Unrechtsstaat DDR ?

  • Diskussion

  • hoku
  • 9254 Aufrufe 115 Antworten

Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

  • Kaum nimmt man sich mal eine kleine Auszeit, schon geht es hier drunter und drüber. Ich erspare mir mal, chronologisch auf das bisher Geschriebene einzugehen und äussere mich eher als Quereinsteiger.

    Mexiko? Ich halte es für Unsinnig, aus der Entfernung einen Schnellschuß auf Mexiko abzugeben. Man könnte eine Liste aller Staaten anlegen und Punkte auf der Skala 'Unrechtsstaat' bis 'Paradies' vergeben und Mexiko läge auf dieser Skala wohl eher vorne als hinten. Aber hinten ist die Liste dann ohnehin fast leer.

    Die Vorkommnisse in Mexiko sind einfach zu komplex, im die im Detail von hier aus 'en passant' zu bewerten, sie mit anderen Vorkommnissen anderer Staaten in eine Relation zu setzen und dies anschliessend auf einen einzigen Begriff zu reduzieren. Also entweder ein ganz oder garnicht.

    Mal wieder der Umgang mit der lieben alten DDR. Nun ja, mancher kapiert's einfach nicht.

    Manchmal habe ich den Eindruck, gewisse Leute aus dem Westen haben mehr unter der DDR gelitten, als es deren Einwohner je getan haben. Das sagt wenig über die DDR, dafür aber umsomehr über diese Leute.

    Historisch gesehen war es für uns Westler eher unsere Aufgabe, vor der eigenen Türe zu kehren. Unsere Aufgabe war es, uns mit den westlichen Beatzern auseinanderzusetzen, so wie es die Aufgeba der Leute der DDR war, sich mit den östlichen Besatzern auseinanderzusetzen. Was hätte ein gedanklicher Rollentausch uns bringen sollen? Daß die Bürger der DDR sich gegen den NATO-Doppelbeschluss engagiert hätten, während wir für sie die Sache4 im Osten klargemacht hätten? Sorry, da engagiere ich mich aber primär einmal im eigenen Land, das ist dann doch erfolgsversprechender.

    Ich bin mit einer DDR (als Kind sogar noch ohne Mauer) aufgewachsen, so wie ich als Kind mit einem faschistischen Spanien leben musste. Spanien hat sich mittlerweile als Urlauberparadies in den Köpfen festgesetzt und Franco hat man verdrängt. Die DDR hingegen reduziert man heute immer noch auf Honnecker&Co.

    Als Jugendlicher habe ich in Frankfurt Prügel bezogen. Ich war dabei, als auf einer Demonstation gegen Fahrpreiserhöhungen ein Mitschüler von einem Wasserwerfer brutal überfahren wurde und in der Rohrbachstrasse prügelden Horden von Staatsdienern in Wohnungen eindrangen und Rentner krankenhausreif prügelten. Man muss mir nichts über den 'Goldenen Westen' erzählen und über seine ach so tolle Ideologie. Dazu habe ich westdeutsche Politik hinreichend am eigenen Leibe erleben dürfe.

    Nein, ich möchte die nicht mit der DDR vergleichen, es ist müssig darüber zu diskutieren, welches dieser Systeme im Detail noch schlimmer war. Ein Benno Ohnesorg z.B. konnte sich nichts davon kaufen, daß die Stasi so böse war, denn er wurde im Wetsen erschossen.

    Ich habe erlebt, wie sich Globke, Filbinger und Konsorten als Bewahrer einer Demokratie aufgespielt haben, die sie eigentlich eher zu Grabe tragen wollten.

    Wo mir aber wirklich der Hut hochgeht, daß ist der meiner Meinung nach unverschämte (weil verharmlosen wollende) Versuch, die DDR mit Auschwitz auf eine Stufe stellen zu wollen. So etwas wie Auschwitz darf NIEMALS vergessen werden, solange auch nur ein einziger Funke Anstand in uns steckt. Die DDR hingegen war da wohl eher marginal.

    Das faschistische Spanien hat weitaus mehr Menschenleben auf dem Gewissen als die DDR und wenn ich mir anschaue, was unser 'grosser Bruder' so macht, dann frage ich mich ernsthaft, ob die DDR dagegen bloss ein kleines Lichlein war.

    Ein kleiner Denkanstoss.. Die DDR hatte ihre Mauer. Aber wie war das eigentlich jahrzehntelang mit den USA ùnd Kuba?
    Aktuell zum 70. Jahrestag:
    Auschwitz war sicher nur die Folge berechtigter Ängste gegen die Juden.
    Damals war es die Verjudung, heute ist es die Islamisierung, welche uns Angst macht.
    Eigentlich müssten sich diese Leute bei uns dafür entschuldigen.
  • Deinen Ausführungen zu Mexiko kann ich mich anschließen, Konradin, und auch bei der fettgedruckten Aussage hast du sicher recht!
    Es stünde uns auch bestimmt an, vor der eigenen Haustüre zu kehren, aber das ist ja nicht Thema des threads (soweit wir aus den spärlichen Strat-Angaben ein solches heraus interpretiert haben).

    Im weiteren Verlauf erinnert mich dein post ein bisschen an irgendwelcher Missetaten überführte Schüler mit der Reaktion "Ja, der XX hat aber ...."
    Du relativierst diesen Kurs wieder, kehrst aber mit dem Schlussatz dahin zurück ;)

    Unrechtsstaat DDR??
    Historiker mögen das anders einschätzen als Zeitzeugen; letztere wiederum urteilen unterschiedlich, je nachdem auf welcher Seite des Vorhangs sie leb(t)en, und selbst die auf der gleichen Seite werden aufgrund unterschiedlicher subjektiver Erfahrungen zu unterschiedlichen Schlüssen kommen.
    Ich bin in den 60er Jahren Schüler und Student gewesen, wir haben für Ho Chí Minh demonstriert, gegen Vietnam und gegen die Hochschulgesetze, und ich hatte - subjektiv empfunden - mehr Rechte und Freiheiten, als die Leute in der DDR. Allerdings habe ich hier am "platten Land" sicher andere Erfahrungen mit dem Staatsbüttel gemacht, als du in Frankfurt, Konradin

    Eine interessante Grafik bestätigt, was Konradin konstatiert:
    Die Westler haben mehr unter der DDR gelitten, als die Einwohner dort!



    Quelle
    Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit! (Erich Kästner)
  • @littleprof

    Nun, das verstehe ich (ging mir nicht anders, war sehr aktiv im Vietnamkrieg). Was ich allerdings nicht verstehe ist, wie man für Ho Chi Min, aber gegen Vietnam demonstrieren kann.
  • littleprof schrieb:

    Nööö, hab nicht bei Wikipedia kopiert sondern meine Infos von hier - ist aber sicherlich auch gelogen

    Du warst nicht gemeint, zumindest nicht mit dem "fleißig bei Wikipedia kopiert".
    Das ging an Matthew, der einen Teil seines Beitrages von dort hat ....

    Und noch kurz etwas zu dem Vietnam "Missverständnis". Du kannst nicht für Ho Chi Min sein, aber gleichzeitig auch gegen Vietnam. Hier hast du wahrscheinlich das "Krieg" vergessen. Für Ho Chi Min und gegen den Vietnamkrieg ..... so wird ein Schuh daraus und Stary versteht dich wieder. ;)
    Oder hattest du wirklich was gegen Vietnam?

    Noch ein kleiner Nachtrag.

    - Matthew - schrieb:

    In einer Rede, die filmisch festgehalten wurde, sagte Hoffmann:
    "Wer unsere Grenze nicht respektiert, der bekommt die Kugel zu spüren."


    Vor zwei Jahren sagte Horst Seehofer beim politischen Aschermittwoch :
    "Ich werde die Zuwanderung in die Sozialsysteme bis zur letzten Patrone bekämpfen."

    Wie ich schon sagte, solche Reden werden von Politikern und auch Militärs zu hauf gehalten. Dumm nur wenn sich später mal jemand daran erinnert. Noch dümmer, wenn man dann auch noch auf der "Verlierer der Geschichte" Seite steht. Dann hauen einem diejenigen, die selber keine Scheu vor solchen Sätzen zeigen, einem das gesagte um die Ohren.
    Danke an die Sendung "Die Anstalt" durch die ich auf den Satz vom Seehofer aufmerksam wurde.
    Weil die Klugen immer nachgeben, wird die Welt von den Dummen regiert!

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Henry277 ()

  • Noch eine kleine Anmerkung zum Thema Unrechtsstaat. Ist es eigentlich ein Unrechtsstaat, wenn der erste Mann im Staat staatliches Recht bricht?

    Hierzulande hat jeder das Recht, seine eigene Meinung im Rahmen des Gesetzes frei zu äussern. So auch der Bundespräsident. Aber für dieses Amt gibt es eigene Strafparagraphen, welche das Recht auf freie Meinungsäusserungen einschränken.

    So macht man sich strafbar, wenn man das Amt des Bundespräsidenten verunglimpft. Der Bundespräsident als unser ranghöchster Repräsentant ist dem Gesetzgeber offenbar so wichtig, daß er ihn und sein Amt ausdrücklich schützt.

    Aber ihm sind auch Pflichten auferlegt. Dazu gehört eine strikte parteipolitische Neutralität. Ihm ist ausdrücklich verboten, sich in Parteipolitik einzumischen, denn der ist der Repräsentant ALLER Deutschen und nicht Präsident der CDU oder welcher auch immer.

    Dieses Verbot tritt unser Bundespastor (sorry, aber seit seiner letzten Entgleisung fällt es mir immer schwerer, ihn Ernst zu nehmen) aber offenbar mit Füssen.

    Kein Mensch zwingt ihn, die Linken gut zu finden und es ist auch ok, wenn er über seine persönlichen Ansichten aus seiner DDR-Zeit redet (wenngleich er keineswegs ost- oder mitteldeutscher Präsident ist, sondern der Präsident ALLER Deutschen).

    Fakt ist, einige Linke sind gewählte Volksvertreter und durch ihre Arbeit in den Landesgremien haben sie längst gezeigt, daß sie (regierungsfähiger) Bestandteil des demokratischen Spektrums sind. Sie stehen eindeutig auf dem Boden des Grundgesetzes (und wenn nicht, dann wäre es Sache des Bundesverfassungsgerichts, darüber zu urteilen und keineswegs die Aufgabe des Bundespräsidenten).

    Auch ich bin für einen engagierten Präsidenten, der eine klare Meinung vertritt. Aber bitte dann auch im gesetzlichen Rahmen. Man kann nicht andere anprangern, daß sie einem Unrechtsstaat gedient hätten (sorry, gibt es überhaupt keine West-Linke und Ost-Linke, die damals für ein Amt noch zu jung waren?), während man selber gerade das Recht mit Füssen tritt. Jedenfalls nicht, wenn man glaubwürdig sein will.

    Als er sich gegen die Rechten aussprach (was sich ja keineswegs explizit auf die NPD allein bezog, sondern auf eine bestimmte Geisteshaltung), ist er in meiner Achtung gestiegen. Sorry, aber das, was er jetzt macht, ist genau auf deren Niveau, nämlich populistische Stimmungsmache auf Stammtischniveau.

    Prost Genossen, wir haben einen neuen Stammtischpräsidenten! Unrechtsstaat hin oder auch Unrechtsstaat her.

    P.S. Ich verspotte den aktuellen Amtsinhaber keineswegs, das kann er selber doch um Klassen besser.
  • littleprof schrieb:

    Eine interessante Grafik bestätigt, was Konradin konstatiert:
    Die Westler haben mehr unter der DDR gelitten, als die Einwohner dort!


    Mal grob zusammengefasst:

    Rund 60 % der DDR Bürger sagten, die DDR hätte nur gute Seiten. 40% sagten eher nicht.

    Die BRD Bürger sagten, das die DDR für rund 80 % nur gute Seiten hat, 20% sagten eher nicht.

    Letzteres verwundert mich aber...
  • NUR ist aber etwas anderes als ÜBERWIEGEND (oder auch ganz überwiegend).

    Wenn ich im einen System einen sicheren Arbeitsplatz habe und zuhause mein Leben mehr oder weniger gestalten kann, wie ich es will, und mich zudem auf meine Nachbarn verlassen kann, dann ist dies mir vielleicht sympathischer als ein System, in dem ich möglicherweise arbeitslos bin, zwar reisen darf, wohin ich bin, aber leider nicht die Mittel dafür aufbringen kann und in welcher ein menschlicher Zusammenhalt ausserhalb der Familie oder des Sportvereins eher ein Fremdwort ist.

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Konradin ()

  • Konradin schrieb:


    Wenn ich im einen System einen sicheren Arbeitsplatz habe und zuhause mein Leben mehr oder weniger gestalten kann, wie ich es will, und mich zudem auf meine Nachbarn verlassen kann, dann ist dies mir vielleicht sympathischer als ein System, in dem ich möglicherweise arbeitslos bin, zwar reisen darf, wohin ich bin, aber leider nicht die Mittel dafür aufbringen kann und in welcher ein menschlicher Zusammenhalt ausserhalb der Familie oder des Sportvereins eher ein Fremdwort ist.

    Das hast du aber sehr schön zusammengefasst :trost:
  • Konradin schrieb:

    [...]und mich zudem auf meine Nachbarn verlassen kann, dann ist dies mir vielleicht sympathischer[...]
    Wobei Du ganz geflissentlich übersiehst, dass jeder Nachbar – ohne Ausnahme! – ein „Stasi-Spitzel“ war.

    So wird es von den Okkupanten vermittelt ...
    ... und den Machthabern der BRD (gestützt auf einem lückenlosen Bespitzelungssystem) ist ohne Zweifel zu glauben (imperativ).
  • Da gebe ich dir vollkommen Recht Konradin, Arbeit ist nun mal das wichtigste.

    Aber warum sind die Leute aus Westdeutschland, die die DDR so positiv fanden einfach nicht in die DDR übergesiedelt? Es muss ja denen ja doch irgendetwas davon abgehalten haben.

    Welcher Westdeutsche kannte die DDR und hat sie mal besucht um sich selbst mal ein Bild davon zu machen? Die meisten Westdeutschen kannten die DDR auch nur von den Medien ja, sie kam hin und wieder in den Nachrichten vor - wieder Schüsse an der innerdeutschen Grenze, neue Selbstschussanlagen installiert, politische Gefangene freigekauft usw. Die "Tagesschau" und die "heute- Nachrichten" konnte man ja auch in der DDR verfolgen.

    Umfrage: Junge Westdeutsche kennen Ostdeutsche eher aus dem Fernsehen

    Leute aus Westberlin und viele Westdeutsche die an der innerdeutschen Grenze wohnten, hatten ja die Möglichkeit sich über die ostdeutschen Medien zu informieren. Schließlich konnte man auch dort das DDR Fernsehen/Radio erstklassisch empfangen. Waren also über den Osten immer politisch informiert. Trotz der ostdeutschen DDR Medienpropaganda, wie schön doch der Sozialismus sei, eine Völkerwanderung ist nicht entstanden.
    Die Statistik passt so nicht ganz.

    Dieser Beitrag wurde bereits 7 mal editiert, zuletzt von - Matthew - ()

  • StaryWojownik schrieb:

    Wobei Du ganz geflissentlich übersiehst, dass jeder Nachbar – ohne Ausnahme! – ein „Stasi-Spitzel“ war.

    Warum eigentlich immer die anderen?

    Jeder Zweite war in der Täterä bei der Stasi, im Goldenen Westen war jeder Zweite Millionär, also du und ich. Die Nachbarn gingen immer leer aus.

    Im wieder(?)vereinigten Grossd... na, lassen wir das besser. Ein Volk, ein Reich, ein F....erkel, sorry mit M, male oder female, wer weiss das schon so genau? Trinken wir einen drauf, das haben wir uns als Millionäre ja verdient.

    Die Stast haben wir ja nicht mitwiedervereinigt, die haben wir vergauckt. Dafür haben wir die Rechten exportiert, sozusagen als eine Art Aufbauhelfer. Sozusagen im Austausch. Ein Ahnungsloser hier rein, ein Rechter nach denen raus. Kulturaustausch ohne Kultur. Jedenfalls nur in eine Richtung. Einigkeit Un Recht Un Freiheit.

    Aber was wollen wir heute mit einer Stasi. Wir müssen uns nicht mehr bespitzeln, wir mobben uns ja und unsere Daten geben wir längst bei FaceBook ab (den Rest teilen sich dann NSA und Heinze von der Maut). Und was npch übrigbleibt, das werden der Bundspastor und die Pastorentochter schon richten... lllluja (Zitat A. Hingerl)

    *hicks* ich habe gespr... ..getru... gespuckt. Lasst uns darauf Einen spucken!

    Hätten Viele aus der DDR geahnt, welche Freiheit ihnen damit übergestülpt wird, ich glaube sie hätten fleissig mitgekotzt. Na denn Prost!

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Konradin ()

  • hoku schrieb:

    Danke an Konradin, das ist doch ein schönes Schlußwort! So schön wie du schreiben kannst bleibt mir nur eine Frage: Wo kann man deine Bücher kaufen?
    Nicht im Handel, nur unter der Hand. Aber ganz im Vertrauen gesagt, ich habe einen eigenen Verlag.

    Jedenfalls danke für dein Lob.
    Aktuell zum 70. Jahrestag:
    Auschwitz war sicher nur die Folge berechtigter Ängste gegen die Juden.
    Damals war es die Verjudung, heute ist es die Islamisierung, welche uns Angst macht.
    Eigentlich müssten sich diese Leute bei uns dafür entschuldigen.
  • hoku schrieb:

    ... Schlußwort! ...

    Falls du das im wahrsten Sinne des Wortes meinst (es ist ja dein Thema), solltest du dann auch den letzten Schritt eines Themenstarters gehen.

    Präfix ...





    MfG
    Da, wo die Neurosen blüh'n, da möcht' ich Landschaftsgärtner sein!
    Rechteübersicht * Forenregeln * F.A.Q. * Lexikon
    Suchfunktion * Chat * User helfen User
    Der Minister nimmt flüsternd den Bischof beim Arm: »Halt' du sie dumm, ich halt' sie arm!« (R. Mey)
  • Unrechtsstaat, Unrechtsempfinden?

    Nach Ansicht maßgeblicher Christpolitiker war auch das Tausendjährige Reich mit dem „geliebten Führer“ ein Rechtsstaat. So ist der Nazi, Christ, furchtbare Marinerichter, Ministerpräsident (Baden-Württemberg), Bundesratspräsident, nach dem Rücktritt Ehrenvorsitzender der baden-württembergischen Christenunion Hans Filbinger bekanntgeworden u. a. durch den Ausspruch:

    „Was damals Rechtens war, kann heute nicht Unrecht sein!“
    DER SPIEGEL*20/1978 - Affäre Filbinger: Was Rechtens war ...

    Übrigens: Der hochgeachtete Christ Franz Josef Strauß (Alias „Idi Alpin“) bezeichnete Filbingers Gegner als „Ratten und Schmeißfliegen“, mit denen man „keine Prozesse führt“.
    Filbinger-Affäre ? Wikipedia

    Es fand also ein nahtloser Übergang von der einen Regierung zur anderen statt (Personal, das von den Herrschenden nicht mehr benötigt wurde, wurde – teilweise in Nürnberg – entsorgt).
  • sinema schrieb:

    Täusche dich da nicht, es gab schon Übersiedlungen.


    Rund eine halbe Million, das war nur eine Handvoll von Übersiedlern die aus politischen Gründen die BRD zur DDR wechselten. Das ist fast nichts zum Vergleich der Übersiedler von DDR/BRD

    Von 580 befragten Übersiedlern gaben knapp 200 familiäre Gründe an. Lediglich vier Befragte nannten politische Gründe und 18 sagten, es gefalle ihnen in der Bundesrepublik nicht.

    Eine Gruppe, für die die DDR in der Tat Flucht vor Gefängnis bedeutete, waren die RAF-Terroristen. Zehn Mitglieder der Rote Armee-Fraktion nahm die DDR im Laufe der Jahre auf, darunter so prominente Mitglieder wie Inge Viett und Susanne Albrecht. "Zur RAF gab es schon über Ulrike Meinhof Kontakte. Die RAF-Terroristen waren jedoch ein Extremfall von Übersiedlung.


    Quelle:

    [url=http://www.berliner-zeitung.de/archiv/uebersiedler-von-west-nach-ost-gab-es-zu-allen-zeiten-der-ddr---die-meisten-hatten-private-gruende-auf-in-den-osten---das-sagten-sich-zu-zeiten-der-deutschen-teilung-viele-bundesbuerger-und-siedelten-in-die-ddr-ueber--misstrauisch-beaeugt-vom-neuen-staat--mussten-sie-dabei-viele-widerstaende-ueberwinden--serie-teil-1--vor-der-einbuergerung-kam-die-einzelhaft,10810590,10676910.html]Übersiedler von West nach Ost gab es zu allen Zeiten der DDR - die meisten hatten private Gründe AUF IN DEN OSTEN - das sagten sich zu Zeiten der deutschen Teilung viele Bundesbürger und siedelten in die DDR über. Misstrauisch beäugt vom neuen Staat,[/url]
  • - Matthew - schrieb:

    Rund eine halbe Million, das war nur eine Handvoll von Übersiedlern die aus politischen Gründen die BRD zur DDR wechselten. Das ist fast nichts zum Vergleich der Übersiedler von DDR/BRD.

    Und wieviel Prozent dieser Leute siedelten nicht aus wirtschaflichen Gründen über in die BRD und gibt es für diese Zahl auch belastbare Quellen? Es ist schnell etwas behauptet, wenn man es anschliessend nicht belegen muss, von anderen aber wiederum ständig Belege fordert (die sogenannte Methode Sarazzin).
  • - Matthew - schrieb:

    Rund eine halbe Million, das war nur eine Handvoll von Übersiedlern die aus politischen Gründen die BRD zur DDR wechselten. Das ist fast nichts zum Vergleich der Übersiedler von DDR/BRD

    Liegt vielleicht daran, das die DDR den Übersiedlern nicht das Blaue vom Himmel bzw. das gelobte Land versprochen hat.
    Weil die Klugen immer nachgeben, wird die Welt von den Dummen regiert!
  • Natürlich gab es mehr Übersiedler von Ost nach West als umgekehrt, das lag aber meiner Meinung nach am höheren Lebensstandard im Westen und den besseren wirtschaftlichen Möglichkeiten. Alle Ossis wissen noch, wie wir über den Spruch "überholen ohne einzuholen" gelacht haben!
    Das der Osten wirtschaftlich hinterher hinkte hing aber auch mit etwas anderem zusammen. Ich kann mich an einen Witz erinnern: "Warum hat die DDR keine diplomatischen Beziehungen zur USA? Weil wir kein 2 Supermächte ernähren können!" Im Westen gab es den Marshallplan, im Osten hatte die Siegermacht UdSSR als Reparation viele Betriebe leer gemacht. Und auch später wanderten viele Hilfen in den RGW.
    Ich weiß, das die DDR wirtschaflich trotzdem nicht das Niveau der BRD erreicht hätte, die Probleme sind ja bekannt, aber ganz so schlecht wie heute dargestellt war die Wirtschaft der DDR auch nicht. Ohne uns wären die Kataloge von Quelle und Neckermann nicht so dick gewesen!

    Noch was zu Präfix: Ich dachte, der Beitrag von Konradin wäre ein schönes Schlußwort, die Disskusion hier ist ja leider manchmal schon unter die Gürtellinie gegangen. Aber es ist doch ganz interessant, deshalb lass ich es offen, es sei denn jemand wünscht das, dann mach ich zu.
  • hoku schrieb:

    [...] das lag aber meiner Meinung nach am höheren Lebensstandard im Westen und den besseren wirtschaftlichen Möglichkeiten. Alle Ossis wissen noch, wie wir über den Spruch "überholen ohne einzuholen" gelacht haben! [...]
    Hier fiel mir spontan ein Satz aus dem Lied „Sinaloa Cowboys“ ein: „My sons one thing you will learn, for everything the north gives it exacts a price in return." (In diesem Land wandern zwei Brüder in das gelobte Land, die USA, ein. Das Lied endet nicht sehr glücklich. Klar: Anstatt „north“ muss es hier „west“ heißen).

    Ein Rat, der falls gegeben, von den „Ossis“ wohl weitgehend ignoriert wurde.

    Viele „Übersiedler“ aus der DDR gaben sich der Illusion hin, dass das Leben in der BRD – so wie von den staatlichen Propagandainstituten in Verbindung mit dem weit überwiegenden Teil der „freien“ Presse dargestellt – aus eitel Sonnenschein bestehen würde. Berichte über den (selbstverständlich goldenen) Westen waren illustriert mit Bildern, die in den schönsten Vierteln der Städte bei Sonnenschein aufgenommen wurden, während „Informationen“ über die DDR vorwiegend triste Schwarz-Weiß-Bilder von böckelnden Hausfassaden, aufgenommen bei trübem Wetter, zeigten.

    Immerhin: Seit der Eingemeindung der DDR braucht es (Neu-Groß)Deutschland nicht mehr so genau mit dem Völkerrecht zu nehmen und ist (endlich) wieder auf vielen Kriegsplätzen der Welt vertreten.
  • hoku schrieb:

    Im Westen gab es den Marshallplan, im Osten hatte die Siegermacht UdSSR als Reparation viele Betriebe leer gemacht. Und auch später wanderten viele Hilfen in den RGW.

    Es ging nicht nur viel nach Russland bzw. die damalige Sowjetunion, sondern es ging auch etliches in den Westteil Deutschlands. Dazu gab es vor gar nicht allzu langer Zeit, eine recht interessante Doku auf 3Sat. Diese hatte den Titel "Unser Wirtschaftswunder. Die wahre Geschichte." und ist auch im Internet zu finden.
    Dort wird unter anderem auch über die gezielte Ab- und Anwerbung von Fachkräften aus der "Ostzone" berichtet. Es gab in westdeutschen Firmen sogar Leute bzw. Abteilungen, die sich nur damit beschäftigten, Material und Personal aus der DDR in den Westen zu holen. Originalzitat aus dem Film "Während die ostdeutsche Wirtschaft auf diese Weise schleichend ausblutet, gewann der Westen durch die Flüchtlinge wertvolle Arbeitskräfte und technisches Wissen.".

    StaryWojownik schrieb:

    Viele „Übersiedler“ aus der DDR gaben sich der Illusion hin, dass das Leben in der BRD – so wie von den staatlichen Propagandainstituten in Verbindung mit dem weit überwiegenden Teil der „freien“ Presse dargestellt – aus eitel Sonnenschein bestehen würde.

    Auch das letzte Opfer der Mauer, Chris Gueffroy fiel darauf herein. Auch hier gibt es einen Doku Film (Das kurze Leben des Chris Gueffroy) in dem man das nicht ganz verheimlichen konnte. Zitat aus der Filmbeschreibung
    Chris Gueffroy wurde neun Monate vor dem Fall der Mauer bei der Flucht erschossen. Er war 20 Jahre alt. Im Film erzählen seine Freunde, wie es bei der Sportschule war, auf der er zu Leistung getrimmt wurde. Wie er abbrach. Wie er Kellner wurde, sehr viel verdiente, weil er ausländische Gäste bediente, denen das Ostgeld locker saß. Wie er mit Freunden an die Ostsee fuhr. .........

    Im Film wird berichtet wie die jungen Männer im Interhotel abstiegen und dort mit Geld um sich warfen. Und wie sie immer mehr der Meinung waren, das man auf solche "Fachkräfte" wie sie, im Westen nur warten würde und wenn man im Osten schon so ein Leben führen könnte, wie paradiesisch müsste es da erst im Westen sein.
    So zumindest, kann man es im Film zwischen den Zeilen, oder auch recht deutlich von der Mutter erzählt, hören.
    Auf Internetseiten und von den westlichen Medien wird die Sache natürlich wieder ins "rechte Licht" gerückt. Ohne politische Unterdrückung .... geht ja mal gar nicht.

    n-tv schrieb:

    Chris Gueffroy und seinen Kumpel Christian treibt der Mut der Verzweiflung, als sie vor genau 25 Jahren, am 5. Februar 1989, im Schutz der Dunkelheit über die Hinterlandmauer der tödlichen Grenzanlagen zwischen dem Ost- und dem Westteil Berlins klettern. Eine Stunde haben sie in einem Geräteschuppen in der Kleingartenkolonie "Harmonie" im Stadtbezirk Treptow ausgeharrt und die Grenzanlage beobachtet. Dann wagen es die beiden jungen Männer, die Hütte zu verlassen.
    In der DDR wollen sie nicht bleiben. Sie sehen keine Perspektive mehr. Chris will Schauspieler oder Pilot werden, doch jetzt jobbt er in der Gastronomie. Und daran wird sich so bald nichts ändern. Er darf kein Abitur machen. Um zugelassen zu werden, hätte er einer Offizierslaufbahn in der Nationalen Volksarmee zustimmen müssen.

    Ich wusste bisher noch gar nicht, das sämtliche männliche Abiturienten in der DDR, eine Offizierslaufbahn einschlugen. Die DDR, das Land der NVA Offiziere?
    Schön finde ich auch "jetzt jobbt er in der Gastronomie". In seinem Lebenslauf liest sich das so "Im Hotel am Flughafen Berlin-Schönefeld wurde er von 1985 bis 1987 zum Kellner ausgebildet.".

    In meinen Augen wieder ein schönes Beispiel dafür, wie man die "Geschichte" in die richtige Bahn presst, solange bis sie passt.

    hoku schrieb:

    Noch was zu Präfix: Ich dachte, der Beitrag von Konradin wäre ein schönes Schlußwort, die Disskusion hier ist ja leider manchmal schon unter die Gürtellinie gegangen.

    Unter die Gürtellinie? Och nööö, so schlimm war es ja nun auch nicht. Interessant fand ich allerdings, das derjenige, der hier am heftigsten über die angeblich so miesen Zustände in der DDR geschimpft hat, auch derjenige war, der eine "Meldung" gemacht hat, um andere anzuschwärzen. ;)
    Weil die Klugen immer nachgeben, wird die Welt von den Dummen regiert!

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Henry277 ()