Sport und Militär?
Rosstäuscher in Bundeswehr-Uniform
Bundeswehr bei Olympia in Peking
Die friedliche Jugend der Welt trifft sich bei Olympia zum friedlichen Wettkampf. Das glauben zwar nur noch ganz Naive, dennoch ist ein Olympiasieg immer noch sehr hoch in der Imagebewertung.
Das haben nicht nur Firmen entdeckt, die Olympioniken gern als Werbeträger verwenden. Das hat auch die Schule der Nation, die Bundeswehr inzwischen erkannt. Also wirbt sie auch damit.
Die Herren in der Uniform mit dem Balkenkreuz verkünden daher stolz:
„Peking, 21.08.2008.
Bundeswehr-Sportler stellen fast ein Drittel der deutschen Mannschaft bei den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking. Wir berichten über die Sportförder-Soldaten und deren Erfolge. Hier geht es zum Sonderauftritt der Bundeswehr zu Olympia 2008…“
Und:
„Bekannte Sportler wie Fußballspielerin Conny Pohlers und Kanute Andreas Dittmer sind bei Olympia in Peking auf Medaillenjagd. Weniger bekannt: Als Stabsunteroffizier und Hauptgefreiter sind sie zwei von 127 Bundeswehrsportlern in den chinesischen Wettkampfstätten.“
Weiter prahlt die Bundeswehr:
„Zum vierten Mal in Folge hat der Vierer-Kajak der deutschen Rennkanutinnen über 500 Meter die olympische Goldmedaille gewonnen. Das Boot mit Feldwebel Katrin Wagner-Augustin, die Hauptgefreiten Fanny Fischer und Conny Waßmuth (alle Sportfördergruppe Potsdam) und Nicole Rheinhardt setzte sich in einem Start-Ziel-Sieg ungefährdet vor dem ewigen Rivalen Ungarn durch. Bronze ging an Australien. Für Katrin Wagner-Augustin war es bereits das vierte Olympia-Gold ihrer Karriere.“
und weiter:
„Für eine positive Überraschung sorgten Oberfeldwebel Andreas Ihle von der Sportfördergruppe Potsdam und Martin Hollstein aus Neubrandenburg. Das Duo hat sensationell die Goldmedaille im Zweier-Kajak über 1.000 Meter gewonnen.“
Warum, muss man sich doch fragen, steckt die Bundeswehr soviel Geld und Personal in den Spitzensport? Um den Frieden geht es ihr dabei mit Sicherheit nicht.
Die Brunnenbohrer von Afghanistan sind ein Produkt der PR-Abteilung im Kriegsministerium im Bendlerblock in Berlin.
Es geht den Generälen darum, die Heldentaten der Jungs in feldgrauer Montur zu verbrämen. Wenn die Kanuten friedlich paddeln und Gold holen, dann können die ja wohl nicht in Afghanistan Zivilisten killen. Oder die netten Mädels wie Stabsunteroffizier Conny Pohlers aus Warendorf kickt doch keine Tretminen über das Fußballfeld oder Feldwebel Katrin Wagner-Augustin von der Sportfördergruppe Potsdam paddelt auch nicht durch die märkischen Seen um dort Wasserminen zu legen. Ein Schuft, der Böses dabei denkt.
Es geht den zackigen Herrn der Bundeswehrmacht nur um die friedliche Förderung des Sports. Alles klar?
Natürlich nicht! Das alles hat zumindest einen Werbeeffekt für Berufs- und Zeitsoldaten. Aber die Hauptsache: Wer sich so für den Frieden einsetzt, wie die Bundeswehr, die, wie schon erwähnt, nur deshalb in Afghanistan ist, um dort Brunnen zu bohren, Schulen und Krankenhäuser zu bauen oder eben den friedlichen Wettstreit der Jungend diese unschätzbaren Dienste erweis, der wird und kann doch nicht Kriege wollen.
Dass das die Sportler oder die einfachen Soldaten nicht wollen, bezweifle ich nicht. Aber, wie der inzwischen ausgeschieden oberste General es mal meinte, man solle, um die westlichen Lebensgewohnheiten zu verteidigen, im Zweifel auch Atomwaffen einsetzen, da zweifle ich schon an den friedlichen Absichten der Bundeswehr. Und das in jeder Weise.
Die sind nicht in Afghanistan im da Brunnen zu bohren und die lassen nicht rudern oder kicken bei den olympischen Spiele zum friedlichen Wettstreit der Jungend. Da stecken handfeste Interessen des deutschen Monopolkapitals dahinter, die überall in der Welt mitmischen wollen und das zum Wohle der Kapitalprofite.
Peking olympische Spiel – oder die Brunnenbohrer von Afghanistan – sind nur zur Tarnung des wahren, des aggressiven Charakters dieser Armee da. Da sollten wir uns nicht täuschen lassen.
Soldaten in Beijing
Quelle: www.german-foreign-policy.com
BEIJING/BERLIN/WARENDORF
Die Bundeswehr nutzt die Olympia-Medaillengewinne deutscher „Sportsoldaten“ zu PR-Zwecken. Fast ein Drittel des deutschen Olympia-Kontingents in Beijing besteht aus Athleten der deutschen Armee. Das Militär ist nach eigenen Angaben der größte öffentliche Förderer des deutschen Spitzen- und Leistungssports, der vom Bundesverteidigungsministerium jährlich mit zweistelligen Millionenbeträgen finanziert wird. Die politisch-militärische Führung in Berlin misst dem Sport hohe Bedeutung für die Steigerung der physischen und psychischen Belastbarkeit von Soldaten in Kriegssituationen bei. Daneben dient vor allem die Förderung des Spitzensports der Imagepflege gegenüber Truppe und Gesellschaft. Die Sportförderung ermöglicht es der Bundeswehr, die Verzahnung militärischer Stellen mit zivilen Einrichtungen weiter voranzutreiben. Dies kommt unter anderem in der engen Kooperation des Militärs mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) zum Ausdruck.
Positives Ansehen
Den deutschen Militärsportlern hat Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung bei seinem Besuch in Beijing am vergangenen Wochenende persönlich und im Namen aller Bundeswehrangehörigen zu ihren Erfolgen gratuliert. Laut Angaben der Streitkräfte betonte er dabei, „dass die sportlichen Erfolge auch zum positiven Ansehen der Bundeswehr und der Bundesrepublik Deutschland im In- und Ausland beitragen“. Zu diesem Zeitpunkt gingen sieben der 22 bis dahin von deutschen Athleten gewonnenen olympischen Medaillen auf das Konto von Sportlern der Bundeswehr, die Dienstränge vom Gefreiten bis zum Unteroffizier bekleiden. Ihr Anteil am Medaillenspiegel entsprach fast genau ihrem Anteil an der deutschen Olympia-Equipe: 127 von insgesamt 440 deutschen Olympiadeteilnehmern sind Militärangehörige.
Unersetzlich
Das Bundesverteidigungsministerium fördert den deutschen Spitzen- und Leistungssport nach eigenen Angaben mit 25 Millionen Euro jährlich; für die kommenden Jahre ist eine Aufstockung dieser Summe um 3,4 Millionen Euro geplant. Finanziert werden damit 700 Dienststellen für „Sportsoldaten“, die in 16 über die Bundesrepublik verteilten „Sportfördergruppen“ erfasst werden. Die olympischen Disziplinen stehen dabei im Vordergrund: Wer in die „Sportfördergruppen“ der Bundeswehr aufgenommen wird, entscheidet vor allem der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), an dessen „Stützpunkten“ die Athleten trainieren. Mit Blick auf die Olympiade in Beijing bezeichnete DOSB-Präsident Thomas Bach die Bundeswehr kürzlich als „unersetzliche(n) Teil der Mannschaft“.
Sensomotorische Funktionen
Die Sportförderung dient der Bundeswehr nicht nur zur Imagepflege im In- und Ausland und zur Erhöhung der eigenen Attraktivität - wehrpflichtige Leistungssportler können ihren Dienst bei einer der „Sportfördergruppen“ ableisten. Sie hat auch unmittelbare militärische Bedeutung. Laut der Zentralen Dienstvorschrift (ZDV) 3/10 der deutschen Streitkräfte ist die Sportausbildung „in ihrer pädagogischen Gesamtwirkung zu sehen“ und zielt auf „den ganzen Menschen“: Dieser soll zu einem „physisch und psychisch leistungsfähige(n) Soldat(en)“ geformt werden, der körperlichen „Belastungen“ ebenso gewachsen ist wie „Gefühlsregungen oder Stress“. Systematisch eingeübt wird die „exakte Koordination zwischen Muskel- und Nerventätigkeit“ in Verbindung mit einer „hohen Wahrnehmungsleistung“: „Da der Soldat in einer hochtechnisierten Armee immer mehr zum Bediener technischer Systeme wird, müssen gerade an seine sensomotorischen Funktionen (...) besondere Anforderungen gestellt werden.“
Weit in den zivilen Bereich
Daneben ermöglicht es die Sportförderung dem Militär, „weit in den zivilen Bereich hinein zu wirken“, heißt es in einer Selbstdarstellung der Streitkräfte. Insgesamt verfügt die Bundeswehr über mehr als 600 Sportplätze und Sporthallen sowie über rund 50 Schwimmhallen, die in Kooperation mit dem DOSB und anderen Sportverbänden genutzt werden. Allein die 1957 unter dem Kommando des vormaligen NS-Generals und Kriegsverbrechers Max Josef Pemsel gegründete „Sportschule der Bundeswehr“ in Sonthofen (Bayern) und Warendorf (Nordrhein-Westfalen) besitzt nach eigener Aussage „alle Anlagen und Einrichtungen, die sie befähigt, einen reibungslosen Ausbildungs-, Trainings- und Wettkampfbetrieb“ in nahezu allen Disziplinen durchzuführen. In Warendorf finden regelmäßig Deutsche Meisterschaften etwa im Schwimmen statt; nach Dienstschluss können Schulen und Vereine aus der Umgebung die Sportanlagen kostenlos nutzen. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Sportschule 2003 wurde sogar ein Logo entwickelt, das das Wappen Warendorfs mit dem der Militäreinrichtung vereint.
Wehrmedizin
Gleichzeitig profitieren die Streitkräfte von der Kooperation mit zivilen Institutionen wie dem Deutschen Sportbund (DSB). Dieser überprüft jährlich 65.000 Soldaten hinsichtlich ihrer sportlichen Fähigkeiten und verleiht ihnen bei entsprechenden Ergebnissen das „Deutsche Sportabzeichen“. Es darf, wie die Bundeswehr mitteilt, als „offizieller Orden“ von allen Militärangehörigen „an der Uniform getragen werden“. Das an der Warendorfer Sportschule angesiedelte „Sportmedizinische Institut der Bundeswehr“ erhielt bereits 1981 den Status eines lizenzierten Untersuchungszentrums des DSB; wie der Sanitätsdienst des deutschen Militärs mitteilt, hatte dies „eine wesentliche Erweiterung des Untersuchungsspektrums zur Folge, da nun Spitzenathleten nicht nur aus dem militärischen, sondern auch aus dem zivilen Bereich in das Untersuchungsgut einbezogen werden konnten“. Auf diese Weise sei eine „Nahtstelle zwischen der zivilen und militärischen Sportmedizin und Sportwissenschaft“ geschaffen worden, „die sich über die rein fachlichen Aspekte hinaus positiv für die Darstellung der Wehrmedizin auswirkte“
Integration
Prominente Sportler wie der Fahnenträger der deutschen Olympiamannschaft in Beijing, Basketballprofi Dirk Nowitzki, der Rennrodler Georg Hackl oder der ZDF-Moderator Rudi Cerne sind ehemalige oder aktive „Sportsoldaten“.
Max Josef Pemsel (1897-1985), Generalleutnant, Träger des Bundesverdienstkreuzes, 1941 Chef des Generalstabes des XVIII. Gebirgsarmeekorps beim General der Gebirgstruppen und Militärbefehlshaber im von Deutschland besetzten Serbien, Franz Böhme, Unterzeichner eines Befehls v. 19.10.1941, wonach als „Sühne“ für 10 tote und 24 verwundete deutsche Soldaten 1.600 Serben, insbesondere Juden, Sinti und Roma zu erschießen sind (Nürnberger Dokument NOKW-560), 1944 mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet; Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Frankfurt/Main 2005, S. 453; Braunbuch. Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik. Berlin (DDR) 1965, S. 229.
Die Sportschule der Bundeswehr; streitkraeftebasis.de: Startseite der Streitkräftebasis
Spaß am Sport - 25 Jahre Sportschule der Bundeswehr in Warendorf; streitkraeftebasis.de]streitkraeftebasis.de: Startseite der Streitkräftebasis22.05.2003
Das Deutsche Sportabzeichen; streitkraeftebasis.de: Startseite der Streitkräftebasis
Geschichte des Sportmedizinischen Institutes der Bundeswehr; Sanitätsdienst: Startseite des Sanitätsdienstes der Bundeswehr
Grundsätze der Sportausbildung; streitkraeftebasis.de: Startseite der Streitkräftebasis