Kurz vor Beginn der Ausgangssperre in Washington D.C. versuchen sich Demonstranten vor dem Weißen Haus, in Sicherheit zu bringen. Als die Militärpolizei mit Pferden auf einen von ihnen zugekommen sei, sei er auf die Knie gegangen und habe die Hände hoch gehalten, erklärt ein Familienvater im Lokalfernsehen. "Und ich bin so zehn Mal von Gummigeschossen getroffen worden. Ich wollte aufstehen, da haben sie mich mit einer Tränengasgranate getroffen."
Die Familie steht sichtbar unter Schock. Die Eltern und zwei Töchter waren aus Maryland gekommen, um gegen Rassismus und Polizeigewalt zu demonstrieren. Es ist der siebte Abend der Proteste in den USA - seit dem Tod von George Floyd durch Polizeigewalt.
"Recht und Ordnung"
Er sei der Präsident für Recht und Ordnung, hatte Donald Trump am Abend keine 200 Meter entfernt von den Protestierenden im Rosengarten des Weißen Hauses verkündet. Er sei ein Verbündeter aller friedlichen Demonstranten - dann ließ er den friedlichen Protest räumen.
Anders als in den Tagen zuvor gingen die Einsatzkräfte vehement gegen die Demonstranten vor, weil Präsident Trump die 200 Jahre alte St. Johns-Kirche schräg gegenüber vom Weißen Haus besuchen wollte. Der Kindergarten der Gemeinde war bei der Eskalation der Proteste vorgestern ausgebrannt. Seitdem ist die Kirche geschlossen und mit Brettern vernagelt. Trump stellte sich mit einer Bibel für die Kamera davor.
Es war eine Demonstration der Macht. Trump wollte Bürgermeistern und Gouverneuren in den Vereinigten Staaten zeigen, dass er es ernst meint: Er hatte am Abend mit dem Einsatz des Militärs gedroht: "Wenn eine Stadt oder ein Bundesstaat sich weigern, alles Notwendige zu tun, um Leben und Besitz ihrer Bürger zu schützen, werde ich flink das US-Militär stationieren und das Problem für sie lösen." Für Trump geht es nicht um Rassismus oder Gewalt, sondern um Recht, Ordnung und die Präsidentenwahl im November.
Gouverneurin fordert Entspannung der Lage
Die Gouverneurin von Michigan, Gretchen Whitmer, erklärte anschließend, sie fürchte, das Verhalten der Regierung in Washington führe zu noch mehr Gewalt und Zerstörung. Im Fernsehsender CNN wurde sie gefragt, ob sie das Militär aus Washington anfordern würde.
"Was helfen könnte, um die Lage zu entspannen, wäre ein Zeichen echter Sorge. Die Ursachen der Lage anerkennen, wie Polizeigewalt. Ehrliche Sorge darüber, wie wir mehr Menschen auf Coronaviren testen können - eine Pandemie, von der Minderheiten überproportional betroffen sind. Dann kommen wir durch. Aber nicht, indem wir einander Bürgerkrieg erklären."
Autopsie: Floyd starb durch anhaltenden Druck
In dem ganzen Nebel geht unter, dass eine neue Autopsie des Körpers von George Floyd zum Schluss kommt, dass der 46-Jährige vermutlich durch anhaltenden Druck erstickt ist. Einer der Polizisten hatte Floyd bei der Festnahme vor einer Woche fast neun Minuten mit dem Knie im Nacken des Opfers niedergedrückt.
Selbst als Floyd schon bewusstlos war. Mediziner gehen davon aus, dass der schwarze Amerikaner noch am Tatort, 38. Straße Ecke Chicago Avenue, an den Folge der Tortur starb.
Quelle: Unruhen in Washington: Bibel in der Hand, Militär als Drohung | tagesschau.de