Tod eines Terroristen?

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  • StaryWojownik
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  • Tod eines Terroristen?

    Nelson Mandela, weltweit respektierter Kämpfer für Freiheit und Gleichberechtigung ist gestern gestorben.

    Nelson Mandela ? Wikipedia

    Zur Erinnerung:
    Die US-amerikanische Regierung hatte ihn – vorausschauend – bereits 1988 auf die Watch-List für potentielle Terroristen gesetzt.

    Was verbindet ihr mit dem Namen „Nelson Mandela“?
  • StaryWojownik schrieb:



    Was verbindet ihr mit dem Namen „Nelson Mandela“?


    Mit meinem Tabak von lidl, heißt auch Nelson :cool:

    Ne mal im ernst, erst steckt man ihn 20 Jahre hinter Gitter und jetzt heulen sie hinterher, was in meinen Augen eher heuchlerisch ist.

    Und das die USA auf halbmast geht ★ ohne Worte ★
  • Freiheitskämpfer.

    Jemand, der nicht nach 10 Minuten die "Lust" an seiner Sache verliert, heutzutage ein Leben lang einer Sache treu zu sein, wo findet man das noch?

    Terrorist?
    Klar, in gewisser Weise ist vermutlich jeder, der an einer bestehenden Ordnung wagt zu rütteln, und damit Unruhe bringt, für die machthabende Struktur ein "Terrorist", könnt ich mir denken.


    @grafit:
    naja, ich würde dem Land nicht gleich jede Lernfähigkeit absprechen ;)
    Auch wenn Sie in inhaftiert haben, dürfen sie jetzt weinen.

    (Vielleicht weinen sie, weil sie ihn jetzt nie wieder inhaftieren können, ähem.)
    ME/CFS # Ever tried, ever failed, no matter. Try again, fail again, fail better. (Beckett) # You are only given one little spark of madness. You mustn't lose it. (R.Williams) # Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.(Clarke)
  • Einen Teil des Weges von der tiefsten Kolonialzeit in eine etwas menschlichere Welt.

    Grafit schrieb:

    Ne mal im ernst, erst steckt man ihn 20 Jahre hinter Gitter und jetzt heulen sie hinterher, was in meinen Augen eher heuchlerisch ist.

    Ich denke, die Leute, welche ihm 'hinterherheulen' sind nicht die gleichen, welche ihn damals eingesperrt habe. Es sei denn, du meinst damit die dicken Krokodilstränen, welche man meist vergiesst um vergessen zu machen, daß man selbst eigentlich genau auf dessen Gegenseite stand, harmlos ausgedrück.

    Auf die Vereinigten Staaten mag dies durchaus zutreffen. Auf mich selbst und viele Leute, die ich persönlich kenne, ganz sicher nicht.

    Wäre Herr Mandela kein Terrorist gewesen, er hätte sich meinen Respekt sicher nicht verdient.
  • Konradin schrieb:

    Einen Teil des Weges von der tiefsten Kolonialzeit in eine etwas menschlichere Welt.[...]
    Um dies zu bewerkstelligen muss er wohl zeitlebens Terrorist gewesen sein ...

    Bezeichnend finde ich, dass zu den besten Verteidigern des südafrikanischen Apartheid-Regimes – abgesehen von Ländern mit ähnlich rassistischer Struktur, wie z. B. Israel* – Franz Josef Strauß, Margaret Thatcher und Ronald Reagan gehörten. Ein Personenkreis, der auf das vortrefflichste alle sympathischen Eigenschaften der „Freien Völkergemeinheit“ verkörpern.
    Bezeichnend auch die Bemerkung des konservativen Londoner Parlamentsabgeordneten Terry Dicks, als Mandela 1990 zunächst ein Treffen mit Thatcher ablehnte: „Wie lange will sich die Premierministerin eigentlich noch von diesem schwarzen Terroristen ins Gesicht treten lassen?“

    Es ist nicht bekannt, dass dieser Rassist im rassistischen Parlament wegen dieser Äußerung gemaßregelt wurde.

    Der US-amerikanische (mutmaßliche) Kriegsverbrecher – also hochgeachtete Politiker – Dick Cheney stimmte zwei Mal gegen eine Freilassung Mandelas und sagte zwanzig Jahre später, dass er überhaupt keine Probleme mit seiner (damaligen) Entscheidung habe. Erst 2008 strichen die USA den ANC von ihrer Terrorliste.

    Nelson Mandela war bei Thatcher, Strauß und Reagan verhasst - SPIEGEL ONLINE
    __________________________
    * '1976 reiste der damalige Premierminister John Vorster auf Staatsbesuch nach Jerusalem. Premierminister Jitzhak Rabin empfing den Mann, der im Zweiten Weltkrieg Sympathisant des Nazi-Regimes war, mit allen Ehren. Beim Staatsbankett sagte Rabin: "Israel und Südafrika teilen die gleichen Ideale: die Hoffnung auf Gerechtigkeit und friedliches Miteinander." Das offizielle Jahrbuch der südafrikanischen Regierung beschrieb die Beziehungen beider Staaten 1976 so: "Israel und Südafrika haben vor allem eines gemeinsam: Sie existieren in einer feindlichen Umgebung inmitten dunkler Menschen."'
  • Das Einstufen als Terrorist hat Mandela einer Phase seines Lebens zu Beginn der 60er zu verdanken, als er unter anderem auch Anführer des bewaffneten Flügels des ANC war. Ursprünglich ein bekennender Vertreter des Gewaltverzichts hat er irgendwann die Überzeugung gewonnen, dass es ohne den bewaffneten Kampf nicht gelingen kann, die Unterdrückung der Farbigen durch die weiße Minderheit in Südafrika zu beseitigen.
    Ich kann es ihm nicht verdenken, weil er sicher viel Unrecht und Gewalt von der Gegenseite gesehen und erlebt hat.

    Bewundernswert ist für mich, dass er in den 27 Jahren seiner Haft nicht verzweifelt ist, sondern an seinen Ideen festgehalten hat.

    Ein gutes Beispiel dafür, dass sich Beharrlichkeit irgendwann auszahlt.

    Der Mann hat meine Hochachtung!
    Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit! (Erich Kästner)
  • littleprof schrieb:

    [...]Bewundernswert ist für mich, dass er in den 27 Jahren seiner Haft nicht verzweifelt ist, sondern an seinen Ideen festgehalten hat.[...]
    Genau dies ist ein Punkt, den ich für mich nicht nachvollziehen kann:
    Diese Härte, ohne selbst innerlich zu verhärten. Wie es für mich den Anschein hat, ist er zeit seines Lebens (vorbildlicher) Mensch geblieben.

    Schade, dass er in der Politszene wohl ein ganz, ganz seltenes „Einzelexemplar Mensch“ ist (und wahrscheinlich bleiben wird): Terrorist!
  • StaryWojownik schrieb:


    Schade, dass er in der Politszene wohl ein ganz, ganz seltenes „Einzelexemplar Mensch“ ist (und wahrscheinlich bleiben wird)...


    Nicht zu vergessen Gandhi und Martin Luther King haben auch für Freiheit gekämpft, nur sie wurden nicht als Terroristen abgestempelt.

    In Obama wurden bei der Wahl zum Präsidenten viele Hoffnungen erweckt, was mittlerweile ein Schuss nach hinten geworden ist.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Grafit () aus folgendem Grund: letzten Satz rausgeworfen

  • Grafit schrieb:

    Nicht zu vergessen Gandhi und Martin Luther King haben auch für Freiheit gekämpft, nur sie wurden nicht als Terroristen abgestempelt.
    Nun ja: „Mahatma Gandhi was once declared a terrorist. And a rare British Parliament paper declaring the Father of Nation a terrorist in 1932“
    Read more at: Gandhi was declared terrorist and declaration sold cheaply - News Oneindia

    Gedanken über MLK und Terrorismus:
    Would Martin Luther King Be Labeled a ?Terrorist? Today?
    Martin Luther King: Terrorist? | Alternet

    Grafit schrieb:

    In Obama wurden bei der Wahl zum Präsidenten viele Hoffnungen erweckt, was mittlerweile ein Schuss nach hinten geworden ist. [...]
    Ich bin überzeugt, Obama durfte und sollte gewählt werden (man denke nur an die massive Wahlhilfe aus Schweden), um diesen „Schuss nach hinten“ durchzuziehen.

    Massentöter Obama: „really good at killing people“
    Review: ?Double Down,? on the 2012 election, by Mark Halperin and John Heilemann - The Washington Post

    Also ein Tyrann und Massentöter, der zu den propagierten (und verlogenen) Werten von „Freiheit & Demokratie“ passt wie die sprichwörtliche Faust auf’s Auge.
  • Ich respektiere ihn sehr. Nicht nur für seinen Freiheitskampf, sondern auch für den konsequenten Versöhnungsprozess, den er nach seiner Freilassung gelebt und in die Wege geleitet hat. Durch den Verzicht auf Racheakte konnte eine neue Grundlage des Zusammenlebens zwischen Scharzen und Weissen gelegt werden. Natürlich gibt es in Südafrika immer noch viele Probleme, aber es wurde auch schon viel erreicht.

    Gruss freefloating
    Carpe diem - pflücke den Tag!
  • Man sollte vielleicht den "Terrorist" nicht als solchen glorifizieren.
    Von heute nach gestern blickend ist es immer einfach zu erkennen was richtig und was falsch ist. Ganz anders sieht es aus wenn man von heute nach morgen schaut. Ich bezweifle, dass - wenn wir in den 60er Jahren als Weiße in Südafrika gelebt hätten - wir Nelson so gesehen hätten, wie man ihn heute sieht.
    Alles eine Frage der Perspektive.
    Letztlich war es ja nicht nur Nelson, der die Veränderungen herbei geführt hat, sondern die Gegenseite hat sich ja auch bewegt. Sonst wäre Mandela vermutlich einfach irgendwann im Gefängnis gestorben...
    Aber es ist schon eine tolle Leistung auch als Inhaftierter immer nach vorne zu schauen und nicht zu verbittern, da könnten sich wirklich viele eine Scheibe abschneiden!
  • StaryWojownik schrieb:


    Ich bin überzeugt, Obama durfte und sollte gewählt werden (man denke nur an die massive Wahlhilfe aus Schweden), um diesen „Schuss nach hinten“ durchzuziehen.

    Und später wird/kann "man" sagen: 'Das hat man nun davon, wenn man einen Afroamerikaner ...'

    @ Mandela

    Ich respektiere ihn sehr. Nicht nur für seinen Freiheitskampf, sondern auch für den konsequenten Versöhnungsprozess, den er nach seiner Freilassung gelebt und in die Wege geleitet hat.

    Geht mir auch so. Es gehört schon eine kräftige Portion Kraft und Grösse dazu.
    Da, wo die Neurosen blüh'n, da möcht' ich Landschaftsgärtner sein!
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  • rost schrieb:

    Man sollte vielleicht den "Terrorist" nicht als solchen glorifizieren.


    Interessanterweise gibts ja wohl keine verbindliche Defintion von Terrorismus.

    Es gibt keine allgemein akzeptierte wissenschaftliche Definition von Terrorismus. Schwierigkeiten bereitet insbesondere die Abgrenzung von Terrorismus und politischem Widerstand...Was als Terrorismus zu bezeichnen ist und was nicht, dazu gibt es weder in der politischen Praxis noch in der Forschung eine einheitliche Definition...

    (wiki)

    Von daher schon nachvollziehbar, auf einer sachlichen Ebene, dass jemand in dem einen Land ein Terrorist ist, und im anderen....

    Ich kann nur hoffen, dass es immer wieder Nelson Mandelas geben wird.
    Auch wenn die Kämpfe unter Umständen eben nicht identisch sein werden.
    ME/CFS # Ever tried, ever failed, no matter. Try again, fail again, fail better. (Beckett) # You are only given one little spark of madness. You mustn't lose it. (R.Williams) # Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.(Clarke)
  • susi63 schrieb:

    [...]die Geschichte in Afrika zeigt öfters in Richtung Gewalt bei Veränderungen in instabilen politischen Systemen.
    „Gewalt bei Veränderung in instabile politische Systeme“, dies beschränkt sich leider nicht nur auf Afrika. Beispiele von (vom Ausland gekaufter und gesteuerter) Gewalt sind derzeit auch in Europa zu beobachten.

    So stellt sich – für mich – immer noch die Frage, wer bei manchen Ländern Afrikas Interesse an deren Instabilität hat und wer daran verdient (es ist mir selbstverständlich bekannt, dass es bei Mordaktionen der freien Völkergemeinheit in Afrika immer nur um Demokratiesierung geht).
  • Danke, Stary :)

    dass Du als deutsch "Kundiger" - :D - in deiner wohl bekannten und von mir sehr geschätzten Weise den Finger auf solche "Wunden" legst.

    Klar, er war "Terrorist", ebenso wie auch "Pazifist".
    Von "königlicher" Abstammung und doch von Jugend an Machtverweigerer.
    Ein Widerspruch?
    Nur für Diejenigen, die selbst nicht über ihren eigenen Schatten bereit sind zu springen
    bzw. Dinge nur aus einer höchst subjektiven Perspektive bereit sind zu betrachten. ;)

    Zudem ein Denker wie Wenige, ein hoch intelligenter Taktiker, aber letztlich doch nie DER Politiker, der heutzutage mit diesem Begriff normalerweise verknüpft wird.
    Schade eigentlich ;)

    Kurzum,
    einer von wenigen Menschen, die Weltgeschichte mitschrieben und dafür hoffentlich auch noch sehr lange im Gedächtnis Vieler bleiben wird.

    Auch,
    weil "Geschichtsbücher" und "Definitionen" viel zu oft irreführend sein können :D


    Wie auch immer,
    Gandhi bekommt interessante Gesellschaft :)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von muesli ()

  • Ich bin Türke und da er die PKK geschützt hat, die Terroristen sind... ist er zu halbe selber einer. Um es klar zustellen: ICH HABE NICHTS GEGEN KURGEN!!! Nur gegen die PKK. Wir türken haben mit den Kurden im 1.WK Seite an Seite gekämpft.
    Aber er war auch Menschenrechts Kämpfer also ich bin eher neutral...

    *Eine schweigen Minute an die gefallen*