So liefen die Menschen-Versuche der Autoindustrie

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  • So liefen die Menschen-Versuche der Autoindustrie

    Ein Lobbyverband der Autoindustrie lässt Menschen für eine Studie Schadstoffe atmen? t-online.de hat das Papier ausgewertet, das jetzt Unverständnis und Empörung auslöst.
    Erst sorgen Berichte für Empörung, dass die Automobilindustrie Affen Abgase atmen ließ. Nun ist bekannt, dass auch Menschen für eine Studie Stickstoffdioxid einatmen sollten. Was hinter dieser Studie steckt – und was die beteiligte Hochschule erklärt.
    Wer waren die Teilnehmer?
    25 Personen nahmen an der Studie teil, 19 Männer und sechs Frauen. Den Studienautoren zufolge waren sie zumeist Studenten. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich Studenten mit der Teilnahme an klinischen Studien etwas dazuverdienen. In der Regel geht es dabei aber um neue Medikamente und neue Therapien.
    Was mussten sie für die Studie tun?
    Sie mussten sich drei Stunden in einem etwa 15 Quadratmeter großen Raum aufhalten. Dort sollten sie pro Stunde 10 Minuten leicht auf einem Hometrainer treten und sich in der restlichen Zeit ausruhen. In den Raum wurde kein bzw. in drei unterschiedlichen Konzentrationen Stickstoffdioxid geleitet. Stickstoffdioxid (NO2) ist der Schadstoff, dessen strenge US-Grenzwerte den Autokonzernen bei Diesel-Pkw große Probleme bereiteten und zu den Manipulationen führten.
    Was wussten die Studienteilnehmer?
    Laut Studie waren sie aufgeklärt über die Details des Versuchs und unterschrieben auch die Aufklärung. Das ist auch sehr wahrscheinlich, der umgekehrte Fall wäre ein riesiger Skandal. Sie wussten aber nicht, ob sie Luft mit zugesetztem Stickstoffdioxid (NO2) atmeten oder nicht. ...mehr (Quelle)
  • Hm, nett hier mal wieder das allerneuste aus den Tiefen des deutschen Autosalons zu lesen :D

    Aber wie wäre es denn, wenn z.B. t-online bei Fakten bliebe,
    und nicht im Mainstream deutscher Medien und Politiker die tatsächliche Substanz dieser Meldung herausarbeiten würde?
    Denn:
    1. hat nicht t-online die Studie ausgewertet, sondern u.a. Wissenschaftsberater der Uni Mainz (neben anderen)
    2. ist an derartigen (Tier-) und menschlichen Versuchen rein gar nichts außergewöhnlich.
    Sieht man mal davon ab, dass derartige Tierversuche zuhauf stattfinden, zumeist aus Tierquälerei bestehen, woraus allerdings riesige Konzerne (Kosmetik etc.pp) ihre Gewinne generieren.
    Das (2015) Makaken-affen quasi (mit normalen Autoabgasen) vergast wurden, ist doch auch heute, einen Tag nach dem Holocaustgedenktag, auch nur eine denkwürdige Nachricht.
    3. Die menschlichen Testteilnehmer kannten die Risiken der Versuchsanordnung (Placebo und div. Konzentrationsabstufungen eines Wirkstoffs), wobei die Studie in kaum einer Weise Sinn, Zweck oder neuere Zielsetzung der Studie belegen konnte.

    Alles in Allem (unnötige, schreckliche) Normalität, die wohl kaum genug Anlass gäbe, deswegen ein solches Medienfass auf zu machen.

    Der eigentliche Sinn der Studie erschließt sich doch eher daraus, dass die menschliche Versuchsanordnung etwas weltfremd eine NOX-Belastung generiert, die keinerlei Aussagekraft bzgl. realer Alltagsbelastungen - die höher und langwieriger sind - vorweist. Zudem es dazu längst verifizierte Reihenstudien gibt, die die hohe und gesundheitsgefährdende Schädlichkeit durch NOX- Belastungen maßgeblich durch Autoverkehr schlüssig nachgewiesen haben.

    Das Resume dieser Studie, bei den Versuchsprobanden wäre keinerlei Gesundheitsgefährdung festzustellen gewesen, weist doch deutlich darauf hin, dass hiermit die Gefahr dieses - hauptsächlich in Verbrennungsprozessen in Automotoren (Diesel) entstehende - NOX massiv heruntergespielt werden soll. Wundert es wirklich noch jemanden, dass dazu auch Geldern von Daimler, BMW & VW flossen?

    Und ob das Ganze nun zeitlich vor dem Dieselgate oder hinterher passierte ... wayne

    Die Frage ist doch eher: Worüber regt man sich jetzt auf?

    Herrje, Menschen lassen sich doch nur zu leicht verarschen.
    Und wenn, dann notfalls so, dass man den Fokus eines Skandals auf nebensächliche "Fehler" lenkt, um vom der Schweinerei organisierter Meinungsmanipulation möglichst abzulenken.

    Das dies fast unisono derzeit von Regierung wie Medien unterstützt wird, lässt wesentliches Schlimmeres im Verborgenen wie in der Zukunft vermuten ;)
  • Ein Kommentar von Kristina Läsker
    Kristina Läsker
    ist Chefin vom Dienst bei SPIEGEL ONLINE

    Es macht sprachlos, was über Volkwagen durchgesickert ist. Der größte Autokonzern der Welt hat gemeinsam mit anderen Tier- und Menschenversuche in Auftrag gegeben: An einem Institut der Uniklinik Aachen mussten 25 Personen viele Stunden lang Stickstoffdioxid - ein Reizgas! - einatmen. Forscher wollten testen, wie schädlich das Gas für die Gesundheit ist. Zuvor hatte VW bereits einen Tierversuch angeordnet, weit weg im US-Wüstenstaat New Mexico: Zehn Affen saßen in einem Glaskäfig, in den das Abgas eines dieselbetriebenen VW Beetle strömte. Damit die Meerkatzen nicht aufmuckten, durften sie Cartoons anschauen.
    Was darf sich dieser Konzern eigentlich noch leisten, und wann lernt er endlich daraus?
    Im September 2015 hatte Porsche-Chef Matthias Müller den langjährigen VW-Chef Martin Winterkorn an der Spitze abgelöst. Winterkorn musste wegen des Dieselskandals abtreten, die Staatsanwaltschaft ermittelt noch. Müller versprach den Kulturwechsel - und der war dringend nötig. Winterkorn und der langjährige Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch hatten VW zu einem hierarchischen Konzern geformt. Angst, Testosteron, Technikvernarrtheit - das waren und sind scheinbar noch die Taktgeber in Wolfsburg und den mehr als 100 Werken weltweit. In diesem Klima entstanden der Dieselskandal und damit der Betrug an Millionen Autofahrern.
    Müller trat an, um das zu ändern. Er versprach Offenheit und einen kritischen Umgang mit Verstößen. Er warb damit, dass Probleme künftig von unten bis nach oben vordringen können.
    Sünden benennen und nicht vertuschen
    Der Alltag bei VW sieht anders aus. Das zeigt der Umgang mit den Tier- und Menschenversuchen. Durchgeführt hat sie ein externer Verein. VW hat sich nicht selbst daran beteiligt, das sollten andere tun. VW hat das Ganze aber bezahlt, gemeinsam mit Daimler und BMW. Inzwischen gibt es die Vereinigung nicht mehr, sie wurde Mitte 2017 aufgelöst. Ohne, dass die Öffentlichkeit davon etwas mitbekam. Ein transparenter Umgang sieht anders aus. Wenn Top-Manager versprechen, die Sünden aufzuarbeiten, sollten sie diese klar benennen und nicht vertuschen. Müller verschwieg so einiges und deshalb schwindet langsam das Vertrauen, um das er anfangs so sehr geworben hat.
    Davon, dass die Spitzen der Autokonzerne zu wenig gewusst oder gezielt weggeschaut haben, erzählt eine zweite Personalie. Von 2011 bis 2015 - und damit in der Zeit der Affen- und Menschenversuche - saß die Juristin Christine Hohmann-Dennhardt im Vorstand von Daimler und kümmerte sich als Compliance-Chefin um den Umgang mit Regelbrüchen und mit formal korrekten, aber moralisch fragwürdigen Praktiken - und dazu lassen sich Versuche mit Gas durchaus zählen. Wusste sie also damals davon?
    2016 wechselte Hohmann-Dennhardt dann von Daimler zu Volkswagen in den Vorstand, um dort den Abgasskandal aufzuarbeiten. Eines ihrer Vorhaben: Sie wollte das Whistleblower-System überarbeiten, damit Mitarbeiter besser petzen können, ohne Angst vor Strafe zu haben. Doch was gut klang, währte kurz, die frühere Richterin des Bundesverfassungsgerichts trat nach nur einem Jahr frustriert wieder ab.
    Sind Firmenchef Müller und Juristin Hohmann-Dennhardt über die Versuche an Tier und Mensch informiert worden? Ein Nein käme einem Versagen in der Aufarbeitung der jüngsten Konzerngeschichte gleich. Ein Ja wirft Fragen auf, warum der Konzern die Versuche und das Schließen des Vereins nicht komplett öffentlich gemacht hat.
    Das System ist krank, noch immer
    Inzwischen hat VW mitgeteilt, die Experimente seien Vergehen "Einzelner". Doch das übertüncht das Problem. Nicht nur Einzelne haben sich Verstöße geleistet, das System des Autokonzerns ist krank. Noch immer. Danach sieht es zumindest aus. Der Kulturwechsel hat gerade erst begonnen, und er ist viel zu langsam.
    Nicht zuletzt erzählen die Experimente vom Versagen der Aufsicht durch die internen Gremien und den Staat. Niedersachen ist Großaktionär, zwei Spitzenpolitiker sitzen permanent im Aufsichtsrat, einer davon ist der SPD-Ministerpräsident Stephan Weil, der andere ist Niedersachsens CDU-Chef Bernd Althusmann. Ohne das Land geht bei VW nicht viel. Im Aufsichtsrat aber saßen zuletzt Politiker wechselnder Couleur: Rot, Gelb, Schwarz. Sie alle scheinen kaum in der Lage zu sein, sich angemessen über Abläufe und Fehler bei Volkswagen informieren zu lassen, um eingreifen zu können. Sie folgen stattdessen dem immer gleichen, ermüdenden Ritual: Sie lassen Skandale geschehen, erfahren davon angeblich aus der Presse und empören sich lautstark öffentlich. Gute Kontrolle fängt vorher an.
    Quelle
  • Ich finde die Aufregung total übertrieben.

    Ich finde es okay Sachen an Tieren, auch Affen da diese uns Biologisch ja sehr nahkommen, zu testen. Je mehr gefahren von uns Menschen abgewendet werden können umso besser. Lieber zehn tote Affen als 1 toter Mensch. Bitte nicht falsch verstehen, natürlich ist es scheiße und muss kontrolliert ablaufen. Die Einkommensteuer ist auch scheiße, aber muss halt sein.

    Und bei den Tests mit Menschen; Sie wussten worauf sie sich einlassen. Außerdem wird die Dosis nicht wirklich hoch gewesen sein, die Forscher wollen ja niemand schädigen sondern nur schauen ob man irgendetwas feststellen kann. Ich persönlich würde lieber 24std eine erhöhe CO2 Dosis zu mir nehmen als z.B. irgendwelche Haarentfernungsmittel oder sonstige Pharmaindustrie Zaubermittel zu testen.

    Wenn niemand versucht/getestet hätte zu fliegen, hätten wir dann heute Flugzeuge? Solang alles freiwillig geschieht, warum den nicht?
  • Wer anstelle hysterischer Berichte einfach mal die Studie selbst in Augenschein nehmen will: Link


    Der vielfach zu lesende Vorwurf, die Studie sei unter ethischen Gesichtspunkten nicht zu vertreten, ist für mich nicht nachvollziehbar. Wie glauben diese Menschen eigentlich, wie wissenschaftliche Experimente ablaufen sollen? Im medizinischen Bereich lassen sich viele Fragen nun mal ohne konkrete Untersuchung am Menschen nicht beantworten. Der hier verwendete Versuchsbau ist von der entsprechenden Ethikkommission abgesegnet und auch bei näherer Betrachtung aus meiner Sicht nicht angreifbar. Aber gut, einige Zeitgenossen halten ja auch Röntgenaufnahmen der Hand zur Altersfeststellung für nicht menschenwürdig, da verwundern dann die Reaktionen im Zusammenhang dieser Studie auch nicht weiter.

    Die Studienergebnisse als Beleg zu nehmen, dass das Experiment zugunsten der Autoindustrie manipuliert bzw. auf eben dieses unbedenklich erscheinende Fazit hin ausgerichtet sei, halte ich für übereilt. Wirft man einen Blick in die Studie, so stellt man fest, dass dort reichlich Bezug auf andere Studien mit abweichenden Ergebnissen genommen wird. Auch werden die eigenen Ergebnisse durchaus relativiert. Als Beispiel aus der Studie:

    Studie schrieb:

    However, in the present study only acute effects of [math]O^2[/math] exposure were investigated and it cannot be excluded that chronic exposure may result in different reactions, which may be responsible for the published epidemiological findings.

    Gezielte Verharmlosung sieht anders aus.
  • Im medizinischen Bereich lassen sich viele Fragen nun mal ohne konkrete Untersuchung am Menschen nicht beantworten

    Vollkommen richtig, nur in diesem Fall geht's nicht um Medizin, Lebensmittel oder sonst welche Produkte, sondern um Diesel Motoren, die der Mensch wirklich nicht zum Leben braucht.
    Es ist völlig absurd und unverständlich diese bei Menschen oder Tiere zu testen, Tiere können sich leider nicht vor solchen unmenschlichen Test wehren und die Studenten werden diese Tests auch nur gemacht haben um ihr Studium zu finanzieren und nicht um sich zu bereichern, auch wenn sie es wussten worauf sie sich einlassen, nach dem Motto, in der not frisst der teufel fliegen.
    Ich bin wirklich froh das dies aufgeflogen ist und ich meinen Enkel Kinder nicht erklären muss wieviel Menschen oder Tiere sich für ein Auto geopfert haben,damit wir diesen fahren dürfen.
  • Naja es ging ja nicht darum die Leistungsfähigkeit der Motoren zu testen, sondern die konkreten Auswirkungen von Stickoxid. Das ist m.E. durchaus "Medizinisch".

    Hier übrigens die Stellungnahme der RWTH Achen:
    Abgastests an Menschen mit Stickoxid: RWTH Aachen verteidigt sich

    Wie oben schon erwähnt war die Dosis relativ gering. Denke so mancher Asien Urlauber wird an einem Tag in Hongkong oder Peking deutlich mehr Schadstoffe einatmen als bei diesem Test.
  • Um sich mit Stickoxiden, Feinstaub sowie diversen anderen, von Menschen freigesetzten Chemikalien bzw. deren Gasen zu vergiften, muss(te) man noch höchst selten andere Länder oder Kontinente besuchen ;)
    Das ist heutzutage noch nicht einmal auf (deutsche) Großstädte, sondern vielerorts im ehemals ach so gesunden Landleben problemlos möglich ;)

    Nur das die meisten Menschen dies schlicht nicht wissen oder vllt. besser gesagt, gar nicht genauer wissen wollen.

    Verdrängung als Überlebensprinzip mag ja zu anderen Zeiten der Geschichte manchmal geholfen haben ...
    Bei derzeitig steigenden, globalen Auswirkungen würde aber wohl langfristig nur ein Planetenwechsel helfen.

    Die technischen Voraussetzungen dafür dürften allerdings wohl kaum vor dem Erreichen für Menschen kritischer Schwellenwerte anstehen, wenn überhaupt jemals für die Menschheit. ;)

    Und i-wann ist eben auch ein solches Prinzip Hoffnung schlicht nur aus Dummheit geborene (Ein-)Bildung :D