgendwann kommt doch jede/r darauf, wer/was sich hinter der jeweiligen Maske verbirgt).