Fotos schärfen und Rauschen entfernen: Techniken und Tipps

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    Fotos schärfen und Rauschen entfernen: Techniken und Tipps
    23.2.2016 von Heico Neumeyer

    Drehen Sie mehr Schärfe rein, und zaubern Sie das Bildrauschen aus Ihren Fotos raus! Wir stellen die angesagten Techniken für knackscharfe Bilder vor.


    Mit etwas mehr Scharfzeichnung können Sie jedes Bild auffrischen. Unser Beitrag informiert Sie über Chancen, Risiken und Nebenwirkungen.
    Es verblüfft immer wieder: Mit dem richtigen Maß an Scharfzeichnung sehen selbst mittelprächtige Bilder oft viel besser aus. Sogar eindeutig unscharfe Aufnahmen lassen sich damit aufwerten. Darum zeigen wir Ihnen die wichtigen Techniken zum Scharfzeichnen: alle Regler und Verfahren einschließlich Zoomen und Ebenentechnik.

    Achten Sie bei der Anwendung jedoch darauf, dass Sie beim Scharfzeichnen nicht noch das Bildrauschen verstärken. Vielmehr sollten Sie die unschöne Körnung, die vor allem bei hohen ISO-Empfindlichkeiten entsteht, vorab glätten. Auch dafür finden Sie hier die besten Tipps.


    Die richtige Zoomstufe

    Beim Scharfstellen und Entrauschen bearbeiten Sie die Feinstruktur Ihrer Bilddatei. Wichtige Änderungen erkennen Sie besonders präzise in der Zoomstufe 100 Prozent. Sie kann auch "1:1" oder "Tatsächliche Pixel" heißen. Ein Bildpunkt des Fotos erscheint exakt auf einem Bildpunkt des Monitors - genauer geht es nicht mehr.

    Für diese wichtige Zoomstufe gibt es in den Programmen spezielle Schaltflächen und Tastaturbefehle. Prüfen Sie die Qualität an einem Ausschnitt, der sowohl glatte Flächen als auch markante Konturen zeigt. Untersuchen Sie vor allem Schattenbereiche auf Störungen. Aber: Wenn Sie die Aufnahme zoombar im Internet präsentieren oder drucken, werden die Bildpunkte doch umgerechnet. Die Zoomstufe 100 Prozent zeigt Ihr Foto also vielleicht schon unrealistisch klar. Prüfen Sie die Aufnahme darum vor dem Druck auch im Maßstab 50 Prozent (1:2). Soll das Foto zoombar am Monitor erscheinen, testen Sie auch ungerade Zoomstufen wie 23,45 Prozent. Denn was in der 100-Prozent-Darstellung fehlerfrei erscheint, kann in einer "krummen" Verkleinerung verzerrt wirken.

    Hier sind zwei Zoomstufen nebeneinander zu sehen. So können Sie die Wirkung der Scharfzeichnung am besten beurteilen.
    Sie können ein Bild sogar gleichzeitig in zwei verschiedenen Zoomstufen ansehen: Dazu öffnen Sie in den Photoshop-Vollversionen das Untermenü "Fenster/Anordnen". Darin wählen Sie zuerst "Neues Fenster für" und dann "2 nebeneinander". In Photoshop Elements stecken diese Funktionen im Untermenü "Fenster/Bilder".


    Tipp: Der schnelle Weg zur Zoomstufe 100 Prozent: In Photoshop oder Photoshop Elements klicken Sie in der Werkzeugleiste doppelt auf die Lupe. Oder verwenden Sie die Tastenkombination [Strg]+[1], am Mac [Command]+[1].



    Stärke, Radius und Schwellenwert

    Viele Bildprogramme bieten mehrere Scharfzeichnungsdialoge. Je nach Bildqualität eignen sich unterschiedliche Einstellungen. Das Prinzip ist immer gleich: Helligkeitsunterschiede in ohnehin kontrastierenden Kanten werden verstärkt - so steigt der Schärfeeindruck. Machen Sie sich mit diesen Reglern vertraut:
    •Stärke oder Betrag: steigert die Intensität des Scharfzeichners allgemein.
    •Radius: entscheidet, wie breit sich die Scharfzeichnung um eine Kontur herum ausdehnt. Hohe Werte erzeugen Geisterkonturen und Lichthöfe. Testen Sie den großen "Radius" jedoch bei deutlich unscharfen Bildern. Das hilft eventuell bei Architektur- und Produktfotos, jedoch weniger bei Natur und Porträt.


    Das Bild zeigt das Original ohne Scharfzeichnung (links oben). “Stärke“ und „Radius“ hoch, Schwellenwert niedrig erzeugen Geisterkonturen und Körnung (rechts oben). Sobald man den Schwellenwert deutlich anhebt, geht die Körnung stark zurück (links unten). Wird auch der Radius zurückgefahren, verschwinden noch die Geisterkonturen (rechts unten). •Schwellenwert: legt fest, ob die Scharfzeichnung bei großen oder schon bei kleinen Kontrastunterschieden einsetzt. Heben Sie den Schwellenwert deutlich an, stellt das Programm kleinere Helligkeitsunterschiede gar nicht mehr scharf. So verhindern Sie, dass die Scharfzeichnung unerwünschtes Bildrauschen, Hautstörungen oder JPEG-Bildfehler mit verstärkt. Heben Sie also den Schwellenwert an, wenn das Foto noch zu verrauscht erscheint.


    Tipp: Einen verwendeten Scharfzeichner-Befehl ruft man in Photoshop-Programmen mit der Tastenkombination [Strg]+ [Alt]+[F] oder [Command]+[Alt]+[F] auf. Soll die Funktion sofort erneut ablaufen, ohne dass Sie das Dialogfeld sehen, drücken Sie [Strg]+[F] oder [Command]+[F].


    Selektiver Scharfzeichner

    Die wirkungsvollste Scharfstellung im Photoshop-Hauptprogramm liefert der "Selektive Scharfzeichner". Bei Photoshop Elements heißt diese Funktion "Schärfe einstellen". Aus dem Ausklappmenü "Verringern" oder "Entfernen" wählen Sie je nach Programmversion die "Objektivunschärfe" oder die unpassend benannten Vorgaben "Tiefenschärfe abmildern" oder "Verwackeln".

    Das Bildrauschen ist oft nur in den Schatten sichtbar. Man sollte also je nach Aufnahme die Schatten weniger stark scharfstellen als andere Helligkeiten, damit die Scharfstellung das Bildrauschen nicht noch weiter hochjubelt. Dazu hat der "Selektive Scharfzeichner" eine gute Funktion zu bieten:


    Der „Selektive Scharfzeichner“ betont die Bildschärfe und wertet damit auch durchschnittliche Fotos sichtbar auf. 1.Öffnen Sie zuerst den Menüpunkt "Tiefen/Lichter".
    2.Heben Sie unter "Tiefen" den Wert "Verblassen" zum Beispiel auf 50 Prozent. Je höher der gewählte Wert ist, desto schwächer schärfen Sie Tieftöne. Setzen Sie den Wert auf 0, korrigieren Sie Tieftöne ganz normal.
    3.Stellen Sie die "Tonbreite" auf einen niedrigen Wert wie 20 Prozent, spart die Funktion nur extrem dunkle Schattenbereiche von der Scharfstellung aus. Heben Sie dagegen die Tonbreite auf 80 Prozent, schützen Sie auch mitteldunkle Bildpartien gegen Veränderung. Experimentieren Sie mit dem "Radius"-Wert!

    Tipp: Nur in Photoshop CC hat der "Selektive Scharfzeichner" eine bärenstarke Zusatzfunktion: den Regler "Rauschen reduzieren". Je höher Sie den Wert anheben, desto vollständiger werden einheitliche Flächen von der Scharfzeichnung ausgespart. Das wirkt so ähnlich wie der "Maskieren"-Regler im Raw-Dialog. Sie können damit Hautpartien oder glatte Wände gegen Scharfzeichner-Störungen schützen, ohne die betreffenden Bereiche erst zu maskieren.



    Scharfzeichnen mit RAW-Funktionen

    Eine hochwertige Scharfzeichnung finden Sie auch bei Lightroom und im Raw-Dialog aller Photoshop-Varianten. Sie ist grundsätzlich verlustfrei. Achten Sie auf diese Besonderheiten:
    •Betrag: Hohe "Detail"-Werte produzieren mehr Korn, zeigen aber auch mehr Feinheiten und eignen sich für Aufnahmen mit detailreichen Strukturen. Niedrige "Detail"-Werte zeigen das Bild glatter, jedoch manchmal auch künstlicher.
    •Maskieren: Beim "Maskieren"-Wert 0 schärft Photoshop die ganz Bildfläche. Je weiter rechts der Regler steht, desto mehr kontrastarme Motivpartien werden gegen Scharfzeichnung geschützt - zum Beispiel Hautpartien, Himmel oder glatte Wände. Das erinnert an den Regler "Rauschen reduzieren" beim "Selektiven Scharfzeichner": Schwächere Bildstörungen werden durch das Scharfzeichnen nicht sinnlos betont.
    •Klarheit: Direkt unter den allgemeinen Kontrastkorrekturen hebt dieser Regler den Mittelton-Kontrast an und macht das Bild damit knackiger.


    Der Raw-Dialog zeigt an, dass Hauttöne gar nicht scharfgezeichnet werden. Das Programm bearbeitet hier nur markante Konturen.
    Lightroom und die Photoshop-Vollversionen bieten zusätzlich eine Ausgabeschärfung: Sie wird auf Bilder angewendet, die Sie vom Raw-Dialog ans Hauptprogramm weitergeben, als JPG exportieren oder drucken. Das Verfahren soll Schärfeverlust durch Drucker wie Farbtintenstrahler ausgleichen.

    In Photoshops Raw-Dialog klicken Sie unten auf die blaue Zeile mit technischen Daten wie "Adobe RGB (1998); 16 Bit; 5184x3456". In "Arbeitsablauf-Optionen" definieren Sie dann eine Papiersorte und eine Stärke. In Lightroom finden Sie die Ausgabeschärfung im "Exportieren"-Dialog sowie im "Drucken"-Modul.

    Smartfilter-Technik

    Egal, ob Sie scharfzeichnen oder das Bildrauschen bearbeiten - nutzen Sie die Smartfilter-Technik in Photoshop-Vollversionen ab CS3 (2007): So bleibt die Änderung flexibel und lässt sich auf einzelne Bildzonen einschränken. Hier schärfen wir nur die Augen:
    1.Wählen Sie "Filter/Für Smartfilter konvertieren" oder ähnlich. Klicken Sie im nächsten Dialog auf "OK".
    2.Jetzt folgt "Filter/Scharfzeichnungsfilter/Selektiver Scharfzeichner". Stellen Sie die Regler so ein, dass die Augen gut herauskommen - auch wenn andere Bildteile schon übertrieben erscheinen.
    3.Nach dem "OK"-Klick erscheint der "Selektive Scharfzeichner" mit einer eigenen Ebenenmaske im Ebenen-Bedienfeld. Die Maske ist zunächst weiß: Der Scharfzeichner wirkt auf das ganze Bild. Klicken Sie auf die weiße Miniatur im Ebenen-Bedienfeld, und drücken Sie [Strg]+ oder [Command]+[I]. Damit wird die Maske schwarz, und die Scharfstellung ist vollständig unterdrückt.
    4.Schalten Sie in der Werkzeugleiste den Pinsel mit weißer Vordergrundfarbe ein. Übermalen Sie die Augen - nur sie erscheinen jetzt scharfgezeichnet. Neben der Beschränkung auf ausgewählte Bildstellen bringt der Smartfilter noch mehr Vorteile:


    Die Smartfilter-Technik beschränkt die Scharfzeichnung gezielt auf die Augen. Der Effekt lässt sich jederzeit verfeinern. •Mit einem Klick auf "Selektiver Scharfzeichner" kann man im Ebenen-Bedienfeld die Reglerwerte jederzeit ändern - zum Beispiel nach einem Probedruck. Das Augensymbol blendet die Wirkung ganz aus.
    •Klicken Sie rechts neben "Selektiver Scharfzeichner" auf das kleine Reglersymbol für die "Fülloptionen": Falls der Effekt zu stark wird, können Sie die "Deckkraft" herabsetzen.
    •Das Original bleibt verlustfrei erhalten. Wollen Sie auf die Scharfzeichnung verzichten, ziehen Sie den Smartfilter in den Mülleimer des Ebenen-Bedienfelds.

    Tipp: Wenn Sie einen Doppelklick auf die schwarzweiße Maskenminiatur machen, ändern Sie im "Eigenschaften"-Bedienfeld die Parameter "Dichte" und "Weiche Kante" der Filtermaske.


    Entrauschen

    Gegen Bildrauschen hilft in Photoshop und PSE "Filter/Rauschfilter/Rauschen reduzieren". Der "Stärke"-Regler steuert die Intensität. Weitere wichtige Funktionen in diesem Dialog:
    •Details erhalten: Wählen Sie, wie stark feine Strukturen gewahrt bleiben. Das beeinflusst vor allem das Helligkeitsrauschen. Hohe Werte wie 80 erhalten Details, aber die Funktion wirkt schwächer.
    •Farbrauschen reduzieren: bekämpft Pixel mit Farbausreißern. Hohe Werte verfälschen das Bild mit entsättigten Bereichen und Geisterschatten!
    •Details scharfzeichnen: verstärkt die Schärfe in PS-Vollversionen. Hohe Werte produzieren allerdings neue Störungen.


    Der Befehl „Rauschen reduzieren“ fährt ungewollte Körnung zurück und zeigt Ihr Motiv wieder klarer.
    Oft ist Rauschen in einer Grundfarbe besonders stark, häufig in Blau. In den Photoshop-Vollversionen können Sie darum die Grundfarben einzeln bearbeiten. Klicken Sie auf "Erweitert", dann auf "Pro Kanal". Beispiel: Um schwach zu entrauschen und den Blaukanal stärker zu glätten, nehmen Sie im "Gesamt"-Bereich die gemäßigte "Stärke" von 3 und heben die "Stärke im "Blau"-Kanal auf 8 oder 10.

    In Lightroom und im Photoshop-Raw-Dialog kann man Helligkeit und Farbe im "Details"-Bereich separat und verlustfrei entrauschen. Starten Sie mit Farbrauschen. Die Besonderheiten:
    •Kontrast im Bereich "Luminanz", also gegen Helligkeitsrauschen: Hohe Werte schützen den Bildkontrast, können aber Flecken verursachen. Niedrige Werte erzeugen ein kontrastärmeres Gesamtbild.
    •Glättung im Bereich "Farbe", also gegen Farbrauschen, grenzen buntes Farbrauschen ein und minimieren Farbunterschiede. Zu hohe Werte entsättigen den betroffenen Bildbereich jedoch.

    Tipp: Korrekturen einzelner Grundfarben im Dialog "Rauschen reduzieren" sind umständlich. Klicken Sie lieber im Kanäle-Bedienfeld eine einzelne Grundfarbe an, etwa "Blau", und dann auf das Augensymbol neben "RGB". Sie sehen das Bild wieder mit allen Grundfarben, bearbeitet wird aber "Blau". Jetzt erst rufen Sie "Rauschen reduzieren" auf.


    [i]Quelle:
    Fotos schärfen und Rauschen entfernen: Techniken und Tipps - PC Magazin