5G: Gesundheitsgefährdende Strahlung - Tatsache oder Halbwissen?

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  • 5G: Gesundheitsgefährdende Strahlung - Tatsache oder Halbwissen?

    Im Internet der Dinge sollen künftig mehr und mehr Geräte selbstständig miteinander kommunizieren. Das erfordert eine leistungsstarke Technologie zur Datenübertragung. 5G könnte die Lösung sein. Aber schon nehmen die Befürchtungen zu, dass sich 5G gesundheitsschädigend auswirken könnte. Funkwissenschaftler und IT-Experte Denis Bederov stellt einiges klar.

    Der Kühlschrank bestellt online die zu Ende gehende Butter im Supermarkt. Die Waschmaschine kontaktiert den Wartungsdienst per E-Mail, weil die Abflussgeschwindigkeit des Wassers abnimmt. Der Geschirrspüler kommuniziert selbstständig mit der Photovoltaikanlage am hauseigenen Dach, um den optimalen Zeitpunkt für das Waschen des dreckigen Geschirrs zu bestimmen. Diese beschriebenen Situationen könnten aus einem Science-Fiction-Roman entsprungen, aber auch sehr bald Realität sein.

    Das Internet der Dinge bezeichnet eine Technologie, die es ermöglicht, virtuelle und physische Gegenstände miteinander kommunizieren zu lassen. Dafür benötigen wir jedoch eine entsprechend leistungsstarke Datenübertragungstechnologie. Das scheint 5G zu sein, und 5G ist nichts anderes als die 5. Generation drahtloser Breitbandtechnologie.

    Wo Veränderungen absehbar sind, steigen gleichzeitig die Befürchtungen von Menschen, die davon betroffen sein könnten. Im Internet mehren sich die Berichte über die gefährlichen und gesundheitsschädlichen Auswirkungen der 5G-Technologie, die 2020 an den Start gehen wird. Über die Versteigerung der Lizenzen wurde in den Medien sehr viel berichtet. Das erregt natürlich Aufmerksamkeit. Mehr Sendemasten müssen aufgestellt werden, um diese Technologie auch funktionsfähig zu machen. Wenn ich nun davon ausgehe, dass Sendemasten per se negativ für mich sind, dann macht die Reaktion vieler Menschen schon Sinn. Schließlich kommt die Bedrohung sichtbar immer näher.

    Wie realistisch ist eine Gefährdung?
    Fakt ist, dass die 5G-Technologie massive Veränderungen hervorrufen wird. Selbstfahrende Autos, das Internet der Dinge und weitere Umbrüche werden durch diese Technologie erst möglich gemacht. Erste regionale Umsetzungen gibt es bereits, die als Versuchsballon dienen, um schlussendlich den breitflächigen Ausbau innerhalb der nächsten Jahre zu bewerkstelligen. Der technologische Sprung wird enorm sein, selbst wenn er in seiner Breite derzeit noch gar nicht abschätzbar ist.

    Und es gibt ja tatsächlich Abertausende sich widersprechende Berichte und Forschungen zum Thema Handystrahlung oder Elektrosmog - Gefahren, die sich mit der neuen 5G-Technologie wohl noch verstärken sollen.

    Um gefährlichem Halbwissen die Stirn zu bieten, lohnt es sich, die jeweils benutzten Begriffe genau zu definieren, da viele Kontroversen aus einem Unverständnis heraus entstehen.

    Leider wird im deutschen Sprachgebrauch das Wort „Strahlen“ deckungsgleich mit dem Begriff „Funkwellen“ verwendet. Man kann Funkwellen aber nicht einfach mit dem Begriff „Strahlung“ gleichsetzen. Funkwellen lösen selten negative Emotionen aus. Strahlung dagegen ist immer negativ belegt im Volksmund. Fast jeder von uns musste sich schon einmal Röntgenstrahlen aussetzen und kennt das Prozedere. Strahlen haben etwas Gefährliches an sich, was in den Bildern von Fukushima oder Tschernobyl gipfelt. Doch Funkwellen und radioaktive Strahlen haben so viel miteinander zu tun wie Äpfel mit Birnen.

    Funkwellen agieren in einem völlig anderen Frequenzbereich wie gefährliche Strahlung. Wenn wir nun zu stichhaltigen Antworten auf die oben gestellte Frage gelangen wollen, müssen wir diese Begriffe sauber definieren, um nicht Äpfel mit Birnen zu vertauschen. Andernfalls gelangt man zu völlig falschen Schlussfolgerungen, weil eben der Ausgangspunkt schon verkehrt war.

    Unterscheidungsmerkmale von Funkwellen und Strahlung
    Es ist wichtig, den Unterschied zwischen beiden Phänomenen zu kennen, wenn wir sinnvoll über sie diskutieren möchten. Leider machen sich die wenigsten Menschen die Mühe dieser Basisarbeit. Funkwellen sind nichts anderes als elektromagnetische Wellen, die sich ohne Führung frei im Raum ausbreiten. Sie sind eine Energieform, die man sehr leicht messen kann. Treffen diese Funkwellen auf eine Oberfläche, beispielsweise die menschliche Haut, dann wird diese erwärmt. Das nennt man thermische Energie. Nun stellt sich die Frage, wie viel thermische Energie durch Funkwellen erzeugt wird und ob diese Funkwellen unserem Körper in Form von Hitze gefährlich werden können.

    Uns ist allen bewusst, höchstwahrscheinlich vom Griff auf die Herdplatte, dass übermäßige Erhitzung unserer Haut schädlich ist. Schwere Verbrennungen bis hin zum Tod sind mögliche Folgen. Das benötigt jedoch sehr viel Energie. Eine Herdplatte ist andererseits auch durchaus nützlich, wenn ich ein Essen zubereiten möchte.

    Ein weiteres Beispiel, das noch besser in unseren Kontext passt, ist die Mikrowelle. Hier wird unsere Nahrung „bestrahlt“, so dass wir ein warmes Mahl innerhalb kürzester Zeit in Händen halten können. Vor dieser Form der Strahlung sind wir durch die Bauweise der Mikrowelle sehr gut geschützt, so dass sie uns nichts anhaben kann. Es wird eine hohe Leistung benötigt, um die Temperatur dermaßen schnell zu ändern.

    Nun können wir Analogien zum Handy herstellen. Diese mobilen Geräte werden ebenfalls warm, wenn wir sie benützen oder mit ihnen telefonieren. Jeder von uns hat dies schon einmal am eigenen Ohr festgestellt. Im Vergleich zur Mikrowelle ist die Leistung des Handys jedoch viel geringer, sonst würden unsere Ohren mehrheitlich gegrillt werden, was glücklicherweise nicht der Fall ist.

    Die Leistung der Funkwellen ist sehr leicht mess- und bestimmbar. Demzufolge gibt es Höchstgrenzen, die von der produzierenden Industrie penibel eingehalten und unterboten werden müssen. Nachdem wir mit einem Handy weitaus öfter und länger in Berührung kommen als mit einer Mikrowelle, sind die Bestimmungen der Höchstwerte weitaus strenger. Deshalb kann die menschliche Haut durch Berührung mit dem Telefon auch nicht in solch einem Ausmaß erwärmt werden, dass nachhaltige Schäden entstehen, auch wenn verschiedene Internetvideos dies nahelegen. Dies ist der thermische Aspekt von Funkwellen.

    Es gibt jedoch noch einen anderen Aspekt, und das ist die athermische Energie. Ist athermische Energie vielleicht sogar gefährlicher als thermische Energie?
    Tatsächlich berufen sich die Kritiker der 5G-Technologie mehrheitlich auf diesen Aspekt der Energie und zitieren verschiedene Studien, die die Gefahr dieser Energieform nachgewiesen haben. Mir ist jedoch keine Studie zu diesem Thema bekannt, die der wissenschaftlichen Überprüfung nachhaltig standgehalten hat, wenn es um die gesundheitsschädigenden Auswirkungen athermischer Energie gegangen ist. Oftmals schlichen sich Rechenfehler ein, die zu völlig falschen Ergebnissen führten. Andere Berechnungen wiederum konnten nicht repliziert werden, sprich: Unter gleichen Versuchsbedingungen müssen gleiche Ergebnisse erzielt werden. Dies ist einer der Grundpfeiler des wissenschaftlichen Arbeitens. Andernfalls kann eine Studie nicht ernst genommen werden.

    Wie der Name schon sagt, geht es bei der athermischen Energie nicht um Wärme. Kritiker meinen, dass die 5G-Technologie maßgeblichen Einfluss auf die Kommunikation unserer Zellen habe. Diese werden durch die athermische Energie gestört. Das Gefährliche daran sei, dass wir das nicht merken würden. Wenn dies der Fall wäre, wäre es auf Dauer tatsächlich gesundheitsschädlich, dass wir uns dieser Belastung auszusetzen.

    Die Gefahr, die diese oben angesprochenen Studien in der athermischen Wirkung sehen, ist ihre – scheinbare – Fähigkeit, auf die Kommunikation unserer Zellen Einfluss zu nehmen. Kurz gesagt, wird in der Mehrzahl dieser Studien davon ausgegangen, dass die Spannung zwischen unseren Zellen von der athermischen Energie negativ beeinflusst wird. Diese Spannung zwischen unseren Zellen sorgt dafür, dass sie miteinander Informationen austauschen können. Dass das Funktionieren dieses Informationsaustausches enorm wichtig ist, liegt auf der Hand, zumal dadurch unser gesamtes Stoffwechselsystem beeinflusst und erst ermöglicht wird.

    Wenn nun die athermische Energie von außen Einfluss nimmt, kann sich das nicht positiv auf das Gesamtsystem auswirken. Die Kommunikation kommt ins Stocken und wird im schlimmsten Fall sogar völlig eingestellt.

    Ich gebe zu, auf den ersten Blick machen diese Aussagen Sinn. Doch auf den zweiten auch?

    Sehen wir es uns einmal aus der physikalischen Perspektive an. Nachdem die Spannungen zwischen den Zellen extrem klein sind, ist die Feldstärke sehr groß. Die elektrische Feldstärke ist nichts anderes als ein Maß für die Intensität des elektrischen Feldes. Wenn die Spannung durch die Entfernung dividiert wird, erfahren wir, wie groß diese tatsächliche Feldstärke ist. Eine kleine Spannung geteilt durch eine kleine Entfernung ergibt eine wesentlich größere Feldstärke als eine große Spannung geteilt durch eine große Entfernung.

    Nun sind wir an einem entscheidenden Punkt: Dadurch, dass die Feldstärke unserer Zellkommunikation, unserer Zellen, so groß ist, würde es ein noch größeres Energiepotenzial benötigen, um überhaupt Einfluss auf sie zu nehmen. Gleichzeitig würden wir durch diese Energiezunahme relativ schnell im thermischen Bereich landen, weil wir Wärme erzeugen. Wir würden die Zellkommunikation zwar beeinflussen, doch gleichzeitig würden wir die Zellen durch die Hitze zerstören. Somit ist eine athermische Beeinflussung unserer Zellen aus rein mathematisch-logischen Aspekten zu verneinen.

    Welche Chancen hält 5G nun für uns bereit?
    Aus technischer Sicht ist 5G revolutionär sowie notwendig, denn unsere Gesellschaft unterliegt einem großen Datenhunger. Fragen Sie sich dazu selbst, wie es Ihnen beim letzten Streaming oder Online-Gaming ging, als der Datentransfer nicht ausreichend vorhanden war. In den unpassendsten Situationen merken wir plötzlich, wie oft und ausgiebig wir Unmengen von Daten nutzen und deren Verfügbarkeit als selbstverständlich ansehen.

    Während 3G bei nur 42 MBit wohl beinahe ausgedient hat, ist auch das 4G mit seinen 1000 MBit (1 GBit) dem 5G weit unterlegen. Denn in den Anfangsphasen des 5G soll dessen Leistung zwischen 1 bis 3 GBit liegen und in späteren Phasen sogar 10 GBit übersteigen können.

    Eine weitere Besonderheit, die 5G deutlich von seinen Vorgängern unterscheidet, liegt zudem in der Nutzung der Millimeter-Wellen-Technologie (Millimeter Wave Technology). Alltags-Geräte werden sich damit in größerem Umfang ins Smart Home einbinden lassen, und selbstfahrende Autos beispielsweise könnten dann realisiert werden, die ohne 5G-Echtzeit-Unterstützung nicht straßentauglich wären.

    Quelle: 5G: Gesundheitsgefährdende Strahlung - Tatsache oder Halbwissen? - PC-WELT
  • Die Frage lautet, wie kann ich mich vor diesen Stahlungen schützen? In Deutschland gibt es abgelegene Gegenden, in denen die Antennenstrahlung gering ist, aber wenn ich in einer Stadt lebe, kann ich nicht ausweichen. Fazit: Entweder wandere ich nach Kanada in die Wildnis aus und lebe dort autark oder ich füge mich meinem Schicksal und lebe in der Stadt und lasse mich bestrahlen.

    Hans
  • Schweizer 5G-Gegner demonstrieren erneut gegen "Zwangsbestrahlung“

    Abermals trafen sich viele Hundert 5G-Gegner in der schweizerischen Hauptstadt Bern. Sie protestierten gegen eine "Zwangsbestrahlung".

    In der Schweiz protestierten am Samstag zum wiederholten Male mehr als tausend Menschen vor dem Parlament in der Bundeshaupstadt Bern gegen die Einführung des Mobilfunk-Standards 5G. Die Demonstranten skandierten "Gegen Zwangsbestrahlung und für Wahlfreiheit“.

    Bereits im vergangenen Mai hatte eine Kundgebung "Stop-5G“ in Bern stattgefunden. Im Anschluss darauf entstand eine neue Umwelt- und Konsumentenschutzorganisation namens "Frequencia“. Sie setzt sich nach eigenen Angaben mit den Risiken der Digitalisierung und Mobilfunk-Technik auseinander. Diverse weitere Vereine und Gruppen hatten ebenfalls zur Teilnahme an der Demo aufgerufen. In der Schweiz engagieren sich bereits sechs Vereinigungen für den Schutz vor Mobilfunkstrahlung.

    Widerstand gegen 5G-"Aufrüstung"
    Mehrere Redner riefen auf der Kundgebung dazu auf, Widerstand gegen die "Aufrüstung" bestehender und den Bau neuer Antennen zu leisten. So wollen sie unter anderem, dass alle Baugesuche von 5G-Antennen mit Einsprachen blockiert und vor Gericht angefochten werden. Derzeit weigert sich etwa die Gemeinde Wohlen im Kanton Aargau, die eingereichten Baugesuche für die 5G-Aufrüstung bestehender Antennenanlagen zu entscheiden. Der Gemeinderat sehe sich aufgrund unklarer Faktenlage zurzeit nicht in der Lage, eine Entscheidung zu treffen, hieß es kürzlich in den Medien.

    Für den Gemeinderat gebe es noch zu viele offene Fragen in Bezug auf die 5G-Technik. Er wolle die Bevölkerung vor den ungeklärten Auswirkungen des Mobilfunks der 5. Generation schützen. Laut den Medienberichten wolle der Gemeinderat erneut beraten und eine Entscheidung fällen, sobald der Schlussbericht vom Bundesamt für Umwelt eingesetzten Expertengruppe vorliege und Klarheit schaffe.

    Strahlungsarme Lebensräume gefordert
    Frequencia, die Veranstalterin der Demo am Samstag sowie andere Organisationen, fordern darüber hinaus ein "nationales 5G-Moratorium und strahlungsarme Lebensräume“. Die Regierung des Kantons Jura beschloss im April bereits ein 5G-Moratorium; das forderte auch der Große Rat des Kantons Genf von der Kantonsregierung. Das Parlament des Kantons Waadt sprach sich ebenfalls mehrheitlich für ein Moratorium aus. In diesen Kantonen würden laut Angaben der Gegner zumindest derzeit keine Baubewilligungen für neue 5G-Antennen erteilt.

    Quelle: Schweizer 5G-Gegner demonstrieren erneut gegen "Zwangsbestrahlung“ | heise online
  • Die Büchse der Pandora. Jetzt wo sie einmal geöffnet ist, kriegt die niemand mehr zu. Vor allem hat daran keiner Interesse. Nicht die Politik wegen des zu erwartenden Wachstums, nicht die Hersteller wegen der zu erwartenden Gewinne und schon gar nicht die Konsumenten, die damit die Welt noch schneller mit ihrem Spam zupflastern können. Unerheblich ob dir davon zwei Köpfe wachsen. Das hat keinerlei Systemrelevanz. Traurig- ist aber so.
  • Macht 5G krank?

    Zwei neue Studien bezweifeln die Harmlosigkeit von Mobilfunkstrahlung. "Extrem geringes Risiko", meint hingegen die FDA – will aber weiter forschen.

    Mit dem Ausbau des 5G-Netzes kommen auch wieder die Zweifel an der Ungefährlichkeit der Mobilfunkstrahlung: Rund 300 Wissenschaftler und Ärzte haben eine Petition an die EU geschrieben und verlangen ein Moratorium des Ausbaus. In der Westschweiz haben einige Kantone ­sogar genau das bereits erlassen.

    5G unterscheidet sich in einem wichtigen Punkt von allen vorherigen Mobilfunkgenerationen. Während bei den bisherigen Netzen die Sendeanlagen so hoch oben wie möglich liegen, wandern die Strahlungsverteiler nun möglichst weit nach unten, in die unmittelbare Nähe der Menschen. Denn die 5G-Wellen machen den Datenaustausch zwar flink, haben jedoch eine geringe Reichweite. Sie können kaum einfache Wände aus Beton durchdringen. Damit die Datenübertragung nicht überall unterbricht, sind viel mehr Antennen nötig. Was gerade entsteht, ist ein Netz mit einer bisher nicht da gewesenen Expositionsdichte.

    Mobilfunk-Studien mit Nagetieren
    Bedenken schüren vor allem zwei Studien, die beide 2005 starteten und 2018 veröffentlicht wurden. Eine fand in den USA im Auftrag der Gesundheitsbehörde FDA statt, am größten ­toxikologischen Forschungsinstitut der Welt, dem National ­Toxicology Program (NTP). Eine andere bei der weltweiten Nummer zwei der Toxikologie, dem Ramazzini-Institut im italienischen Bentivoglio. Die Miteigentümer des Instituts, eine Bürgerkooperative in Bologna, hatten die Studie veranlasst.

    In beiden Laboren lebten mehrere Generationen von Nagetieren in einem Netz aus Mobilfunkstrahlen, in den USA 720 Ratten und Mäuse, in Italien 2448 Ratten. Das US-Laborfeld entsprach dem, was ein Handy in den USA während des Telefonierens direkt an Strahlung abgibt. Die italienischen Forscher hatten die bis zu tausendfach geringere Dauerbestrahlung durch einen europaweit üblichen Sendemasten aus der Ferne im Blick.

    Obwohl beide Studien unabhängig und zunächst ohne Wissen voneinander abliefen, waren die Ergebnisse erstaunlich übereinstimmend: In beiden Versuchen waren die Tiere schon im Mutterleib dem Feld ausgesetzt gewesen. Und beide Male hatten sie nach einer Zeit, die etwa 55 menschlichen Lebensjahren entsprach, eine bestimmte Art von Hirntumoren bekommen, die für die Nagetiere genau wie für den Menschen äußerst ungewöhnlich sind.

    "Wir haben ein echtes Problem"
    Noch erstaunlicher: In beiden Gruppen gab es Fälle von eigentlich äußerst seltenen sogenannten Schwannomen. Dabei handelt es sich um Geschwulste an den Herznerven, die Herzrhythmusstörungen auslösen. In keiner der beiden Studien waren die Symptome signifikant erhöht, aber in der Zusammenschau ist das Bild dennoch irritierend. "Als ich diese Daten sah, wusste ich sofort: Wir haben hier ein echtes Problem", zitiert das Magazin Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe die Pathologin Fiorella Belpoggi, die leitende Wissenschaftlerin der Bentivoglio-Studie.

    Doch so einfach lassen sich die Laborversuche nicht auf den Menschen übertragen. Schon die verschiedenen Körpergrößen zwischen Menschen und Ratten zeigen die Grenze der Übertragbarkeit: Mobilfunkwellen dringen nur einige Zentimeter tief in Gewebe ein. Zumindest bei ausgewachsenen Menschen erreichen sie das Herz überhaupt nicht. Eine Schwannom-Epidemie Jahrzehnte nach dem Alltäglichwerden der Handys ist schon deshalb nicht zu erwarten.

    Zweitens begannen beide Studien 2005, und zwar mit dem damals üblichen sogenannten E-Netz. Bei ihm lagen die Funkwellen jedoch im Dezimeter-Bereich. Bei den bisher versteigerten Frequenzen des 5G-Netzes geht es um viel kürzere Wellenlängen. Sie liegen im Zentimeterbereich, künftig sogar im Millimeterbereich. Das dürfte nach Ansicht der meisten Strahlenmediziner gesundheitlich eher ein Vorteil sein: Je kürzer die Wellen, desto leichter lassen sie sich ablenken – und desto geringer ist ihre Eindringtiefe.

    FDA sieht "kein einheitliches Muster"
    Wenn ein Risiko bestehen sollte, sei es "extrem gering", urteilt daher die US-amerikanische ­Gesundheitsbehörde FDA. Sie hatte 125 Tierversuche und 75 Menschenversuche überprüft, die zwischen 2008 und August 2019 durchgeführt wurden. Im jüngst erschienenen Bericht kommt sie zu dem Schluss, dass es "kein einheitliches Muster" gebe, um hochfrequente Strahlung mit Tumoren oder Krebs in Verbindung zu bringen. Dennoch drängt die FDA auf weitere Untersuchungen, insbesondere unter Berücksichtigung derjenigen, die für Tumore prädisponiert sind.

    Quelle: Macht 5G krank? | heise online