Strafe für Unterlassene Hilfeleistung

  • Thema

  • richiffm
  • 2124 Aufrufe 14 Antworten

Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

  • Wie sieht es bei Euch mit Erster Hilfe aus?
    Konnte jemand schonmal helfen?
    Haltet ihr die Strafe für Unterlassung für zu lasch?

    Bin ganz gespannt auf Eure Nachrichten

    Warum ich diese Frage gestellt habe!
    Ich denke mal es hat jeder in den Medien über den jüngsten Fall von Unterlassene Hilfeleistung gehört. Und in meiner Eigenschaft als Rettungssanitäter und Dozent für EH und SAN beim DRK war es mir ein Bedürfnis hier mal zu fragen.
    Ich wäre Dankbar über eure Meinung dazu.

    Viele Grüße
    Richi(Klaus)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von NeHe ()

  • also speziell medizinische Hilfeleistungen.

    Erste Hilfe Kurs ist eine WEILE her.

    Generell ist es im Alltag nicht immer einfach zu erkennen: der zusammengesackte Körper am Bahnhof zb, ist der besoffen oder braucht der Mensch Hilfe?

    Schlicht: ich weiß nicht, ob ich schonmal eine Hilfeleistung unterlassen habe (weil: nicht gecheckt), es kann sogar sein.

    Hilfreich wäre sicher, wenn es eine Verpflichtung gäbe, alle sagen wir, 5 Jahre ein paar Stunden (vllt. 3Stunden?) aufzufrischen, beim Ersthilfekurs.

    Ich kann mir vorstellen, verschiedene Faktoren spielen eine Rolle:
    - mangelndes Wissen:
    a) und daher auch Angst, etwas falsch zu machen und dann dafür Ärger zu bekommen
    b) aufgrund mangelnden Wissens faktische Situationen falsch einschätzen und gar nicht erst Hilfebedarf erkennen

    - das "was geht es mich an"-Syndrom

    mehr fällt mir spontan nicht ein...
    ME/CFS # Ever tried, ever failed, no matter. Try again, fail again, fail better. (Beckett) # You are only given one little spark of madness. You mustn't lose it. (R.Williams) # Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.(Clarke)
  • sorei schrieb:


    - das "was geht es mich an"-Syndrom


    Ja sorei, dieses Syndrom greift leider immer weiter um sich. Außerdem sehe ich noch folgende Gründe für die nachlassende Hilfsbereitschaft:

    - Die Angst, wenn die Hilfe nicht erwünscht ist, selbst zun Opfer zu werden. Gerade wenn der Hilfsbedürftige betrunken und man selbst allein ist.

    - Die Gefahr bei einem Fehler verklagt zu werden, die Deutschen klagen ja so gern gegen alles mögliche.


    Einen Erste-Hilfe-Kurs würde ich nicht als Pflicht machen, das ist nicht das Problem. Stabile Seitenlage hat jeder mal gelernt und ein Handy zum Hilfe holen hat auch jeder. Mehr soll man im Prinzip auch nicht machen. Wenn im Notfall mal Wiederbelebungsmaßnahmen nötig sind, dann wird niemandem vorgeworfen es nicht geschafft zu haben. Das Problem ist die fehlende Bereitschaft zur Hilfe.
  • Generell ist es im Alltag nicht immer einfach zu erkennen: der zusammengesackte Körper am Bahnhof zb, ist der besoffen oder braucht der Mensch Hilfe?


    Auch der besoffene ist ein Mensch und braucht eventuell Hilfe.

    Unterlassene Hilfeleistung sollte m.E. härter bestraft werden, denn bei einem Unfall oder auch "besoffenen" kann jede Minute sein Leben retten, hier sollte man keine Unterschiede machen.

    Ich habe z.b. letztes Wochenende einen beobachtet, der versuchte die Haustür vom Nachbarn zu öffnen, bin rüber gegangen und sagte, dass er da nicht wohnt, er nuschelte und hatte nur ein t-schirt an und bis oben betrunken.

    Gab ihm eine Decke und wartete mit ihm bis Hilfe kam, hätte ich ihn so gelassen, wäre er doch erfroren.

    Von daher wäre ich dafür, dass es zu Pflicht gemacht werden müsste, alle insbesondere mit fahrerlaubnis alle zwei Jahre Rettungsmaßnahmen zu unterrichten
  • @sinema

    stimmt, da hast du recht, auch der betrunkene braucht unter umständen hilfe.
    ME/CFS # Ever tried, ever failed, no matter. Try again, fail again, fail better. (Beckett) # You are only given one little spark of madness. You mustn't lose it. (R.Williams) # Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.(Clarke)
  • Ich pflichte dir in deinen Ausführungen im wesentlichen bei, hoku,
    nur nicht in der Frage des 1.Hilfe-Kurses.

    1. Hilfe ist wie Tanzen - wenn man nicht gerade Talent hat, braucht es ständige Übung, um "drin" zu bleiben. Wie ne stabile Seitenlage aussieht weiß tatsächlich jeder, aber wie den Menschen dahin bringen - da geht's schon los ...

    Beatmung und Herzmassage ...
    wie war das noch - 30 x Drücken, 2 x Beatmen, oder 20 x Drücken, 1 x Beatmen ...

    ... oder schlimmere Verletzungen, viel Blut, Brüche, usw.; da kann man schon ne Menge falsch machen, und das hemmt!

    Jeder Arbeitgeber ab 20 Beschäftigte sollte seinen Mitarbeitern alle 2 Jahre einen 1. Hilfe-Kurs spendieren, das könnte die Sicherheit auf diesem Gebiet und damit die Hilfsbereitschaft erhöhen.

    Ich hoffe, dass fehlende Bereitschaft zur Hilfe die geringste Rolle bei der Unterlassung spielt. Wenn Passanten oder Vorbeifahrer genügend Zeit haben, um Handy-Photos oder -Videos zu machen, aber nicht um zu helfen, so sollte das richtig streng bestraft werden!
    Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit! (Erich Kästner)
  • Du hast Recht littleprof, ich habe mich da falsch ausgedrückt. Selbstverständlich ist es besser, wenn möglichst viele Leute eine möglichst gute Erste-Hilfe-Ausbildung haben.

    Aber warum soll der Arbeitgeber den Kurs spendieren? Wäre es nicht besser, wenn diese Kurse kostenlos wären! Wenn man sieht, wo der Staat unser Geld verschwendet, da kann er diese Kleinigkeit doch bezahlen. Und der Arbeitgeber kann das Geld dann für Prämien verwenden, wenn seine Mitarbeiter einen Kurs belegen :) .
  • ich bin die letzte, die "gesetzliche verpflichtungen" an jeder ecke mag.

    aber ich weiß auch, hier auf freiwlligkeit zu setzen, wird nichts bringen.
    ich stimme littleprof zu, wie bei ALLEM braucht es in dem Bereich regelmäßige Auffrischung.

    Wenn jemand vor 20 Jahren Klavier spielen gelernt hat (evtl sogar länger, als ein Erste Hilfe Kurs dauert?), fühlt sich trotzdem nach 20 Jahren völlig aus der Übung.
    Schon eher, vermutlich ;)

    Da gerade solche Dinge unseren Alltag (so wir nicht in der Branche arbeiten) eher keine Rolle spielen, werden die Infos auf dauer wieder in den Hintergrund gedrängt.

    @lp
    Ich hoffe, dass fehlende Bereitschaft zur Hilfe die geringste Rolle bei der Unterlassung spielt. Wenn Passanten oder Vorbeifahrer genügend Zeit haben, um Handy-Photos oder -Videos zu machen, aber nicht um zu helfen, so sollte das richtig streng bestraft werden!


    ich hoffe, du hast Recht, fürchte aber...

    und ja, das sollte bestraft werden.
    (Erinnert mich an den Jodie Foster Film, Angeklagt...)
    ME/CFS # Ever tried, ever failed, no matter. Try again, fail again, fail better. (Beckett) # You are only given one little spark of madness. You mustn't lose it. (R.Williams) # Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.(Clarke)
  • Ich finde schon, dass unterlassene Hilfeleistung härter bestraft werden sollte, allerdings ist es mit Sicherheit auch nicht einfach, jemanden der nicht hilft im Nachhinein zu fassen und zu belangen. Schließlich muss ihm auch nachgewiesen werden, dass er bewusst die Hilfeleistung unterlassen hat.

    Ich bin eines morgens mit dem Auto zur Arbeit gefahren. Es war dunkel, die Straßen nass. Im Vorbeifahren sah ich im Augenwinkel etwas Menschliches auf dem Boden liegen, halb auf der Straße/Radweg, halb auf der Bordsteinkante. Direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite befand sich eine Bushaltestelle, an der bereits 5 - 6 Leute auf ihren Bus warteten.

    Ich fuhr sofort rechts ran, stieg aus und ging zurück. Der ältere Herr, der dort lag, hatte sich den Kopf an der Borsteinkante aufgeschlagen und blutete stark. Klar, hatte ich so meine Bedenken, ob er alkoholisiert war, war er aber nicht. Ich sprach ihn an und benommen antwortete er. Ich hab immer eine Decke auf der Rückbank. Die hab ich geholt und mein Handy aus der Tasche. Auf dem Weg zurück zu dem Herrn hab ich die 112 gerufen.
    Anschließend seinen Kopf auf die Decke gelegt und siehe da, erst jetzt kamen zwei weitere Leute von der Bushaltestelle gegenüber und fragten was los sei. Der Notarzt war innerhalb von 4 Minuten da und hat den Herrn dann mitgenommen.
    Der hat sich sowas von herzlich bei mir bedankt. Ich will nicht wissen, wie lange der dort gelegen hat, er fühlte sich sehr durchgefroren an.

    Die Straße war ganz gut ausgeleuchtet, die hätten ihn auch vorher schon sehen müssen. Aber meist ist es ja so, erst wenn einer hilft, dann trauen sich die anderen auch.

    Letztendlich kann man immer selbst in eine solch hilflose Lage kommen und daran sollte man immer denken. Wie würde man sich denn fühlen, wenn die anderen einfach weitergehen und denken, man sei ja nur besoffen.
  • Die meist genannte Grund von den Menschen die nicht helfen, ist auf Platz 1 . Die Angst etwas falsch zu machen und dafür bestraft zu werden. Dicht gefolgt von Platz 2. Dafür habe ich keine Zeit.
    Dazu sei gesagt! Es ist noch niemals ein Ersthelfer wegen einer falschen Hilfeleistung bestraft worden!! Alles nur Gerüchte!
    Die Strafe für Unterlassene Hilfeleistung liegt bei bis zu einem Jahr Gefängnis oder eben Geldstrafe.
    Und man kann auch heute zum Glück als Grund nicht mehr mit der Ausrede kommen " ich kann kein Blut sehen" Da sieht der Richter nämlich rot. Dazu sei gesagt. Der Ersthelfer muss die betroffene Person ja nichtmal anfassen. Absetzen des Notrufs ( wenn schon das Handy in der Hand ist um Bilder und Videos zu machen, geht auch der Notruf als erstes!) und absichern der Unfallstelle (Gefahrenstelle) reicht aus. Aber leider gehen noch Notrufe in der Leitstelle ein " Hallo, hier ist etwas passiert bitte kommen sie schnell" klick und aufgelegt. Viele wissen garnicht wie man einen Notruf absetzt. Sicher ist man nervös und aufgeregt und wenn es sich um einen Freund oder Familienmitglied handelt fällt einem nichtmal die 112 ein. Die Kollegen von den Leitstellen versuchen den Anrufer zu beruhigen. Und im Handyzeitalter kann man oft die Nummer im Display sehen, aber leider nicht immer. Also sollte man die berühmten 5 W`s sich merken.
    Wo - ist es geschehen ( genaue Ortsangabe mit Straße, Ortsteil, usw.)
    Was - ist geschehen!
    Wie viele - Personen sind betroffen
    Welche - Verletzungen ( z.B. Blutung Kopf, Bewusstlosigkeit, usw.)
    Warten - auf Rückfragen!!! Hat die Leitstelle etwas nicht verstanden wird nochmal nachgefragt. Sie beenden erst dann das Gespräch wenn die Leitstelle aufgelegt hat!!!!!!

    Auweia jetzt halte ich hier schriftlich schon nen Lehrgange ab.:D

    Grüße
    Richi(Klaus)
  • Ganz ehrlich?!?
    Ich finde Deine "Belehrungen" absolut notwendig. (Zum Glück) geraten wir sehr selten in Notfallsituationen und durch kleinste "Belehrungen" besteht die Chance doch, dass ich mich tatsächlich irgendwann auch mal an die kleinen, aber genauso wichtigen Dinge erinnere, die ich leisten KANN.
    Ich arbeite seit Jahren in einer Einrichtung der stationären Behindertenhilfe und habe alle zwei Jahre eine Pflichtschulung in Sachen Erste Hilfe. Ich bin da sehr dankbar drum, da ich genau diese Wiederholungen brauche, um mich erinnern zu können. Ich kann mir nicht alles merken und stünde im Notfall eher auf dem Schlauch.
    Schade finde ich den Ansatz, dass es scheinbar nur mit der Androhung von Strafen geht, dass sich Menschen verantwortlicher und fürsorglicher ihren Mitmenschen fühlen. Wie nachhaltig wird wohl ein zwangsverordneter Erste Hilfe Kurs im Vergleich zu einem sein, den man besucht, weil man versteht, worum es geht?!?
  • richiffm schrieb:

    Wie sieht es bei Euch mit Erster Hilfe aus?


    Mein Kurs ist schon ne ganze weile her,muss ich zugeben ....

    richiffm schrieb:

    Konnte jemand schonmal helfen?


    Musste ich zum glück nicht,hoffe ich komme nie in so einer Situation.


    richiffm schrieb:

    Haltet ihr die Strafe für Unterlassung für zu lasch?


    Ja,wer nicht hilft sollte mit 2 Jahren bestraft werden.
    Nix schlimmeres wie solche Typen oder die Gaffer ......:o
  • Die richtige Strafe für jemanden, der einem Verunfallten nicht hilft, ist, selber mal zu verunfallen und liegen gelassen zu werden.

    Es muss das entsetzlichste Gefühl sein, irgendwo zu liegen, sich nicht mehr selber helfen zu können und die Menschen gehen oder fahren vorbei.

    Und jeder, der es sich selber nicht zutraut, direkt erste Hilfe zu leisten, kann beim Opfer bleiben, gut zureden, es einfach nicht alleine lassen. Schon allein das ist so viel mehr, als weiter zu gehen oder weiter zu fahren.
  • Viele denken auch, Erste Hilfe naja der hinter mir kommt kann das bestimmt besser wie ich und darum hilft er nicht und so wird der Rattenschwanz immer länger. Aber man sollte Erste Hilfe gedanklich nicht nur in den Straßenverkehr legen(was leider 80% machen). Was ist wenn zu Hause etwas passiert?( Sturz von einer Leiter, Stromschlag, Schlaganfall, Herzinfarkt die Liste ist sehr lang) und betroffen sind dann keine Fremden sondern Mutter, Vater, Kind, Bruder und und und! Dann wünschte man sich einen EH-Kurs besucht zu haben.
    Und bedenken sollte man, die Fremde betroffenen sind auch Mutter, Vater, Bruder von irgendwem.
  • yell0w schrieb:



    Ja,wer nicht hilft sollte mit 2 Jahren bestraft werden.
    Nix schlimmeres wie solche Typen oder die Gaffer ......:o


    bevor ich an Strafen denke, würd ich erstmal versuchen, die Wiederholung des Kurses in bestimmten Zeitabständen verpflichtend zu machen: schon dadurch könnte sich die Situation entschärfen/verbessern, glaube ich.
    ME/CFS # Ever tried, ever failed, no matter. Try again, fail again, fail better. (Beckett) # You are only given one little spark of madness. You mustn't lose it. (R.Williams) # Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.(Clarke)