Wegen Kettenbrief bei WhatsApp: Londoner stürmen Banken aus Angst vor Pleite

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  • Wegen Kettenbrief bei WhatsApp: Londoner stürmen Banken aus Angst vor Pleite

    Vor einer Londoner Filiale der Metro Bank bildeten sich am Wochenende lange Schlangen besorgter Kunden, die ihr Geld retten wollten. Ein Kettenbrief hatte sie in Alarm versetzt. Nicht nur, dass dessen Inhalt gefälscht war – ein "Bank Run" wäre selbst im Notfall unnötig gewesen.

    "Dringend. Leute, falls einer von euch ein Konto bei der Metro Bank hat, müsst ihr es so schnell wie möglich leeren. Die Bank hat eine Menge finanzieller Schwierigkeiten und könnte bald schließen oder Insolvenz anmelden."
    Diese WhatsApp-Nachricht, zusammen mit einem Link zu einem Beitrag der BBC, verbreitete sich am vergangenen Wochenende in London. Wer sie erstellt hat und in Umlauf brachte, ist nicht bekannt, die Auswirkungen waren aber gigantisch.

    Gerücht in Kettenbrief ist übertrieben, hat aber Gründe
    Vor der Filiale im Stadtteil Harrow bildeten sich Schlangen, Kunden warteten teilweise bis zu 30 Minuten, um Geld von ihren Konten abzuheben oder Schmuck aus Schließfächern zu retten. Auch am Montag, so schreibt der Guardian, hätten noch rund 40 Kunden gleichzeitig in der Filiale angestanden.

    Der Kettenbrief, der die Massenpanik auslöste, ist nicht völlig ohne Grundlage, technisch aber doch falsch. Die Metro Bank, erst 2010 nach der Finanzkrise gegründet, steht nicht kurz vor der Pleite, hat aber dennoch einige Schwierigkeiten.

    "Bank Run": Bilanzfehler bringt Bank in Schwierigkeiten
    Die begannen schon im Januar. Da musste die Bank einen Fehler in ihren Bilanzen eingestehen. Riskante Immobilienkredite in Höhe von knapp zwei Milliarden Euro waren als sichere Anlagen eingestuft worden. Als das der Bankenaufsicht Großbritanniens auffiel und die Metro Bank den Fehler korrigierte, war klar, dass das Institut mehr Eigenkapital benötigte, um das Risiko auszugleichen.

    Schon im Februar hatte CEO Craig Donaldson deswegen eine Kapitalerhöhung angekündigt. Die ist aber bis heute nicht erfolgt. Das nährte die Gerüchte, die Metro Bank fände keine Investoren mehr. Leerverkäufer nutzten die Gunst der Stunde, um gegen den Aktienkurs zu wetten.

    Entgegen der Aussage im Kettenbrief: Metro Bank ist weiterhin profitabel
    Der ist seit seinem Hoch bei rund 40 Pfund pro Aktie im März 2018 im stetigen Fall. Aktuell kostet eine Aktie noch 4,75 Pfund, also 88 Prozent niedriger als zu den besten Zeiten. Seitdem der Bilanzfehler bekannt ist, ging es um rund 78 Prozent nach unten.
    Trotzdem ist die Metro Bank weit von einer Pleite entfernt. Selbst im ersten Quartal diesen Jahres machte der Konzern noch einen Gewinn von rund fünf Millionen Euro. Dazu gewann die Bank Hunderttausende Neukunden, wenngleich viele Firmenkunden Gelder abzogen.
    Die Metro Bank hat allerdings immer noch 1,7 Millionen Kunden. Sie lockt vor allem mit ihrem starken Filialsystem. Aktuell gibt es 66 Ladenlokale, die jeden Tag in der Woche geöffnet haben.

    Selbst im Pleite-Fall wäre ein "Bank Run" unnötig
    Die Bank spielt den Vorfall herunter. Die Filiale in Harrows sei generell stark besucht, die meisten Kunden hätten sich nur für ihre Wertgegenstände in Schließfächern interessiert, es sei kaum Geld abgehoben worden. Für die Geschäftsführung ist diese Darstellung wichtig, denn Bilder panischer Kunden am Bankschalter schaffen nicht gerade Vertrauen bei Investoren – und die sucht die Metro Bank noch immer.
    Selbst wenn das Institut kurz vor der Pleite stände, wäre ein solcher "Bank Run" die falsche Wahl gewesen. Großbritannien verfügt ebenso wie Deutschland über eine Einlagensicherung. Kontoguthaben von bis zu 100.000 Euro sind hierzulande vom Staat gedeckt, verfallen also selbst im Falle einer Bankenpleite nicht. Gegenstände in Schließfächern sind davon erst recht unberührt, sie sind auch im Banktresor Eigentum des Kunden und können nicht von der Bank zur Zahlung ihrer Schulden benutzt werden.

    Aktie fällt zu Wochenbeginn weiter
    Die Metro Bank nutzte während des Wochenendes ihre Twitter-Kanal, um Kunden zu beruhigen. Außer in Harrow hat es anscheinend auch nirgendwo sonst einen Run auf die Filialen gegeben. Diese Woche noch will der Konzern Pläne für die Eigenkapitalerhöhung präsentieren. Möglich wäre auch, dass die Bank einen Teil der zu riskanten Kredite weiterverkauft. Das würde aber den Gewinn schmälern.
    Investoren passen die Pläne jedenfalls noch nicht. Am Montag sank der Kurs – wohl unabhängig von den Ereignissen am Wochenende – um weitere sechs Prozent.

    Quelle: Wegen Kettenbrief bei WhatsApp: Londoner stürmen Banken aus Angst vor Pleite - CHIP