StaryWojownik schrieb:
Da Musik an Stimmungen/Gefühle appelliert, ist sie per se manipulativ.
Dies hängt letztendlich von der Art der Musik ab und der Art und Weise, wie wir sie interpretieren.
'Popcorn' z.B. ist dadurch entstanden, daß ein Computerprogramm ein Stück von Beethoven verwurstet hat. Was übrig geblieben ist, ist eine absolut langweilige Phrasierung eines Themas, welches als solches nicht mehr ohne weiteres zu erkennen ist. Auf Dynamik wurde völlig verzichtet zugunsten einer für die damaligen Zeit wohl unteressanten Klangfarbe, die sich mittlerweile aber doch schon etwas abgenutzt hat.
Wenn ich eine Fuge schreibe (und dabei die formalen Regeln strikt einhalte), dann hat das etwas mit Mathematik zu tun. Wenn ich diese Fuge dann nicht auf der Orgel spiele, sondern aus Alltagsgeräuschen zusammensetze, dann ändert sich an dem formalen Kontext überhaupt nichts. Für den Zuhörer allerdings schon, denn er wird es möglicherweise nicht einmal als 'bewusst gemachte Musik' wahrnehmen und diese wirkt nicht einmal unterschwellig. Das Wahrnehmungsspektrum von Musik zum Geräusch ist fliessend.
Einzelne Geräusche aus diesem Kontext können zu Eindrücken und auch Reaktionen führen (z.B. Telefonklingeln), dies hat aber mit dem Gesamtkonzept nichts zu tun, sondern lediglich mit dem Material, aus welchem dieses besteht.
Sicher macht es einen Unterschied, ob ich mich bewusst emotional aufputschen möchte und in den Bannkreis der Suggestion hineinbegebe, z.B. bei einem Rockkonzert. Aber ist es nicht eher das 'Drumherum', welches unsere emotionale Situation prägt, als die Musik allein? Ich denke da an Fangesänge beim Fussball, welche eine ähnliche bis mitunter auch identische Wirkung auf die Beteiligten ausüben ungerachtet deren musikalischer Tiefe.
Wenn ich mich in einer dieser genannten Situationen befinde, dann kann ich die Manipulation eben nicht ausschalten. Selbst wenn es mir gelingen sollte, diese vollständig zu ignorieren, die Wirkung auf die Umstehenden ist da und diese lassen sie dann wiederum massiv auch auf mich einwirken. Denn Musik ist ein Ohänomen, welches man ja meist nicht auf sich allein einwirken lässt.
Je niedriger das Niveau, desto durchsetzungsfähiger auch Druck dieses Niveau beizubehalten (oder es gan noch herabzusetzen). Setzt sich das musikalische Repertoire auf einem Fest anfangs noch aus Rock bis Pop zusammen, dann wird es sich nach einer Weile unweigerlich auf reine Sauflieder beschränken, wenn man erst einmal damit angefangen hat. Die Toleranz gegenüber einer grösseren Bandbreite für ein breiteres Publikum nimmt stetig ab. Am Ende bestimmen nur ausschliesslich die Besoffenen, wie es musikalisch weitergeht. Eine Alltagserfahrung, die ich schon hunderte Male machen musste und wahrscheinlich bin ich nicht der Einzige.
Musik ist per se manipulativ, weil sie Gefühle anspricht? Ist dann Kommunikation nicht auch per se manipulativ, weil auch sie Gefühle anspricht?
Was, wenn Musik so konzipiert wird, daß sie nicht an die Gefühle appelliert, sondern an den Körper (bzw. dessen direkter Steuerung)? Ich habe schon Musik gemacht, welche auf Melodien und Harmonien vollständig verzichtete und die lediglich dem Zweck diente, einen Laufzeitrhythmus über eine Strecke von z.B. 10 km vorzugeben. Denn es ist einfacher, ein bestimmtes Lauftempo einzuhalten, wenn man es mit äusseren Signalen abgleichen kann.
Manipulativ? Natürlich. Aber eben gerade nicht immer über das Gefühl. Das lässt sich dabei prima umgehen.
Aktuell zum 70. Jahrestag:
Auschwitz war sicher nur die Folge berechtigter Ängste gegen die Juden.
Damals war es die Verjudung, heute ist es die Islamisierung, welche uns Angst macht.
Eigentlich müssten sich diese Leute bei uns dafür entschuldigen.
Auschwitz war sicher nur die Folge berechtigter Ängste gegen die Juden.
Damals war es die Verjudung, heute ist es die Islamisierung, welche uns Angst macht.
Eigentlich müssten sich diese Leute bei uns dafür entschuldigen.