Der Branchenverband des Buchhandels MVB will E-Book-Piraterie mit digitalen Wasserzeichen bekämpfen. Dazu hat der Dienstleister für Buchhändler auf der Frankfurter Buchmesse eine Kooperation mit dem US-Unternehmen Digimarc angekündigt. Ab dem 1. Januar 2015 bietet der MVB seinen Mitgliedern das Wasserzeichen-System "Digimarc Guardian" an. Als erste Partner nannte der MVB die Verlage Hanser und Suhrkamp, die die digitalen Wasserzeichen bereits testeten.
Das Unternehmen Digimarc vertreibt sein Wasserzeichensystem für die E-Book-Formate Epub, Mobi und PDF. Die Wasserzeichen werden in die E-Books vor der Auslieferung an Shops und Portale eingebaut und enthalten individualisierte IDs. Sie sollen schwer zu entdecken und zu entfernen sein. Taucht ein E-Book mit Digimarc-Wasserzeichen in einem Download-Portal auf, kann der Verlag unter anderem identifizieren, über welchen E-Book-Shop das Buch verkauft wurde, aber auch den ursprünglichen Käufer.
Digimarc durchsucht das Netz
Digimarc bietet aber nicht nur das Einbetten der Wasserzeichen an, sondern spürt auf Wunsch auch unerlaubte Kopien im Netz auf. Dazu überwacht der Anbieter einschlägige Webseiten, Tauschbörsen und E-Book-Portale und sucht dort nach den Titeln der Partner-Verlage. Finden sie ein E-Book mit Wasserzeichen vor, wird dies dem Verlag übermittelt.
Das Unternehmen fordert außerdem den Webseitenbetreiber auf, Links und Dateien zu entfernen. Kommt dieser der Anfrage nicht nach, wird der Hoster angeschrieben und im letzten Schritt veranlasst, dass die Links aus den Suchmaschinen von Google und Yahoo gelöscht werden. Eigenen Angaben zufolge konnte Digimarc mit dieser Methode in der Vergangenheit zwischen 56 und 90 Prozent der gefundenen Download-Links seiner Partner-Verlage erfolgreich aus dem Netz entfernen.
Datenschutzprobleme
Digimarc geht ausdrücklich nicht gegen die Einzelpersonen vor, die das verbreitete E-Book ursprünglich gekauft hatten. Aufgrund der übermittelten IDs an den Verlag kann dieser allerdings prinzipiell auf eigene Faust gegen den Käufer ermitteln. Auch ist sind die Wasserzeichen datenschutztechnisch nicht ganz unproblematisch: Digimarc betont in seinen Broschüren zwar, dass die IDs in den Wasserzeichen anonymisiert seien und keine sensiblen Daten enthielten – nur der Verlag könne sie auf den ursprünglichen Käufer zurückführen. Gegenüber heise online bestätigte Digimarc aber, dass Verlage sehr wohl auch persönliche Kundendaten in die Metainformationen einfügen könnten. Außerdem bietet Digimarc "social watermarks" an, bei denen zusätzlich zu den "unsichtbaren" Wasserzeichen der Name des Käufers und Daten zur Transaktion lesbar in das E-Book geschrieben werden.
Das digitale Wasserzeichen von Digimarc funktioniert unabhängig von DRM und kann in E-Books mit und ohne DRM eingebaut werden. So verkauft der von der MVB als Partner genannte Hanser-Verlag beispielsweise seine Epub-Bücher ohne DRM – künftig aber wohl mit Wasserzeichen. Zu den Digimarc-Kunden zählen in den USA unter anderem die Verlage Random House, Simon & Schuster, HarperCollins sowie der Harry-Potter-Distributor Pottermore.
Quelle: E-Book-Piraterie: Verlage setzen Wasserzeichen von Digimarc ein | heise online