Leben um zu arbeiten oder arbeiten um zu leben

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  • Charlo
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  • Leben um zu arbeiten oder arbeiten um zu leben

    - Geschlossen -


    Dieses Diskussionsthema ist eine Fortsetzung aus: Diskussion- Mindestlohn

    Stelle diese Frage mal zur öffentlichen Diskussion:

    Leben wir ums zu arbeiten oder arbeiten wir um zu leben?


    „Arbeit macht frei“ – diesen Spruch schrieb man über die Arbeitslager/Konzentrationslager im faschistischen Deutschland.


    Heute ist die Arbeit kostbar geworden.
    Einer hat eine – andere haben keine.
    Einer wird gut bezahlt – der andere kann davon nicht leben.


    Aus meiner Sicht kann Arbeit durchaus eine Befriedigung darstellen (nun nicht gleich wieder an SEX denken)

    - Aber man schafft etwas, worauf man stolz sein kann
    - Entwickelt Kreativität
    - Ermöglicht einen gewissen Lebensstandard
    - Schafft allgemeines Wohlbehagen, Zufriedenheit
    - Fördert das Zusammenleben
    - Schafft Wohlstand für die Gesellschafft

    Für mich würde ich behaupten, ich lebe um zu arbeiten. Andere werden behaupten sie arbeiten um zu leben.

    Denke beides kann richtig sein, oder?

    Was aber ist für alle nützlich und wo sollte die Politik/Wirtschaft hinsteuern ,um möglichst vielen Menschen gerecht zu werden.

    Was meint Ihr dazu? Bin auf Eure Meinung gespannt?


    mfg
    Charlo
  • Ich denke nicht, dass man es so pauschal sagen. Für die meisten nimmt die Arbeit den Hauptteil des Lebens, da ist doch wünschenswert, wenn sie nicht als "Fremdkörper" im Terminkalendar empfunden wird.

    Andererseits gibt es genug, die sich in ihrer Arbeit nicht genügend enfalten können, sodass Arbeit als Mittel zum Broterwerb angesehen wird.

    Diese Haltung halte ich für bedauerlich, schließlich hemmt es zum Einen die Arbeitseffizient des der/bzw.die jenigen, zum Andere ist wohl kaum eine glückliche Existenz, wenn man mit seinem Job unglücklich ist.

    Das heißt, dass ich für den Slogan "Arbeit macht frei" einstehen, den wir an dieser Stelle auch kaum interpretieren wollen, allerdings halte ich die Arbeit für einen Hauptbestandteil des Lebens.
  • Ich denke man kann das nicht so einfach beantworten.Ich war froh nach 20 Jahren Fabrikarbeit die Elternzeit unserer Tochter übernehmen zu können.Aber nach den Elternzeitjahren war ich auch froh endlich wieder
    etwas anderes als Hausarbeit machen zu können.
    Was ich damit sagen wollte ist, eigentlich arbeite ich um zu leben,
    aber ein Leben ohne Arbeit kann ich mir auch nicht vorstellen.
  • Klar trifft eigentlich beides zu.

    Aber leider gibt es eben nicht nur Arbeiten, bei denen man seine Erfüllung findet. Diese Arbeiten müssen aber auch gemacht werden und sollten daher wenigsten für den Lebensunterhalt reichen.

    Schlimm wird's, wenn man ein Arbeit machen muss, die einen nicht erfüllt und dann noch nicht einmal vernünftig davon leben kann. Man kann sich durchaus mit einer Arbeit abfinden, die nicht das höchste aller Ziele ist. Da muss ein Großteil der Gesellschaft gezwungenermaßen.

    Auf der anderen Seite kann und sollte natürlich jeder danach streben, seinen optimalen Job zu finden. Dafür muss man natürlich manchmal in Vorleistung treten, wofür aber immer weniger (unserer Jugend) bereit sind.


    Ich bin halt in der glücklichen Situation, dass die Arbeit sehr viel Spaß macht und auch noch ganuz gut bezahlt wird. Dafür habe ich allerdings auch investiert, Schule, Studium ...
  • Möchte noch einen Gedanken mit einflechten:

    In der Frühgeschichte der Jäger und Sammler diente die Arbeit zur Sicherung des Lebensunterhalts.

    Solange diese Sicherung des Lebensunterhalt durch die Arbeit (jagen und sammeln) gewährleistet wurde, war doch die Welt in Ordnung.

    In unserer heutigen modernen Welt wird auch gejagt und gesammelt - nach immer mehr Profit und Überfluß. Dabei werden die Methoden immer grausamer, da ja die Jagdgründe immer weniger hergeben und der eigene Bedarf für Jäger und Sammler immer größer wird - wo ist das Ende?

    - Wieviel Milliarden braucht ein Mensch um glücklich zu sein?

    - Fragt das auch mal einen Obdachlosen und Hungernden.

    - Was ist unsere Arbeit eigentlich wert?

    - Warum müssen/sollen Leute für 3 bis 4 € Brutto/Std in Deutschland arbeiten?


    Aber in Deutschland haben diese Leute ja selbst schuld an ihrem Zustand.! ? ! ? ! ?


    Darum wieder das Motto:
    Wir leben um zu arbeiten und arbeiten um zu leben

    - Bringt das mal für alle im Einklang
    -


    Ziel: Ein menschenwürdiges Dasein für ALLE

    Charlo
  • Wenn ich es mir so recht überlege ;)
    macht "Arbeit" vor allem im heute gebräuchlichen Sinn wohl eher 'unfrei'

    Die notwendigen "Überlebensmittel" zu beschaffen, wäre in unserer heutigen technisierten, wenn auch übervölkerten Welt eigentlich ja (noch) nicht das große bzw. sogar eher das leichtere Problem.

    Eher sehe ich das Problem in der tw. diskriminierenden Arbeitsteilung (z.B. Arbeitszeit und/oder Arbeitswert) und der sehr willkürlichen Bewertung von Arbeit überhaupt bzw. auch in dem damit geschaffenen sozialen 'Mehrwert' kontra pekuniärem 'Mehrwert'

    Es fällt ja anscheinend zunehmend 'leichter', aus einer privilegierten Position Andere schnell mal "im sozialen Wert" herunterzustufen und mehr nach "gesellschaftlichen" Status als nach tatsächlich geleisteter (Lebens)'Arbeit zu beurteilen.

    Solange Privilegierte - an Wissen, Geld, Herkunft oder Stellung - sich diverser anderer Arbeitsformen nicht klarer bewusst sind, auch wenn diese (sogenannte geringer qualifizierte) Arbeit oft, gemessen an geleisteter Lebenskraft, grundsätzlich viel zu gering entlohnt wird, solange wird Arbeit wohl immer mehr nur noch nach DIN-Normen und eher entmenschlichten Bewertungskriterien entlohnt;
    sowohl mit Geld, als auch mit sogenanntem gesellschaftlichen 'Ansehen'.

    Denn solange Tätigkeiten zum Lebensunterhalt oder auch die Hilfe für Andere "Spass/Freude" machen, man zudem damit gesellschaftlich integriert und somit zusätzlich sozial abgesichert ist, fallen Anstrengungen ja auch relativ leichter und machen das Leben...irgendwie auch lebenswerter.
    Ob dabei letztlich viel oder einfach nur 'genügend' Geld herausspringt, ist letztlich nur vom darauf (meist ja dumm) reagierenden, sozialen Umfeld abhängig.

    Solange eben 'Arbeit' lediglich am daraus resultierenden (Gesamt)Besitz gemessen wird, kann sie uns sozial nur gegenseitig entfremden.
    Denn dann ist nicht ein Miteinander, sondern permanente Konkurrenz bis hinein ins Private die Folge

    Fazit ;)
    Ich arbeite also sehr gerne - also auch für das Leben :D -, solange ich dabei nicht permanent pekuniär bewertet werde, sondern im besten Fall meine Ergebnisse (meiner Talente) auch noch den unbewerteten bzw. besser sozialen Beifall Anderer finden ;)
    Ümkehrschluss:
    Wenn Arbeit 'nur' an genormter Leistung/pekuniärer Effizienz gemessen wird und das jeweils individuelle Vermögen bzw. Bemühen des Einzelnen dabei völlig außer Acht gelassen wird, wird es für mich eher zur reinen Sklavenarbeit...
    die nun nicht gerade mein Favorit ist :D
    Diese 'ungeliebte' Arbeit mag in Notfällen ja mal nötig sein, aber ganz bestimmt nicht ein Leben lang :)
  • ZITAT : Und ganz meiner Meinung !


    Kein Lohn unter 10 €!

    „Wie hoch müsste Ihr Lohn mindestens sein, damit Sie noch bereit wären, dafür zu arbeiten?”

    Das wurden Anfang 2006 rund 11.000 Erwerbslose gefragt.Sie nannten einen Stundenlohn von mindestens 6,80 € netto, d.h. umgerechnet ca. 10 € brutto.

    (Stefanie Bender u.a. Was muten sich Arbeitslose zu? IAB DiscussionPaper No.23/2007, 22)Die gängigen Mindestlohnforderungen liegen alle darunter. Sie berücksichtigen offensichtlich nicht die Vorstellungen von LohnarbeiterInnen.

    Ein Alleinstehender hätte mit 10 € brutto einen Nettomonatslohn von 1.122 € (bzw. 1.670 € brutto bei 38,5 Stunden die Woche und 14% Krankenversicherungsbeitrag).Dieser Betrag liegt
    rund 20% über dem Alg II-Niveau eines vollzeiterwerbstätigen Alleinstehenden (im Durchschnitt 942 €: 347 € Regelsatz + 315 € Warmmiete + mindestens 280 € nicht als Einkommen angerechneter Freibetrag vom Erwerbseinkommen),
    rund 20% über dem Betrag, der als Armutsrisikogrenze in Deutschland gilt (938 €),
    rund 13% über dem Betrag, der bei einem Alleinstehenden nicht gepfändet werden darf (989,99 €).


    10 € brutto – immer noch ein Niedriglohn

    International gelten als Niedriglohn zwei Drittel des Wertes, der von der Hälfte aller Bruttolöhne erreicht wird. Danach ist ein Bruttolohn von 1.670 € ein Niedriglohn. (T. Kalina, C. Weinkopf, Mindestens sechs Millionen Niedriglohnbeschäftigte in Deutschland, IAT-Report 2006/03, 3)
    10 € reichen nicht, wenn man Kinder hat

    10 € brutto decken selbst bei einer Gesamtarbeitszeit der Eltern von 66,5 Stunden in der Woche nicht die vollen Unterhaltungskosten einer vierköpfigen Familie auf Hartz IV-Niveau.Beispiel: Familie Müller hat zwei Kinder unter 18. Bei einer durchschnittlich als angemessen anerkannten Warmmiete von 488 € haben sie je nach Alter der Kinder einen Alg II-Bedarf zwischen 1.529 und 1.669 €. Wenn Frank M. 38,5 und Eva M. 28 Stunden die Woche für 10 € brutto die Stunde arbeiten würden, würde ihr Nettolohn zusammen 1.976 € (Steuerklasse III/V) betragen.Von Frank M.'s Lohn werden 310 €, von Eva M.&slquo;s Lohn 280 € nicht als Einkommen angerechnet. Angerechnet werden also nur 1.386 € (1.976€ - 590€). Je nach Alter der Kinder hätten sie allein mit ihren Nettolöhnen (d.h. ohne Kindergeld) noch einen Alg II-Anspruch zwischen 143 und 283 €.

    10 € brutto – knapp an der Armutsrente

    10 € brutto ergeben (bei 38,5 Wochenstunden) einen Jahresverdienst von 20.040 €. Das entspricht nur etwa 68% des gegenwärtigen durchschnittlichen Bruttojahresentgelts. Pro Versicherungsjahr würden damit in Westdeutschland 68% des gegenwärtigen Rentenwerts von 26,27 € oder rund 18 € erzielt. Bei 40 Versicherungsjahren erreichen Männer eine Rente von 720 €, Frauen bei 30 Jahren eine Rente von 540 €.

    All das zeigt:

    die Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn von 10 € ist äußerst bescheiden!

    Arbeitgeber: Wer von seinem Lohn leben will, macht sich arbeitslos

    Arbeitgeber interessieren sich nicht dafür, ob man von seinem Lohn Miete zahlen, Kinder ernähren oder eine ausreichende Rente erarbeiten kann. Sie kaufen die Ware Arbeitskraft, um Gewinne daraus zu erzielen. Ein gesetzlicher Mindestlohn würde die Rendite des Kapitals schmälern. Die Arbeitgeber-Propaganda verschleiert die Profitgier und nennt den gesetzlichen Mindestlohn "beschäftigungsfeindlich". Lohnabhängige, die danach streben, über den Lohn das soziale Existenzminimum zu decken, machen sich angeblich selbst arbeitslos.Die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA) kämpft, solange es geht, gegen einen gesetzlichen Mindestlohn, damit Unternehmen ungehindert Löhne unterhalb des Existenzminimums zahlen und Arbeitskräfte auf staatliche Lohnzuschüsse z.B. über Hartz IV verweisen können. Auch Kombilöhne erhöhen die Prozentsätze der Renditen.
    Arbeitslosigkeit wegen zu hoher Löhne?

    Arbeitgeber behaupten, dass die Massenarbeitslosigkeit nur eine Folge zu hoher Löhne sei. Schon bei einem Armutslohn von 7,50 € malen sie das Drohbild Hunderttausender Arbeitsloser an die Wand. (BDA kompakt, Juli 2007)Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten jedoch ist in Deutschland von 29,5 Mio. im Jahre 1991 auf 23,2 Mio. im Jahr 2006 gesunken (IAB-Kurzbericht 5/2007, 8), obwohl es keinen gesetzlichen Mindestlohn gibt und die Nettoreallöhne im Durchschnitt gesunken sind. (FAZ 25.09.2007, 11)Die Nachfrage nach Arbeitskraft sinkt eben nicht wegen zu hoher Löhne. Sie sinkt aufgrund technischer Fortschritte und höherer Produktivität, aufgrund von Fusionen und Kapitalexport in profitablere Auslandsmärkte und aufgrund des wachsenden Drucks von Finanzanlegern. Sie sinkt nicht zuletzt auch aufgrund von Krisen, mit denen die Überproduktion von Waren und Kapital alle Jahre wieder vernichtet wird.Das daraus folgende Überangebot an Arbeitskraft, d.h. die wachsende Arbeitslosigkeit, erlaubt es dann Arbeitgebern, das Lohnniveau immer mehr unter das Existenzminimum zu drücken.Um dieser Rücksichtslosigkeit der Käufer der Ware Arbeitskraft Schranken zu setzen, brauchen wir dringend einen gesetzlichen Mindestlohn von mindestens zehn Euro.

    Gesetzlicher Mindestlohn von mindestens zehn Euro
    statt Kombilöhne und Lohnsubventionen mit Hartz IV!
    Aktionsbündnis Sozialproteste (ABSP) • fon (0551) 9964381 • info@spamdie-soziale-bewegung.deAktionsbndnis Sozialproteste
    Attac Aschaffenburg • c/o Peter Diehl • Hinterm Hag 19b, 63762 Großostheim • Attac Aschaffenburg Miltenberg - Aktuelles
    Bundesarbeitsgemeinschaft der Erwerbslosen- und Sozialhilfeinitiativen e.V. (BAG-SHI) Moselstr. 25 • 60329 Frankfurt • fon (069) 27 22 08 96 • info@spambag-shi.deBAG-SHI — BAG-SHI
    Erwerbslosen Forum Deutschland, Vorsitzender: Martin Behrsing, • Schickgasse 3, 53117 Bonn • fon (0228) 24 95 59 4 • info@spamerwerbslosenforum.de
    Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, •
    Landesverband Hessen • Zimmerweg 12 • 60325 Frankfurt am Main • GEW - Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft - Landesverband Hessen: Homepage
    Landesverband Bayern • Schwanthaler Str. 64 • 80336 München • GEW Landesverband Bayern: Homepage
    Initiative zur Vernetzung der Gewerkschaftslinken c/o Hans Kroha • Max-Planck-Straße 64 a, 63500 Seligenstadt • Hkroha@spamt-online.deInitiative zur Vernetzung der Gewerkschaftslinken
    Rhein-Main-Bündnis gegen Sozialabbau und Billiglöhne (RMB) • fon (069) 74 01 69 • info@spamrhein-main-buendnis.de Rhein-Main-Bündnis gegen Sozialabbau und Billiglöhne — Rhein-Main-Bündnis
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    Stand: November 2007Nachdruck und weitere Verbreitung erwünscht!V.i.S.d.P. u. kostenlose Bestellung: Rainer Roth • Berger Str. 195 • 60385 Frankfurt • info(at) klartext-info.de