Endlich Rundumschutz vor „Terror und schweren Verbrechen“

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  • Endlich Rundumschutz vor „Terror und schweren Verbrechen“

    Um sich vor seinen Untertanen – vorwiegend wohl „Terroristen und Schwerverbrecher“ – zu schützen, hat das Bundeskabinett dem BRD-Regime endlich auch den Zugriff auf dessen Telekommunikationsdaten zugestanden (nachdem das Bundesverfassungsgericht 2010 ähnliche Gesetzesvorhaben als Grundgesetzwidrig eingestuft hatte, stellt sich für mich – bin juristischer Laie – natürlich die Frage, ob die Machthaber der BRD nicht in Wirklichkeit Feinde der DFGO* sind).

    „Die Behörden dürfen laut Gesetzentwurf die Daten nur zur Verfolgung bestimmter schwerer Straftaten nutzen: Etwa bei der Bildung terroristischer Vereinigungen, Mord, Totschlag oder sexuellem Missbrauch. Ein Richter muss einen Abruf der Informationen jeweils vorher erlauben. Die Daten von Berufsgeheimnisträgern - etwa Rechtsanwälten, Ärzten, Abgeordneten oder Journalisten - dürfen nicht verwertet werden. Wie das in der Praxis umgesetzt werden soll, ist unklar.“
    Vorratsdatenspeicherung: Kabinett beschließt Neuregelung - SPIEGEL ONLINE
    Kommentar zur Vorratsdatenspeicherung von Christian Stöcker - SPIEGEL ONLINE

    Angesichts der Tatsache, dass „Terroristen und Schwerverbrecher“ ihre Missetaten in der Regel am Telefon und im Internet planen, versteht es sich (nahezu) von selbst, dass notorische Straftäter (und solche, die es werden wollen) massive Kritik an diesem Schutz vor „Terroristen und Schwerverbrecher“ üben:

    „Die Vorsitzende des Rechtsausschusses im Bundestag, Renate Künast, bezeichnete die geplante Neuregelung als verfassungswidrig. "Die Freiheit und die Persönlichkeitsentfaltung sind dahin, wenn der Mensch davon ausgehen muss, immer überwacht zu werden", sagte die Grünen-Politikerin am Mittwoch im ARD-Morgenmagazin. Die Pläne öffneten "eine Tür und dahinter werden wir unser Strafrecht und Prozessrecht nicht mehr wiedererkennen", warnte Künast.“
    Gesetz im Eilverfahren: Kabinett beschließt Entwurf zur Vorratsdatenspeicherung - Golem.de
    Stoppt die Vorratsdatenspeicherung! - Startseite

    Trotz dieser sicher unberechtigten Befürchtungen ist mein Résumé: Erst jetzt kann ich mich so „richtig (ge)sicher(t)“ fühlen (oder gibt es noch nicht geschützte/bewachte Bereiche? Killerdrohnen für Einsätze im Auftrag des BRD-Regimes sind in Vorbereitung).

    Selbstverständlich besitzt das BRD-Regime mein voll(st)es Vertrauen …
    … auch das Eure?

    ___________
    * freiheitlich-demokratische Grunzordnung
  • Muß ich dann immer noch meine Gesprächspartner daraufhin weisen, daß ich das Gespräch aufzeichne? Oder wird das dann beim Abnehmen des Hörers automatisch angesagt? Da ja noch andere mithören - mitlesen. Dieser Gesetzesvorschlag kommt aus dem Ministerium, das so gemein ausgeraubt wurde. Schlimm.
    Selig ist, der sich nicht an mir ärgert. (Matth. 11,6)
  • Es wird beinahe Alles für dem Schutz getan, nur leider ist nichts mehr da, was es zu schützen gibt. Aber Hauptsache, es wird geschützt.


    Eigentlich ist es inzwischen völlig egal, wovor das Nichts geschützt wird. Vor Sintflut und Ungemach und mittlerweile auch noch vor Terrorismus. Aber längst schon vor uns selbst.

    In der Praxis erlebe ich ständig, daß man sich ständig auf den Datenschutz beruft, wenn ich wegen meiner eigenen Daten interveniere und wenn diese Daten preisgegeben werden, dann grundsätzlich gegen mich. Anders der skrupellose Geschäftemacher, der hat schliesslich ein berechtigtes Interesse daran.

    Zeit, endlich (zeitgleich) drei Haarfarben zu haben, drei Schuhgrössen und drei unterschiedliche Schreibweisen des eigenen Namens. Drei Buchstabendreher beim Geburtsdatum, drei Hausnummern, drei Lebensläufe...

    Und zum Schluss drei grosse Arschtritte: FaceBook, Google, Amazon.
  • Facebook und Google könnte ich verstehen, aber Amazon?

    Das Deutschland "fast" alles überwacht überrascht mich nicht, nur wie im Start Beitrag steht, kann ich mir nicht vorstellen, dass einer der was beabsichtigt kaum diese Wege benutzen würde.
  • nolsen schrieb:

    […]nur wie im Start Beitrag steht, kann ich mir nicht vorstellen, dass einer der was beabsichtigt kaum diese Wege benutzen würde.
    Falls ich dich richtig verstehe:

    Ich bin der Meinung, dass die „Gründe“ vorgeschoben sind. Es geht meines Erachtens um die totale Überwachung des Untertanen; ihm soll ihm das Gefühl gegeben werden, dass jeder seiner Schritte und jede seiner Äußerungen beobachtet und be-, gegebenenfalls verurteilt werden. Dazu passt eine Presselandschaft, bei der es nahezu egal ist, ob man sich aus „Spiegel“, „Süddeutsche“, „Bild“ oder Stammtisch informiert:
    Der mittlerweile verinnerlichte Zensor arbeitet immer mit.

    Immerhin ist die BRD – im Gegensatz zur untergegangenen DDR – ein freiheitlicher Staat: Wie bekannt (gemacht wird), wurden die Bürger dort bespitzelt!
  • @nolsen: von Amazon bis Zalando, eigentlich egal. Wer ist es denn alles, der durch unser aller Daten reich wird?

    Wie kann es eigentlich sein, daß man (Bilderbuch-)Terroristen dadurch bekämpft, indem man (legal) IP-Adressen und Handystandorte festhält, aber nicht Mail- und Gesprächsinhalte? Ist es jetzt schon ein neuer Straftatbestand, wenn man als Verdachtiger mit einem anderen Verdächtigen z.B. per Internet Kontakt aufnimmt (ohne zwingend zu wissen, daß dieser auch ein Verdächtiger ist), übrigens völlig ungeahtet des Inhalts dieser Kontaktaufnahme, denn dieser wird ja nicht (legal) mitgespeichert?

    Mutieren wir zu einer Gesellschaft von Hellsehern, denen Mutmassungen über Kommunikationsinhalte bereits genügen, um Mitbürger als Terroristen zu brandmarken?

    Eigentlich sollten wir uns dagegen wehren, indem wir die Briefkästen der dafür Verantwortlichen mit Kinderpornos zustopfen und die Staatsanswaltschaft hinschicken...

    Aber egal wie, Schuldige gibt es allenthalben. Und wenn sie es schon nicht sind, sie hätten ja Schuldige sein können.

    Wenn man das Kind mit dem Bade ausschüttet, auch dann ist das Bad anschliessen leer. Der Zweck heiligt eben fast alle Mittel (übrigens ein alter jesuitischer Grundsatz).

    Sorry, ich werde zynisch. :D
  • Konradin schrieb:

    […]Sorry, ich werde zynisch. :D

    freefloating schrieb:

    […]wie man mit dem Argument des Schutzes, ganz besonders vor Terrorismus, am Schluss jedermann (..frau) überwachen kann. Das war jetzt auch zynisch gemeint. ;)
    Zynisch, inwiefern?

    Es soll niemand glauben, damit wäre das Ende der Fahnenstange erreicht. „So ganz nebenbei“ geht es im verlinkten Titel um den Bereich der Netzneutralität.
    Nachdem ein – wenn auch mit Bauchgrimmen – einigermaßen akzeptabler Gesetzentwurf „mit fraktionsübergreifender Mehrheit beschlossen“ wurde, gilt dieser Entwurf nicht mehr. Aus dem (neuen) Entwurf der lettischen Ratspräsidentschaft ist sowohl das Wort „Netzneutralität“ sowie auch dessen Definition komplett getilgt. „Jetzt sei sie in den Verhandlungen dabei, "die Parlamentsposition komplett aufzugeben und auf allen Ebenen den Regierungen und Telekom-Konzernen nachzugeben", kritisiert der Grünen-Europaabgeordnete Michel Reimon.“
    Netzneutralität: EU-Staaten wollen Zwei-Klassen-Internet - SPIEGEL ONLINE

    Dazu etwas Aufklärung (Netzneutralität!):
    heise.de/ct/artikel/Klartext-1965046.html

    Eine Zielrichtung, die mich nicht überrascht.
    Es steht für mich fest, dass die baltischen Staaten US-amerikanischen Wirtschaftsinteressen zu folgen haben (besteht hier ein Gegensatz zur BRD?). Und dass polnische Spitzenpolitiker buchstäblich in Dollar und nicht in Złoty bezahlt werden, kann jeder hören, der sich mit einigermaßen informierten Polen unterhält. Aber hier (BRD) wie dort gilt den Regimes: „Was das Volk denkt, ist egal!“ (L'État, c'est moi!).

    Gar nicht zynisch:
    Ganz klar, es wird immer Leute geben, die sich Gedanken machen – ja sogar Unruhe unter das ansonsten untertänige und ruhige Volk bringen. Überwachung tut daher not! Nur so können diese Unruhe stiftenden Elemente früh genug erkannt und ggfls. „ausgemerzt“ werden.
  • Nur mal so zum Nachdenken. Als vor ein paar Monaten in Dresden (und anderen Städten) tausende auf die Straße gingen, ging es auch um solche Themen. Leider hat man die ganze Sache sehr schnell in die rechte Ecke gedrängt und Pegida stand ausschließlich, für angeblichen "Fremdenhass". Sicherlich war auch das ein Thema bei dieser Bewegung, zumindest bei einigen, aber für viele eben auch nicht. In dem man aber alle in die rechte Ecke drückte und sie fast täglich in den Medien als dumm bräsige Nazis vorführte, hat man diese Menschen relativ schnell zum schweigen und die Demos zum erliegen gebracht.
    Ich kann mich dran erinnern das man auch hier sehr schnell eine Meinung zu Pegida hatte .....



    ....... das nächste mal, solltet ihr euch vielleicht einreihen und mit marschieren. Ich glaube zwar nicht, dass das Merkel und Co. zum Rücktritt bewegen würde, aber je mehr auf der Straße sind um so besser.
    Ansonsten werden wir wohl damit leben müssen, was unsere "Demokratie liebenden Volksvertreter" so beschließen.
    Weil die Klugen immer nachgeben, wird die Welt von den Dummen regiert!
  • Ach so, Henry277, es wurde also kein rechtes Gedankengut auf die Strasse gebracht, sondern es ging nur darum, besorgte Bürgerrechtler als dumm bräsige Nazis vorzuführen. War die Pegida doch sicher die Speerspitze verantwortunsbewusster und aufrechter Demokraten, die sich nur gegen die vom Islam (und natürlich auch Linken) unterwanderte Regierungsklique wehren wollten.

    Danke, Henry277, mir kommt mein Frühstück gerade wieder hoch. Seit wann machst du dich zum Steigbügelhalter rechter Propagandisten?
    Aktuell zum 70. Jahrestag:
    Auschwitz war sicher nur die Folge berechtigter Ängste gegen die Juden.
    Damals war es die Verjudung, heute ist es die Islamisierung, welche uns Angst macht.
    Eigentlich müssten sich diese Leute bei uns dafür entschuldigen.
  • Henry277 schrieb:

    […]Die Antwort auf, "von welchem Schlag ich bin", bist du aber immer noch schuldig. Also lass dich nicht lange bitte ...... bedenke aber, nur einfache Worte zu verwenden, so das ich als Deutschländer, der seiner Muttersprache nicht so ganz mächtig ist, es auch verstehen kann.[…]
    Ich ahnte es ...
    ... ich muss Dir nur etwas Zeit lassen und du kommst von selbst darauf (bist du wirklich ganz alleine darauf gekommen?):

    Henry277 schrieb:

    […]einreihen und mit marschieren.[…]

    Also denn: Im Gleichschritt, marsch!

    - Einfach genung? -
  • Konradin schrieb:

    Ach so, Henry277, es wurde also kein rechtes Gedankengut auf die Strasse gebracht, sondern es ging nur darum, besorgte Bürgerrechtler als dumm bräsige Nazis vorzuführen.

    Ich hatte doch geschrieben, das auch rechtes Gedankengut eine Rolle gespielt hat. Aber eben nicht bei allen. Nur wurden diese Leute in genau die selbe rechte Ecke gestellt, was natürlich auch praktisch war, so musste man sich mit der Kritik nicht weiter beschäftigen.


    StaryWojownik schrieb:

    Ich ahnte es ...
    ... ich muss Dir nur etwas Zeit lassen und du kommst von selbst darauf (bist du wirklich ganz alleine darauf gekommen?

    Also denn: Im Gleichschritt, marsch!

    Was ahntest du? Das ich, weil Deutscher von Geburt, natürlich ein Nazi bin/sein muss? So ist doch deine Welt aufgebaut, oder liege ich da falsch?
    Ansonsten, wieder mal nur dummes blablabla. Langsam bin ich echt enttäuscht vorn dir ..........
    Weil die Klugen immer nachgeben, wird die Welt von den Dummen regiert!
  • Komisch, ich bin auch von Geburt Deutscher und mir unterstellt man in dieser Hinsicht nichts. Woran der Unterschied wohl liegen mag?

    Aha. Wenn einige Pegida-Leute sich in die rechte Ecke gestellt fühlen, dann ist das Geschrei gross. Stellen diese Leute mit ihren Ängesten aber Muslime pauschal in eine gewisse Ecke, dann ist dies ok?
    Aktuell zum 70. Jahrestag:
    Auschwitz war sicher nur die Folge berechtigter Ängste gegen die Juden.
    Damals war es die Verjudung, heute ist es die Islamisierung, welche uns Angst macht.
    Eigentlich müssten sich diese Leute bei uns dafür entschuldigen.
  • Hat das jemand gesagt?

    Man kann sich aber natürlich auch in Internetforen ausko tz en und bei der nächsten Demo schön zu Hause bleiben. Könnte ja sein das dort auch Leute mit marschieren, die böse Nazis sind. :fuck:


    Und damit bin ich auch hier raus. Ich hab irgendwie keinen Bock mehr auf blödsinnige "alle die zu Pegida Demos gehen, sind natürlich automatisch Nazis" Diskussionen.

    ps.: Bevor wieder Gerüchte aufkommen, nein hier im Nordosten gab es keine Pegida, Negida, Legida, oder irgend eine andere ..gida Veranstaltung.
    Weil die Klugen immer nachgeben, wird die Welt von den Dummen regiert!

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Henry277 ()

  • Ja, wenn du es so interpretierst... :D

    Aber die Ängste der Einen waren schon immer mehr wert als die Ängste der Anderen.

    Gute Nacht.


    P.S. Übrigens ist auch die NSDAP damals nicht durch die Nazis selber an die Macht gekommen, sondern durch die Masse derer, die 'nur ein wenig Angst' hatten. Allerdings nicht vor dem Islam, sondern damals vor den Juden. Die Folgen kennen wir. Aber warum daraus lernen?

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Konradin ()

  • Wäre eigentlich ein eigenes Thema, passt aber – irgendwie – trotzdem zum „Rundumschutz“ …

    Habe gerade gelesen, dass Peter Bofinger – er lehrt Volkswirtschaft in Würzburg und ist Mitglied des Sachverständigenrats – empfiehlt, das Bargeld abzuschaffen:

    „Bei den heutigen Möglichkeiten sind Münzen und Geldscheine tatsächlich ein Anachronismus. Sie erschweren den Zahlungsverkehr ungemein. Denken Sie nur daran, wie viel Zeit verloren geht, wenn Leute vor Ihnen an der Ladenkasse nach Kleingeld suchen und die Kassiererin nach Wechselgeld.[…]“

    Könnte als Gewinn (für die Obrigkeit) evtl. weniger die Zeitersparnis „an der Ladenkasse“, als vielmehr die zusätzliche Überwachungsmöglichkeit im Vordergrund stehen? So denke ich hier insbesondere an die entstehenden Bewegungs- und Kaufprofile (z.B. mit welcher Art von Literatur mensch sich eindeckt), sowie – nicht ganz zuletzt – an damit mögliche weitere Drangsalierung der sozial Schwächsten.

    Meine Meinung: Bargeldloser Verkehr soviel wie unbedingt nötig, aber keinen Cent mehr.
  • Konradin schrieb:

    P.S. Übrigens ist auch die NSDAP damals nicht durch die Nazis selber an die Macht gekommen, sondern durch die Masse derer, die 'nur ein wenig Angst' hatten.
    Das Gegenteil ist der Fall: Die stark antisemitisch geprägte Programmatik bescherte der NSDAP ein katastrophales Ergebnis von 2,6 % bei den Reichstagswahlen 1928 - woraufhin die Parteiführung anordnete, derartiges zu unterlassen.

    Nennenswerte Erfolge erzielte die Partei erst, als ihr Wahlkampf sich auf die Themen Außen- und Arbeitsmarktpolitik konzentrierte.
    Bücher sind der geschätzte Reichtum der Welt, die richtige Erbschaft von Generationen und Völkern.

    Henry David Thoreau
  • 40Jack schrieb:

    Das Gegenteil ist der Fall:[...]
    Na, so ganz gegenteilig ist dies wohl nicht. Die Parteiführung ordnete nicht an, „derartiges zu unterlassen“, sie ordnete an, in ihrer Propaganda den Antisemitismus nicht zu sehr zu betonen (diese Propaganda „herunterzufahren“).

    Diese Anordnung erfolgte vor allem, um die bürgerlichen Kreise nicht zu sehr zu verschrecken (entweder waren diese nicht allzu sehr verschreckt, oder sie schafften innerhalb kürzester Zeit eine unglaubliche moralische Kehrtwende). Diese antisemitische „Zurückhaltung“ wurde mehr als überkompensiert durch verstärkten – antisemitischen – Einsatz auf der Straße.
  • 40Jack schrieb:

    Das Gegenteil ist der Fall: Die stark antisemitisch geprägte Programmatik bescherte der NSDAP ein katastrophales Ergebnis von 2,6 % bei den Reichstagswahlen 1928 - woraufhin die Parteiführung anordnete, derartiges zu unterlassen.

    Nennenswerte Erfolge erzielte die Partei erst, als ihr Wahlkampf sich auf die Themen Außen- und Arbeitsmarktpolitik konzentrierte.

    Ach so, dann hat sich die NSDAP nicht mit lockerem Würstchenessen für Arbeitslose in den Hinterhöfen ihre Wählerstimmen verdient, sondern strikt vorbei an der Parteipropaganda à la Goebbels mit sachlichen Grundsatzdiskussionen über Aussenpolitik und Arbeitslosigkeit?

    Und Hitler selber? Hat er 'Mein Kampf' umgeschrieben, um mögliche Wähler nicht zu verärgern, sind die Braunhemden plötzlich als Schmuse-Diskussiontruppe unterwegs gewesen? Sorry, aber alte Filmaufnahmen zeigen da etwas ganz anderes.

    Ich fürchte, wir reden hier von einer völlig unterschiedlichen deutschen Geschichte.
    Aktuell zum 70. Jahrestag:
    Auschwitz war sicher nur die Folge berechtigter Ängste gegen die Juden.
    Damals war es die Verjudung, heute ist es die Islamisierung, welche uns Angst macht.
    Eigentlich müssten sich diese Leute bei uns dafür entschuldigen.
  • Konradin schrieb:

    [...]Ich fürchte, wir reden hier von einer völlig unterschiedlichen deutschen Geschichte.
    Durchaus möglich, dass du mit deinem Geschichtsbild nicht ganz auf dem Laufenden bist: Es gibt bereits mehrere Versionen Deutscher Geschichte (so z. B. die, dass Deutschland von den Nazis „befreit“ wurde).

    Die deutsche Geschichte wird Jahrzehnten – seit 1989 auch für eher Unbedarfte – umgeschrieben. Dabei steht Deutschland nicht allein, die polnische Geschichtsschreibung wird derzeit in der Presse den neuen Machtverhältnissen angepasst (demnächst wird in unseren Schulbüchern stehen, dass Auschwitz von den tapferen Ukrainern befreit wurde).
    Geschichte wird umgestoßen, Geschichte wird umgeschrieben ? mal wie ohne Absicht, mal mit Macht: Das neue Deutschland probt, aus dem Schatten von Auschwitz herauszutreten: Die neue Dreistigkeit | DIE ZEIT Archiv | Ausgabe 45/1992
    freitag.de/autoren/thomas-roth…hichte-wird-umgeschrieben
    Geschichte wird seit 1989 umgeschrieben | Forum - heise online | Telepolis

    Nachdem es sich um das gleiche Personal (bzw. deren gleichgesinnten Nachfolger) handelt, das Europa und weitere Teile der Welt (nicht nur) in Schutt und Asche legte, ist es aus deren Sicht verständlich, dass hier Imagepflege not tut.
  • Bleib sachlich, Konradin. Weder bezeichnete ich die NSDAP-Wahlkämpfer als »Schmuse-Diskussionstruppe«, noch hat damals jemand »strikt an der Parteipropaganda vorbei« agiert – ganz im Gegenteil: Die Anweisung, sich mit antisemitischen Ausfällen zurückzuhalten, kam 1928 direkt von Goebbels.

    Kernpunkte der NSDAP-Propaganda ab 1928 waren Außen- (Stichworte: Versailler Vertrag, Young-Plan ) und Sozialpolitik (Stichworte Arbeitslosigkeit, Verelendung). Damit konnte Hitler »punkten«, nicht mit den wüsten, antisemitischen Tiraden der »Frühzeit«.

    Wenn man schon historische Bezüge herstellt, sollten auch die Fakten stimmen – diese sind u. a. hier zu finden:

    Eine Überprüfung der Wahlpropaganda vor dem Durchbruch bei den Wahlen von 1930 hat erbracht, daß verbale Attacken auf Juden eher ein Hintergrundthema waren und Hitlers Reden allem Anschein nach dazu tendierten, nicht auf die »Judenfrage« einzugehen – insbesondere, wenn er ein »gutbürgerliches« Publikum vor sich hatte. Als Hitler 1932 für die Reichspräsidentschaft kandidierte und die NS-Bewegung die Unterstützung von einem Drittel der Bevölkerung errang, kam die »Judenfrage« in Hitlers öffentlichen Reden kaum vor. Die Juden und die »Judenfrage« wurden als solche weder in Hitlers Neujahrsaufruf an die Partei von Anfang 1932 noch in seiner berüchtigten Rede vor dem Düsseldorfer Industrieclub im Januar, noch in seinem »Appell an die Nation« erwähnt, der im Juli als Schallplatte verkauft wurde und für seine Wahlreden in der ersten Jahreshälfte typisch war.
    Quelle: Kershaw, Ian: Der Hitler-Mythos. Führerkult und Volksmeinung. München: dtv, 2002, S. 283
    Bücher sind der geschätzte Reichtum der Welt, die richtige Erbschaft von Generationen und Völkern.

    Henry David Thoreau
  • 40Jack schrieb:

    […]Kernpunkte der NSDAP-Propaganda ab 1928 waren Außen- (Stichworte: Versailler Vertrag, Young-Plan ) und Sozialpolitik (Stichworte Arbeitslosigkeit, Verelendung). Damit konnte Hitler »punkten«[…]
    Dies vor allem, indem er dem „Weltjudentum“ die Schuld an allem Übel zuwies.

    40Jack schrieb:

    […]Wenn man schon historische Bezüge herstellt, sollten auch die Fakten stimmen[…]
    Ja, wie schon erwähnt: Die Geschichte Deutschlands und des zweiten Weltkriegs wird umgeschrieben (so kann es auch kaum wundern, dass es sich bei Ian Kershaw um einen bei der sogenannten Neuen Rechten „hochrespektierten Historiker“ handelt.

    Dessen ungeachtet (Fakten):

    Der (zu dieser Zeit zukünftige) Führer der Deutschen erklärte die Entfernung „des Juden“ bereits 1919 zu einem der vorrangigen Ziele des Nationalsozialismus. Das „25-Punkte-Programm der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei“ enthielt bereits 1920 den Passus „Kein Jude kann daher Volksgenosse sein“ (da nicht „deutschen Blutes“).

    In seinem erstmals 1925 veröffentlichten Bestseller „Mein Kampf“ verlangt er ohne Umschweife die Lösung der Judenfrage. So z. B. ab Seite 311, 11. Kapitel, „Volk und Rasse“. Abgesehen von den allgemeinen Tiraden, die im – damaligen? – Deutschland auf fruchtbarem Boden fielen, will ich insbesondere auf die Seite 334 aufmerksam machen, in der er „darlegt“, dass es sich bei Juden um Parasiten handelt. Diese Beschreibung als parasitäre Rasse, deren Beseitigung zur Gesundung der Völker, insbesondere (natürlich) zum Wiederaufstieg der Germanen zur Großmacht, notwendig sei, zeichnet bereits die Marschrichtung vor.

    Kann evtl. als „wüste, antisemitische Tiraden der »Frühzeit«“ abgetan werden. Die „Spätzeit“ gestaltete sich – um einen aktuell vom Massenmördern gern genutzten Begriff zu verwenden – „robuster“: Es fand der Wechsel von Wort zu Mord statt.

    Und: Es marschierten bei dieser frühen Pegida doch einige (Millionen) „anständige“ Bürger mit.

    Mit der Niederschrift der jüngeren deutschen Geschichte verhält es sich – irgendwie – merkwürdig: Je weiter entfernt, desto klarer.*


    _________________________
    * Erinnert mich ein wenig an einen bekannten palästinensischen Wanderprediger, der sich am See die Füße wusch: Schon achtzig Jahre später wurde kolportiert, er wäre barfuß über den See gegangen!
  • StaryWojownik schrieb:

    Dies vor allem, indem er dem „Weltjudentum“ die Schuld an allem Übel zuwies.
    Nicht von 1929–1933.

    StaryWojownik schrieb:

    Ja, wie schon erwähnt: Die Geschichte Deutschlands und des zweiten Weltkriegs wird umgeschrieben (so kann es auch kaum wundern, dass es sich bei Ian Kershaw um einen bei der sogenannten Neuen Rechten „hochrespektierten Historiker“ handelt.
    Ian Kershaw ist weltweit in der Geschichtswissenschaft hochrespektiert und gilt als einer der Hitlerexperten. Auch die Mitglieder der Wolfson Foundation, der British Acadamy und Königin Elisabeth II. wird man wohl kaum als »neurechte Geschichtsumschreiber« bezeichnen können.

    StaryWojownik schrieb:

    Die „Spätzeit“ gestaltete sich – um einen aktuell vom Massenmördern gern genutzten Begriff zu verwenden – „robuster“: Es fand der Wechsel von Wort zu Mord statt.
    Richtig – hier ging es jedoch um die Wahlkampfzeit vor der Machtübernahme, genauer gesagt um Konradins Behauptung, die NSDAP habe ihren Wahlerfolg 1933 einer im Volke weit verbreiteten »Angst vor Juden« zu verdanken – was nachweislich falsch ist.
    Bücher sind der geschätzte Reichtum der Welt, die richtige Erbschaft von Generationen und Völkern.

    Henry David Thoreau
  • Völker ermorden und Länder zerstören für diese Freiheit?

    Nach dem kurzen Ausflug in die glorreiche (deutsche) Geschichte …
    … der Rundumschutz vor „Terror und schweren Verbrechen“ (Titel des Themas) liegt den Machthabern der Freien Völkergemeinheit wirklich am Herzen:

    „Der gefährlichste Mann Europas, David Cameron, steht kurz davor, faktisch WhatsApp und iMessage zu verbieten sowie insgesamt Privatnachrichten, die die Bezeichnung "privat" auch verdienen. Das dazugehörige Zitat des britischen Premierministers lautet:

    ‚Wollen wir in unserem Land Kommunikationsmittel zwischen Menschen erlauben, die wir [als Staat] nicht lesen können? Meine Antwort auf diese Frage ist: Nein, wir dürfen das auf keinen Fall erlauben.‘

    Das ist ein Zitat, das Stalin[*] nicht totalitärer hätte formulieren können.“


    Fazit: Unüberwachte und -kontrollierte private Kommunikation gefährdet die Grundlagen der Freien Völkergemeinheit (wieder und wieder und …: Die DDR war böse, sie war ein Überwachungsstaat).

    Griechenland und die Folgen: Mein Europa ist kaputt - Lobo-Kolumne - SPIEGEL ONLINE (Auch der weitere Text sollte - eigentlich - zum Nachdenken anregen)
    All Instant Messaging Could Be Killed In The UK Within Weeks - Forbes

    ___________________________
    * Iosseb Bessarionis dse Dschughaschwili (Künstlername „Stalin“) hat sich als Beschützer seiner Untertanen (vor „Terror und schwere Verbrechen“) einen unsterblichen (?) Namen gemacht.
  • Letztlich ändert sich da nicht viel, auch wenn Cameron's Aussage vom Januar so drastisch klingt. Die Geheimdienste schneiden ja bekanntermaßen eh ohne erkennbare Beschränkungen mit, was sie denn so kriegen können. WhatsApp und Konsorten sollen ihre (Schein-)Verschlüsselung nun auch offiziell für staatliche Interessen öffnen? Da die meisten betroffenen Unternehmen amerikanischer Rechtsprechung unterliegen, ist die Ausgangsbasis für Vertrauen in diese Technik ohnehin nicht gegeben, nun gibt es (bald) halt einen Mitleser mehr, der die vermutlich in den USA schon längst existierende Infrastruktur zur Einsicht nutzen kann.

    Man kann dem Ganzen auch etwas Positives abgewinnen, denn die Existenz solcher Gesetzesentwürfe sollte ja auch kryptographisch Uninteressierten beweisen, dass Verschlüsselung grundsätzlich funktioniert, auch gegenüber staatlichen Zugriffsversuchen. Man kann sich also wehren, wenn man bereit ist, den dafür nötigen Aufwand zu treiben, der, nicht zuletzt wegen derartigen Kontrollversuchen, glücklicherweise immer geringer wird.