Grüne wollen Onlinehändlern Vernichtung von Retouren verbieten

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    • Grüne wollen Onlinehändlern Vernichtung von Retouren verbieten

      Neuwertige Rücksendungen sollen nicht mehr entsorgt werden dürfen. Die Grünen beklagen eine "Perversion der Wegwerfgesellschaft."

      Online-Versandhändlern wie Amazon, Otto und Co. sollte nach Ansicht der Grünen verboten werden, von Kunden zurückgeschickte neuwertige Waren zu vernichten. "Wir erleben eine Perversion der Wegwerfgesellschaft", sagte Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Hier sei der Staat gefordert. Bei den Retouren handele es sich oftmals um neuwertige Produkte, die voll funktionsfähig seien und höchstens einen Kratzer hätten. Die Politikerin schlug vor, zurückgeschickte Produkte, die nicht mehr in den Verkauf könnten, zu verschenken – etwa über Sozialkaufhäuser.

      Besser an Sozialkaufhäuser verschenken
      Wirtschaftswissenschaftler der Universität Bamberg haben ermittelt, dass die Bundesbürger bei Bestellungen im Internet jedes sechste Paket wieder zurückschicken. Im vergangenen Jahr sind das demnach 280 Millionen Pakete und 487 Millionen Artikel gewesen. Bei Kleidung und Schuhen geht sogar fast die Hälfte der Pakete zurück an den Absender, wie die Forscher Ende April mitteilten.

      Die Retouren belasten durch das zusätzliche Transportaufkommen das Klima, die Kosten müssen einerseits die Kunden durch höhere Marktpreise tragen, andererseits erzielen die E-Commerce-Händler geringere Margen. Nach Erkenntnis der Forscher landen rund 4 Prozent der zurückgeschickten Artikel im Müll. Immerhin gut 79 Prozent werden direkt wieder als A-Ware verkauft, weitere 13 Prozent als B-Ware, so die Forscher. Und 3 Prozent würden an industrielle Verwerter verkauft oder an gemeinnützige Organisationen gespendet.

      Marktführer Amazon hatte dazu vor wenigen Wochen erklärt, jede Rücksendung werde qualitätsgeprüft, neu verpackt und - wann immer möglich - wieder als Neuware angeboten. Zudem hätten seit 2013 mehr als 1000 soziale Einrichtungen Spenden bekommen. Eine halbe Million Menschen erhielten so laut Amazon Spielzeug, Schuhe, Kleidung oder Drogerie-Artikel.

      Quelle: Grüne wollen Onlinehändlern Vernichtung von Retouren verbieten | heise online
    • Ein sehr guter Ansatz, den ich nur unterstützen kann.... und wenn sie schon dabei sind, dann sollen sie gleich den Plastik bei den Verpackungen ganz ersetzen, oder zumindest stark reduzieren. Weshalb zum Beispiel eine externe Festplatte beim Verkauf im Laden zweimal in Plastik eingeschweisst werden muss, ist mir völlig schleierhaft. Ein kleines Siegel bei den Anschlüssen plus Karton würde völlig reichen. Oder weshalb muss Bio-Salat in eine Plastik-Verpackung? Aber sorry, ich bin etwas vom Thema abgewichen. Wenn diese Aussage von Amazon stimmt, dann wäre das ja mal etwas Positives.
      Carpe diem - pflücke den Tag!
    • Ich persönlich finde den Vorschlag der Grünen sehr gut und längst überfällig und Freefloatings Ideen sollten gleich mit umgesetzt werden. Mich verwunderte/irritierte nur die Aussage von Amazon, da ich Anfang des Jahres einen Bericht gesehen habe (weiß nur leider nicht mehr wo und von wem), nach dem Amazon (aber auch andere) Retouren grundsätzlich vernichteten. Es ging, soweit ich mich entsinne, primär um Kleidung, da das Reinigen, Bügeln etc. zu teuer sei, aber es wurde erwähnt, das gelte teils auch für andere Produkte... Sollte der Bericht damals falsch gewesen sein, oder Amazon seine Geschäftspolitik zwischenzeitlich geändert haben - toll.
      Und es wäre super, wenn die Grünen gleichzeitig ein Gesetz einbringen, das Lebensmittelhändler von Steuerzahlungen für gespendete Lebensmittel, die anderenfalls entsorgt werden, da das MHD abläuft/abgelaufen ist, befreit, damit alle Lebensmittelhändler ihre Ware der Tafel spenden können und diese nicht wegwerfen müssen. Dann würde auch das weiterhin unter Strafe stehende (lieben Dank CDU *IRONIE*) Containering überflüssig. Auch das wäre ein richtiges Zeichen gegen Wegwerfmentalität.
    • .... es wäre ja schön, wenn diese Freiwilligkeit vorhanden wäre. Doch leider zeigt die Geschichte, dass der Mensch in seiner Gier zur totalen Selbstzerstörung neigt und gewisse Dinge müssen daher einfach verordnet werden, quasi wie bei der Kindererziehung.... anders geht es leider nicht.... und ich schreibe das als jemand, der seine Freiheit liebt und gar kein Freund von bürokratischen Zwängen ist.
      Carpe diem - pflücke den Tag!
    • Greenpeace protestiert bei Amazon gegen Retouren-Vernichtung

      Greenpeace-Aktivisten sind auf das Dach eines Logistik-Zentrums von Amazon geklettert und protestieren gegen Vernichtung von Retouren.

      Aus Protest gegen die Vernichtung zurückgesandter neuer Waren protestieren rund 40 Greenpeace-Aktivisten an einem Amazon-Logistikzentrum bei Hamburg. Sie waren am Sonntagabend auf das Gebäude in Winsen im niedersächsischen Landkreis Harburg geklettert und setzten auch am heutigen Tag noch ihre Proteste fort. Am Montagmorgen seien sie noch immer auf dem Dach gewesen, teilte die Polizei mit.

      Polizisten seien im Einsatz, um eine "kooperative Lösung" zu finden und die Lage zu beobachten. Der Betrieb sei aber nicht eingeschränkt, es habe keine Auseinandersetzungen gegeben. Laut Viola Wohlgemuth, Konsum-Expertin bei Greenpeace, haben die Aktivisten Banner aufgehängt. Aus Versandkartons wurde ein 27 Meter langer Schriftzug "Für die Tonne" errichtet.

      Anlass für den Protest sei der "Prime-Day" am Montag und Dienstag mit Sonderangeboten für Amazon-Kunden, sagte Wohlgemuth. "Wir wollen auf die klimaschädliche Ressourcenvernichtung bei Amazon aufmerksam machen." Nach Angaben von Greenpeace gehen rund 30 Prozent aller Amazon-Retouren nicht wieder in den direkten Verkauf. Marktführer Amazon hatte dazu im Juni erklärt, die überwiegende Mehrheit der zurückgegebenen Produkte komme erneut in den Verkauf, gehe an Lieferanten zurück oder werde je nach Zustand an gemeinnützige Organisationen gespendet. Forscher gehen davon aus, dass die Verbraucher in Deutschland rund jede sechste Bestellung wieder retournieren.

      Amazon hatte mitgeteilt, dass man rechtliche Schritte gegen die Organisatoren der Aktion prüfe. Diese Art von Protest sei illegal und gefährde unnötig alle Beteiligten und Mitarbeiter. Nach Wohlgemuths Worten planen die Aktivisten, während der "Prime Days" auf dem Dach zu bleiben und weiter zu protestieren.

      Quelle: Greenpeace protestiert bei Amazon gegen Retouren-Vernichtung | heise online
    • Online-Händler entsorgen unnötigerweise 7,5 Millionen Artikel

      Online-Händler nehmen Ware unkompliziert wieder zurück. Umso problematischer, was dann manchmal damit passiert.

      Online-Händler in Deutschland haben allein im vergangenen Jahr 7,5 Millionen zurückgeschickte Artikel entsorgt, obwohl sie diese hätten spenden oder wiederverwerten können. Das entspricht 40 Prozent der weggeworfenen Retouren, wie Wirtschaftswissenschaftler der Universität Bamberg ermittelten. Es sei "eine unnötige Verschwendung", kritisierte Björn Asdecker, Leiter der Forschungsgruppe.

      Schätzungsweise 20 Millionen zurückgeschickte Artikel landeten nach Angaben der Forschungsgruppe Retourenmanagement im Jahr 2018 im Müll. Dabei handelte es sich um Kleidung, aber auch um Elektro- und Freizeitartikel, Möbel und Haushaltswaren sowie Produkte des täglichen Bedarfs.

      Spottbillige Entsorgung
      Kein Wunder nach den Ergebnissen des Papiers: Die Entsorgung von Produkten kostet im Schnitt nur 85 Cent. Es wäre viel teurer, die Ware weiter zu verwerten. Und noch dazu aufwendiger, vor allem für kleinere Händler. Manche wüsste auch nicht, wer eine Spende überhaupt gebrauchen kann und welchen Wert die Ware noch hat. Die meisten Produkte, die am Ende weggeworfen werden, kosten weniger als 15 Euro.

      Dementsprechend gering sei dann meistens auch die Qualität, so die Forscher. Immerhin gut die Hälfte der Produkte kann nicht mehr aufbereitet werden oder ist technisch defekt. "Eine Entsorgung ist oftmals alternativlos", heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten Studie. Nach Einschätzung der Forschungsgruppe macht es deshalb auch keinen Sinn, das Wegwerfen gesetzlich zu verbieten. Zumal das kaum kontrollierbar wäre.

      Andere Anreize
      Stattdessen schlagen die Wissenschaftler vor, Anreize zu entwickeln – zum Beispiel mit der Einführung eines "Nachhaltigkeits-Siegels". Auch ein Verzeichnis mit Spendenempfängern könnte den Händler helfen, damit sie erfahren, welche Organisation welche Art von Gütern auch in kleinen Stückzahlen entgegennimmt.

      Außerdem müsse die Entsorgung teurer werden, fordert die Bamberger Forschungsgruppe. Nur so könne der "Fehlanreiz" beseitigt werden. Der Marktführer Amazon reagierte schon: Seit September kostet die Entsorgung nach Angaben von Amazon statt 10 Cent mindestens 25 Cent - genauso viel wie der Rückversand. Aber nicht nur die Händler müssen umdenken. Rund eine Million Artikel werden laut der Studie nur entsorgt, weil es die Marken- oder Patentinhaber so vorschreiben.

      Quelle: Online-Händler entsorgen unnötigerweise 7,5 Millionen Artikel | heise online