Zalando und Rocket Internet: Wertvernichtung in großem Stil

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  • Eidi
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  • Zalando und Rocket Internet: Wertvernichtung in großem Stil

    Im Windschatten des weltweit größten Börsengangs durch den chinesischen Internet-Konzern Alibaba zog es wenige Tage später auch Zalando und Rocket Internet an die Börse. Doch während sich die Alibaba-Aktie trotz schwachem Marktumfeld noch recht gut hielt, stürzten die beiden deutschen Werte ab. Zwar sollte die Anlage in Aktien immer langfristig betrachtet werden. Aber die warnenden Stimmen im Vorfeld scheinen Recht zu behalten.

    Die Zalando-Aktie konnte am ersten Handelstag (1.10.) von ihrem Ausgabepreis bei 21,50 Euro bis auf 24,48 Euro zulegen, rutschte dann aber wieder zurück. Am Mittwoch, also eine Woche später notierte die Aktie zeitweise bei 17,04 Euro. Wer das Papier vor Börsengang zugeteilt bekam, sitzt also auf Verlusten von rund 25 Prozent.

    Rocket-Aktie verliert in einer Woche 35 Prozent
    Die Internet-Schmiede Rocket Internet ist seit ihrem Börsendebüt in Frankfurt sogar noch stärker abgestürzt. Nach einem Ausgabepreis von 42,50 Euro fiel der Wert schon am ersten Handelstag (2.10.) auf 37 Euro. Gründer Alexander Samwer zeigte sich von dem Einbruch zunächst wenig beeindruckt. Das Unternehmen habe einen "ganz langfristigen Horizont". Sein Bruder Oliver sagte dem Fernsehsender n-tv am Donnerstag, Rocket Internet sei "nicht fokussiert auf den ersten Preis. Auch nicht auf den Preis der ersten Woche, der ersten Monate."

    Am Mittwoch-Morgen kostete die Rocket-Aktie nur noch 31,50 Euro. Die Verluste summieren sich seit Börsenstart in fünf Handelstagen somit auf 35 Prozent.

    Hunderte Millionen für Alteigner
    Im Windschatten der Alibaba-Aktie auf das Parkett zu gehen, lohnte offenbar nur für die Alteigner. Rocket Internet war seinerseits der größte Börsengang in Deutschland seit zehn Jahren (Postbank). Das Berliner Unternehmen sammelte dadurch 1,6 Milliarden Euro ein. Die Start-up-Schmiede wurde von den Brüdern Alexander, Marc und Oliver Samwer gegründet, die über ihren Fonds Global Founders auch Anteile am Internet-Modehändler Zalando halten. Der Zalando-Börsengang bescherte den Alteignern rund 600 Millionen Euro.

    Die Investoren-Brüder konnten ihr Vermögen durch die IPOs auf 3,5 Milliarden Euro vervierfachten, wie das "Manager-Magazin" schreibt. Die Samwers liegen demnach auf Platz 29 der reichsten deutschen Familien. Weit voraus sind ihnen weitere alteingesessene Unternehmer-Familien, etwa die des Lidl-Eigentümers Dieter Schwarz, den Reimanns (JAB Holdings, Reckitt Benckiser), der Familie Herz (Tchibo, Beiersdorf ) sowie den Ottos, Würths und Oetkers.

    Aktienkurs als Spiegelbild der Gewinnsituation des Unternehmens
    Letztlich sollten immer die Geschäftszahlen eines Unternehmens für oder gegen ein Investment sprechen, empfehlen Börsianer. Zalando etwa - 2008 gegründet - schrieb im vergangenen Jahr noch rote Zahlen. Der Vorstand wollte sich vor dem Börsengang nicht konkret dazu äußern, wann das Unternehmen erstmals ein positives Jahresergebnis einfahren werde. Indirekt schloss er jedoch nicht aus, dass Zalando unter Umständen schon das Jahr 2014 positiv abschließen könnte, nachdem das Unternehmen im ersten Halbjahr einen Nettogewinn geschafft hatte.

    Experten warnen indes vor einem Internet-Hype wie zuletzt vor 14 Jahren. "Vorsicht vor einem neuen Neuen Markt. Das ist nichts für sicherheitsbewusste Privatanleger", sagte DSW-Vize-Präsident Klaus Nieding. "Es ist ein spekulatives Investment." Der Kauf von Zalando-Aktien berge große Risiken, sagte Nieding vor dem Börsengang. Noch kritischer sah Nieding den Börsengang von Rocket Internet. Die meisten der betreuten Start-ups schreiben rote Zahlen.

    Max Otte: Vorsicht bei Neuemissionen
    Wirtschaftsprofessor Max Otte riet in einem Interview mit "Finanzen.net" gar grundsätzlich von Neuemissionen ab. "Die wenigen phantastischen Emissionen bleiben im Gedächtnis haften, das andere vergisst man", so Otte. Konzerne wie eBay, Google oder Amazon blieben im Kopf, die Verlustunternehmen nicht.

    Quelle: Zalando und Rocket Internet: Aktien auf Talfahrt

    Wer sich für dieses Thema interessiert, der sollte dies hier schauen: ZDF Frontal21 Doku Die große Samwer Show - YouTube
  • Nettes Thema...

    Und...
    Hoffentlich liest das auch ein Schwein *frei nach Gernhard ;-)*
    und versteht das Gelesene soagr noch
    bzw. zieht bestenfalls sogar Konsequenzen daraus.

    Ähnlich ließe sich ja genauso auch auf die großartige Überzeichnung fast aller gehandelten Börsenwerte schwadronieren.
    Realistsich sehe ich den Dax nebenbei bemerkt bei höchstens 5000 P.
    Über die Wallstreet will ich mich gar nicht erst äußern.

    700 Billiarden Geldwerte stehen ja immerhin noch ca. 180 Billiarden Sachwerte, abnehmend wg. div. Abschreibungen ;) weltweit gegenüber...
    Immerhin ist ja noch etwas daran.... ;)

    Aber na ja,
    Ökonomie ist eben auch keine Wissenschaft, sondern eher eine Glaubensfrage.
    Und da passt das dann schon wieder besser :D

    Und irgendwo muss das statistische (BIP-) Wachstum ja auch auch herkommen...

    so far
    muesli

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von muesli () aus folgendem Grund: Korr. Billion/Billiarde

  • ZDF Frontal21 Doku Die große Samwer Show - YouTube

    gesehen - empfehlenswerter Beitrag. Leider bin ich sehr weit entfernt vom Verstehen unseres gesamten
    Wirtschaftssystems. Ich habe mich bisher nie damit auseinandergesetzt und weit weg von diesem Fach.

    Kurzfristig hat mich die Vorgehensweite von Rocket Internet sehr erschrocken. Vor allem, da Unternehmen aus dem
    Boden gestampft werden die keine Gewinne einfahren und sich dennoch gut verkaufen lassen.

    Die Frage ist, in wie weit man daraus Konsequenzen ziehen sollte und kann? Im ersten Moment kam das Gefühl auf,
    dass ich künftig all diese Unternehmen boykottieren möchte. Dann aber am Abend habe ich mich schon wieder erwischt,
    wie ich ganz bequem bei Amazon Prime mein Buch bestellt und im Anschluss einen Kinofilm online gesehen habe.

    Die Samwer Brüder und alles was mir im Zusammenhang damit auffiel, war aus meinem Denken schon wieder komplett verschwunden.

    Bei diesem Thread kommen meine Gedanken dazu wieder zurück. Die Frage ist nur, was für Konsequenzen soll man daraus ziehen?

    Ein Nichtkonsum scheint mir doch genauso gefährlich zu sein, wie ein Unterstützen dieser Unternehmen. Und da diese Unternehmen
    sowieso keine Gewinne erzielen und ihr Sinn und Zweck in Dingen besteht, die ich im Moment nicht zu verstehen mag, kann ich
    doch auch mit meinem Konsum keinen Schaden anrichten - oder sehe ich das falsch?

    Was zum Beispiel bringt mir ein Boykott von Zalando. Das Unternehmen bringt in eine Region mit einer hohen Arbeitslosenquote eine
    Menge Arbeitsplätze. Diese sind vielleicht schlecht, aber immerhin sind viele froh, überhaupt arbeiten zu dürfen bzw. einen Job in der
    Nähe zu finden. Müsste man in unserem System nicht viel höher ansetzen Dinge zu verändern, dass es Unternehmen überhaupt nicht
    erst ermöglicht wird unten diesen Bedingungen zu entstehen, statt sie zu Boykottieren?

    Oder was muelsli meinst Du mit Konsequenzen ziehen?
  • alexa schrieb:

    Und da diese Unternehmen sowieso keine Gewinne erzielen und ihr Sinn und Zweck in Dingen besteht, die ich im Moment nicht zu verstehen mag, kann ich doch auch mit meinem Konsum keinen Schaden anrichten - oder sehe ich das falsch?

    Selbstverständlich erzielen diese Unternehmen Gewinne, sogar riesige .... nur nicht offiziell und vor allem nicht in Deutschland.
    Wenn du wissen möchtest wie es funktioniert, dann empfehle ich dir (ebenfalls auf youtube) die letzte Folge der Sendung "Die Anstalt".
    Wenn du dann immer noch bei Amazon bestellst ......... tja dann
    Weil die Klugen immer nachgeben, wird die Welt von den Dummen regiert!
  • Moin, alexa :)

    Immerhin, da macht sich neben Eidi als TS noch jemand hier an board so seine Gedanken...
    Womit der wichtigste Schritt ja schon getan ist ;)

    Aber bevor ich meinen eher abstrakten vorherigen Post genauer kommentiere, gehe ich mal lieber auf deine Fragen ein :D

    Boykott Zalando bzw. Amazon & Co:
    - bringt diesen Unternehmen zuerst einmal weniger Umsätze,
    und Einzelhändlern vor Ort oder Steuern zahlenden Onlinehändler aus D evtl. größeren Umsatz.
    Denn:
    Zalando, Amazon und andere global agierende Anbieter (auch nur scheinbar namentlich deutsche Player wie die "deutsche Bank") entziehen durch ihr Geschäftsgebaren allein in Europa den Staaten mehrere hundert Milliarden an Steuereinnahmen, die dann in der sozialen wie wirtschaftlichen Infrastruktur dieser Länder bitter fehlen und letztendlich sogar von Normalbürgern über Zwangsbesteuerung (von Lohnsteuerkarteninhabern-z.B. mit kalter Progression) ausgeglichen werden müssen.
    Bestes Beispiel:
    die sogenannten griechischen Subventionen der EU-Rettungsfonds, groß teils auch aus D, von denen aber kein Normalgrieche je etwas gesehen hat :D.
    Diese Gelder sind sofort zur Begleichung von Verbindlichkeiten an "deutsche" und "französische" Banken und Industrieunternehmen zurück geflossen...
    Insofern schon ein Rettungsfond, aber lediglich für Banken und andere Großgläubiger :D

    Ich bin ja beileibe kein Feind von Neuerungen, ob digital oder analog.
    Aber Sinn müssen sie langfristig, nachhaltig und transparent (durchschaubar) machen und damit möglichst dann auch die gesamte globale Gesellschaft weiterbringen.

    Amazon, Zalando, Apple, Google, EON, RWE etc.pp bringen aber eben nur den Besitzern von deren Inhaberaktien oder eben Großbesitzern von "normalen" Aktienpaketen wie Großbanken, Versicherungen usw. fette bzw. merkliche Gewinne.
    Kurzum, es profitieren nur wenige wirklich. ;)

    Arbeitsplätze werden auch nur scheinbar von diesen Globalplayern generiert.
    Denn
    1. werden die meisten Arbeitsplätze direkt oder indirekt steuerlich subventioniert - also von dir und mir über jede Art von Steuer, angefangen beim Essen und Trinken bis zu Kraftstoffen, Kleidung etc. mitfinanziert.
    2. Garantien über die Nachhaltigkeit solcher voraus mit gezahlten Subventionen geschaffenen Arbeitsplätzegibt es nebenbei auch nicht.
    3. Denn wenn der Laden (oder Umsatz bzw. Konsum) in D nicht mehr zufriedenstellend läuft, ziehen diese Firmen eben weiter. (Siehe Nokia, Opel/GM beinahe völlig etc.pp.)
    4. Qualifizierte Ausbildungen stellen die wenigsten solcher Firmen bereit
    und
    5. derartige Firmen zahlen eben kaum oder gar keine Steuern in unser Sozialsystem und unterlaufen in den meisten Fällen auch noch das hiesige Tarifsystem durch Unterbezahlung.
    Ok, es gibt dann zwar viele Arbeitsplätze, deren Lohn aber meist nicht reiht und Menschen dazu zwingt, dazu zu verdienen oder eben "Stütze" zu beantragen (derzeit schon fast 25% ! der arbeitenden Bevölkerung)

    Konsequenzen ziehen hieße....?
    Als erstes informieren :) Bildung, Wissen etc.pp. ist IMMER Macht,
    aber eben auch mit der Arbeit des (Er)Lernens verbunden und damit anstrengend, bisweilen nervig und manchmal sogar ärgerlich lästig. :D
    Wer dies aber nicht macht, überlässt die Kontrolle denen,
    die sich diese Wissensarbeit eben machen und schlimmstenfalls dann nur für sich daraus dann Profit ziehen (der Anderen dann i-wann mal fehlen wird) ;)

    Für Erste belasse ich es mal dabei...

    lg
  • @Henry - danke für den Link. Ich werde mir heute im Laufe des Tage das Video mal anschauen :)

    @Muesli - puh - was soll ich sagen.
    Ehrlicherweise: Ich bin bequem. Entscheide mich in Momenten des Zweifeln einfach dafür mein Hirn auszuschalten. Die Momente, an denen ich versuche nachzudenken, Dinge zu überdenken und für mich Konsequenzen daraus zu ziehen übergehe ich ganz schnell mit dem Einwand, einfach dafür "keine Zeit" zu haben, wichtigeres zu tun zu haben usw.

    Ich habe noch nicht herausgefunden warum ich es mache, aber zufrieden bin ich mit meinem Umgang zu meinem Denken nicht :)

    Es fühlt sich ein bisschen nach Ohnmacht an, ein bisschen durch ein Domino-Labyrinth zu wandern. Wo will ich anfangen, wo will ich aufhören. Macht es überhaupt einen Sinn?

    Zur Zeit habe ich das Gefühl es ist ein Fass ohne Boden und wenn ich drüber nachdenke, macht es mich nicht grade glücklich.

    Glücklichsein ist aber gesünder für den Körper und somit verzichte ich einfach auf die Nachrichten und zuviel Nachdenken über Dinge, die ich denke nicht ändern zu können. Scheinbar ist das aber auch nicht ganz das richtige, denn sonst würde ich nicht immer wieder anfangen mich mit diesen Themen zu befassen, oder etwas dazu zu schreiben :)

    Einzelhändler zu unterstützen finde ich sehr wichtig, manchmal aber bin ich auch frustriert, wenn ich sehe, dass ich in meiner Apotheke für die gleiche Wund-und Heilsalbe genau den 3-fachen Preis zahlen soll. Da hört dann mein Willen zur Unterstützung einfach auf. Irgendetwas stimmt nicht mehr, wenn ein Brotaufstrich - auf dem Wochenmarkt gesehen - 125g - 5,90 Euro kosten ( nein, kein Blattgold - Brotaufstrich vegetarisch) und ich aber für 9,90 Euro einen Wasserkocher kaufen kann...

    Mir kommt das gesamte Wirtschaftssystem vor wie ein riesiges Knäul Wolle die man nicht mehr entwirren kann, egal wo man anfängt.