23 - Die 'richtige' Schärfe

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  • 23 - Die 'richtige' Schärfe

    KLEINER FSB-FOTOKURS IN EINZELNEN KAPITELN

    23 - DIE 'RICHTIGE' SCHÄRFE



    Was ist die 'richtige' Schärfe oder anders ausgedrückt, was müssen wir tun, damit ein Bild optimal scharf ist? Je nachdem, was wir mit dem Bild ausdrücken wollen. Ein überall gleichmässig scharfes Bild rangiert in etwa zwischen einem Wimmelbild und einem Stadtplan. Das ist gut, wenn es darum geht, möglichst viele Detailinformationen an den Betrachter weiterzugeben. Aber für die Bildstimmung ist dies oft katastrophal.

    Schärfe ist ein zentraler Aspekt der Fotografie. Einerseits haben wir bestimmte Sehgewohnheiten, die mitunter schwer zu ändern sind und andererseits können wir durch Schärfe bestimmen, welche Bildteile zuerst angeschaut werden und welche weniger bis überhaupt nicht. Es liegt nun an uns, entweder die (trivialen) vordergründigen Sehgewohnheiten zu befriedigen (und damit ein möglicherweise stinklangweiliges Bild anzufertigen) oder das Auge des Betrachters über das Bild zu steuern.

    Gelegentlich ist es sinnvoll, auf die Erwartungshaltung des Betrachters einzugehen, z.B. bei einem Portrait. Bei einem Portrait erwarten wir, daß die Augen möglichst scharf sind. Es irritiert uns, wenn der Fokus stattdessen auf der Nasenspitze sitzt und die Augen sich nicht mehr im scharfen Bereich befinden.

    Oftmals wird viel Bildstimmung durch zu viele und zu gleichmässige Schärfe zunichtegemacht. Andererseits ist auch eine Unschärfe an der falschen Stelle alles andere als angebracht (es sei denn, man spielt bewusst damit herum, z.B. im Aktbereich).

    Ein Beispiel, wo ausschliesslich der Bildvordergrund scharf (und auch korrekt belichtet) ist:





    Wie beeinflusse ich den scharfen Bereich?


    Man kann den scharfen Bereich vergrössern, indem man abblendet und ihn verkleinern, indem man aufblendet. Möchte man bei viel Licht aufblenden, dann empfiehlt es sich, einen Graufilter zu benutzen.

    Kleine Sensoren neigen dazu, möglichst alles scharf abbilden zu wollen und auch die Lichtstärken kompakter Kameras lassen ein echtes Freistellen nicht immer zu. Dazu nimmt dann dann doch besser grössere Sensoren und lichtstärkere Objektive.

    Doch es geht nicht unbedingt um das Freistellen. Ein pixelgenause Abbilden jedes einzelnen Grashalmes einer Wiese oder aller Blätter eines Waldes scheitert schon an der dazu notwendigen Auflösung. Es muss aber nicht gleich jedes Bilddetail weggemangelt werden (üblicherweise macht dies schon die Rauschunterdrückung in einem nicht unerheblichen Ausmaß). Die Schärfe dort ein wenig zu reduzieren ist schon völlig ausreichend, um das (knackscharfe) Hauptmotiv voll zur Geltung zu bringen, und es dennoch in seinen natürlichen Kontext einbezogen zu lassen.

    Gegebenenfalls kann man die Schärfeebene auch verschieben (z.B. bei einem TILT-Objektiv), um die Schärfe dahinzulegen, wo man sie benötigt (oder auch das genaue Gegenteil davon).

    Es gibt auch andere Hilfsmittel, um die Schärfe (oder auch die Unschärfe) zu steuern. Ein Beispiel sind Filter wie z.B. Weichzeichner. Möchte man die Bildmitte scharf behalten, dann nimmt man einen Diffusor Spot mit einem klaren Fleck in der Bildmitte. Und mit der Blende steuert man die Stärke des Übergangs zwischen dem transparenten Teil des Filters und dem Weichzeichnungseffekt.

    Manchmal möchte man allerdings ein knackscharfes Bild, welches sich zum Rande hin verliert. Da kann es durchaus stören, wenn man in der Wahl der Blende zu sehr eingeschränkt ist. Ein Beispiel:



    Für Bild der Lilie wollte ich eine Brennweite von 120mm (KB) nehmen. Stattdessen nahm ich eine Brennweite von 60mm und zusätzlich einen preiswerten 2-fach Vorsatz-Telekonverter und fertigte einige Testbilder an. Das Ergebnis war durchweg zufriedenstellend. Es gab keine nennenswerten Chromatischen Aberrationen (CAs) und die Schärfe war im Bildzentrum perfekt. Lediglich zu den Ecken hin wurde das Bild (gewollt) matschig. Im Gegensatz zum Freistellen durch Offenblende wollte ich den Hintergrund erhalten, aber merklich beruhigen und den Fokus auf der Bildmitte behalten.

    Diesen Effekt verstärkte ich noch dadurch, daß ich einen ca. 4 cm langen Tubus zwischen das Objektiv und den Konverter schraubte. Das Bild wurde dadurch in den Ecken etwas vignettiert, was mich nicht störte und die Randunschärfe nahm zu. Anschliessend bearbeitete ich es noch mit Silver Efex Pro 2, um den Effekt eines alten vergilbten Bildes hinzubekommen.

    Ich suche gerade das Sigma DN Art 60mm/2.8. Sobald ich es habe kann ich Vergleichsbilder zum Sigma DN Art 30mm/2.8 plus 2-fach-Telekonverter machen, an denen man recht genau den Unterschied der Randunschärfe zum (fast) gleichmässig scharfen Bild sehen wird.

    lg Konradin


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