Skype und Teams unsicher? Microsoft mahnt Datenschützer ab
Berliner Datenschützer veröffentlichten einen Leitfaden für die sichere Nutzung von Videokonferenz-Software. Ein Vermerk gefiel Microsoft überhaupt nicht.
Berliner Datenschutzbeauftragte müssen auf ihrer Webseite einen Leitfaden zur sicheren Nutzung von Videokonferenz-Software anpassen und haben ihn (vorübergehend) offline genommen. Dem ging eine Abmahnung der Firma Microsoft voraus, die sich und ihre derzeit verstärkt zum Einsatz kommenden Business-Kollaborations-Tools Skype und Teams verunglimpft sahen.
Konkret gaben die Datenschützer zuerst den allgemein Tipp, Software-Lösungen zu meiden, deren Hersteller unerlaubt Nutzerdaten verwerten könnten. Als nächstens sollten Unternehmen prüfen, ob die zu wählende Videokonferenzlösung europäischen Standards genüge.
Anbieter sollen darlegen, falls europäische Dienstleister zum Einsatz kommen, die oft nur als hiesige Zwischenstation Dienstleistungen beispielsweise von US-Unternehmen fungieren. Solchte könnten sich an hier gültige Sicherheitsstandards beim Datenschutz nicht halten. Das Risiko der unerlaubten Datenweitergabe bliebe.
Bis zu diesem Zeitpunkt sind die Tipps für alle Beteiligten einwandfrei und nicht zu beanstanden - würden die Datenschützer als „prominentes Beispiel“ potenziell riskanter Tools nicht „die Dienstleistungen der Unternehmensgruppe von Microsoft Corporation (z. B. Microsoft Teams) einschließlich seiner Tochter Skype Communications SARL mit Sitz in Luxemburg (mit dem gleichnamigen Produkt)“ nennen.
"So wie beispielsweise Microsoft"
Die Passage wurde nun gestrichen, bzw. das Dokument gesperrt, wie ein Vergleich von Originaladresse und ein Snapshot der „Wayback-Machine“ von archive.org aufzeigt.
Wie t-online.de berichtet, hat Microsoft die Berliner Behörde in einem Schreiben vom 5. Mai abgemahnt. Microsoft sieht Rufschädigung und fürchtet kommerzielle Folgen. Die deutsche Niederlassung fordert die Datenschützer auf, „unrichtige Aussagen so schnell wie technisch möglich zu entfernen und zurückzunehmen“.
Die Kritik der Datenschutzbehörde ist zwar allgemein gehalten, durch die Nennung Microsofts fiele der Fokus jedoch verstärkt auf den Windows-Hersteller. Microsoft reagierte bereits einen Tag später mit einem Statement, dass die genannten Tools für den Business-Einsatz unbedenklich seien und auch den Vorgaben der DSGVO entsprechen.
"Zoom war unsicher"
Zoom geht es in dem Dokument anders als Microsoft. Passend zu Meldungen der vergangenen Wochen habe Zoom Probleme bei der Einhaltung der datenschutzrechtlichen Anforderungen. Im Gegensatz zu Microsoft, das nur als Beispiel Erwähnung findet, wird Zoom also direkt genannt. Laut dem Schreiben zumindest zum Stand am 2. April 2020.
Tools wachsen weiter
Teams und Skype haben in den vergangenen Monaten verstärkt an Nutzern gewonnen. So viele, dass Microsofts Azure-Server-Plattform zum Start der Ausgangsbeschränkungen im März teilweise zusammenbrachen. Während vorrangig Zoom, das ebenso stark wächst, mit Sicherheitsbedenken kämpfte, hat sich Microsoft bei der Stiftung Warentest im Vergleich von Videokonferenzsoftware die beiden ersten Plätze geschnappt.
19.5.2020 von The-Khoa Nguyen
Quelle: Skype und Teams unsicher? Microsoft mahnt Datenschützer ab - PC Magazin