„Jung gefreit, hat nie gereut“

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  • StaryWojownik
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  • „Jung gefreit, hat nie gereut“

    Deutsches Sprichwort:
    „Jung gefreit, hat nie gereut“

    Stimmt ihr diesem Sprichwort zu, oder seid ihr anderer Ansicht?

    Welcher?
  • Mich stört ganz konkret das 'nie'. Meines Erachtens hat das Sprichwort ohnehin die Aussagekraft eines Würfels. Je nachdem, wer gerade würfelt und welche Zahl gerade obenliegt, sind eigentlich immer alle Deutungsmöglichkeiten offen und was man sehen mag, das sieht man dann auch.

    Aber selbst wenn man davon ausgehen mag, daß dieses Sprichwort zur Zeit seiner Entstehung einen signifikante Häufung aufzeigte, die gesellschaftliche Realität ist mittlerweile eine völlig andere. Oder meinst du, der gesellschaftliche Kontext ist dem Sprichwort einerlei?
    Aktuell zum 70. Jahrestag:
    Auschwitz war sicher nur die Folge berechtigter Ängste gegen die Juden.
    Damals war es die Verjudung, heute ist es die Islamisierung, welche uns Angst macht.
    Eigentlich müssten sich diese Leute bei uns dafür entschuldigen.
  • Hallo Stary,

    ein nettes Thema!

    Ich kenne eigentlich eher das gegenteilige Sprichwort:
    "Früh gefreit, spät gereut!"

    Wenn man sich die deutsche Scheidungsrate anschaut - es wird weiterhin mehr als jede dritte Ehe geschieden - scheint Dein gewähltes Sprichwort ja nicht unbedingt zu stimmen.
    Andererseits gibt es ja weiterhin auch Paare, die ein Leben lang zusammen bleiben.

    Ich denke, es gibt keine länger andauernde Beziehung, in der es nicht zu Krisen kommt, während der einer oder sogar beide Partner darüber nachdenken, ob sie sich nicht trennen sollen. Insofern kann man auch nicht von "nie gereut" sprechen.

    Ich lebe jetzt schon seit fast 24 Jahren mit meiner Frau zusammen und wir haben schon einige Krisen erlebt. Manchmal dachte ich auch an Trennung.Man kann also vielleicht schon von Reue reden. Die war aber nie von Dauer. Es gibt immer noch mehr, das ich an meiner Frau schätze als das, was mich von ihr wegtreiben würde. Auch die Überlegung, dass es in einer neuen Beziehung auf Dauer auch nicht anders wäre, hilft mir über die Krisenzeiten hinweg.
    Also grundsätzlich bereue ich meine Entscheidung, meine Frau kennenlernen zu wollen und sie zu heiraten, nicht.
  • Konradin schrieb:

    […]Oder meinst du, der gesellschaftliche Kontext ist dem Sprichwort einerlei?
    Ausnahmsweise ganz ehrlich: Darüber habe ich mir bisher keine Gedanken gemacht. Aber wert, darüber nachzudenken.

    booklover schrieb:

    […]Wenn man sich die deutsche Scheidungsrate anschaut - es wird weiterhin mehr als jede dritte Ehe geschieden - scheint Dein gewähltes Sprichwort ja nicht unbedingt zu stimmen.
    Andererseits gibt es ja weiterhin auch Paare, die ein Leben lang zusammen bleiben.[…]
    Wenn Du das Glück (einen Partner/eine Partnerin gefunden zu haben, mit dem/der in Harmonie zusammengelebt werden kann) von der Dauer der Beziehung abhängig machst, hast Du bestimmt Recht.
  • Konradin schrieb:

    Mich stört ganz konkret das 'nie'.


    mich auch.


    Ich hab meinen Mann mit 20 kennengelernt, mir aber dann 7 Jahre mit der weiteren Entscheidungsfindung Zeit gelassen.

    Es gibt vielleicht verschiedene Ebenen von bereuen, kurzfristige, spontane, aber auch tiefer gehende, und MOMENTE von bereuen, können im situativen Kontext, je nach Tagesverfassung, durchaus auftreten, ohne dass es ein grundsätzliches Bereuen gäbe.

    Ein Sprichwort, das nur eine Tendenz wieder gibt, kann nie das Ganze repräsentieren.
    Wahr sind immer beide Seiten der Medaille (und vielleicht noch ein paar mehr, an die man jetzt nicht denkt)

    Das Sprichwort kann also stimmen, genau wie andere auch ;)
    ME/CFS # Ever tried, ever failed, no matter. Try again, fail again, fail better. (Beckett) # You are only given one little spark of madness. You mustn't lose it. (R.Williams) # Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.(Clarke)
  • Wenn es nur um die Scheidungsrate geht, dann sollte man aber nicht übersehen, daß frühere Beziehungsmodelle deutlich anders waren als das unsere.

    Die Lebensgemeinschaft war früher (z.B. im bäuerlichen Umfeld) eine Versorgungsgemeinschaft auf Gegenseitig, wo die Eltern den Partner aussuchten. Die Ehen hielten, weil man aufeinander angewiesen war.

    Definiert man eine Lebensgemeinschaft hingegen danach, was einem im Augenblick am meisten Lust verspricht, dann fällt die Wahl eines anderen Partners leichter als der Wechsel zu einem anderen Automodell.

    Es ist eben eine Frage der Ansprüche und auch der Blickrichtung.
    Aktuell zum 70. Jahrestag:
    Auschwitz war sicher nur die Folge berechtigter Ängste gegen die Juden.
    Damals war es die Verjudung, heute ist es die Islamisierung, welche uns Angst macht.
    Eigentlich müssten sich diese Leute bei uns dafür entschuldigen.
  • Sprichwörter vereinfachen gerne und zeigen dadurch oft Schwarz/Weiß Situationen

    Unsere empfundene Realität bietet uns dagegen nicht nur "Graustufen", sondern millionen von Farben ;)

    Ein Sprichwort, welches aus einer Zeit stammt, in der Ehen noch ganz andere Abhängigkeiten (kulturell, religiös, wirtschaftlich) mit sich brachten, als in der heutigen Zeit der "unabhängigigen, nach Selbstverwirklichung strebenden emanzipierten Paaren"
    (Ich überzeichne das natürlich)

    Ich freue mich heutzutage über Paare, die sehr lange Glück miteinander teilen, aber auch über Paare, die den Mut besitzen zum beiderseitigen Seelenheil neue Wege zu gehen.

    Auch für mich passt das "nie" weder in die alte, noch in die neue Zeit
    IRC war gestern, ... heute haben wir den Chat

    realize your tasks, then take a deep breath and go for it!
  • Das "nie" darf man nicht so wörtlich nehmen, aber ich glaube schon, dass an dem Sprichwort etwas dran ist.

    Als ich meine Frau kennenlernte waren wir 17&19 Jahre alt, ein Jahr später haben wir geheiratet. Mit 22&24 waren wir schon zu viert. Heutzutage ist das nicht mehr üblich, man will erst mal das Leben genießen und die Welt kennen lernen. Wir haben uns früher auch "erst mal die Hörner abgestoßen", aber nicht so lange! Wenn man früh heiratet lernt man die Kompromisse zu machen, die eine Partnerschaft verlangt. Wer bis 30 oder länger Single ist, der hat sich daran gewöhnt alles allein zu entscheiden und sich nicht einzuschränken. Wenn der heiratet hat er es schwer sich umzugewöhnen. Würde mich mal interessieren ob es so eine Statistik gibt, also Scheidungsquote nach Heiratsalter.

    Außerdem kann man das "nie gereut" auch auf die Familie beziehen, nicht nur auf die Frau. Als unsere Kinder Teenager waren, da fühlten wir uns noch genauso jung. Wir haben viel gemeinsam unternommen, gleiche Interessen, Hobbys, Musik, es war eine schöne Zeit. Wenn ich heute 40-jährige, schwangere Frauen sehe, dann tun mir die Kinder ein bisschen leid.
  • Ich finde, hier wird ein wichtiger positiver Aspekt des „jung gefreit“ außer acht gelassen:

    Wer bei seiner ersten Eheschließung noch sehr jung ist, ist bei seiner eventuellen zweiten (dritten etc.) Eheschließung u.U. immer noch jung.
  • hier wird ein wichtiger positiver Aspek ......
    was soll daran positiv sein?
    is ja wie wenn sich einer freut weil das erstemal in seinem leben was positiv war, nämlich der hiv test :D
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    The price of freedom is eternal vigilance!
  • Der glückliche dauerhafte Verlauf einer Ehe hängt von sehr vielen Umständen (inneren wie äußeren) Umständen und der eigenen Einstellung zu Partnerschaft, ab. Ungünstige Umstände können zu positiven Effekten (Zusammenschweißen) aber auch zu negativen Effekten (Trennung) führen. Wenn es nicht passt, passt es nicht - da hilft auch keine Eheberatung. Demnach sind Sprichwörter eher was für die Klotür. Besser finde ich dieses: Drum prüfe wer sich ewig bindet, ob sich nicht was bessres findet. oder: Schönheit vergeht, die Äcker bleiben :D
  • Holger schrieb:

    was soll daran positiv sein? is ja wie wenn sich einer freut weil das erstemal in seinem leben was positiv war, nämlich der hiv test :D
    Nun ja, das positive Gefühl, jung zu sein, zu vergleichen mit dem positiven HIV-Test bedarf wohl einer ganz speziellen Einstellung (zur Jugend).
  • StaryWojownik schrieb:

    Wer bei seiner ersten Eheschließung noch sehr jung ist, ist bei seiner eventuellen zweiten (dritten etc.) Eheschließung u.U. immer noch jung.

    Wer das erste mal mit 18 heiratet und sich dann mit 50 scheiden lässt, um mit 52 das zweite mal zu heiraten, ist 52 Jahre alt und nicht mehr jung.
    Wer mit 35 heiratet und sich mit 37 scheiden lässt, um mit 38 wieder zu heiraten, ist 38 Jahre alt und 14 Jahre jünger als der alte Sack der mit 18 geheiratet hat. :D
    Weil die Klugen immer nachgeben, wird die Welt von den Dummen regiert!
  • Henry277 schrieb:

    Wer das erste mal mit 18 heiratet und sich dann mit 50 scheiden lässt, um mit 52 das zweite mal zu heiraten, ist 52 Jahre alt und nicht mehr jung.[…]
    Ein verblüffendes Zahlenspiel (auf dieses Ergebnis wäre ich nie gekommen)!

    Aber Du hast Recht: Es gibt tatsächlich Menschen, die sich jenseits der Fünfzig nicht nur alt fühlen, sondern auch alt sind.

    So kenne ich (knapp volljährig) viele Menschen, die bereits mit 25 Jahren alt und abgewrackt sind, Siebzigjährige, die manchem Zwanzigjährigen körperlich (selbstverständlich: auch geistig) voraus sind. Das tatsächliche und das biologische Alter müssen also nicht zwangsläufig übereinstimmen.
  • Auf solche Sprüche gebe ich gar nichts. Sowas kann man gleichsätzen mit altbekannten Bauernweisheiten. Und wie oft die zutreffen weiss man ja auch.

    Bestes Beispiel für die Fehlerhaftigkeit dieses Sprichworts ist mein Mann.
    Seine erste Ehe ist er mit 18 eingegangen. Hat zwar fast 20 Jahre gehalten, aber reuen tut es ihn bis heute, dass er die "Dame" damals geheiratet hat, und dass er nicht früher einen Schlussstrich gezogen hat.

    Natürlich wird man auch immer Beispiele finden, die so ein Sprichwort untermauern. Genauso gut kann man sich aber auch auf das Horoskop verlassen. Bei solchen Allgemeinplätzen ist die Wahrscheinlichkeit immer hoch, dass man genug Menschen findet, die sich darin bestätigt fühlen und wiedererkennen.
  • StaryWojownik schrieb:

    [...]So kenne ich (knapp volljährig) viele Menschen, die bereits mit 25 Jahren alt und abgewrackt sind, Siebzigjährige, die manchem Zwanzigjährigen körperlich (selbstverständlich: auch geistig) voraus sind. Das tatsächliche und das biologische Alter müssen also nicht zwangsläufig übereinstimmen.
    Dazu gibt es einen aktuellen Bericht im deutschen "Bundesnachrichtenblatt":

    Biologisches Alter: Sie glauben, Sie sind 38? Vielleicht sind Sie schon 61 - SPIEGEL ONLINE