RAW-Bildbearbeitung: Kontrast und Farben optimieren

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    RAW-Bildbearbeitung: Kontrast und Farben optimieren
    25.10.2016 von Heico Neumeyer

    RAW-Fotos lassen sich ideal bearbeiten. In unserem Artikel mit Tipps zur RAW-Bildbearbeitung lesen Sie, wie Sie Kontrast und Farben optimieren.

    1.RAW-Bildbearbeitung: Kontrast und Farben optimieren
    2.RAW-Fotos: Farben optimieren


    Wer optimale Bildqualität erhalten will, sollte im RAW-Format fotografieren. Denn die RAW-Dateien lassen sich bei der Nachbearbeitung am Computer ideal korrigieren. Heico Neumeyer erläutert, wie Sie Kontrast und Farben Ihrer Bilder perfektionieren.

    Weißabgleich per Menü

    Zuerst bearbeiten Sie den Weißabgleich, also die Farbstimmung. RAW-Programme zeigen Ihr Foto zunächst mit dem Weißabgleich, den die Kamera vorgesehen hat. Diese Darstellung heißt bei Lightroom und Photoshop "Wie Aufnahme". Wenn Sie im Weißabgleich-Menü zu "Automatisch" wechseln, erhält das Foto den automatischen Weißabgleich der Bildbearbeitung - eine interessante Alternative.

    Die Weißabgleich-Befehle "Bewölkt", "Tageslicht" und "Schatten" machen Ihr Bild meist wärmer. Kühler erscheint es mit "Leuchtstoffröhrenlicht" oder "Blitz". Verfeinern Sie das Ergebnis mit den Reglern "Farbtemperatur" und "Farbton"!

    Schneller weiß-klick mit der Pipette

    Klicken Sie mit dem Werkzeug "Klick-Weiß" oder "Pipette" auf eine Stelle im Bild, die neutralgrau erscheinen soll - schon ändert sich die Farbstimmung im gesamten Bild. Beispiel: Sie wählen einen warmen Grauton mit Rotanteilen; anschließend erscheint der gewählte Bereich neutral, das Gesamtbild wirkt kühler.

    Gefällt Ihnen das erste Ergebnis nicht, klicken Sie einfach erneut. Vor allem bei Abend- und Kunstlichtszenen ist der Weißabgleich Geschmackssache. Setzen Sie den Weißabgleich probeweise auch zurück auf "Wie Aufnahme" oder "Automatisch".

    Spezialitäten in Lightroom

    Das Werkzeug "Weißabgleichauswahl" in Lightroom bietet diese Besonderheiten: Schon während Sie die Pipette für den Weißabgleich über dem Bild bewegen, liefert das "Navigator"-Bedienfeld oben links eine Vorschau auf den Weißabgleich, der bei einem Klick an der aktuellen Stelle entsteht.

    Über dem Foto zeigt Lightroom die vergrößerten Pixel unter dem Mauszeiger. Um diese Einblendung zu unterbinden, schalten Sie "Lupe anzeigen" unter dem Bild ab.

    Tipp: Bei schwierigem Licht fotografieren Sie einmalig eine Graukarte mit. Klicken Sie am Computer ein Graufeld mit dem Weißabgleich-Werkzeug an, dann kopieren Sie die Korrektur auf weitere Aufnahmen.

    Tonwerte nach Maß

    Im RAW-Dialog regeln Sie zunächst die mittlere Helligkeit. Dann sorgen Sie dafür, dass dunkle Passagen nicht absaufen und helle Stellen nicht ausfressen.

    Fünf Regler für alle Fälle:

    Verbessern Sie das Bild zunächst mit einem Klick auf "Automatisch". Dabei bewegen sich die fünf Helligkeitsregler bereits. Nun ziehen Sie zur Verfeinerung an den Reglern. Und so geht's in Lightroom und in den RAW-Dialogen von Photoshop und Photoshop Elements:

    • Die "Belichtung" ändert nur mittlere Helligkeiten. Sie beeinflusst das Gesamtbild deutlich, ändert die wichtigen extremen Tonwerte aber wenig.
    • Der "Lichter"-Regler steuert helle, aber nicht extrem helle Bildpunkte. Erscheinen die Wolken im Bild zu hell, senken Sie den "Lichter"-Wert.
    • "Weiß" steuert allerhellste Bildstellen. Haben Sie die "Lichter" gesenkt, erscheint die Aufnahme vielleicht ein wenig matt. Heben Sie "Weiß" dann leicht an, um Brillanz zurückzuholen. Ähnlich wie die hellen Tonwerte bearbeiten Sie auch dunkle Bildpartien:
    • Heben Sie die "Tiefen", um dunkle Bildzonen aufzuhellen. Vielleicht sehen Sie nun jedoch mehr Bildrauschen oder Farbstiche.
    • Allerdunkelste Tonwerte steuert der "Schwarz"-Regler. Nach Anheben der "Tiefen" könnte Ihr Foto flau aussehen. Dann können Sie den "Schwarz"-Wert senken, um ein paar sehr dunkle Stellen zu erhalten.

    Tipp: Auch die Scharfzeichung und "Klarheit"-Regler heben den Kontrast. Kontrollieren Sie also nach dem Scharfzeichnen die Helligkeitswerte erneut.

    Fehlbelichtung schnell erkennen

    Rein weiße und komplett schwarze Bildpartien zeigen keine Detailzeichnung und wirken zu plakativ, man redet von "Beschneidung". Suchen Sie völlig über- oder unterbelichtete Bildstellen per Signalfarbe, indem Sie in den Lightroom oder RAW-Dialogen der Photoshop-Programme auf die Dreiecke links und rechts über dem Histogramm klicken. So nutzen Sie die Beschneidungswarnung:

    Rote Signalfarbe meldet Ihnen zu hell ausgefressene Bereiche. Reduzieren Sie "Lichter" oder "Weiß", bis das Rot fast verschwindet.

    Mit blauer Farbe signalisieren die Programme einförmig schwarze Bildzonen - verbessern Sie die Bildwirkung, indem Sie die "Tiefen"- und "Schwarz"-Werte erhöhen.


    Grafische Darstellung

    Klicken Sie in Adobe-Programmen bei gedrückter Alt-Taste auf den "Weiß"-Regler. So erscheint das Bild schwarz, nur weiß ausgefressene Bereiche zeigen die Programme farbig oder weiß.

    Sehen Sie hier Blau, herrscht ein Differenzierungsverlust nur im Blau-Kanal. Ebenso signalisieren Grün und Rot "Beschneidung" in einem einzelnen Farbkanal. Das ist nicht so schlimm. In größeren weißen Bereichen ist Ihre Aufnahme jedoch komplett ausgefressen - senken Sie den "Weiß"-Wert.

    Klicken Sie auch den "Schwarz"-Regler bei gedrückter Alt-Taste an. Nun erscheint das Gesamtbild weiß - schwarz abgesoffene Bereiche zeigt die Software dagegen farbig oder schwarz. Ziehen Sie den "Schwarz"-Regler nach rechts. Tipp: Blenden Sie die Signalfarben auch per Tastaturbefehl ein: Drücken Sie in Lightroom einfach das "J". In allen Photoshop-Varianten nehmen Sie "U" und "O".


    Um die Farbsättigung zu heben, arbeiten Sie in Lightroom und in den Photoshop-Ausgaben mit dem Regler "Dynamik". Er frischt die Farben auf, verhindert aber übertriebene Quietschtöne vor allem in Gesichtspartien.


    Um die Farbsättigung zu heben, arbeiten Sie in Lightroom und in den Photoshop-Ausgaben mit dem Regler "Dynamik". Er frischt die Farben auf, verhindert aber übertriebene Quietschtöne vor allem in Gesichtspartien.

    1. Klicken Sie oben im Bedienfeld "HSL / Farbe / SW" auf "HSL" und dann darunter auf "Sättigung".
    2. Wählen Sie links oben im Bedienfeld das runde Werkzeug "Sättigung durch Ziehen im Foto anpassen".
    3. Klicken Sie in blauen Himmel, und ziehen Sie nach oben - so steigt die Sättigung in Blautönen.
    4. Möchten Sie auch den Himmel leicht umfärben? Klicken Sie im Bedienfeld auf "Farbton" und ziehen Sie über blauem Himmel etwas nach oben. Damit verschieben Sie das Himmelsblau von Cyan auf reines Blau, es wirkt frischer.


    Photoshop-Vollversionen wie Photoshop CC oder CS5 bieten im RAW-Dialog die gleiche Korrekturmöglichkeit mit anderer Bedienung:

    1. Klicken Sie oben im Dialog länger auf das Werkzeug "Selektive Anpassung" und dann auf "Sättigung".
    2. Der Dialog schaltet jetzt ins Register "HSL/Graustufen". Ziehen Sie über blauem Himmel nach oben, um diesen Farbbereich stärker zu sättigen.
    3. Möchten Sie den Blauton noch umfärben? Klicken Sie oben wieder auf "Selektive Anpassung" und dann auf "Farbton". Nun klicken Sie in blauen Himmel und ziehen nach oben.

    Manchmal will man aber nicht die gesamte Bildfläche ändern, sondern nur einzelne Motivpartien. Wie solche örtlichen Korrekturen gelingen, erklären wir Ihnen in der nächsten Ausgabe von ColorFoto.

    Tipp: Verzichten Sie auf den verbreiteten "Sättigung"-Regler - er erzeugt zu grelle Farben.

    Programm im Blick: Capture One 9

    Lightroom und Photoshop vom Hersteller Adobe sind die Platzhirsche bei der RAW-Bearbeitung. Beide verwenden intern dieselbe Technik namens "Adobe Camera RAW" (ACR). Doch es gibt reizvolle Alternativen: Kaufprogramme und Gratisangebote, die RAW-Dateien auf andere Art umwandeln und so neue Ergebnisse ermöglichen. In jeder Ausgabe stellen wir Ihnen deshalb ein weiteres RAW-Programm vor, diesmal das professionelle Capture One 9 für Mac und Windows.

    Die auch C1 genannte Software kostet rund 280 Euro. Die eingeschränkte, kostenlose Version Capture Capture One Express 9 (for Sony) eignet sich für RAW-Dateien aus Sony-Kameras und bietet viele nützliche globale Korrekturen, entfernt aber keine Verzerrungen. Der Ausbau auf den kompletten Funktionsumfang nur für Sony-Dateien kostet 50 Euro.

    Präzise Änderungen


    Das mächtige Capture One bietet mehr Regler und Werkzeuge als die Hauptkonkurrenten Lightroom, Photoshop und DxO Optics Pro. So gibt es nach Art der Weißabgleich-Pipette noch eine eigene Hautton-Pipette für den Hautton-Abgleich von insgesamt neun Teints.

    Die Gradationskurve bietet neben dem üblichen RGB-Zugriff eine spezielle "Luma"-Variante mit Schutz der Farbstimmung; die "Klarheit"-Funktion erlaubt weit mehr Feinsteuerung beim Mittelton-Kontrast als das Pendant der Adobe-Programme. Die aktuellen Einstellungen für alle Regler oder für ein einzelnes Werkzeug speichert das Programm als Vorgabe, die man bequem auf andere Bilder anwendet. Außerdem können Sie Änderungen "kopieren" und in andere Bilder einer Serie "einfügen" - Sie erhalten sehr hochwertige Ergebnisse.

    Alle Änderungen sind verlustfrei, Fotomontage und starke Verfremdungen gibt es jedoch nicht. C1 zeigt kein "Protokoll" bisheriger Änderungen, einzelne Kategorien wie "Belichtung" oder "Rauschreduzierung" lassen sich nicht unkompliziert ab- und wieder anschalten.

    Vielseitig korrigiert Capture One einzelne Bildzonen: Sie übermalen den gewünschten Bereich zunächst mit einem Pinselwerkzeug, das auf Wunsch Motivkonturen folgt. Alternativ wählen Sie bestimmte Farben im Bild aus. Für den markierten Bereich bietet Capture One 9 Korrekturen wie Gradationskurve, Belichtung und vollständige Rauschreduzierung - besser als Lightroom oder Photoshop (Details dazu in der nächsten Ausgabe).

    Bildverwaltung

    Bei der Bildverwaltung erreicht Capture One nicht den Leistungsumfang von Lightroom oder Bridge. Das Programm stuft Bilder immerhin bequem mit Sternewertung, Farben oder hierarchischen Schlüsselwörtern ein.


    Quelle: RAW-Bildbearbeitung: Kontrast und Farben optimieren - PC Magazin