Im vergangenen Monat hat es mindestens 20 neue Fälle von Windows-Nutzern gegeben, die Opfer eines vermeintlichen Microsoft-Telefon-Supports geworden sind, wie die Verbraucherschützer des Marktwächter-Portals berichten. Eigentlich hatte die Hoffnung bestanden, dass diese Betrügereien ein Ende hätten. Denn die Staatsanwaltschaft in Niedersachsen ging gegen die Betreiber von Call-Centern vor, die in Indien angesiedelt waren. Im Mai 2016 wurden die Geschäftsräume mit indischen Strafverfolgungsbehörden durchsucht und sieben Personen in Haft genommen. Mehrere indische Call-Center wurden geschlossen.
Vermeintlicher Microsoft-Support ruft an
Die Masche der Betrüger ist immer die gleiche und als Microsoft-Technical-Support-Calls bekannt: Windows-Anwender erhalten Telefonanrufe von angeblichen Microsoft-Mitarbeitern, die helfen wollen, ein vermeintliches Computerproblem zu beheben. Dabei behaupten die Betrüger beispielsweise, dass die Computer der Nutzer mit Viren oder Trojanern infiziert oder gehackt worden seien. In einem solchen Fall sollten Angerufene sofort auflegen.
Folgt der Nutzer den Anweisungen per Telefon und spielt eine Software zur Fehlerbehebung auf den PC, erhalten die Betrüger direkten Zugang zum Computer des Betroffenen. Zum Ende des Telefonats wird er dazu genötigt, 180 bis 250 Euro für ein neues vermeintliches Sicherheitszertifikat zu zahlen. Die Betrüger gaukeln vor, dies sei notwendig und koste eigentlich viel mehr.
Betrüger drohen mit Datenlöschung
Weigern sich Anrufer die Summe zu zahlen, drohen die Täter beispielsweise mit der Löschung von Computerdateien. Aber auch das Sperren des Computers mit einem Kennwort ist üblich. Damit können Anwender nicht mehr ohne weiteres auf ihr System zugreifen und müssen darauf vertrauen, dass das Kennwort nach Zahlung der geforderten Summe genannt wird.
Die Staatsanwaltschaft Osnabrück geht davon aus, dass bis September 2016 bundesweit mehr als 7.600 Personen durch diese Betrugsmasche geschädigt wurden. "Die Dunkelziffer wird allerdings um ein Vielfaches höher geschätzt", sagt Per Prins, Referent für Telekommunikation des Marktwächters in der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Verbraucher, die in jüngster Zeit Erfahrungen mit derartigen Telefonbetrügern gemacht haben, können Strafanzeige bei der Polizei erstatten. Nähere Hinweise dazu gibt die Verbraucherzentrale Bundesverband. Außerdem können solche Betrugsversuche auch an Microsoft gemeldet werden, um dagegen vorzugehen.
Golem.de hat sich mal "helfen" lassen
"Das jüngste Durchgreifen des Landeskriminalamts Niedersachsen und der Staatsanwaltschaft Osnabrück war zwar erfolgreich, konnte das Problem der Telefonabzocke aber noch nicht beheben", so Per Prins, Referent für Telekommunikation des Marktwächters Digitale Welt in der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. "Auch weiterhin werden Verbraucher durch diese kriminellen Anrufe belästigt und unter falschen Tatsachen genötigt, ihren Computer für den Anrufer freizugeben. Das Problem bleibt aktuell. Das Call-Center in Kalkutta war scheinbar nur die Spitze des Eisbergs."
Im Mai 2016 hatte sich Golem.de darauf eingelassen, sich von einem fingierten Microsoft-Support helfen zu lassen. Der Erlebnisbericht Dirty Harry erklärt mein Windows für kaputt beschreibt das Vorgehen der Betrüger, um Computernutzer zu verunsichern und sich Zugriff zu den betreffenden Systemen zu verschaffen.
Quelle: Betrug: Weitere Opfer von vermeintlichem Windows-Telefon-Support - Golem.de