Libra: Bundesbank-Vorstand fordert "globale Antwort" auf Facebook-Währung

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  • Libra: Bundesbank-Vorstand fordert "globale Antwort" auf Facebook-Währung

    Die Facebook-Initiative für eine globale Kryptowährung ruft weltweit Regulierer auf den Plan. Die Bundesbank will den Wilden Westen im Geldsystem verhindern.

    Joachim Wuermeling, Mitglied im Vorstand der Deutschen Bundesbank, verlangt "eine globale Antwort auf die Pläne von Facebook", mit der weltweit ausgegebenen Digitalwährung Libra den Zahlungsmarkt aufzumischen. "Beim Auto-TÜV werden die Reifen auch nicht in Indien, die Bremsen in Brüssel und die Abgase in Bolivien geprüft", erklärte der frühere CSU-Politiker gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). "Wie das Auto müssen wir die Facebook-Initiative als Ganzes prüfen und global in den Griff bekommen, um mögliche Risiken zu vermeiden."

    "Wir sollten verhindern, dass im Geldsystem der Wilde Westen zurückkehrt", sagte Wuermeling in dem Interview mit der FAZ. Frankreich habe dankenswerterweise als G7-Präsidentschaft bereits die Initiative ergriffen, damit die Finanzminister und Notenbanken der wichtigsten Industrienationen "sich der Sache annehmen". Er bezeichnete es als "Errungenschaft, dass unabhängige Notenbanken für stabiles und sicheres Geld sorgen". Dieses System, das großes Vertrauen genieße, "müssen wir bewahren". Neue Plattformen dürften insbesondere nicht Geldwäsche fördern oder helfen, Terrorismus zu finanzieren.

    Facebook "systemrelevant"?
    Facebook will Libra im Verbund mit Partnern wie Mastercard, Visa, Paypal, Spotify oder eBay herausbringen. Das digitale Zahlungsmittel soll durch einen Korb von Währungen und kurzlaufenden Staatsanleihen gedeckt sein. Für die Nutzer könnten aber andere Gefahren entstehen wie Wechselkurs- oder Ausfallrisiken, warnt Wuermeling: Facebook könnte zudem "Unmengen an Staatsanleihen horten und sich zu einem der größten Gläubiger von Staaten entwickeln." Er halte es für bedenklich, wenn Länder sich auf diese Weise abhängig machten von einem Konzern.

    "Wenn von den 2,7 Milliarden Facebook-Nutzern nur 100 Millionen mitmachten, hätte Libra schon mehr Kunden als der gesamte deutsche Bankenmarkt", rechnet der Rechtswissenschaftler vor. Die Kalifornier könnten zum größten Vermögensverwalter der Welt und damit "systemrelevant" werden. Gelänge es ihnen, dass Libra als Zahlungsmittel eine führende Rolle einnehmen, könnte die Bedeutung staatlicher Währungen wie des Euro abnehmen. Implikationen für die Banken und die Geldpolitik seien daher nicht auszuschließen.

    Die Risiken von "Stablecoins"
    Von einem Libra-Verbot hält Wuermeling nichts, da dies international auch kaum durchzusetzen sei. Technischer Fortschritt sei zudem prinzipiell positiv. Der Banker geht aber davon aus, dass Facebook die Plattform nicht gegen den Willen von Staaten und Notenbanken durchsetzen könne und wolle. Das Unternehmen müsse ein Interesse daran haben zu kooperieren, da nur so Libra Glaubwürdigkeit und Stabilität gewinne. Letztlich sollte die Währung "so sicher sein wie ein Pfandbrief".

    Zuvor hatte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann allgemein vor Risiken auch bei "preisstabilen" Kryptowährungen gewarnt. Insbesondere müsse geklärt werden, wie der Wert solcher "Stablecoins" garantiert werden könne, unterstrich er am Freitag auf einer internationalen Konferenz zur Finanzmarktaufsicht in Eltville. Cyberdevisen könnten das Einlagengeschäft der Banken und ihre Geschäftsmodelle untergraben. Letztlich warb auch Weidmann so für weltweite Regeln.

    Techkonzerne am Finanzmarkt
    Der französische Finanzminister Bruno Le Maire hatte in Bezug auf Libra ebenfalls bereits für eine stärkere Kontrolle von Technologiegiganten wie Facebook geworben. Mark Carney, Chef der Bank von England, bezeichnete es gegenüber der BBC als unerlässlich, dass Libra sicher sein müsse. Alle großen Regulierer und Zentralbanken müssten in die Aufsicht über das Projekt eingebunden werden.

    Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) mit Sitz in Basel schaltete sich am Sonntag in die Debatte ein, als sie vorab ein Kapitel zu "Big Tech im Finanzwesen" aus ihrem Ende des Monats anstehenden Jahresbericht veröffentlichte. Tech-Konzerne wie Alibaba, Amazon, Facebook, Google oder Tencent, die generell von der Analyse großer Mengen von Daten ihrer Nutzer und Netzwerkeffekten profitierten, führen demnach in den Finanzmarkt "neue Elemente in die Balance aus Risiken und Vorteilen" ein. Da es sich beim Geldsystem um eine "essenzielle öffentliche Infrastruktur" handle, müssten Fragen der Stabilität und des Verbraucher- sowie des Datenschutzes im Blick behalten werden.

    Aus Datenzugriff Bonitäten ermitteln
    Der Markteintritt der Internetriesen könne zu mehr Effizienz in der Banche führen und Finanzdienstleistungen breiter zugänglich machen, schreibt die BIZ, die eine Koordinierungsfunktion für Notenbanken wie die Bundesbank oder die US-amerikanische Fed einnimmt. Die Regulierer müssten für gleiche Chancen für alle Akteure sorgen, dabei aber den Kundenstamm, den Zugang zu Informationen und die weitgefassten Geschäftsmodelle der Tech-Größen berücksichtigen. Um die Konzerne aus den USA und China an die Kandare zu nehmen, müssten Finanzregulatoren mit Wettbewerbshütern und Datenschützern zusammen agieren.

    Sorge bereitet den BIZ-Analysten vor allen der Zugriff der Firmen auf umfangreiche Bestands-, Transaktions- und Verhaltensinformationen ihrer Nutzer. Damit könnten sie etwa mit ausgeklügelten Scoring-Verfahren deren Bonität bewerten und die maximale Zahlungsbereitschaft für Kredite oder Versicherungspolicen ermitteln. Vor allem die chinesischen Anbieter seien hier mit ihren Universal-Apps Alipay und WeChat schon sehr weit. Letztlich könnten so neue Daten- und Finanzmonopole entstehen, was potenzielle anfängliche Wettbewerbsgewinne wieder auffresse. Es könne daher sinnvoll sein, die Optionen der Datennutzung für die Plattformbetreiber einzuschränken.

    Quelle: Libra: Bundesbank-Vorstand fordert "globale Antwort" auf Facebook-Währung | heise online
  • Facebooks Libra: Unionsfraktion will mit Digital-Euro Paroli bieten

    Facebook hat mit der Digitalwährung Libra nicht nur Notenbanken in aller Welt aufgeschreckt. Auch die Politik sucht Antworten.

    Die Unionsfraktion im Bundestag setzt sich für die Einführung eines digitalen Euros ein, um der geplanten digitalen Weltwährung Libra von Facebook nicht alleine das Feld zu überlassen. Die Forderung nach einem E-Euro ist Teil eines umfassenden Eckpunktepapiers zur Blockchain-Technologie, das am Dienstag von der CDU/CSU-Fraktion verabschiedet wurde.

    Facebook hatte in der vergangenen Woche das Konzept für seine Kryptowährung vorgestellt. Die Libra basiert ähnlich wie der Bitcoin auf der Blockchain-Technologie, soll aber als sogenannter "Stable Coin" mit geringen Kursschwankungen auskommen, weil sie mit einem Korb normaler Währungen hinterlegt ist. Auch fußt die Währung nicht auf einem dezentralen P2P-Netzwerk, sondern soll von einem Firmenkonsortium kontrolliert werden. In der Anfangszeit dürfte das Digitalgeld vor allem für Überweisungen zwischen verschiedenen Währungen eingesetzt werden. Facebook will Libra allerdings ab 2020 zu einem vollwertigen Zahlungsmittel für alle Situationen machen.

    Der frühe Stable Coin fängt den Wurm
    Fraktionsvorstandsmitglied Thomas Heilmann sagte, man müsse überlegen, wie früh man präsent sein müsse, um einen Marktplatz zu besetzen. "Wenn Libra erst einmal eine Milliarden Nutzer hat, dann weiß ich nicht, ob ein Stable Coin einer Europäischen Zentralbank noch eine realistische Marktchance dagegen hat."

    Beim Digitalen Euro gehe es aber auch darum, die Vorteile der Blockchain-Technologie von der Schattenwirtschaft in legale und seriöse Geschäftsmodelle zu überführen. "Dieser digitale Euro hat keinen Einfluss auf die Geldpolitik", heißt es in dem Papier weiter. Es werde kein neues Geld geschaffen, sondern ein Teil der bestehenden Geldmenge digitalisiert.

    Der digitale Euro solle nach Vorstellung der CDU vielmehr von den Zentralbanken ausgegeben und dann zum Beispiel auch zum Kauf anderer Kryptowährungen genutzt werden. "Der E-Euro könnte im grenzüberschreitenden Verkehr zu einer einfachen, kostengünstigen und schnellen Zahlung eingesetzt werden“, zitiert die FAZ aus dem Papier. Damit wäre es dann wohl auch eine Alternative zu bargeldlosen Zahlungen mit dem von Banken geschaffenen Giralgeld. In Europa arbeitet etwa die schwedische Riksbank an einem solchen Zentralbankcoin, der E-Krona.

    Krankenakten auf der Blockchain und digitale GmbHs
    In dem Papier verweist die CDU-Fraktion auch auf eine Reihe von Anwendungsmöglichkeiten der Blockchain-Technologie, die sie als sinnvoll erachtet. Die Blockchain könne eine elektronische Krankenakte wirksam absichern. Die könne auch bei der Ausstellung von Geburtsurkunden verwendet werden oder bei der Vergabe von Sozialleistungen dafür sorgen, Missbräuche durch einen Mehrfachbezug zu vermeiden. Wie dabei Datenschutz gewährleistet sein soll, blieb aber offen.

    Die Unionsfraktion macht sich außerdem dafür stark, digitale Wertpapiere einzuführen und die Gründung einer digitalen Kapitalgesellschaft ("Digitale GmbH") zu ermöglichen. Neben einer schnelleren und rechtssicheren Firmengründung sorge man damit dafür, dass Eigenkapital leichter beschafft und Mitarbeiter am Unternehmenskapital beteiligt werden könnten.

    Heilmann verwies auf die ökonomische Bedeutung der Blockchain-Technologie für die Wirtschaft in Deutschland. So gebe es 209 Start-ups, die sich vorrangig mit diesem Thema beschäftigen, 91 davon alleine in Berlin, 30 in München, 18 in Frankfurt.

    Quelle: Facebooks Libra: Unionsfraktion will mit Digital-Euro Paroli bieten | heise online
  • Digitalwährung Libra will Lizenz in der Schweiz

    Facebooks Digitalgeld Libra soll in der Schweiz beheimatet sein. Die dortige Finanzaufsicht hat sich in einer ersten Einschätzung dazu geäußert.

    Das von Facebook und anderen Firmen geplante Digitalgeld Libra soll nach dem Willen seiner Macher in der Schweiz eine Lizenz als Bezahlsystem erhalten. Dafür habe sie die dortige Finanzaufsicht Finma um eine regulatorische Einschätzung gebeten, heißt es in der Mitteilung der hinter dem Vorhaben stehenden Libra Association. Konkret geht es dabei um die Frage nach der Regulierung eines Stable Coins, also eines durch andere Vermögenswerte gedeckten Kryptogelds.

    "Immun sein gegen erhöhte Geldwäschereirisiken“
    Die Schweizer Finanzbehörde bestätigte den Eingang der Anfrage und erklärte in einer ersten Auskunft, dass in jedem Fall eine Bewilligung als Zahlungssystem nach Schweizer Recht nötig sei. Dazu müsste Libra auch den dortigen Vorgaben für Geldwäscheprävention genügen und "immun sein gegen erhöhte Geldwäschereirisiken“. Da aber auch eigene Zahlungstoken ausgegeben werden sollen, kämen noch weitere Anforderungen hinzu, etwa wenn es um den Bereich "bankähnlicher Risiken“ und die Verwaltung der Währungsreserve hinter den Coins gehe.

    Insgesamt dürfte Regulierung wohl nicht allein eine Sache der Schweiz sein. "Die geplante internationale Reichweite des Projektes macht ein international koordiniertes Vorgehen unverzichtbar“, hieß es von der Aufsichtsbehörde. Das internationale Anti-Geldwäschegremium FATF ließ laut einem Reutersbericht auch schon verlauten, sehr genau auf Libra schauen zu wollen. "Wir arbeiten an einem konstruktiven Dialog mit der Finma“, erklärte ein Libra-Sprecher dazu. Bislang handelt es sich wohl eher um ein Vortasten, ein konkreter Antrag wurde noch nicht bei der Behörde eingereicht.

    Was darf in den Währungskorb?
    Facebook hatte das ambitionierte Vorhaben im Juli dieses Jahres vorgestellt. Libra soll ein auf Kryptogeldtechnik basierendes Bezahl- und Währungssystem werden, das weltweit nutzbar ist. Der Wert der digitalen Münzen soll durch einen Korb herkömmlicher Währungen wie Euro und US-Dollar gesichert sein, um die von Bitcoin & Co. bekannten Wertschwankungen zu vermeiden. Getragen wird das Ganze von der Libra Association, einer Organisation, die sich aus Firmen zusammensetzt, die in das Projekt investiert haben. 2020 will man damit auf den Markt kommen.

    Seit Bekanntmachung des Vorhabens gibt es breite Kritik von zahlreichen Regierungen, Zentralbanken und Regulierern. Manche Beobachter empfinden das Konzept als gefährlichen Gegenentwurf zur staatlich etablierten Geldordnung, der nationale Währungen bedrohen könne. Zündstoff bietet wohl auch die Frage, welche Währungen Teil der Reserve sein sollen: US-Senatoren hatten laut Bericht der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg gefordert, den chinesischen Yuan nicht mit aufzunehmen. Facebook teilte daraufhin mit, dass wahrscheinlich US-Dollar, Euro, Yen, Britisches Pfund und Singapur-Dollar zum Startpaket gehören werden. Die Libra Association könne sich später aber noch anders entscheiden.

    Insgesamt macht es aber nicht den Eindruck, als würde das Projekt trotz des politischen Gegenwinds eingestellt. So wurden bereits laut Berichten Profi-Lobbyisten zur Besänftigung der Aufregung angeheuert, ein Bug-Bounty zum Aufdecken von Lücken wurde auch ausgelobt. Eine erste schwerwiegende Lücke in der zu Libra gehörigen Scriptsprache Move konnte schon gefunden und ausgebügelt werden, schreibt der Fachdienst Coindesk. Der Bug hätte es erlaubt, in einem Smart Contract ausführbaren Code als Kommentar zu tarnen.

    Quelle: Digitalwährung Libra will Lizenz in der Schweiz | heise online
  • Facebooks Libra: Zur Hälfte mit US-Dollar gedeckt, kein Yuan

    Das Digitalgeld Libra soll mit normalen Währungen gedeckt werden. Facebook erklärte jetzt, welche in den Korb kommen.

    Facebook hat erstmals einen genaueren Einblick gegeben, wie der Währungskorb hinter dem geplanten Digitalgeld Libra aussehen soll: Jeder Libra-Coin solle durch 50 Prozent US-Dollar und kurzlaufende amerikanische Staatsanleihen hinterlegt sein. Dazu kommen dann noch 18 Prozent Bargeld und Staatsanleihen in Euro, ferner 14 Prozent aus Japan, 11 Prozent aus Großbritannien und 7 Prozent aus Singapur. Das geht aus einer Antwort des Unternehmens auf eine Anfrage des finanzpolitischen Sprechers der Linksfraktion im Bundestag, Fabio De Masi, hervor, die heise online vorliegt. Der Spiegel hatte zuerst darüber berichtet.

    Der chinesische Yuan wird also nicht Teil des Währungskorbs sein. Das war zunächst in den USA eine kontroverse Frage, der demokratische Senator Mark Warner hatte vor Aufnahme der Währung gewarnt. US-Politiker werfen China vor, den Kurs seiner Währung zu manipulieren. China wird wohl auch keins der Länder sein, in denen Libra startet – Berichten nach will die dortige Zentralbank aber ohnehin in absehbarer Zeit ein eigenes Staats-Kryptogeld herausbringen.

    Calibra kriegt Ableger in Irland
    Facebook hatte das ambitionierte Vorhaben im Juli dieses Jahres vorgestellt. Libra soll ein auf quelloffener Kryptogeldtechnik basierendes Bezahl- und Währungssystem werden, das weltweit nutzbar ist. Der Wert der digitalen Münzen soll durch einen Korb herkömmlicher Währungen und Anleihen gesichert sein, um die von Bitcoin & Co. bekannten Wertschwankungen zu vermeiden. Getragen wird das Ganze von der Libra Association, einer Organisation mit Sitz in der Schweiz, die sich aus Firmen zusammensetzt, die in das Projekt investiert haben. Mit an Bord sind unter anderem Paypal, Ebay, Mastercard, Visa und Uber. Facebook wird in Form seiner Tochter-Firma Calibra in der Association vertreten sein, soll aber keine Sonderrolle gegenüber anderen Mitgliedern haben. 2020 soll Libra auf den Markt kommen.

    Aus der Antwort geht auch hervor, dass für Facebooks Calibra ein Ableger in Irland gegründet werden soll. Von dort aus will er auch europäische Nutzer bedienen und sich den EU-Geldwäscheregeln unterwerfen. Calibra soll eine Wallet-Anwendung und weitere Dienste für die Libra-Nutzung entwickeln, die dann etwa in Whatsapp und dem Facebook-Messenger verfügbar sind.

    Staatlich garantierter E-Euro gefordert
    Linken-Politiker De Masi kritisierte, dass in der Antwort nicht ausgeschlossen werde, ob Calibra von Facebook gesammelte Nutzerdaten verwenden darf. Zuvor hatte es bereits geheißen, es würden keine Daten von Calibra an Facebook fließen. Überdies bleibe unklar, wie bei dem Projekt ohne Einlagensicherung oder Zentralbank Verluste bewältigt werden sollen. De Masi sprach sich für ein Verbot von Libra und einen einen staatlich garantierten E-Euro aus: "Jeder Bürger sollte das Recht haben, ein Konto bei der Zentralbank zu führen, das der Geldschöpfung der Banken und den Datenkraken wie Facebook entzogen ist."

    Seit Bekanntmachung des Vorhabens gibt es breite Kritik von zahlreichen Regierungen, Zentralbanken und Regulierern. Die Bundesregierung erteilte etwa solchen durch herkömmliche Währungen gedeckten Stablecoins eine klare Absage. Bundesfinanzminister Olaf Scholz hatte erklärt, die Herausgabe einer Währung gehöre "nicht in die Hände eines Privatunternehmens". Sie sei "ein Kernelement staatlicher Souveränität". Facebook und die Libra Association haben bislang alle Bedenken zurückgewiesen und Bereitschaft signalisiert, mit Regulieren und Politik zusammenzuarbeiten. Facebook solle keine souveräne Währung werden, sondern lediglich ein auf existierenden Währungen aufsattelndes Bezahlsystem.

    Quelle: Facebooks Libra: Zur Hälfte mit US-Dollar gedeckt, kein Yuan | heise online
  • Facebooks Libra als "Kolonialisierungsprojekt" und "systemische Gefahr"

    Programmierbares Digitalgeld werde zwar kommen, sollte aber nicht von Facebook ausgegeben werden, waren sich Sachverständige im Bundestag einig.

    Wissenschaftler, Analysten und Banker ließen am Mittwoch in einer Anhörung im Bundestag kaum ein gutes Haar an Facebooks Plan, über die Genfer Libra Association Digitalgeld auszugeben. Finanziell gut aufgestellte Staaten wie Deutschland oder Frankreich sollten ärmere Länder dabei unterstützen, "dieses Kolonialisierungsprojekt aus dem Silicon Valley abzulehnen", betonte der Lüneburger Blockchain-Forscher Oliver Leistert im Ausschuss Digitale Agenda. Der Netzwerkbetreiber könnte sonst eine private Währung installieren, für deren Wert er im Krisenfall wohl nicht garantieren werde.

    Die dezentrale Datenbanktechnik Blockchain eignet sich Leistert zufolge zwar prinzipiell hervorragend, um Kryptotokens als digitale Münzen zu generieren und "sehr kostengünstig sowie sicher" zu verwalten. Sie sei auch geeignet, nachhaltige Güter zu fördern oder zu sozialer Gerechtigkeit beizutragen. Dafür könnten bestimmte Transaktionen einen Rabatt bekommen, wenn sie besondere Qualitäten haben. Bei dem am Libra-Konsortium bislang beteiligten Partnern handle es sich aber vor allem um jüngere plattformbasierte Firmen, die nur auf den Anzeigenverkauf im Internet aus seien und Gewinne abschöpfen wollten. Die Verantwortung würde nach dem "unglaublich frechen" Modell an die Währungsbanken ausgelagert.

    Die Finanzwissenschaftlerin Michaela Hönig von der Frankfurt University of Applied Sciences betonte in der Anhörung im Bundestag, die Libra Association werde zwar als "Non-Profit-Organisation" ausgegeben, Facebook und andere Beteiligte strebten aber auch dabei eine "Datenverwertung" an und setzten weiter auf personalisierte Werbung. Facebooks Marktmacht berge dabei eine hohe Manipulationsgefahr. Gerade in Entwicklungs- oder Schwellenländern ohne einen starken Euro oder Dollar könnte Libra zur Ersatzwährung werden, auf die diese dann stark angewiesen wären.

    Systemische Gefahr
    Neben allgemeinen Risiken rund um Haftung, Kontrolle, Eigentümerstruktur und Daten- und Anlegerschutz oder den Betrieb des Konsortiums machte Hönig bei Libra auch eine "systemische Gefahr" aus. Facebook & Co. könnten darüber rasch zu einem großen Vermögensverwalter werden, die gut bewertete Staatsanleihen oder Fonds aufkauften und damit "Verwerfungen" auf den Wertpapiermärkten auslösen könnten. Ein Stopp oder Verbot des ambitionierten Projekts bringe aber wenig, da dann ein anderes Unternehmen – "vielleicht sogar aus China" – mit einem ähnlichen Produkt käme. Also müssten die drohenden Gefahren zunächst minimiert und gesteuert und Libra erst dann erlaubt werden.

    Markus Becker-Melching vom Bundesverband deutscher Banken ist ebenfalls der Ansicht, dass sich nach dem Giralgeld programmierbares Geld auf Kryptobasis als nächster folgerichtiger Schritt mittelfristig durchsetzen wird. Dafür sprächen Effizienzgewinne sowie Potenziale im Einsatz des Internets der Dinge über Smart Contracts, also etwa eingebaute Zahlungsbedingungen. Kryptowährungen könnten auch helfen, Geldwäsche zu mindern oder Steuereinnahmen zu sichern. Um zu verhindern, dass der Geldumlauf vom Bankensystem abgekoppelt und instabil werde, müsse die Politik aber klare und gleiche Standards für alle Akteure schaffen.
    "Zentral- und Geschäftsbanken sollten ihre Funktion behalten", forderte Becker-Melching. Es müsse weiter Anreize geben, "Sichtgeld in Geschäftsbanken zu investieren". Die Aufgabe, selbst kurzfristige Kredite zu vergeben, dürfe nicht auf Zentralbanken verlagert werden, auch wenn dies mit digitalem Geld möglich wäre.

    Neue Blockchain
    Die Libra Association werde eine neue eigene Blockchain benutzen und versuchen, mit Smart Contracts ein Ökosystem aufzubauen, mutmaßte Katharina Gehra vom Analysehaus Immutable Insight. Weltweit gebe es schon über 800 Blockchains mit ähnlichen Grundsätzen, sodass das Wettrennen um die Technik in vollem Gange sei und diese gerade noch gestaltet werden könne. Denkbar sei es etwa, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den Euro auf so einer Blockchain veröffentliche und so dieselben Vorteile daraus ziehe wie bei Libra.

    Gehra appellierte an die europäische Politik und Finanzwirtschaft, eine "bessere" und transparentere Lösung zu Libra auf den Weg zu bringen. Dies sei auch eine Frage des Klimaschutzes: Bitcoin sei zwar noch "sehr energieintensiv", Libra aber schon viel weniger. Insgesamt verbrauchten digitale Währungen nur den Bruchteil der Energiebedarfs des herkömmlichen Finanzwesens.

    Das Facebook-Projekt habe als "Weckruf" gewirkt, versicherte Benoît Coeuré, Mitglied des EZB-Direktoriums, da es die Finanzstabilität bedrohen könnte. Er gab die Devise aus: "Wir müssen unsere Währungssysteme schneller und sicherer machen." Eine G7-Arbeitsgruppe werde Mitte Oktober einen Bericht zu Libra und anderen Stablecoins herausbringen, der auf Aspekte wie Besteuerung oder Datenschutz eingehen werde.

    Quelle: Facebooks Libra als "Kolonialisierungsprojekt" und "systemische Gefahr" | heise online
  • Finanzminister Scholz: E-Euro statt "privater Weltwährung" Libra

    Der Bundesfinanzminister erneuert seine Kritik an Facebooks Plänen und fordert eine europäische Alternative: "Dürfen keine private Weltwährung zulassen"

    Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hat seine Kritik an den Plänen des Internetriesen Facebook zur Einführung der digitalen Währung Libra erneuert und sich für eine europäische Alternative ausgesprochen. "Wir sollten das Feld nicht China, Russland, den USA oder irgendwelchen Privatanbietern überlassen", sagte der SPD-Politiker in einem Interview mit der "Wirtschaftswoche" (Freitagsausgabe), aus dem die Deutsche Presse-Agentur zitiert. Er nannte die Einführung eines E-Euro als mögliche Alternative. "Ein solches Zahlungssystem wäre gut für den Finanzplatz Europa und seine Einbindung ins Weltfinanzsystem." Die Facebook-Pläne mit Libra sehe er "sehr, sehr kritisch", sagte Scholz.

    Es ist nicht der erste Rückschlag für Facebook in dieser Woche. In der Nacht auf Mittwoch hatte das Wall Street Journal unter Berufung auf Insider berichtet, dass die Kreditkarten-Riesen Visa und Mastercard sowie andere Finanzpartner wegen des Widerstands aus der Politik in den USA und Europa ihre Beteiligung an dem Projekt überdenken. Nach Informationen der Finanznachrichtenagentur Bloomberg sind auch die Online-Bezahldienste PayPal und Stripe wegen des regulatorischen Gegenwinds inzwischen unentschlossen.

    Auch Union für E-Euro
    Finanzminister Scholz betonte, die Staatengemeinschaft dürfe keine private Weltwährung zulassen. Die Länder der Eurozone müssten daher umso zügiger bei elektronischen Zahlungssystemen wettbewerbsfähig werden. Zuvor hatten unter anderem die Unionsbundestagsfraktion und der Linke-Bundestagsabgeordnete Fabio De Masi einen staatlich garantierten E-Euro gefordert. „Wir möchten die Vorteile der Blockchain-Technologie von der Schattenwirtschaft in legale und seriöse Geschäftsmodelle überführen“, heißt es dazu in einem Eckpunktepapier der Union.

    Wissenschaftler, Analysten und Banker hatten in der vergangenen Woche in einer Anhörung im Bundestag kaum ein gutes Haar an Facebooks Plänen gelassen. Der Lüneburger Blockchain-Forscher Oliver Leistert bezeichnete das Facebook-Vorhaben im Ausschuss Digitale Agenda als "Kolonialisierungsprojekt aus dem Silicon Valley". Facebook will Libra im kommenden Jahr für Verbraucher verfügbar machen, die Idee stößt aber europaweit bei Politikern und Zentralbanken zum Teil auf massiven Widerstand. Die Digitalwährung soll etwa mit US-Dollar oder Euro zu kaufen sein.

    Kürzlich hatte Facebook erstmals einen genaueren Einblick gegeben, wie der Währungskorb hinter dem geplanten Digitalgeld Libra aussehen soll: Jeder Libra-Coin soll demnach durch 50 Prozent US-Dollar und kurzlaufende amerikanische Staatsanleihen hinterlegt sein. Dazu kommen dann noch 18 Prozent Bargeld und Staatsanleihen in Euro, ferner 14 Prozent aus Japan, 11 Prozent aus Großbritannien und 7 Prozent aus Singapur.

    Quelle: Finanzminister Scholz: E-Euro statt "privater Weltwährung" Libra | heise online
  • Facebooks Digitalwährung Libra: Weitere Gründungsmitglieder steigen aus

    Um Facebooks Libra-Projekt wird es zunehmend einsam. Nach Paypal kehren auch Ebay, Mastercard, Visa und Stripe der umstrittenen Digitalwährung den Rücken.

    Facebooks Allianz für die Digitalwährung Libra bröckelt weiter. Am Freitag stiegen die Finanzdienstleister Mastercard und Visa aus sowie die Handelsplattform Ebay und der Bezahldienstleister Stripe. Vor einer Woche hatte bereits Paypal seine Teilnahme an dem stark in die Kritik geratenen Projekt abgesagt.

    Solche Schritte waren bereits vermutet worden, nachdem außer Facebook offenbar keiner der Libra-Partner die Währung gegen den zunehmenden regulatorischen und politischen Widerstand verteidigen wollte. Zwei US-Senatoren hatten Visa, Mastercard und Stripe sogar explizit ermahnt, sich ihre Teilnahme an dem Projekt genau zu überlegen. Darauf reagierten die Unternehmen jetzt offenbar, auch wenn sie alle betonen, dem Projekt prinzipiell weiter offen gegenüber zu stehen.

    Kurz vor dem Rubikon angehalten
    Für kommenden Montag ist eine wichtige Sitzung der Libra Association geplant. Angeblich sollen dabei unter anderem die Gründungsmitgliedschaften der laut Eigenbeschreibung gemeinnützigen Schweizer Organisation fixiert werden. Die vier Firmen könnten damit am Freitag die letzte Chance für den Abgang vor einer förmlichen Mitgliedschaft genutzt haben.

    Der Ausstieg von Mastercard und Visa trifft das Projekt besonders hart. Die weltbekannten Branchengrößen verliehen Libra mehr Glaubwürdigkeit und könnten zudem mit ihrer Infrastruktur eine wichtige Schnittstelle zur klassischen Finanzwelt bieten. Der bei Facebook für das Projekt zuständige Top-Manager David Marcus erklärte, man solle aus dem Abgang der Partner keine Schlüsse über das Schicksal der Digitalwährung ziehen. "Natürlich sind das keine großartigen Nachrichten auf kurze Sicht, aber auf eine gewisse Weise ist das auch befreiend", schrieb Marcus bei Twitter. "Wandel in diesem Maßstab ist hart." Wenn sich so viel Druck aufbaue, sei klar, dass man an etwas dran sei. Marcus, ein ehemaliger Chef des Bezahldienstes Paypal, dankte ausdrücklich Visa und Mastercard dafür, dass sie trotz des Drucks so lange an Bord geblieben seien.

    Ein Grund für den teils heftigen Widerstand von Politikern und Zentralbanken sind die Pläne, Libra mit einem Korb herkömmlicher Währungen und Staatsanleihen abzusichern. Angesichts der enormen Nutzerzahlen von Facebook könnte die Kryptowährung dadurch zu Verwerfungen auf den Geldmärkten führen oder auch als politisches Druckmittel missbraucht werden. Skeptiker stellen ferner in Frage, ob das Projekt ausreichend gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung gewappnet ist. Facebook weist zurück, dass die Digitalwährung in die Hoheit von Notenbanken eingreifen könnte. Außerdem betont der Internetkonzern, dass bei Libra kein neues Geld ausgegeben werde – dies bleibe Staaten vorbehalten. Nichtsdestotrotz sicherte Facebook bereits zu, Libra erst zu starten, wenn alle Bedenken von Regulierern ausgeräumt sind.

    Währung oder Zahlungsmittel
    Eine Möglichkeit das anzugehen wäre, Libra nur an den US-Dollar zu koppeln statt an einen Währungskorb. Dieses "hypothetische Beispiel" nannte Chris Dixon, Partner von Andreessen Horowitz. Der auch als a16z bekannte Risikokapitalgeber ist eines der verbleibenden Gründungsmitglieder der Libra Association. Durch so eine ausschließliche Kopplung an den Dollar hätte Libra weniger direkte Auswirkungen auf andere Währungen. Gleichzeitig könnte durch die enge Bindung des Libra eher als alternatives Zahlungsmittel statt als eigene Währung angesehen werden. Kritiker beiderseits des Atlantiks könnte das beruhigen.

    Ohnehin betont Facebook den Zahlungsmittel-Charakter des Libra. Nach Vorstellungen des Konzerns könnte Libra zunächst vor allem bei grenzüberschreitenden Überweisungen zum Einsatz kommen und später dann auch zum Bezahlen von Käufen sowohl online als auch in Läden.

    In rund zehn Tagen soll Facebook-Chef Mark Zuckerberg bei einer Anhörung in einem Ausschuss des US-Repräsentantenhauses befragt werden. Der Facebook-Gründer gilt als Initiator des Libra-Projekts und soll Auskunft über den Einfluss des Online-Netzwerks auf den Finanzdienst- und Immobiliensektor geben.

    Quelle: Facebooks Digitalwährung Libra: Weitere Gründungsmitglieder steigen aus | heise online