Stefan Krell: Urlaub in der Apokalypse

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  • Stefan Krell: Urlaub in der Apokalypse

    Mich würde interessieren, was andere Leser von der "Zombie"-Urlaub-in-der-Apokalypse-Reihe von Stefan Krell halten. Die Rezensionen auf Amazon ist sehr weit überwiegend sehr positiv, geradezu euphorisch, was ich in Ansehung der Begründungen der Rezensionen, die überhaupt nicht auf den schon ungewöhnlichen Stil eingehen, einfach nicht verstehen kann. Alles Ignoranten ohne Leseerfahrung?
    Ich will damit nicht sagen, daß mir die Bücher nicht gefallen hätten, und als Nicht-Autor (bezogen auf Unterhaltungsprosa) bin ich vorsichtig mit Werturteilen. Der Stil jedenfalls der ersten drei Bücher ist sonderbar, prima facie habe ich den Kopf geschüttelt über diese Sprache. Andererseits sind sie im Stil des Ich-Erzählers gehalten und erwecken gerade wegen des "unmöglichen" Stils, im Grunde genauso zu schreiben, wie "man" - zumindest manche Leute, wenn auch vielleicht nicht jeder Leser selbst - vor sich hin denkt, besondere Authentizität. Denn Hand aufs Herz, es besteht schon ein gravierender Unterschied zwischen der Art, wie wir bei uns denken, und unserer Schreibe, zumindest wenn man ein geübter und gebildeter Schreiber ist. Daher wirken Ich-Erzählungen, die notwendigerweise immer auch die inneren Vorgänge des fiktiv Erzählenden zum Gegenstand haben, in der Schriftsprache keine Authentizität. Daher könnte die objektiv befremdliche Sprache vielleicht überhaupt nicht auf grenzenloser Inkompetenz des Autors beruhen sondern im Gegenteil beabsichtigt sein, auch wenn man die glättende Hand eines Lektors doch häufig genug vermißt und zahlreiche Wiederholungen, Redundanzen und sprachliche Entgleisungen kaum als Stilmittel beabsichtigt gedacht sein können sondern schlicht darauf beruhen, daß der Autor sozusagen noch am Anfang steht und nicht mit einer überragenden Begabung ausgestattet ist (auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, einen - durchaus spannenden - Roman abzuliefern, wären mir diese Fehler aber nicht unterlaufen). Andererseits sind die letzten beiden Romane bei weitem nicht so extrem, fast schon "normal" (obwohl der Autor einige durchaus störende wenn nicht nervende Eigenarten weiter pflegt) - das könnte man zwar darauf schieben, daß die früheren Ich-Protagonisten eben, naja, solche Leute seien, aber sollte es später ein Wiederlesen mit dem Protagonisten Karl als Ich-Erzähler geben, wird sich dies ja zeigen.
    Ich habe trotz mehrer tausend gelesener Romane noch nie über die Sprache oder den Stil eines Werks nachgedacht, das ist das erste Mal, und insofern für mich bemerkenswert.
    Inhaltlich finde ich die Reihe überzeugend. Keine Zombies als Untote sondern etwas "realitätsnäher" eine Art Super-Tollwut, angesiedelt im europäischen-deutschen Raum, in dem nicht (jedenfalls abseits der Großstädte) in jedem Haushalt und jeder Ortschaft genügend Schußwaffen vorhanden sind, mit denen man sich (je nach dem Rahmen, den der Autor vorgibt/zieht) verteidigen kann, sondern überwiegend nur eine eher kleine Minderheit Schußwaffen besitzt und überdies natürlich dank der "sportlichen" Limitierung von Berufswaffenträgern abgesehen allenfalls trainiert ist, statische Ziele ins Visier zu nehmen (wobei ich gestehen muß, daß ich nur die Verhältnisse in D wirklich beurteilen kann, das mag in CH und in CZ, vielleicht auch in I und F, schon anders aussehen). Einige Inkorrektheiten, insbesondere bezüglich Schußwaffen, die man wie bei US-Vorlagen nicht auf ignorante Übersetzer schieben kann sondern entsprechende Unkenntnis des Autors belegen, sind etwas ärgerlich, aber ich kann mir gut vorstellen, daß es auch in anderen Fachgebieten, in denen ich eher Laie bin, Fehler zu bemängeln gibt. Die Figuren handeln durchaus plausibel, eben wie man es von normalen Menschen wie Du und ich kennt oder sich vorstellen kann, sind also keine Helden, Supermänner.