39 - Infrarot-Fotografie

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  • 39 - Infrarot-Fotografie

    KLEINER FSB-FOTOKURS IN EINZELNEN KAPITELN

    39 - INFRAROT-FOTOGRAFIE


    Ich habe mir gerade eine umgebaute PL1 besorgt und dies ist genau die passende Gelegenheit, erst über die Grundlagen der digitalen Infrarot-Fotografie zu schreiben und anschliessend Beispielbilder einzustellen. Zwar ist die Haptik der PL1 für grosse Hände wie meine gelinde gesagt unter aller Sau, aber davon lasse ich mich nicht entmutigen. Technisch jedenfalls ist alles ok.

    Voraussetzung für die digitale Infrarotfotografie ist, daß der Sensor Infrarot auch erfassen kann, was bei modernen Digicams meist durch einen IR-Sperrfilter verhindert wird. Dieser muss entfernt werden und durch einem Filter ersetzt werden, der Infrarot auch durchlässt. Will man IR-Bilder machen, dann möchte man möglichst den IR-Anteil vom sichtbaren Licht trennen. Dazu gibt es Filter, welche man nach der Wellenlänge bezeichnet, unterhalb der sie filtern. Ein IR720 filtert sichtbares Licht unterhalb 720 nm heraus, ein IR850 unterhalb 850 nm und ein IR910 unterhalb 910 nm. Da diese Filter sichtbares Licht schlucken verlängern sie die Belichtungszeit nicht unbeträchlich.

    Für diese Filter gibt es 2 grundsätzliche Möglichkeiten. Entweder schraubt man sie vor das Objektiv und setzt vor den Sensor einen Filter, der so gut wie alles durchlässt, oder man spart sich die Objektivfilter und plaziert einen IR-Filter direkt vor dem Sensor. Beide Methoden haben Vor- und Nachteile.

    Die erste Methode hat den grossen Vorteil der Vielseitigkeit, da man sich nicht auf einen bestimmten Wellenbereich festlegen muss. Die zweite Methode hingegen ist von der Handhabung her wesentlich einfacher, dafür aber eben von der Wellenlänge her nicht flexibel. Die erste Methode eignet sich übrigens auch für Astro-Fotografie, da sie ohne Vorsatzfilter von IR bis UV praktisch jede relevante Wellenlänge auf den Sensor lässt.

    Ich beschäftige mich hier in erster Linie mit der ersten Methode. Als Beispiel nehme ich die umgebaute PL1. Zusätzlich habe ich noch einen Hot-Mirror-Filter, den ich einsetzen kann, um mit der PL1 normale Farbbilder zu machen.

    Doch nun zu den Infrarotbildern. Mein Standard-Zoom hat einen Filterdurchmesser von 37mm und dazu habe ich den passenden IR850. Den IR910 habe ich mit einem Filterdurchmesser von 49mm. Das heisst, mit einem Adapter kann ich ihn jeweils entweder an dem Standard-Zoom verwenden, aber auch an meiner Standard-Festbrennweite mit einem Fillterdurchmesser von 46mm. Am flexibelsten, aber auch sperrigsten ist mein IR720 mit 58mm.

    In erster Linie ist IR-Fotografie bei Landschaftsaufnahmen sinnvoll, weswegen man dabei wahrscheinlich weniger zu Teleobjektiven greifen wird. Leider verbietet das Fischauge die Verwendung von Vorsatzfiltern, so daß man für IR-Fischeyes eher zu einem Umbau für eine feste Wellenlänge greifen wird.


    Vorab ein Schwarzweiss-Bild der IR-Kamera, ohne einen Vorsatz-IR-Filter:



    Das Gras ist fast weiss. Diesen Effekt nennt man Wood-Effekt und er ist auf dem Bild recht gut zu sehen.

    Wenn ich ohne Filter Bilder mit den normalen Weissabgleich-Werten mache, dann sind diese sehr rot. Schraube ich nun einen Hot-Mirror-Filter davor, dann kompensiert es dieser und die Farben erscheinen halbwegs normal. Es empfiehlt sich, ohne Filter einen expliziten Weissabgleich zu machen, Beispielbilder werden folgen.

    Hier nun ein Farbbild mit IR910 und anschliessendem Kanaltausch R<->B:



    Bie Belichtungszeit war übrigens bei Blende 3.5 mit 1/400 sec erstaunlich kurz und erfreulicherweise kein zwingender Fall für ein Stativ.

    Nimmt man einen IR850 und mache danach einen Weissabgleich, dann ist das farbige Licht soweit herausgefiltert, daß die Farbsättigung des Bilds praktisch gleich Null ist. Es ist also ein reines Schwarzweissbild. Für meinen Geschmack ein wenig flau, aber das lässt sich durch ein Verändern der Dynamikkurve oder durch Programme wie Silver Efex Pro 2 leicht korrigieren.

    Bei einem IR910 bleiben die Farben noch leicht erhalten. Jedenfalls ist es problemlos möglich, die Farbsättigung sehr weit anzuheben und danach empfiehlt sich eine Kanaltausch. Man ersetzt beim Rotkanal 100% Rot durch 100% Blau und beim Blaukanal 100% Blau durch 100% Rot. Der Grünkanal bleibt unverändert.

    Hier zwei Winter-Infrarotbilder mit einem Filter IR720:



    Und das zweite Bild noch einmal in einer Farbbearbeitung mit Kanaltausch Rot gegen Blau:



    Jedenfalls sind die Möglichkeiten der Infrarot-Fotografie schon recht gut zu sehen. Die knalligsten Effekte bekommt man natürlich ab Mai, wenn das Grün so richtig spriesst. Dann werde ich noch weitere Bilder zeigen. Aber ich finde, auch etwas dezenter hat es durchaus seinen Reiz.


    So, hier noch ein Beispiel für eine Infrarot-Farbbearbeitung:



    Das erste Bild ist die unbearbeitete Version, das zweite Bild nach einem Kanaltausch (Rot mit Blau). Danach dann noch die Farbsättigung ein wenig angehoben.
    Für das dritte Bild wurden die Schilder markiert und in diesen Bereichen die Farben wieder zurückgetauscht.

    Schaut man sich das Ursprungsbild an, dann kann leicht der Eindruck entstehen, es würde sich um eine Color-Key-Bearbeitung handeln. Tatsächlich aber wurde das Bild mit dem Infrarot-Umbau einer E-PL1 gemacht und damit die natürlichen Farben verschwinden habe ich vor dem Objektiv einen Infrarotfilter 910nm benutzt. So, wie auf dem Bild habe ich es also bereits vor der Aufnahme durch den Sucher sehen können.


    - wird später irgendwann vielleicht fortgesetzt -

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