Doppelt verschlüsselt hält besser...
...hofft der Pay-TV-Sender Premiere, der seine Programme nun mit zwei verschiedenen Verschlüsselungen schützen will. Die Umstellung soll sicherstellen, dass Schwarzseher künftig wirklich Schwarz sehen.
Aus Perspektive des Pay-TV-Senders Premiere hat der Weihnachtsmann dafür gesorgt, dass für den Sender und seine Kunden die Dinge jetzt ein wenig komplizierter werden. Offenbar landeten so viel gehackte Premiere-Boxen unter dem Christbaum, dass der Münchner Sender nicht mehr bereit war, weiter ein Auge zuzudrücken und die Heerschar der Schwarzseher gewähren zu lassen.
Aus Perspektive mancher Premiere-Kunden ist das keine schöne Bescherung: Noch im zweiten Quartal 2008 - also sehr bald - wird Premiere erneut seine Verschlüsselung ändern. Wer den Pay-TV-Kanal per Premiere-zertifiziertem Receiver empfängt, merkt das zunächst gar nicht, denn da kommt das Update per Satellit. Viele der eingesetzten Boxen aber schlucken die neue NDS-Videoguard-Verschlüsselung gar nicht: Wer sich beim Receiver für die flexible Common-Interface-Technik entschied, bleibt außen vor.
Und das gilt für geschätzte 50 Prozent aller eingesetzten Boxen - und eben nicht nur für "kriminelle Hacker" (Premiere) sowie die zahlreichen Stammkunden des Pay-TV-Senders, die sich ihre Smartcard lieber unter der Ladentheke kaufen. Auch darum hatte Premiere-Sprecher Torsten Fricke im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE noch im Februar versichert, Premiere plane keine "Abkehr vom derzeit genutzten Nagravision-Verschlüsselungssystem". Vielmehr sei ein Update der gleich mehrfach geknackten Verschlüsselung geplant.
Und dabei bleibt es auch, wenn auch nicht ausschließlich: Premiere fährt nun eine Doppelstrategie, bei der Kunden, die Premiere via Satellit empfangen, mit NDS versorgt werden, während die Kunden großer Kabelnetzbetreiber eine geflickte Nagravision-Verschlüsselung überspielt bekommen.
NDS-Empfänger werden durch eine Systemmeldung von dem Update informiert: Sie werden aufgefordert, eine bestimmte Telefonnummer anzurufen, um eine neue Smartcard anzufordern. Bis die dann da ist, bleiben die Receiver freigeschaltet.
Und die anderen 50 Prozent? Auch sie brauchen neue Smartcards. Echte Abonnenten bekommen die ganz automatisch per Post, sagt Premiere. Und die anderen eben nicht. Zumindest für den Augenblick kann Hans Seger, Vorstand Programm und Technik der Premiere AG, also frohlocken: "Ein sicheres Verschlüsselungssystem ist die wichtigste Voraussetzung für das Geschäftsmodell Abo-Fernsehen.
Mit der Entscheidung, zunächst auf zwei Anbieter zu setzen, haben wir im Kampf gegen die Hacker-Mafia auch langfristig die besseren Karten. Jeder, der sich in der Vergangenheit einen gehackten Receiver gekauft hat, wird bald merken, dass er dieses Geld zum Fenster rausgeworfen hat und dass es besser ist, legal ein Premiere-Abo zu erwerben." - Bis der nächste Hack gelingt?