Ist dies für euch überhaupt ein Thema? Müssen wir jetzt mit der Türken-Invasion rechnen? Sind das alles nur unbegründete Ängste?
Eure halbwegs sachlichen Meinungen sind hier von mir gefragt.
Flames könnt ihr euch sparen - will ich hier nicht haben. Danke!
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Zunächst mal so meine Gedanken, die mir als Erstes dazu einfallen:
Als erstes muss man sagen, dass die Türkei ein laizistischer Staat ist, also Trennung von Staat und Religion. Das haben die dem Atatürk zu verdanken.
Die jetzige Regierung allerdings will der Religion wieder mehr Gewicht in Staat und Gesellschaft geben, als bisher. Das Ehebruchgestz wurde auf Drängen der EU zum Glück nicht beschlossen.
Allerdings gilt auch: Kopftuchverbot in Schulen und Universitätem ist Gesetz dort, nicht nur für Lehrer. Zumindest in den städtischen Gebieten wird das einigermaßen eingehalten. Es gibt Studentinnen, die beim Betreten der Uni das Kopftuch abnehmen und beim Verlassen wieder anziehen.
Dann kommen aber schon die Abers!
Man muss auch vorausschicken, dass die gleichzeitige Aufnahme von 10 neuen EU-Mitgliedern ein krasser Fehler war. Die EU wird zum einen kaum noch handlungsfähig und zum anderen sind die wirtschaftlichen Unterschiede viel zu groß. Beispiele Polen und Tschechien. Beide Nationen werben, besonders in DE, für die Niederlasssung von Industriebetrieben. Das fördern wir jetzt schon mit allerlei unnötigen und teuren EU-Subventionen. Dafür werden dann die Arbeitsplätze in DE abgebaut, da in PL und CZ kostengünstiger gearbeitet wird. Bruttolohn in diesen beiden Ländern für einen Arbeiter: 3 - 4 Euro pro Stunde.
Es wird viele Jahre dauern und noch mehr knappes Geld kosten, diese 10 Länder zu integrieren.
Die Türkei ist ein überwiegend agrarmäßig ausgerichtetes Land. Die haben zwar im Moment 5 % Wirtschaftswachstum pro jahr, es würde aber bei anhaltender Konjunktur noch mindestens 15 - 20 Jahre dauern, bis die Türkei (TR) 75% des durchschnittlichen Einkommens der EU-Länder erreichen könnte.
Das bedeutet u.a., dass die Agrarsubventionen sich ganz erheblich in Richtung TR verschieben würden, was andere EU-Mitgleider, wie Spanien, Italien, Griechenland etc. nicht hinnehmen würden.
Mit der TR als EU-Mitgleid würde die EU auch plötzlich an die Krisenherde der arabisch-islamischen Welt grenzen (u.a. Irak). Das mag zwar für die Amis strategisch wichtig sein, für die EU wäre das nicht gut. Die Türkei mischt seit Jahrzehnten in diesen Krisenregionen mit, ist selber aktiv an Minderheitenunterdrückung (u.a. Kurden) beteiligt und hofiert die Amis nur wegen der vielen Dollar-Millionen.
Die Freizügigkeit des Aufenthaltsorts für EU-Bürger innerhalb der EU könnte man den Türken nicht verwehren, wäre ihr Staat Vollmitglied. Und angesichts der katastrophalen Lebensverhältnisse auf dem Land ist selbst ein Deutschland, wie es heute da steht, mit allen Problemen, immer noch wesentlich attraktiver, als ein Leben in Hinteranatolien. Da wären noch mehr Dönerbuden das geringste Problem.
Um es vorweg zu schicken: viele Türken leben in DE friedlich und arbeitsam, nichts dagegen zu sagen. Allerdings stellen die Türken als größte Ausländergruppe, zusammen mit anderen Immigranten aus moslemischen Ländern, ein gewaltiges Integrationsproblem dar. Sie sind oft nicht gewillt, in einer westlich-liberalen Gesellschaftsordnung zu leben. Im Gegenteil, es gibt verstärkte Tendenzen, türkische Schulen, Moscheen, Vereine, Läden, Kulturzentren etc. aufzubauen bzw einzurichten. Das bedeutet ein selbstgewähltes Ghetto in unserer Gesellschaft.
Die innere soziale Kontrolle in diesen Bereichen ist hoch, so daß immer mehr Mädchen türkischer Herkunft mit Kopftuch herumlaufen, immer mehr Kinder dieser Leute auf Koranschulen geschickt werden. Man darf nicht zulassen, dass hier Bevölkerungsgruppen sich vom Rest abkapseln. Manche nassforsche Islamisten verhöhnen uns jetzt schon und drohen mit Islamisierung und Übernahme. Sicher utopisch, aber wenn dann von den fast 100 Mio Menschen in der Türkei mal schnell 10 Millionen sich hier niederlassen wollen, sieht das schon anders aus!
Solange sich die Türkei kulturell und gesellschaftlich so weit weg von den geringsten Standards der EU befindet, auch an Menschenrechten, so lange hat sie in der EU nichts verloren. Aber unsere Politiker trauen uns nicht, deshalb gibt es darüber auch keine Volksabstimmung. Frankreichs Premier, Chirac, mag das ähnlich sehen, wird aber die Volksabstimmung in seinem Land genau dazu nutzen, um ein VETO einzulegen gegen den Beitritt.
Als Atheist ist mir Religion sowieso suspekt, der Islam in vielen Ländern erschreckt mich richtiggehend. Nachdem wir uns in Europa von den Glaubensfesseln und dem Despotismus des Mittelalters gelöst haben, stehen unsere einigermaßen liberalen Gesellschaften überwiegend für ein freies, selbstbestimmtes Leben. Das alles trifft auf den Islam nicht zu. Und die eifernden Fanatiker und Fundamentalisten will ich in DE nicht haben. Die werden noch mehr als bisher versuchen, ihre Landsleute für sich zu gewinnen.
Fanatischer und verschlossener, als in der Türkei.
Okay, der eine oder andere wird sagen, du mischst hier den Staat Türkei mit der Angst vor Überfremdung bzw. Islamisierung. Meiner Meinung nach sind da aber Zusammenhänge gegeben, die man nicht getrennt betrachten kann.